Protokoll der Sitzung vom 30.03.2006

Änderungsantrag der Fraktion der FDP – Drucks. 16/5218 –

Hier wird vorgeschlagen, den Antrag und den Änderungsantrag zur abschließenden Beratung an den Innenausschuss zu überweisen.Wird dem widersprochen? – Das ist nicht der Fall. Dann verfahren wir so.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19:

Antrag der Fraktion der CDU betreffend Einschleppung der Vogelgrippe verhindern – Drucks. 16/5140 –

Hier wird vorgeschlagen, den Antrag zur abschließenden Beratung an den Umweltausschuss zu überweisen.Gibt es hiergegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann wird auch so verfahren.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 56:

Entschließungsantrag der Fraktion der FDP betreffend Energiegipfel, Kernkraftwerk Biblis und wettbewerbsfähige Energiepreise für Hessen – Drucks. 16/5420 –

Die Redezeit hierzu beträgt fünf Minuten. Ich sehe Herrn Kollegen Denzin auf mich zukommen, dem ich auch gleich für fünf Minuten das Wort erteile.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wie eine künftige Energiepolitik, wie ein künftiger Energiemix auszusehen hat, darf nicht abhängig sein vom guten oder schlechten Willen eines Herrn Gabriel.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Meine Damen und Herren,bei der Bedeutung dieses Themas darf es aber auch nicht abhängig sein von zu viel Wunsch nach Sonnenschein über diesem Kabinett.

(Michael Boddenberg (CDU): Hier?)

Nicht diesem, sondern dem Berliner Kabinett. Soweit ich sehe, Herr Innenminister, sind Sie hier noch nicht bei der großen Koalition angelangt.

(Minister Volker Bouffier: Danke! – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU):In Hessen wollen wir das auch nicht!)

Meine Damen und Herren, wir haben in der letzten Plenarsitzung sehr intensiv über dieses Thema hier diskutiert,

und der Ministerpräsident hat einen für mich beachtlichen und in der Sache auch richtigen Beitrag dazu geleistet.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU)

Ich freue mich, dass der Generalsekretär das jetzt noch einmal bestätigt, denn genau da knüpft unser Antrag an: an den Energiegipfel am 3. April in Berlin, bei dem sich die wichtigsten betroffenen Minister mit der Bundeskanzlerin und den Chefs der vier großen Energieversorger über die künftige Energiepolitik der großen Koalition und damit auch unseres Landes unterhalten.

Meine Damen und Herren, Versorgungssicherheit, Betriebssicherheit, Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und sich nicht in die Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern zu begeben,

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

das sind die Kriterien, die ausschlaggebend sein müssen. Wenn diese Kriterien – ich freue mich über den Beifall der Union –

(Norbert Schmitt (SPD): Das war ein sanfter Hinweis an die eigene Truppe, auch mal zu klatschen!)

auch für Sie ausschlaggebend bleiben,dann darf es in Berlin bei den Gesprächen keine Tabuisierung eines Energiebereichs geben, wie es sich bis jetzt noch abzuzeichnen scheint.

(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, viele Redner haben in der Diskussion im letzten Plenum dargelegt, dass in Hessen 57 % unserer Energieproduktion aus der Kernkraft kommen und dass bundesweit der Kernenergieanteil bei knapp 30 % liegt.

(Norbert Schmitt (SPD): Ja, und?)

Es wurde auch dargelegt, dass die regenerativen Energien auf jeden Fall in absehbarer Zeit kaum den angepeilten Anteil von 20 % erreichen können.

(Norbert Schmitt (SPD): Das ist nicht wahr!)

Das können selbst die GRÜNEN nachvollziehen

(Roland von Hunnius (FDP):Das glaube ich nicht!)

das müssten sie eigentlich nachvollziehen –, wenn sie sich die reale Energiesituation in unserem Land ansehen und wenn sie sich die Entwicklung bei den regenerativen Energieträgern ansehen.

(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, ausgerechnet die GRÜNEN vernachlässigen das CO2-Problem gänzlich.

(Ruth Wagner (Darmstadt) (FDP): So ist es!)

Sie wollen die sehr absehbare Endlichkeit der fossilen Energieträger nicht zur Kenntnis nehmen. Aber zu glauben, man könnte bei den regenerativen Energien mit ihrem heutigen Anteil von unter 10 %

(Ursula Hammann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Über 10 %!)

binnen zehn Jahren vielleicht auf 50 % kommen, das ist eine Illusion,

(Beifall bei der FDP)

und Illusionen kann sich unser Land nicht leisten, auch deshalb nicht, weil weltweit alle Prognosen von einem zusätzlichen Energiebedarf von 2 bis 3 % jährlich ausgehen. Weil das für Europa insgesamt und für die USA gilt, weil das für China und für andere Schwellenländer gilt,

(Beifall bei der FDP)

können wir es uns nicht mehr leisten, die fossilen Lagerstoffe noch schneller zu verzehren und die Kernkraftwerke abzuschalten – im Übrigen nur in Deutschland. In all unseren Nachbarländern werden die Laufzeiten der Kernkraftwerke gerade verlängert,

(Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

in Finnland und in anderen Ländern wird der Neubau von Kernkraftwerken diskutiert.

(Norbert Schmitt (SPD):Ein Kraftwerk mehr steigt aus, als ans Netz kommen!)

Deshalb sage ich abschließend, insbesondere an die CDU gerichtet, aber auch an die Kollegen, die in der SPD das Problem vielleicht weniger ideologisch und weniger mit der grünen Brille sehen:

(Gernot Grumbach (SPD): Sie sind doch nicht der Heilige der Kernenergie!)

Appellieren Sie an Ihre Berliner Parteifreunde, dass wir es uns nicht leisten können, auf dem so genannten Energiegipfel, auf dem die Weichen für unsere Energiepolitik in den nächsten Jahren gestellt werden, solange diese große Koalition noch hält, das Thema Kernkraft auszuklammern.

Herr Kollege, darf ich Sie bitten, zum Schluss zu kommen?

Da war ich gerade dran.

(Florian Rentsch (FDP): Es war gerade so interessant!)

Wenn Sie mich nicht unterbrochen hätten, wäre ich jetzt schon fertig gewesen.