Sehr geehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Frau Ministerin! Ich habe eine Frage zu den Musikhochschulen. Wir hatten das Thema Musikhochschulen ja auf der Tagesordnung der Sit zung vom 25. September. Damals ist dieser Tagesordnungs punkt gegen den Willen der Opposition von der Tagesordnung genommen worden. Wir hatten also in dieser Sitzung keine Gelegenheit, nach dem aktuellen Stand der Reform, die Sie ins Auge gefasst haben, zu fragen. Auch im Haushaltsplanent wurf können wir keine Änderungen bei den Haushaltsansät zen für die Musikhochschulen erkennen.
Im Bericht zum Staatshaushaltsplan verweisen Sie auch auf das für den 17. November vorgesehene Abschlussforum. Mög licherweise wollen Sie dort die Öffentlichkeit darüber infor mieren, zu welchem Schluss Sie gekommen sind.
Andererseits nehmen wir Medienberichte zur Kenntnis, nach denen der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Herr Schmiedel, ex klusiv den Bürgermeister von Trossingen informiert, dass der Bereich der Schulmusik an der Musikhochschule Trossingen verbleiben könne. Wir lesen sogar, dass an allen Musikhoch
Deswegen meine Frage: Sehen Sie sich vielleicht in der La ge, uns heute, wenige Tage vor dem 17. November, an dem Sie uns allen verraten wollen, zu welchem Schluss Sie bei die ser Diskussion, die inzwischen anderthalb Jahre währt, ge kommen sind, hier im Parlament darüber aufzuklären, was Sie mit den Musikhochschulen vorhaben?
Die zweite Frage: Gibt es noch weitere partielle und exklusi ve Informationen von Bürgermeistern oder Musikhochschul rektoren, von denen wir hier im Landtag keine Ahnung ha ben? Es wäre sehr nett, wenn Sie uns hier auch informieren würden. Ich kann doch davon ausgehen, dass Sie jetzt Be scheid wissen und dass es eigentlich korrekt wäre, auch uns hier in diesem Haus zu informieren.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr verehrte Da men und Herren Abgeordnete! Angesichts des überbordenden Interesses an diesem Thema könnten wir es vielleicht – –
Genau. Vielleicht verstehen Sie, wenn ich Sie um etwas Ver ständnis dafür bitte, dass ich die Rede, die ich am Montag kommender Woche im Zusammenhang mit der Abschlussver anstaltung halten möchte – Sie haben die Einladung hoffent lich erhalten; falls nicht, sind hier noch welche zu haben –, heute hier nicht halten möchte. Denn sonst müsste ich es am Montag nicht mehr tun.
Die Tipps nehme ich gern individuell entgegen. Aber Sie müssen schon verstehen, dass wir bei dem Zeitablauf bleiben werden, der geplant, mit den Musikhochschulen vereinbart und verkündet worden ist. Deshalb werden wir die Ergebnis se des Dialogprozesses „Zukunftskonferenz Musikhochschu len“ am Montag der Öffentlichkeit vorstellen und nicht heu te.
Wenn es zu diesem Thema in letzter Zeit einige Telefonate zwischen Herrn Schmiedel und einem oder mehreren Bürger meistern gab, sollte man Herrn Schmiedel dazu fragen. Es liegt nicht in meiner Hand, zu beurteilen, welche Einzelge spräche es mit Bürgermeistern gab oder gibt. Aber ich glau be, auch Sie kennen das aus dem politischen Geschäft. Es kommt vor, dass sie einen hin und wieder anrufen und einen Zwischenstand wissen wollen, und dann muss man schauen, wie man damit korrekt umgeht.
Deswegen kann ich das nicht kommentieren. Ich bin immer noch im Gespräch mit den Rektoren der Musikhochschulen,
wie wir die Vereinbarung konsentieren; deswegen kann ich Ihnen im laufenden Regierungshandeln vorab keine Berichte zu dem geben, was wir am Montag besprechen werden.
Das war auch der Grund, warum wir nach einer ausführlichen Anhörung, die wir im Juli dieses Jahres hier im Landtag hat ten, in der wir ausführlich die verschiedenen Positionen der Musikhochschulen und der verschiedenen Gruppenvertreter – auch von außerhalb Baden-Württembergs – diskutiert ha ben, nicht im September schon wieder einen Zwischenstand mitgeteilt haben, sondern auch ein wenig Zeit gegeben haben, alles zu besprechen und zu verarbeiten, sodass es in ein End produkt für das weitere Vorgehen fließen kann, das möglichst breit getragen ist.
Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wir am Montag der Öf fentlichkeit ein tragfähiges, ambitioniertes Konzept vorstel len können, das zeigt, dass der intensive Diskussionsprozess, den wir aufgesetzt haben und der seit einem halben Jahr läuft, sich bewährt und sich gelohnt hat. Wir reden heute über die Herausforderungen und die Aufgaben der Musikhochschulen anders, als es vor über einem Jahr noch der Fall gewesen ist.
Das ist gut. Zu welchen Schlussfolgerungen wir gemeinsam gekommen sind, wird Gegenstand der Gespräche in der nächs ten Woche sein.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Frau Ministerin, ich habe in der letzten Zeit sehr viele Rückmeldungen hinsichtlich des Prozesses, der angestoßen wurde, was die Neustrukturierung und die Umgestaltung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg betrifft, bekom men. Meines Wissens ist es das erste Mal, dass das in dieser Form stattgefunden hat. Die Rückmeldungen der an diesen fünf Symposien und Fachforen Beteiligten waren durchweg positiv.
Wie bewerten Sie diesen Prozess? Denn Sie müssen Schlüs se daraus ziehen und daraus künftige Handlungsmaximen ent wickeln. Wie sieht dieser Prozess aus Ihrer Sicht aus?
In der Tat sind auch die Rückmeldungen, die ich erhalte, weit überwiegend positiv. Ich finde, der erste Beleg ist, dass über diese fünf Konferenzen hinweg wirklich eine hohe Beteiligung vorhanden war und ein hoher Anteil der Stu dierenden und der Hochschulcommunity, aber auch der Öf fentlichkeit an den Debatten teilgenommen hat. Das zeigt, dass es spannende Fragen waren, die wir aufgeworfen haben.
Ich bekomme auch die Rückmeldung, dass schon heute in den Musikhochschulen ein Prozess eingesetzt hat, gemeinsam da rüber nachzudenken, wohin man sich entwickeln will. Das ist meines Erachtens ein bisschen vergleichbar mit den Debatten um die Exzellenzinitiative, bei der man gesehen hat, dass ein Prozess angestoßen worden ist, in dessen Rahmen sich die Hochschulgemeinschaft als Ganzes überlegt: Wer sind wir, welche Aufgaben haben wir, und worauf wollen wir uns ver
Ich finde auch, dass wir bei den verschiedenen Konferenzen an einigen Punkten durchaus einen Konsens erzielt haben, was die künftigen Aufgaben und Herausforderungen angeht.
Ich möchte einmal ein Beispiel nennen. Es besteht Überein stimmung darin, dass sich das gesellschaftliche Umfeld in den letzten Jahrzehnten – wir reden über längere Zeiträume – ge wandelt hat und dass wir heute weniger feste Stellen in Chö ren und Orchestern vorfinden. Die Studierenden bzw. die Ab solventen der Musikhochschulen müssen sich heute stärker als früher mit dem Thema Freiberuflichkeit auskennen, sie müssen damit klarkommen. Viele von ihnen müssen verschie dene Standbeine miteinander in Übereinstimmung bringen. Deswegen ist das Thema Freiberuflichkeit in den Curricula, in der Ausbildung, in dem Studium an den Musikhochschu len fester zu verankern. Es besteht Übereinkunft zwischen al len, dass man da mehr tun muss.
Ein weiterer Konsens, der sich herauskristallisiert hat, ist, dass es wichtig ist, weniger als vielleicht bislang die Solistin oder den Solisten als die klassische Absolventin oder den klassi schen Absolventen einer Musikhochschule im Blick zu haben und sehr viel stärker auf Ensemble- oder Orchesterspiel im Allgemeinen vorzubereiten. Dafür braucht man eine etwas an ders gelagerte Qualifikation. Die Themen „Pädagogik und Di daktik der Musikvermittlung“ insgesamt müssen eine größe re Rolle spielen, weil das die Felder sind, in denen heute ein größerer Anteil der Absolventen Beschäftigung finden wird.
Es ist in den Konferenzen auch sehr deutlich geworden, dass es Bereiche gibt, die in ihrer Bedeutung immer weiter wach sen. Ein wichtiges Stichwort war die professionelle Anleitung und Begleitung des Bereichs Amateurmusik, also Chorleitung, Ensembleleitung als eigene Tätigkeitsfelder. Das ist von wach sender Bedeutung. Auch das ist ein Ergebnis, das wir in den Fachkonferenzen festhalten konnten.
Ein weiteres Thema, das auch verschiedene Konferenzen durch zogen hat, ist die Frage: Wie gehen wir mit dem Thema Inter kulturalität um? Eine Musikhochschule ist ein hochgradig in ternationaler Ort. Musik als weltverbindende Angelegenheit kann man dort in einer besonderen Art und Weise leben, aber man muss das auch mit Inhalten füllen. Deswegen ist der An spruch, Interkulturalität als Konzept in den Musikhochschu len besser zu verankern, inklusive der Thematik Sprachkom petenz. Kommunikationskompetenz der Studierenden unter einander und mit ihrem Lehrkörper spielt eine Rolle und wird sich auch in den Schlussfolgerungen niederschlagen.
Das waren ein paar Beispiele, um zu beleuchten, dass es vie le gemeinsame Einsichten in das gibt, worüber wir künftig verstärkt nachdenken müssen.
Es gibt meines Erachtens auch die gemeinsame Einschätzung, dass wir dann, wenn wir unsere kleinen Musikhochschulen – das ist ja eine Besonderheit der baden-württembergischen Mu sikhochschullandschaft; mit fünf Musikhochschulen haben wir mehr als andere Länder – mit ihren vergleichsweise klei nen Einheiten sichtbar machen und zukunftsfähig aufstellen wollen, um in den Kategorien von Exzellenz nachzudenken, nicht an jedem Standort alles machen können, sondern ver
stärkt auf Profilbildung, auf das Herausarbeiten der eigenen Stärke, auf das Zusammenarbeiten im Sinne von mehr Ar beitsteilung setzen müssen. Auch das hat sich als Erkenntnis durchgesetzt. Das baut – das ist eine wichtige Einschätzung – auf der Erkenntnis auf, dass jede Musikhochschule so etwas wie einen Kern haben muss, der an jedem Standort unverrück bar vorgehalten wird.
Frau Ministerin, schon in der Kunst konzeption steht der Auftrag, dass die Musikhochschulen Pro file ausbilden sollen. Ich freue mich wirklich, dass das Minis terium jetzt eine eineinhalbjährige Fortbildung hinter sich hat. Diese ganzen Foren waren ja ein ziemlich teurer Prozess. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich habe das Gefühl, Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht. Sie haben im Sommer 2013 im Anschluss an die Empfehlung des Rechnungshofs, wie man in Zukunft mit den Musikhochschulen verfahren sollte, einen Vorschlag gemacht und damit eine ziemliche Bauchlandung hingelegt. Dann kamen Sie auf die Idee, diese Foren einzu richten.
Ich muss Ihnen sagen: Diese Foren waren nicht immer so toll. In Freiburg sollte es um die Schulmusik gehen. Es ging aber überhaupt nicht darum. Der Unmut war sehr groß. Dem ers ten Forum in Mannheim wurde eindeutig bescheinigt, dass es am Thema vorbeigegangen sei. Ich würde deshalb sagen, dass Sie sich dessen nicht unbedingt so rühmen sollten. Ich muss hier für die CDU ausdrücklich Unmut artikulieren, denn im Grunde waren es Showveranstaltungen, die Sie da gemacht haben. Sie lassen sich dort vortragen – natürlich in aller Öf fentlichkeit –, aber Entscheidungen werden dann hinter ver schlossenen Türen gefällt.
Wenn Sie sich hier jetzt damit herausreden, dass Herr Schmie del Ergebnisse des Regierungshandelns verkündet, und Sie mir nicht darauf antworten können, wie das zustande kommt, finde ich das sehr seltsam.
Also noch einmal die Frage: Gedenken Sie tatsächlich, das Parlament ausschließlich über dieses öffentliche Forum am 17. November zu informieren, und finden Sie es tatsächlich in Ordnung, dass Sie im September diesen Antrag, den wir im Ausschuss noch offen hatten, absetzen ließen? Wie möchten Sie denn den demokratischen Prozess, der sich in diesem Land eigentlich immer noch mit dem Parlament abspielen sollte, ir gendwie einhalten? Oder ist der jetzt völlig abgelöst von öf fentlichen Veranstaltungen?