Guido Ernst
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Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen urid Herren! Der Aufforderung des Landtags, einen Bericht über die Situation und Perspektiven des Sport und der Sportförderung vorzulegen, ist die Landesregierung nachgekommen. Umfassend ist diese Sammlung allerdings nicht; denn wirsind der Meinung, das, was hier an wenigen Fakten aufgelistet ist, wechselt sich richtig harmonisch mit Allgemeinplätzen ab. Was fehlt, sind
Perspektiven und Ziele; denn diese sind in dem Bericht und in dieser Regierungserklärung sehr rar.
Man muss an der Stelle betonen: Was vor allen Dingen fehlt, ist eine kritische Betrachtung der Thematik. Herr Minister, was Sie in Ihrer Regierungserklärung abgegeben haben, haben wir schon zehnmal gehört. Das ist an anderer Stelle schon mehrfach aufgelistet worden.
·(Beifall bei der CDU)
Der größte Teil steht in dem Bericht. Frei nach dem Motto von Heinz Erhard "und noch 'ne Regierungserklärung'' waren Sie heute sehr wahrscheinlich dran. Deshalb muss man
fast schon Verständnis dafür haben.
Aber Sie haben zum Schluss auch gesagt, es muss im Sport irgendwo diese Übereinstimmung geben. An der Stelle, an der es-sie gibt, will ich sie fairerweise ansprechen. Sie besteht bei uns eindeutig hinsichtlich der Qualität des Sportförderungsgesetzes. Das ist auch mehrfach angesprochen worden. Es erfüllt mittlerweile 25 Jahre schon höchste Ansprüche und reiht sich in das Stakkato guter Vorbilder ein, die andere Bundesländer in früheren Zeiten auch gern kopierteQ.
Meine Damen und Herren, unsere heutige Aufgabe muss es aber auch sein, ·diesen Aushöhlungstendenzen, die in diesem Gesetz manchmal auftauchen, entgegenzutreten. Ich sage, dass zum Beispiel die Sportstätten wieder mehr in den Ferien den Sporttreibenden zur Verfügung gestellt- werden sollen
und nicht immer mit dem Argument oder-vielleicht mit der Ausrede vorzupreschen, Reinigung und Wartung brauchen viel Zeit. Ich denke, da müssen wir gemeinsam etwas versuchen.
Es ist ebenfalls verstärkt festzustellen, dass Vereine vertragliche Vereinbarungen zur Über~ahme von Unterhaltungsmaßnahmen, damit sind Pflege- und Reinigungsarbeiten gemeint, zur Entlastung öffentlicherTräger treffen. Die Landesreg-ierung- das hat sie in einer Kleinen Anfrage getan- beschwichtigt und sagt- das tut sie auch sehr oft-: "Die genaue Zahl zu ermitteln ist mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden."
Das, was in diesen 50 Seiten an statistischen Zahlen steht, steht in ganz krassem Gegensatz zu dem, was von der Landesregierung entsprechend geäußert wird.
Es hätte mit Sicherheit eine zusätzliche Frage, ein Anschreiben genügt, um herauszufinden, wo die Informationsdefizite
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sind. Nein, das will man nicht. Wenn- Sie das so machen, wie wir es gerade vorgeschlagen haben, brauchen Sie auch nicht auf die Frage nach den anfallenden Kosten zum Beispiel bei Pflege- und Reinigungsabeiten zu antworten. Ich zitiere: Die Pflege von Unterhaltungsmaßnahmen erfolgt regelmäßig in Zusammenhang mit der Wahrnehmung eines Ehrenamts. Meine Damen und Herren, diese Interpretation istalles andere als realitätsbezogen. Wer sauber macht, das hat nichts mit Ehreilamt zu tun. So antwortet die Landesregierung auf Kleine Anfragen.
Wenn wir in diesem Zusammenhang von einer Sportförderung sprechen, dann müssen wir auch die Vereine mit den vereinseigenen Sportstätten unterstützen; denn die halten Sportstätten vor, die dem Staat viel Geld einsparen. Hier sind wir wieder einer Meinung. Es gilt, auch die Vereinsstrukturen zu beobachten; denn es stellt sich die Frage, ob in vielen Fäl~ len die Vereine noch Vereine im herkömmlichen Sinn sind oder ob sie sich vielmehr in Richtung Dienstleistungsunternehmen entwickeln. Wir müssen überlegen, ob wir das in der Form mitt_ragen.
Ich komme zum nächsten Thema. Die Sportminister der Länder haben in einem Schreiben an den Bundesfinanzminister die drastischen Kürzungen bei den Investitionen für den Hochleistungssport kritisiert und haben ihn gleichzeitig aufgefordert, den gewonnenen finanzpolitischen Handlungsspielraum auch in der Entwicklung und für die Entwicklung des deutschen Sports zur Verfügung zu stellen. Sie befürchten auch zu Recht, dass Kürzungen im Investitionsbereich einschneidende Auswirkungen auf Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen der Olympiastützpunkte und Leistungszentren haben werden. Ich denke - darin sind wir einer Meinung-, es ist wohltuend festzustellen, dass die Sportministerkonferenz die Finger in die Wunde legt. Bei der Beratung der Sportförderung hat sich gezeigt, der G~samthaushalt des Bundes sinkt um 0,02 %, sprich 100 Millionen DM, während _ die Förderung des Spitzensports um 14% schr~mpft und die Zuwendungen für die Investitionen im Spitzensport sogar um 41,2% gekürzt werden. Ich bi!l auch der Meinung, Haushaltskonsoldierungdort, wo es notwendig ist, aber dann auch bitte im Rahmen des Gesamtkonzepts von den eben erwähnten 0,02%.
Ich hoffe und wünsche, dass das nicht bedeutet, dass die gute Bilanz der Sportler aus Rheinland-Pfalzbei den Olympischen Spielen vielleicht der Höhepunkt für viele Jahre in Zukunft gewesen sein soll. Man muss auch ein bisschen positiv denken; denn da kommt die Gemeinsamkeit aus dem Sport auch ein bisschen her. Ich hd_ffe, dass wir das Beste daraus machen. Das war das Thema ,.Spitzensport".
Was im Breiten- und Freizeitsport vorliegt, sind 600 Millionen DM. Der Minister hat es angedeutet. Diese Zahl ist das, was wir an Anträgsstau im Sportstättenbereich inklusive der
Schwimmbäder vor uns herschieben. Es ist noch schlimmer; denn dieser Stauwird noch größer, die Summe wird höher. Es besteht die Gefahr, dass damit sehr viele Bauwerke aus die
sem Gesamtkomplex Sport herausgebrochen werden. Das sehen wir so. Ich denke, bei diesen Baustellen sind wir alle gefordert. Einige sind im Einsatz, einige lamentieren nur.
Es gibt noch mehr, die aus diesem Gesamtkomplex herausbrechen. Ich darf als nächsten Stein den Schulsport ansprechen, meine Damen und Herren. Einigkeit besteht auch wieder dahin gehend, dass alle die positiven Merkmale, die der Schulsport hervorbringt, von uns genauso zu unterstreichen sind. -Ich will sie gar nicht im Einzelnen auflisten.
Bezüglich der_ aktuellen Zahlen beim Ausfall de~ Schulsp
Wenn man Zeitungsberichten Glauben schenken darf, dann steht auch eine weitere Stunde Sport in der Oberstufe der Gymnasien zur Disposition. Ich denke, das kan_n außer Ihnen wohl vvirklich niemand gutheißen. Vielleicht gibt es niemanden, der es gutheißt. Aber es steht da, und wir müssen damit
umgehen.
-Das wäre schön, Herr Ministerpräsident.
- Ichwerde es Ihnen gleich geben.
(Ministerpräsident Beck: Ich will das wissen, damit man es dementieren kann!} -Was die Äußerung anbetrifft, nehme ich es so zur Kenntnis. Normalerweise müssten Sie aus der Nordkurve noch etwas dazu sagen. Ich denke, Sie_dürfen es auch vom Platz. Ich gehe auch darauf ein. (Vereinzelt Beifall bei der CDU)
Mehr als nur Unverständnis ruft jetzt eine Aussage aus dem Bericht hervor. Ich beziehe michauf Seite 23, jetzt mache ich es ganz konkret. Dort heißt es:.. Im Vollzeitbereich der be
rufsbildenden Schulen ist die Situation im Großen und Ganzen vergleichbar mit der Gymnasialen Oberstufe der allgemein bildenden Schulen."
Wir hatten eben 2,2 % gesag_t. Allerding-s handelt es sich hier um 22,2 % Unterrichtsausfall im nicht erteilten Sportunterricht. Wenn Sie dann sagen, im Großen und Ganzen ist das vergleichbar, dann muss ich wirklich sagen, dann hat das eher mit Blindheit oder- noch klarer- mit bewusster Falschaussage
·zu tun, Herr Minister. Das kann wohl._riichtstimmen: zehntacher Steigerungssatz.
-Nein, glaube ich nicht. Es liegt offen da. Ich weiß auch, wer
unterschrieben hat, also geht es nicht. Das aber in aller Lustigkeit zu_ meinem Vorwurf auch der unkritischen Reflexion zu diesen Dingen.
Meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang muss ich aber auch das Aktionsbündnis Schulsport erwähnen. Das, · was bundesweit als Hilfeschrei von Eltern, Ärzten und auch Vereinen für eine bessere Schulsportlandschaft verstanden worden ist, wird in Rheinland-Pfalz völlig anders interpretiert. Der zuständige Minister- Herr Staatssekretär, jetzt müssen Sie gerade für ihn das auch weitergeben - hat nichts anderes zu tu~, als sofort diesem Bündnis beizutreten, um- wie es so schön beißt- bei der Lösung der Probleme im Schulsport mitzuwirken.
- Herr Kollege Dr. Schiffmann, ans:tatt von Amts ~vegen gegen diesen miser<;~blen Zustand anzugehen, verschanzt er sich alibimäßig hinter dieser Aktion, um letztlich vom eigenen Unvermögen in der Tat abzulenken. Das ist geschickt. Das ist elegant.
- Herr Pörksen, jetzt müssen Sie wieder aufpassen. Gleichzeitig aber ver.vahrt sich genau dieser Minister gegen die Aussage, es bestehe in Rheinland-Pfalzeine Schulsportmisere.
Wenn er sagt, wir haben keine Schulsportmisere, dann frage ich Sie: Wenn ich diese Zahlen nehme- sie sind überall belegbar-, wann muss mari denn von einem Unterrichtsausfall reden, der mindestens dreimal so hoch ist wie in den anderen·
Bereichen?
iV1eine Damen un·d Herren; ich sage Ihnen, dieses Stiefkind
Schulsport mu5s endlich aus dieser Ecke herausgeholt werden. Ich sage auch,_ unter dieser unsoliden Haushaltspolitik, gerade-was den Sport anbetrifft, dürfen unsere Kinder nicht leiden.
Das müsste eigentlich Ihre Zustimmung finden. Es gibt übrigens Untersuchungen, die belegen, dass in der- Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren der Bewegungsumfang von jungen Leuten ini Alter zwischen acht und 18 Jahren um 36% weniger geworden ist. Bewegung - meine Damen und Herren, das steht auch außer Frage - verhindert den schnellen Abbau des Kurzzeitgedächtnisses. Deshalb gebe ich auch den Hinweis für die Landesregierung, be>vegen Sie sich ruhig ein bisschen mehr, damit Sie diese Zahlen nicht so schnell verges
senund auch _etwas mehrfür den Schulsporttun können.
Was unsere Zustimmung wiederum anbetrifft, beinhaltet die die Situation bei_ den Bundesjugendspielen. Ich denke auch, es ist notwendig, dass wir über andere motivierende Krite
_rien, aber auch über andere Rahmenbedingungen nachdenken sollten. Von daher liegen wir auf ei.oer Linie.
. (Pörksen, ·sPD: Das muss man erst einmal können!)
Es geht auch um die sportbetonten Schulen. Wir haben mehrfach auch schon den Standort Mainz als möglichen Standort für ein drittes Sportgymnasium in die Diskussion gebracht. Wir können uns auch in diesem Fallihren Üb§!rlegungen mit anschließen.
Einig sind wir uns auch, was die positiven körperlichen und psychischen Wirkungen einer regelmäßigen und individuell richtig dosierten sportlichen Betätigung anbetrifft. Ich möchte ein Zitat von Professor Dr. Wilder Hallmann an dieser SteiJe bringen. Er ist bekanntlich Präsident des Deutschen Sportärztebundes. Ich zitiere: "Es gibt kein Medikament und keine Maßnahme, die einen VergleichbarenEffekt hat wie das körperliche Training. Gäbe es ein solches Medikament mit solch hervorragender\ Wirkungen und quasi ohne Nebenwirkungen, wäre jeder Arzt gehalten, es zu verschreiben."
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Verbesserungswürdig sehen wir auch den Anteil von Frauen in verantwortlichen Positionen in Vereinen und Verbänden.
-Bitte?
-Ich beziehe mich aufden Bericht.
StaatsministerZuber: Eben!)
-Dort sehen Sie es doch. Ansprechen darf man es. Die Landesregierung- Herr Minister; jetzt müssten Sie eigentlich wieder sagen, das stimmtso-attestiert den Ehrenamtlichen im Sport professionelle und hoch qualifizierte Arbeit. Meine Damen und Herren, dann stellt sich allerdings die Frage, warum Sie die stümperhafte ·Regelung der 630-Drvi-Beschäftigungsverhältnisse nicht professionell abändern wollen.
Herr i'lilinister, das tun Sie. Das erkennt man aus IhremArtikel _aus der.,AZ", den Sie selbst verfasst haben; eigener Bericht, heißt es. Ich zitiere die Überschrift:.,Übungsleiter entlastet. Ehrenamt im Sport nicht versicherungspflichtig." \iveiter heißtes-ich zitiere-:., Übungsleiter im Sport sollen von der Sozialversicherungspflkht befreit werden. Bundesarbeitsminister Riester hat auf eine Initiative aus Rheinland-Pfalz positiv reagiert."
- Genau. Herr Pörksen, was ist wirklich passiert? Jetzt kommt die Aufklärung auch für Sie. Man lernt.gern dazu. Der Bundesarbeitsminister hat dem Herrn Sportminister mitgeteilt, dass er die bisherige Auffassung der Sozialversicherungsträger rechtlich nicht beanstandet.
Von einer Abschaffung der Versicherungspflicht beim Ehrenamt, wie in diesem Artikel vorgegaukelt, war und ist nie die Rede gewesen.
So viel zum Thema.,Ehrliclikeit gegenüber dem Ehrenamt", meine Damen und Herren.
Damit hat sich die Kampagne einmal mehr als das entpuppt, was sie wirklich ist: Ein Werbegag ohne jeglichen Inhalt an dieser Stelle.
Meine Damen und Herren, es ist und bleibt ein Skandal ers
ten Ranges, dass sich Vorstände und Sportvereine. mehr rriit Steuer- und Sozialversicherungsrecht befassen müssen als mit der eigentlichen Aufgabe, nämlich Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Sportbetrieb zu ermöglichen; denn Sie, meine Damen und Herren von SPD und F.D.P., haben vor einem Jahr Ihren Entschließungsantrag zum Landeshaushaltsgesetz an die Landesregierung damit begründet, dass sie sich weiter dafür einsetzen soll, dass ein ehrenamtsfreundlicher Vollzug des 630-DM-Gesetzes gewährl~istet ist und der für ehrenamtlich geführte Vereine unzumutbare Verwaltungsaufwand beseitigt wird.
·Diese Forderung feiert bald zweijähriges Jubiläum. Also können Sie schon wieder Blumen kaufen für diese Nummer.
Wir ~verden Innen von unserer Seite aus in den nächsten Tagen eine eigene Gesetzesinitiative zur Vereinsbesteuerung vorstellen, die Sie als Gesetz im Bundesrat einbringen sollen.
. (Glocke des Präsidenten- Pörksen, SPD: Ha, ha, ha!)
Diese Reform der Vereinsbesteuerung soll sich auf folgende Punkte erstr-ecken- Herr Präsident, ich komme zum Schluss-:
keine Sozialversicherungspflicht mehr für ehrenamtlich aktive Bürger und
Erhöhung der Freibeträge. und_ Freigrenzen für Vereine nach der Abgabenordnung, dem Körperschafts- und dem Umsatzsteuergesetz.
Wir sind sicher - Sie haben das mit Ihrer Unzufriedenheit in schriftlicher Form und, wie auch immer, in Gesprächen doku
mentiert-.- dass mit diesen Lösungsvorschlägen eine erhebliche Verbesserung.für die Arbeit in den Vereinen eintritt. Sie müssten jetzt nur über Ihren Schatten springen und die~e Initiative untcrstüt;zen oder - das ist die andere Alternative noch vier Monate Geduld aufbringen.
Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen Ur)d Herren! Herr Minister Zuber, aus Gründen der Fairness möchte ich klarstellen, dass eine Überschrift nicht von Ihnen beeinflusst werden kann. Wenn ich einen eigenen Bericht aus-Ihrem Hause, Herr Minister Zuber, zitiere, in dem steht, der Bundesarbeitsminister habe auf eine Initiative aus Rheinland-Pfalzpositiv reagiert, so gehe ich einmal davon aus, dass dies so ist.
Ich habe das Schreiben von Bundesarbeitsminister Riester vorliegen, aus dem ich ebenfalls zitieren möchte. Darin steht:
"Hierzu muss ich aber darauf hinweisen, dass das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung gegenüber den Spit
zenverbänden nicht weisungsbefugt ist und bei der. Auslegung der Sozialgesetze nicht an Vorgaben gebunden ist."
Das heißt, zur klaren Feststellung muss noch gesagt werden,
. 'wenn darin steht, das Ehrenamt im Sport sei nicht versiche
rungspflichtig, was von Innenminister Zuber so gesagt wurde,
dann istdies nicht korrekt. Das wollte ich nur darstellen:
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Ausschuss -für
Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung hat in seiner Sitzung am 31. August den Antrag äer Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/5529 - und dem Alternativantrag der Fraktion der SPD- Drucksache 13/5600- beraten.
Der Ausschuss hat mit den Stimmen der Vertreter der Frak
tion der SPD und der Fraktion der F.D.P. bei Stimmenthaltung der Vertreter der Fraktion der CDU gegen die Stimmen des Vertreters der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, dem Landtag die Ablehnung des Antrags der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/5600- zu empfehlen.
Der Ausschuss hat auch gegen die Stimmen der Vertreter der Fraktion der CDU bei Stimmenthaltung des Vertreters der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, dem Landtag die Annahme des Alternativantrags der Fraktion der SPD - Drucksache 13/5600- zu empfehlen.
Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir einige Anmerkungen zu unserer Großen Anfrage "Lehrerbelastung durch Gewalt an Schulen". Wenn man sich umschaut, könnte es auch heißen: Keine Rednerbelastung durch allzu großes Plenum.
Mit großer Verwunderung haben wir deshalb die Antwort der Landesregierung auf unsere Frage gelesen.~ Ich zitiere:
.. Der Landesregierung liegen weder eindeutige statistische Daten noch empirisch und soziologisch ·gesicherte Erkenntnisse über eine Zunahme von Gewalt an Schulen vor."
·(staatsminister Prof. Dr. Zöllner:
Das ist richtig!)
M_eine Damen und Herren, da reicht meistens schon ein Blick auf den Schulhof in der Pause.
Verwundert sind wir auch über die Antwort auf die nächste Frage, welche Projekte und ·Maßnahmen _seit dem Erstellen des Konzepts- zur Prävention von Gewalt und Extremismus an Schulen gelaufen bzw. umgesetzt wurden. Eine Abstimmung oder gar ein Konzept der Landesregierung wird auch hier leider nicht deutlich.
Meine Damen und Herren, Herr Kollege Schmidt, Hilfen für die schuleigene Konzeptentwicklung werden vorgeschlagen. Herr Minister, aber bisher gibt es zum Beispiel keine zusätzlich genehmigten Entlastungsstunden für Beratungslehrer.
Sogar die kleinste Zahl ist aus meiner Sicht und aus Sicht meiner Fraktion noch zu groß. Wenn nun noch - wie· geplant kleiner,e Beratungsstellen zu Beratungszentren zusammengelegt werden ~ bei gleichbleibender Personalversorgung wohlgemerkt-, ist die Beratung erst recht unbefriedigend.
· (Beifall bei der CDU)
· Aus den Antworten zur Aus- und Fortbildung entnehme ich lediglich, dass im Studium in Ansätzen eine Vorbereitung von Lehrerinnen und Lehrern auf die Auseinandersetzung mit Gewalt ·in der Schule erfolgt, das heißt, eine praxisnahe und gezielte Begleitung gibt es nicht.
Modellprojekte und Fortbildungsmaßnahmen können immer nur von einigen wenigen Interessierten wahrgenommen werden, und bezogen auf die Anzahl der Lehrer sind das mehr
_ oder weniger Alibiveranstaltungen. Die Angebote werden
zudem~ ich glaube, auch da sind wir einer Meinung- nur vo.n den Lehrern wahrgenommen; die sich sowieso schon offen und offensiv mit dem Thema.,Gewalt" auseinander setzen. Von den tatsächlich hilfsbedürftigen Lehrern dürften sich die
wenigsten von sich aus dazu entschließen, eine entSprechende Fortbildung zu besuchen.
Weiter fällt in den Antworten der Landesregierung auf, dass vieles- in Anführungszeichen- angedacht, erstmals durchgeführt bzw. erst auf Nachfrage angeboten wurde oder lediglich als flankierende Maßnahme möglich ist. Eine Systematik oder ein zielgerichtetes Vorgehen im Hinblick auf flächendeckende oder wirkungsvolle Begleitung der Lehrerschaft ist leider nicht erkennbar. Was es gibt, sind lediglich spezielle Unterthemen, die in einem Seminarangebot zwar. auftauchen, das allerdings- das habe ich eben schon einmal in anderem Zusammenhang erwähnt- ebenfalls für einen sehr· begrenzten Teilnehmerkreis angeboten wird.
Die CDU-Fraktion fordert deshalb, Fortbildungen zu Gewaltprävention, Konfliktlösungsstrategien und Deeskalationstraining - Herr Minister, jetzt kommt es erst- flächendeckend in den Schulen- dies kann unserer Meinung nach auch schulintern erfolgen - für und mit dem gesamten Lehrerpersonal durchzuführen.
Was hier passiert, ist auch von Vorteil, weil es nämlich gerade bei den schulinternen Fortbildungen auch die Besonderheiten der einzelnen Schule zu berücksichtigeng ilt.
Meine Damen und Herren, außerd~m -·dies ist meine feste Überzeugung - ist es möglich, festzustellen - dies ist in der Antwort leider nicht herausgekommen-, wie viel-Unterrichtsausfall auf krankheitsbedingtes Fehlen von Lehrkräften zurückzuführen ist. Man gewinnt den Eindruck - ich sage dies bewusst -, dass die Landesregierung vielleicht neues Datenmaterialgar nicht veröffentlichen will.
'Meine Damen und Herren, das, was aus den Veröffentlichungen hervorgeht, klingt trotzdem besorgniserregend; denn erstens zeigt die' Anzahl der Frühpensionierungen wegen Dienstunfähigkeit bei Lehrern, dass kaum noch ein Lehrer in Rheinland-Pfalz mit Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze aus dem Dienst ausscheidet. Zweitens, 60 % aller Lehrer des
_ Landes scheiden vor Vollendung des 60. Lebensjahres aus dem Schuldienst aus. Fast ein Fünftel aller Lehrer des Landes sind noch keine 55 Jahre alt, wenn sie die Schule verlassen. ·Da
einer krankheitsbedingten Frühpensionierung meist auch eine Krankheitsgeschichte und entsprechende Fehlzeiten vorausgehen, ist - an diesem Phänomen nachvollziehbar- eine nicht unerhebliche Ursache für den hohen Unterrichtsausfall · an unseren Schulen zu suchen.
Als häufig ausschlaggebend für eine vorzeitige Ruhestands
versetzung im Schulbereich wird eine besondere Anfälligkeit bei Lehrkräften für psychiatrische, neurologische und psychosomatische Erkrankungen angesehen. Wenn hier di~ Fürsorgepflicht angesprochen wird - Herr Präsident, damit komme ich zum Schluss-, dann muss auch die Landesregierung, kon
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kret Sie, Herr Minister, und lh.r Ministerium, dieser Fürsorgepflicht nachkommen. Ich denke, auch das isf unstrittig.
Wenn dann noch Bewegung als probates Mittel gegen angestaute Aggressionen anerkann~ ist, dann stellt sich natürlich
· auch die Frage näch dem nicht erteilten Sportunterricht in den letzten Jahren.
Abschließend möchte ich nochmals unsere Forderung verdeutlichen: Wir werden sicherlich nicht oder hoffentlich nicht weit bei dieser Forderung auseinander liegen, dass nämlich erstens im Studium, zweitens in d~r Referendarzeit und vor allen Dingen in der langen Zeit, in der Lehrerinnen und Leh
rer im Schulalltag aktiv sind,
der gesamte Themen~ereich der Gewalt intensiver behandelt werden muss.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich empfinde es als peinlich, wie Wochenende für Wochenende Versprechungen gemacht werden. Dies_er Satz stammt nicht von mir, aber ich-teile die Ansicht des Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Manfred ·von Richthofen, zum Thema
"Ehrenamt im Breitensport".
Meine Damen und Herren: klar ist, das Ehrenamt lebt von Ta
ten und nicht von' Worten. Wie sieht die ·Situation im Sp~rt
und 'im Ehrenamt aus?
(Pörksen, SPD: Jetztzitieren Sie einmal - Herrn Sterzenbach ! Meine Damen und Herren, 50% aller Mitglieder in deutschen Sportvereinen nehmen r~ur noch passiv am Vereinsleben ihrer Sportvereinigung teil. So lautet die Aussage des Hamburger Soziologen Professor Klaus Heinemann. (Staatsminister Zuber: Die Schuld der Landesregierung von Rheinland-Pfalz!)
Die Vorstände von Vereinen sind immer schwieriger zu beset
zen. Jugendliche - wenn sie ein Ehrenamt bekleiden und übernehmen- tun dies nur über einen begrenztenZeitraum.
Zur Ursachenforschung möchte ich zuerst einmal die. Taten unserer Landesregierung beleuchten. Im Juni 1998 habe ich die Landesregierung _gef~agt: Wer ist in Gebietskörperschaf-· ten für den Sport zuständig? Gibt E!S Adressenlisten? Ist die
Landesregierungper Auffassung, dass eine landesweite Erhebung über Ansprechpartner sinnvoll ist?- Der Grundtenor aller Antworten; aufwendige Umfragen sind im Hinblick auf den not~enigen Zeit- und Arbeitsaufvyand nicht zeitgemäß. Die Adressenliste zentral zu erfassen, sei mit zu gr_oßem Aufwand verbunden. Außerdem funktioniere die Vereinsberatung ausgezeichnet. Punkt.
Meine Damen und Herren, jetzt mehr als ein Jahr danach ver
schafft sich ·die Landesregierung diese Datengrundlage auf zweifelhaftellJ-Weg mit einer. gigantischen steuerfinanzierten Umfrage, die: dann Gn,mdlage einer Werbekampagne in
_ diesem Vorwahljahr sein solL jetZt plötzlich ist der Aufwand nicht mehr zu groß. Jetzt ist Aktionismus Trumpf.
Eirie Hilfe wäre es, die Vereine von bürokratischem Aufwand.
und Nebenkosten zu entlasten.
(Beifall bei der CDU- ··
Pörksen, SPD: Eine schöne Sonntagsrede! Wir haben Donnerstag, nicht Sonntag!}
Unglaublich ist in diesem Zusammenhang:. Den Befragten wurde bei di_eser Erhebung nicht einmal Gelegenheit gege
ben, Forderungen und Ideen zu äußern.
Meine Damen und Herren, auch alle bisherigen Anträge der CDU-Fraktion im Landtag zur Förderung des Ehrenamtes sind
VOfl SPD und F.D.P. abgelehnt worden.
(Pörkse!'_l, SPD: Quark!}. So wird es auch unserem Haushaltsbegleitantrag zu Schulungs- und Qualifikationsmaßnahmen für ehrenamtliche Tätigkeiten mit Sicherheit gehen. - (Pörksen, SPp: Sind Sie Hellseher?)
-Allerdings hat derdie große Chance- Herr Pörksen, jetzt hö
ren Sie zu-,
in nicht allzu ferner Zeit von Ihnen als der Vorschlag schlecht
. hin aufgegriffen zu werden.
. (Pörksen, SPD: Von mir?)
Dann werden nur die Worte "Ehrenamtliche Tätigkeit" um
formuliert in "Tätigkeit im Ehrenamt", und schon ist e.ine ureigenste SPD-Idee geboren.
--(Beifall bei der CDU
Pörksen, SPD: Sie haben Fantasie!)
Meine Damen und Herren, ebenso-dringend muss in diesem · Haus auch über Veränderungen in der Vereinsbesteuerung
nachgedac~t werden, Dieses Steuerrecht ist nun einm-al voller Sonderregelungert und legaler Schlupflöcher, die nur wenigen Fachleuten bekannt sind. Ich frage Sie: Kann dies den eh
renamtlichen Vorstandsmitgliedern überha~pt noch länger zugemutet werden?
(Pörksen, SPD: Haben Sie bei meiner Rede zugehört? Da waren Sie
noch gar nicht da!}
ETne Katastrophe schlechthin ist die Situation bei den 630DM-Beschäftigungsverhältniseri im Sport. Völlig unwissend gibt sich der Sportminister dieses Landes in seiner Antwort
au~ meine Kleine Anfr
überall Sportvereine und Sportverbände Alarm schlagen, sieht die rheinland-pfälzische Landesreg!erung keine Gefahr für den Sport in Rheinland-Pfalz.
Herr lnnenminister, sicher haben sie gedacht, für die Opposi"
tion ist die Antwort gut genug. Aber haben nicht auch unsere Sportvereine Anspruch auf ehrliche Antworten?
Wie sollen Vereine in Zukunft überhaupt noch Mitarbeiter finden, die zum einen ehrenamtlich ihre Freizeit opfern, dafür noch vom Staat zur Kasse gebeten und dazu als Vorstände auch noch aufgrund der immer bürokratischer werdenden gesetzlichen Vorgaben persönlich im Risiko stehen? So droht in der Tat ein wichtiger Eckpfeiler des Ehrenamts wegzubrechen. Das kann mit Sicherheit nicht so gewollt sein. bennoch
· · tutdie SPD alles, damitdas so kommt.
Für die weitere· Zukunft stellt sich die Frage, ob ein Verein. überhaupt noch ein Verein oder vielmehr ein Dienstleistungsunternehmen sein wird. Die Sport treibende Bevölkerung wird sich überlegen, ob. sie bei kommerziellen Anbietern nicht ein individuelleres Programm, allerdings dann für einen wesentlich höheren Beitrag, erhält.
Die sozialen Aufgaben, vor ailen Dingen die Einbindung un
serer Jugendlichen, bleiben ·so mehr und mehr auf der Strecke.
Meine Damen und Herren, mit dieser Neuregelung zum 630DM-Gesetz tritt die Landesregierung dem Ehrenamt-die Füße weg, statt ihm auf den sicheren Stand zu verhelfen.
ThemenwechseL Meine Fraktion hat früh ihre Position ·zum Staatsziel Sport in der Landesverfassung bezogen. Der Sport soll als Staatsziel in unserer Verfassung aufgenommen werden. Dies entspricht der Roile· des Sports im gesellschaftlichen Leben und spiegeltdamit die Verfassungswirklichkeit wider.
Meine Damen und Herren, in. Zukunft muss auch die kosten
freie Nutzung der öffentlichen Sport-, Spiel- und Freizeitein.: richtungen sichergestellt bleiben. Wenn ich mir die Antwort des lnn'enministeriums auf die Frage vornehme, wie hoch die anfallenden Kosten für Unterhaltungsmaßnahmen sind, wo sich mittlerweile doch schon ei~e beträchtliche Zahl von Institutionen berejt erklärt hat, so heißt es dort- ich zitiere-:.. Die Übernahme von. Unterhaltungsmaßnahmen, zum Beispiel
Pflege- und Reinigungsarbeiten, erfolgt regelmäßig im Zu
sammenhang mitder Wahrnehmung eines Ehrenamts."
Meine Damen und Herren, wenn ich das lese, kann einem schon Angst und Bange werden.
Der Sportförderung stehen bundesweit Kürzungen in!j Haus. Ich sehe auch beim Ausfall des Schulsports, der um ein Vielfaches größer ist als der ebenfalls nicht geringe_ normale Unterrichtsausfall, Probleme bei Talentsichtung und Talentförderung.
Meihe Damen unl Herren, allerdings - dies sage ich in aller Klarheit, und damit komme ich zum Schluss- können Hilfen nicht nur mit Geld gleiChgesetzt werden. Es muss vor allem i~
den Köpfen der Menschen die Einstellung zu ehrenamtlicher Tätigkeit erreicht werden. Für die· anderen sich einsetzen·,
sich für eine Sache engagieren, das ist eigentlich die Aufgabe für uns alle.
Vielen Dank.