Abschließend etwas zur Beschulung der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger: Wir gehen nicht davon aus, dass „Alphabetisierung“, wie es im Antrag der FDP formuliert ist, zu den Grundfähigkeiten einer jeden Lehrkraft zählen muss. Wir haben auf dem Erlassweg geregelt, dass die für Intensivklassen neu eingestellten Lehrkräfte eine verpflichtende Fortbildung in Deutsch als Zweitsprache erhalten. Darüber hinaus stehen für alle anderen Lehrerinnen und Lehrer, die für sich selbst einen Bedarf sehen, freiwillige Fortbildungsangebote zum Thema Alphabetisierung zur Verfügung. Ebenso ist das Thema Bestandteil der zweiten Phase der Lehrerausbildung: zum einen im Rahmen eines einzelnen Moduls „Diagnostizieren, Fördern, Beurteilen“ und zum anderen in einem integrierten Ansatz, der über alle Module hinweggeht. Solange der aktuelle Bedarf besteht, bieten wir darüber hinaus am Ende des Referendariats auch weiterhin die Basisqualifizierungen in Deutsch als Zweitsprache für alle Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an. Das machen wir seit eineinhalb Jahren. Das machen wir mit einer großen Kohorte und auch sehr erfolgreich.
Deswegen abschließend: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir bilden unsere Lehrerinnen und Lehrer aus, fort und weiter, und zwar dort, wo es gewünscht, und dort, wo es nötig ist. Wir geben unseren Schulen durch unsere Ressourcenzuweisung auch in Zukunft die Möglichkeit, hervorragenden Unterricht zu machen. – Haben Sie besten Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin dankbar, dass immerhin auch Herr Kollege Wagner eingeräumt und Herr Staatssekretär Dr. Lösel es noch einmal erwähnt hat, was wir in der letzten Wahlperiode geschafft haben. Wir haben in einer schwarz-gelben Koalition eine Lehrerversorgung von 105 % geschaffen.
Ganz nebenbei haben wir auch den Sozialindex geschaffen – eine wichtige Geschichte. Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach gesagt: Wir als Freie Demokraten sind sehr froh, dass die Koalition – jedenfalls zunächst einmal – nicht an diese Errungenschaft herangegangen ist, sondern dass sie auch auf die wachsenden Probleme mit den zu großen Flüchtlingszahlen reagiert und zusätzliche Lehrerstellen geschaffen hat. Da waren wir immer an Ihrer Seite. Wir werden da auch an Ihrer Seite bleiben.
Der kleine Unterschied zur letzten Wahlperiode war – ich weiß mich da auch einig mit zahlreichen Mitgliedern der CDU-Fraktion, die hier sicherlich aufmerksam zuhören –: Wir haben trotz der massiven Angriffe der GRÜNEN, insbesondere von Herrn Kollegen Wagner, immer darauf verwiesen, dass es nicht geht, alles auf einmal zu erledigen. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass die Ressourcen aufwachsen müssen. Wir lassen sie aufwachsen; aber nur in dem Maße, wie wir sie aufwachsen lassen, können wir auch zusätzliche Inklusionsleistungen, ganz nebenbei auch noch zusätzliche Ganztagsleistungen, erbringen. – Das ist der Tatbestand.
Das haben Sie über Bord geworfen. Sie sagen jetzt: Alles ist möglich, alles muss möglich sein. – Wer muss es bezahlen? Wer trägt die Last? Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die das vor Ort Tag für Tag umsetzen müssen oder versuchen müssen, es umzusetzen, und es einfach nicht können, weil die Ressourcen dafür nicht ausreichen. Das ist der einzige Punkt, worüber wir diskutieren. Herr Kollege Wagner, es geht auch nicht um die Frage, dass man die Ressourcen nicht aufwachsen lassen will. Natürlich wollen wir das. In dem gleichen Maße kann man Inklusion ausdehnen. Aber man kann es nicht mit der Brechstange machen.
Herr Dr. Lösel, es ist ja schön, wenn Sie Zahlen referieren. Sie stimmen auch alle, soweit ich das im Moment verfolgen konnte. Das ist alles okay. Nur, Sie können doch nicht die Realität an den Schulen ausblenden. Sie müssen einmal an die Schulen gehen und sich von den Lehrerinnen und Lehrern schildern lassen, wie es dort aussieht. Ich habe gerade heute – deswegen habe ich das iPad mitgebracht – einen Brief von einer Lehrerin bekommen. Der Brief ist exemplarisch für alles das, was wir ständig hören, und was Sie – wenn Sie in die Schulen gehen und dort einmal nachfragen, wie es aussieht – auch an allen Schulen so be
schrieben bekommen. Es gibt da unterschiedliche Varianten: Bei dem einen überwiegen die einen Probleme, beim anderen sind es andere.
Aber ich will einmal ein paar Sätze zitieren. In dem Brief heißt es: Die Unterrichtssituation in vielen Klassen unserer Schule hat sich aufgrund der zusätzlichen Beschulung von Flüchtlingskindern inzwischen in einem Maße verändert, welches mit einem geordneten, konstruktiven Lernumfeld nicht mehr vereinbar ist. Dies liegt zum einen daran, dass die pädagogischen Rahmenbedingungen an der XY-Schule durch die besondere Situation vieler Kinder und Eltern bereits in der Vergangenheit sehr schwierig waren. So gibt es einerseits Kinder, die inklusiv beschult werden, andererseits weitere zahlreiche Kinder, die aufgrund ihrer persönlichen oder familiären Situation einen besonderen Förderbedarf haben. Die hierfür zur Verfügung stehenden Stunden von Sonder- und Sozialpädagogen reichen bei Weitem nicht aus, um den notwendigen Bedarf zu decken. In meiner aktuellen Klasse, die ich als Klassenlehrerin leite, befinden sich 13 regulär eingeschulte Schülerinnen und Schüler. Hiervon weisen fünf Schülerinnen und Schüler einen besonderen Förderbedarf auf. Im Zuge des letzten und des laufenden Schuljahres habe ich sukzessive acht Flüchtlingskinder in meine Klasse hinzubekommen, hiervon sieben allein ab dem 30. Januar 2017.
Ich will das jetzt nicht alles vorlesen. So geht es noch lange weiter, und es werden zahlreiche Unbilden geschildert, die mit dieser Situation verbunden sind.
Entscheidend aber ist, was Sie zur Kenntnis nehmen müssen und nicht verleugnen können: Die Lehrerinnen und Lehrer halten es nicht mehr aus. Sie schaffen es nicht mehr, was Sie ihnen abverlangen. Deswegen müssen Sie umsteuern. Das ist das Begehren, das wir als Freie Demokraten verfolgen.
Danke, Herr Greilich. – Wir sind am Ende dieser Debatte angelangt. Mit Blick auf die nächsten Tagesordnungspunkte debattieren wir fröhlich weiter.
Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend Neuausrichtung der Fortbildung und Schulevaluation sichert Unterrichtsqualität auf hohem Niveau – Drucks. 19/4642 –
Antrag der Fraktion der SPD betreffend Unterrichtsqualität im Sinkflug – Sicherung von Lehrerfortbildung und Schulevaluation braucht angemessene Ressourcen – Drucks. 19/4821 –
Die vereinbarte Redezeit beträgt 7,5 Minuten. Zunächst erteile ich Herrn Schwarz für die CDU-Fraktion das Wort.
Herr Präsident, werte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen! Wir hatten vorhin ausführlich Gelegenheit, uns über die Herausforderungen auszutauschen, die sich ganz objektiv
Vorhin haben der Staatssekretär, der Kollege Wagner und meine Wenigkeit deutlich gemacht, was wir alles tun, um bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer im Sinne bestmöglicher Bildungschancen für die Kinder vernünftig und leichter zu gestalten.
Unstreitig ist, dass sich schon immer Veränderungen in der Schullandschaft entwickelt haben. Tatsache ist, dass der Wandel schon immer ein stetiger war. Tatsache ist, dass die Veränderungen, die in der Schule zu beobachten sind, sich auch in der Berufswelt niederschlagen. Welche Herausforderungen sich dabei stellen, haben wir vorhin deutlich gemacht. Deshalb sorgt die Landesregierung, sorgt die Koalition für ein zeitgemäßes, bedarfsgerechtes und qualitativ hochwertiges Unterstützungsangebot für die Schulen und für die Lehrkräfte. Das gehört nämlich genauso dazu wie die Unterstützung mit den notwendigen Ressourcen, wie wir es gerade eben besprochen haben.
Was sind die Herausforderungen? Wir sprechen ausdrücklich über Fortund Weiterbildung sowie über die Schulevaluation. An dieser Stelle möchte ich gern auf die vier zentralen Themenblöcke eingehen, die vorhin auch schon Thema gewesen sind.
Dies ist erstens die Heterogenität, die ethnische, religiöse und kulturelle Bandbreite, die wir in den Schulen haben. Die Integration von Flüchtlingen kommt natürlich hinzu.
Zweitens. Die Gesellschaft hat entschieden – das ist vorhin ausführlich diskutiert worden –, Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen, soweit pädagogisch und zielgleich möglich, inklusiv zu beschulen.
Drittens ist in Teilen unserer Gesellschaft – das ist auch ein Phänomen unserer Zeit, und das schlägt sich auch auf die Kinder nieder – leider ein grundlegender Mangel an Sozialkompetenzen zu beobachten. Dinge, die früher selbstverständlich waren, sind heute zu vermitteln und zu erlernen. Das macht die Arbeit nicht leichter. Nebenbei – das Wort „nebenbei“ bitte ich richtig zu verstehen – sind selbstverständlich auch das Lesen, das Schreiben und das Rechnen zu vermitteln. Das steht nämlich im Zentrum der Bildungspolitik und ist im Übrigen von elementarer Bedeutung für die Karrierechancen der Kinder, die nicht nur in der Schule erfolgreich und glücklich sein sollen, sondern auch im späteren Leben.
Viertens ist ein rasanter Wandel in der Wissens- und Informationsgesellschaft zu beobachten. Genau deswegen gehen wir diese Herausforderungen an. Genau deswegen werden wir diese Herausforderungen im Sinne von Chancen nutzen.
Diese Aufgaben müssen alle bewerkstelligen. Lehrer und Schulleitungen müssen sich darauf einstellen. Ich habe es vorhin schon gesagt: Was an stetigen Veränderungen auch über Fort- und Weiterbildungen in der Schullandschaft vorgehalten werden muss, ist genauso im allgemeinen Berufswesen zu erbringen. Auch dort lebt der erfolgreiche Mitarbeiter von stetiger Fort- und Weiterbildung.
Meine Damen und Herren, genau deshalb passen wir unsere Fort- und Weiterbildungsangebote an. Deshalb haben
wir die Angebote für die Beschäftigten auf neue Füße gestellt. Durch die strukturelle Neuorganisation, durch die Gründung der Lehrkräfteakademie im April 2015 ist die Grundlage dafür geschaffen worden. Im Zentrum stehen dabei der Bereich der pädagogisch relevanten Inhalte sowie die weitere Stärkung der Unterstützung von Schulen und die Neuausrichtung der Schulevaluation, die wir nun auch auf gesetzliche Füße gestellt haben.
Die neuen Fortbildungs- und Beratungsangebote orientieren sich am konkreten Bedarf der Lehrerinnen und Lehrer. Sie orientieren sich ganz konkret an dem, was abgefragt wird. Wir haben entschieden, dass nicht aus dem Kultusministerium vorgegeben wird, was relevant ist. Vielmehr haben wir uns zusammengesetzt mit der Lehrkräfteakademie, mit den Staatlichen Schulämtern sowie mit den Lehrerinnen und Lehrern, die tatsächlich dann auch Rückmeldungen geben, was von großem Interesse ist. Daher ist das ein Angebot aus einem Guss.
Mit der Themenwahl der Fortbildungen wird ein zentrales Ziel verfolgt – das habe ich vorhin bereits unterstrichen –, nämlich die bestmögliche Förderung der Schülerinnen und Schüler. Priorität dabei hat, das Lesen, das Schreiben, das Rechnen und Benehmen zu vermitteln. Das ist nämlich die Grundlage für alles andere. Hinzu kommen die Medienbildung, die Inklusion, die Berufsorientierung und als übergeordnete Aufgaben natürlich auch Ganztagsschule und Integration.
Werfen wir einmal einen Blick darauf, was wir im Bereich der Schulevaluation machen. Wir haben uns sehr genau überlegt, dass eine Weiterentwicklung des Ansatzes sinnvoll ist. Wir wollen nämlich auf Antrag der Schulen die schulinterne Entwicklung und die schulinterne Evaluation stärken.
Zweitens soll eine externe Evaluation durch die Lehrkräfteakademie auf Anfrage der Schulleitung, der Schulkonferenz oder des Kollegiums durchgeführt werden können. Des Weiteren kann – das kann vonseiten der Schulaufsicht initiiert werden – eine themenbezogene externe Evaluation erfolgen. Das heißt, von jeder Seite kann die Anfrage gestellt werden. Immer dort, wo dies erforderlich ist, werden Hilfe, Unterstützung und Beratung vorgehalten.
Damit werden die aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen angegangen, sowohl was die Fortund Weiterbildung betrifft, als auch was die Evaluation an den Schulen betrifft.
Herr Präsident, ich komme gern zum Schluss. – Unter dem Strich ist das ein Konzept aus einem Guss. Bedarf, Theorie und Praxis und Best-Practice-Beispiele gehören zusammen. Deswegen bleibt es dabei: Die Neuausrichtung der Fortbildung und der Evaluation an den Schulen sichern die Unterrichtsqualität auf einem hohen Niveau. Wir können Lehrern nicht versprechen, dass alles leichter wird. Wir versprechen aber den Lehrerinnen und Lehrern, dass wir die bestmögliche Unterstützung für die bestmögliche Aus
Danke, Herr Schwarz. – Damit dem Kulturpolitischen Ausschuss nicht die Arbeit ausgeht, überweise ich nun noch formell den Antrag zum zuletzt behandelten Tagesordnungspunkt an den Kulturpolitischen Ausschuss. Das habe ich vorhin versäumt.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Lieber Kollege Schwarz, bitte entschuldigen Sie, dass wir Sozialdemokraten nicht in Jubel ausgebrochen sind, als wir Ihren Antrag gelesen haben. Das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass es nun einmal die Christdemokraten waren, die zusammen mit der FDP nach 1999 die damals vorbildliche und sehr gut ausgestattete Fortbildungslandschaft für Lehrerinnen und Lehrer in Hessen zerschlagen haben.