Protokoll der Sitzung vom 05.05.2010

(Zuruf von der CDU: Es wird nicht mehr besser! – Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren!

(Zuruf von der CDU: Jetzt kommt die Entschuldi gung! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Der Untertan!)

In der Tat sind die Lehrerinnen und Lehrer entweder Beamte oder Nichtbeamte. Sie sind der Verfassung und den Gesetzen unterworfen, Herr Kluck, und nicht einer Partei. Sind wir uns da einig?

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Völlig abwegige Unterstellung!)

Herr Schebesta, ich finde es toll, dass Sie gestern mit Herrn Bosch ein gutes Gespräch geführt haben.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Da hat er sich getraut!)

Jetzt spitze ich pointiert zu, damit Ihnen klar wird, was ich meine. Offensichtlich gibt es bei dieser Veranstaltung mit ei nem Vertreter der CDU keine vorhergehenden Hinweise. Bei einer Veranstaltung mit der SPD – es war eine Veranstaltung der ältesten demokratischen Partei in diesem Land –

(Abg. Claus Schmiedel SPD: So sieht es aus! – Zu ruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

bekommt der Lehrer einen Hinweis, er solle aufpassen, was er sagt.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Das war eine Veran staltung einer Schule!)

Er wird damit eindeutig reglementiert. Dies halte ich für in akzeptabel.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Das war eine Veranstaltung einer Schule! Sie haben gar keine Ahnung!)

Frau Arnold, vielen Dank, wenn Sie mir zustimmen.

Deswegen geht es nicht darum, ob wir im 19., 20. oder 21. Jahr hundert sind. Dies ist konkret erst kürzlich passiert, Frau Schick. Darum geht es. Sie haben sich nicht dazu geäußert, ob Sie eine solche Vorgehensweise für gerechtfertigt halten oder nicht.

Ich kann Ihnen sagen: Dieser Lehrer, den ich sehr gut kenne, ist kein Schulleiter. Er ist ein sehr engagierter Lehrer, der sich für seine Schülerinnen und Schüler in der Hauptschule ein setzt. Er setzt sich für sie ein und versucht das Beste.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Warum wollen Sie ihm das abgewöhnen?)

Dieser Lehrer hat andere schulische Vorstellungen. Dafür wird er von Ihrer Verwaltung angerufen und „belehrt“. Darum geht es. Dies ist nach unserem Staatsverständnis nicht zu akzeptie ren, und das sollte eigentlich auch nach Ihrem Staatsverständ nis so sein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, es liegen keine Wortmeldungen mehr vor. Der Antrag ist durch die Aussprache erledigt. Es handelt sich um einen reinen Berichtsantrag. – Sie stimmen dem zu. Es ist so be schlossen.

Damit ist Punkt 6 der Tagesordnung erledigt.

Ich rufe Punkt 7 der Tagesordnung auf:

a) Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des

Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst – Vollständiger Ersatz der durch die neue Geschwister regelung bei der Befreiung von den Studiengebühren entstandenen Einnahmeausfälle an unseren Hochschu len – Drucksache 14/4115

b) Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des

Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst – Sachstand Studiengebühren im Sommersemester 2009 – Drucksache 14/4469

Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Be gründung zu a und b fünf Minuten und für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Stober für die Fraktion der SPD.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute eigentlich über drei Themenbereiche zu diskutieren: über den Sinn und Unsinn von Studiengebühren, über ihre Verwendung und über die Vertragstreue der Landesregierung bezüglich ihres Soli darpakts mit den Hochschulen.

Ich beginne mit dem letzten Thema. Am 2. März 2007 hat die Landesregierung für die Jahre 2007 bis 2014 den sogenann ten Solidarpakt II mit den baden-württembergischen Hoch schulen – ich habe ihn hier vorliegen – abgeschlossen. Ich zi tiere aus diesem Solidarpakt II. In Ziffer 1.2 ist zu lesen:

Während der Laufzeit der Vereinbarung werden keine weiteren Kürzungen, Stelleneinsparungen und sonstige Haushaltssperren (einschließlich Stellenbesetzungssper ren) erfolgen.

In Ziffer 2 – Studiengebühren – heißt es:

Die auf der Grundlage des Landeshochschulgebührenge setzes in der Fassung vom 19. 12. 2005

darauf kommt es an –

von den Hochschulen und Berufsakademien vereinnahm ten Studiengebühren stehen diesen zweckgebunden für die Erfüllung ihrer Aufgaben in Studium und Lehre zur Ver fügung.

Ich muss feststellen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Das Landeshochschulgebührengesetz wurde seitdem durch die Einführung der Geschwisterregelung verändert. Den Hoch schulen sind dadurch durchschnittlich 26 % ihrer Einnahmen aus Studiengebühren weggefallen; an einzelnen Hochschulen waren es gar bis zu 45 %.

(Abg. Winfried Scheuermann CDU: Ihr wolltet doch gar keine Studiengebühren!)

In der Summe haben die Hochschulen in Baden-Württemberg dadurch im Jahr 60 Millionen € weniger zur Verfügung.

Ich kann daher nur sagen: Sie haben den Solidarpakt mit un seren baden-württembergischen Hochschulen gebrochen, so, wie Sie im Lauf dieser Legislaturperiode viele Zusagen und Versprechungen gebrochen haben.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Quatsch!)

Die richtige Konsequenz aus der Geschwisterregelung – der auch wir, wenn auch mit einer etwas anderen Zielrichtung als Sie, hier im Landtag zugestimmt hatten –

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie sind doch ge gen Studiengebühren!)

wäre daher gewesen, diesen Einnahmeausfall auszugleichen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist doch Heu chelei! Sie sind doch prinzipiell dagegen! – Abg. Ha gen Kluck FDP/DVP: Sie wollen doch überhaupt kei ne Studiengebühren!)

Lassen Sie mich doch erst einmal ausreden, lieber Kollege.

Dass das verheerende Auswirkungen auf die Haushalte unse rer Hochschulen hatte, lässt sich nicht leugnen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Warum sind Sie denn für die Abschaffung?)

Ich nenne hier nur das Beispiel der PH Heidelberg, die nach Bekanntwerden dieser Zahlen – für die PH Heidelberg führt die Geschwisterregelung zu Einnahmeverlusten in Höhe von 1,2 Millionen € pro Haushaltsjahr – eine Haushaltssperre ver hängen musste.

Sie behaupten in solchen Situationen immer, die Fehler hät ten die anderen gemacht, und geben den Schwarzen Peter nach unten weiter. Ich frage aber: Sind es denn immer nur die an deren, die schuld sind, oder hat der „schwarze Peter“, hier mit dem Nachnamen Frankenberg, nicht selbst einen großen Feh ler gemacht, indem er unsere Hochschulen mit diesen Milli onenkürzungen im Regen stehen lässt?

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Was soll denn diese billige Polemik? Das ist doch kein Sachargument!)