Um diese traditionsstarke Berufung und diesen traditionsalten Beruf etwas zu stabilisieren, ist es mit Sicherheit richtig und wichtig, eine Akademisierung anzubieten. Aber ich denke auch, dass die Erhöhung und eine wesentlich bessere Verdienstmöglichkeit genauso wichtig sind. Denn, wie schon gesagt wurde, nur eine Akademisierung, sodass ich sagen kann, ich habe als Hebamme einen Bachelorabschluss, kann das natürlich auch nicht lösen und heilen. Heute ist die Hebamme viel mehr als eine Geburtshelferin. Sie ist Sozialarbeiterin, Psychologin, Ernährungsberaterin, sie muss über Babyschwimmen Bescheid wissen, sie ist, wie man im Frankenland sagt, die eierlegende Wollmilchsau. Das muss natürlich auch honoriert werden.
Wir sind voll dafür, dass in Hamburg ein neuer Studiengang eingeführt wird, damit eine Akademisierung und auch eine Qualifizierung möglich sind, um diesen attraktiven Beruf noch attraktiver zu machen. – Vielen Dank.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, sehr verehrte Volksvertreter! Viele Argumente sprechen für diesen Antrag. Erstens:
die Komplexität des Faches. Zweitens: die hohe Verantwortung für in der Regel das Leben zweier Menschen. Drittens: die rechtliche Position der Hebammen nicht als auf ärztliche Anweisung Tätige, sondern als selbstverantwortlich Tätige. Viertens: die Tendenz unserer Zeit zur Verwissenschaftlichung bisherigen Erfahrungswissens. Fünftens: In jeder geburtshilflichen Abteilung gibt es einen lebendigen Antagonismus zwischen Gynäkologen, die dazu neigen, Geburt wie einen zu kontrollierenden Krankheitsprozess zu sehen, und den Hebammen, die Geburt lieber als einen zu begleitenden gesunden Vorgang sehen. Dieses Gleichgewicht ist heute zuungunsten der Hebammen gestört und könnte durch eine Aufwertung der Hebammentätigkeit ausgeglichen werden. Sechstens: Eine Akademisierung würde den genannten Ideenwettstreit versachlichen und persönliche und Standesstreitereien schlichten können. Siebtens: Akademisch ausgebildete Hebammen aus unseren Nachbarländern haben skeptische Gynäkologen in den letzten Jahren überzeugen können. Achtens: Auch die praktische Ausbildung – das hatte auch Frau Blömeke schon gesagt – würde verbessert werden. Ich möchte dazu aber jetzt noch ein paar Zahlen nennen. Eine Hebamme, die sich in der Geburtsvor- und -nachbereitung selbstständig machen will, muss zum Ende ihrer Ausbildung 25 Geburten nachweisen können, bei denen sie in der Regel hauptsächlich zugeguckt hat. 25 Geburten. Da kann man es einem gestandenen Gynäkologen nicht immer verübeln, dass er solche Hebammen nicht immer ernst nimmt. Ein Jahr Tätigkeit zu 75 Prozent würde rechnerisch dem 120 Geburten zuaddieren, bei denen die Hebammen dann aktiv wären.
Bei alledem trotzdem noch ein wichtiger Kritikpunkt: Eine Klinik, die die letzten zehn Jahre keine Hebammen ausgebildet hat, wird mit dieser Aufgabe beauftragt. Demgegenüber werden das Ausbildungszentrum in der Eiffestraße und die bisher ausbildenden Kliniken nicht beteiligt. Dies ist ein weiterer Grund, um die Überweisung an den Fachausschuss zu fordern, damit Sie das begründen und diskutieren können. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es ist gesundheitspolitisch absolut geboten, dass die Hebammenausbildung in Zukunft akademisch ist. Und es ist auch wirklich wahr, dass es mittlerweile fünf vor zwölf für das Bundesgesundheitsministerium ist, diese Verpflichtung der EU umzusetzen. Aber ein neues Berufsgesetz heißt noch lange nicht, dass wir in Hamburg automatisch einen Hebammenstudiengang haben. Deshalb ist dieser An
trag sehr, sehr sinnvoll und wird vom Senat, und da spreche ich ausdrücklich auch für meine Kollegin Frau Fegebank, sehr begrüßt. Das gibt uns Rückenwind.
Hebammen und Entbindungspfleger, die gibt es ja auch, wenn auch selten, sind wichtige Begleiter bei der Geburt. Sie müssen zu jeder Geburt hinzugezogen werden – im Gegensatz zu Ärztinnen und Ärzten übrigens – und deshalb sind es meistens auch sie, die mehr Erfahrungen mit Geburten haben. Sie sind im Gegensatz zu anderen Gesundheitsfachberufen auch heute schon mit besonderen Rechten und Pflichten ausgestattet und sie tragen eine hohe Verantwortung für die Gesundheit zweier Menschen. Nun sind Schwangerschaft und Geburt ja Gott sei Dank keine Krankheit, sondern in der Regel ein natürlicher Vorgang. Aber es ist doch so, dass die Erwartungen an eine sichere und sanfte Geburt gestiegen sind, dass mit zunehmender Risikoschwangerschaft und auch mit den Möglichkeiten der modernen Medizin der Unterschied zwischen einer Geburt und einer medizinischen Behandlung zunehmend geringer wird. Das setzt für Hebammen voraus, dass sie eine gute Gesundheitsausbildung und in Zukunft auch eine wissenschaftliche Durchdringung ihres Fachgebietes haben. All das spricht für eine akademische Hebammenausbildung.
Wir sind mittlerweile auch die Letzten in der EU, die das noch nicht erkannt und umgesetzt haben, und deshalb wird es wirklich Zeit. Die Länder sind sich mit dem Bundesgesundheitsministerium auch absolut darin einig, dass die EU-Vorgaben bedeuten, dass wir in Zukunft eine akademische Hebammenausbildung haben werden. Auch der Hebammenverband steht voll hinter der Akademisierung des Berufs. Die Akademisierung bietet den Hebammen neue Perspektiven. Das hilft auch, den Beruf attraktiver zu machen, und das wird sich auch im Gehalt widerspiegeln. Aber wie das immer so ist: Mit den richtigen Schritten vorwärts werden nicht automatisch alle Probleme dieser Welt gelöst und so wird das auch beim Berufsstand der Hebammen natürlich der Fall sein. Aber die Akademisierung ist doch ein wesentlicher Beitrag.
Eine Akademisierung nur eines Teils dieses Berufsstandes, wie es ja auch manchmal diskutiert wird, ist fachlich nicht sinnvoll und rechtlich kaum zu vertreten. Vor einem solchen Schritt warnt auch der Hebammenverband ganz ausdrücklich: Das wäre eine Spaltung dieses Berufs. Diese Einschätzung teile auch ich ausdrücklich. Wir brauchen eine sichere, zukunftsfeste Hebammenausbildung, die die Auszubildenden anspricht und für die Sicherheit und Qualität des Geburtsvorgangs sorgt, und nicht eine Aufspaltung des Hebammenwesens.
Wir wissen aufgrund der Erfahrungen anderer Bundesländer, die als Pilotprojekte schon Hebammenstudiengänge haben, dass das Interesse an diesem Ausbildungsgang riesig ist, dass mehr Bewerberinnen als Studienplätze dort verzeichnet werden. Ich finde, es ist auch für den Gesundheitsstandort Hamburg ein klares und auch ermutigendes Signal, dass wir unsere Ausbildungszahlen noch weiter steigern und die Versorgung noch besser machen können.
Wir haben in Hamburg die Ausbildungsplätze in den vergangenen sieben Jahren deutlich von 60 auf heute 96 Plätze gesteigert und wir wollen durch die Akademisierung im ersten Schritt weitere 42 Plätze schaffen. Ich glaube, da ist auch weiterhin noch Luft nach oben.
Ich freue mich auch, dass es in Hamburg schon sehr konstruktive Gespräche gibt zwischen dem UKE und der HAW, aber auch der Hebammenschule, um die künftige Hebammenausbildung auf akademischem Niveau vorzubereiten. Der Senat wird die Etablierung eines hochschulübergreifenden Studiengangs nachhaltig unterstützen und vorantreiben. Frau Senatorin Fegebank will das in die Leistungs- und Zielvereinbarungen mit diesen beiden Hochschulen aufnehmen und so vorantreiben.
Wir können, glaube ich, wirklich sagen: Hebamme ist ein Mangelberuf in Deutschland, so wie es auch für die Pflege gilt. Wir stehen als Stadtstaat noch relativ gut da und dass wir wissen, wie wir dastehen, ist auch schon eine Seltenheit in Deutschland. Die meisten Länder haben gar keinen Überblick über die Versorgung mit Hebammenleistungen. Da haben wir mit der Befragung, die eben schon erwähnt wurde, und auch mit dem Portal, über das man online Hebammenleistungen abrufen kann, schon einen deutlichen Schritt zu mehr Transparenz und auch zu besserer Verteilung getan. Ich glaube, dass wir mit der Akademisierung der Ausbildung einen weiteren guten Schritt machen für den Gesundheitsstandort und für den Wissenschaftsstandort hier in Hamburg. Und deshalb begrüße ich den Antrag wirklich sehr. – Danke schön.
Wer also möchte nun zunächst die Drucksache 21/12902 an den Gesundheitsausschuss überweisen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist die Überweisung abgelehnt.
Wer möchte dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen der GRÜNEN und der SPD aus Drucksache 21/12902 seine Zustimmung geben? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das bei einigen Enthaltungen einstimmig der Fall gewesen.
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 27, Bericht des Haushaltsausschusses: Standortsicherung der Beiersdorf AG.
[Bericht des Haushaltsausschusses über die Drucksache 21/11822: Standortsicherung der Beiersdorf AG (Senats- antrag) – Drs 21/12742 –]
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Worüber reden wir heute eigentlich? Es geht um den Verkauf von 12 Hektar Kleingartenfläche mit 260 Parzellen. Verkauft werden soll diese Grünfläche an die Beiersdorf AG. Das klingt ja erst mal harmlos, solange man nicht weiß, wo das ganze Gelände liegt. Das Problem ist nämlich, es liegt in einem Gebiet, das hoch verdichtet ist, in Eimsbüttel, das letzte größere grüne Areal Lokstedts ist da, es liegt in einem Gebiet, wo viele Einwohnerinnen und Einwohner schon heute nicht die angemessene Versorgung mit Grün haben. Dieser Senat hat einen Richtwert. Dieser Richtwert sagt, dass die wohnungsnahen Parkanlagen in 500 Meter Entfernung 6 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner betragen sollten.
(unterbrechend) : Dieses ist eine wichtige Debatte und ich bitte um Aufmerksamkeit. – Frau Sudmann, fahren Sie fort.
Also ein hoch verdichtetes Gebiet, wenig Grün, 6 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner sollten vorhanden sein.
In der Gegend haben wir teilweise 0 Quadratmeter pro Einwohnerin/Einwohner, also gibt es ein Problem. Kleingärten, Grünfläche auf der einen Seite, auf der anderen Seite steht Beiersdorf. Beiersdorf, ein Unternehmen mit zurzeit 3 700 Arbeitsplätzen, 300 weitere Arbeitsplätze sollen entstehen; an der Troplowitzstraße sind verschiedene Neubauten geplant. Sind diese Arbeitsplätze gefährdet, wenn
das Kleingartengelände nicht verkauft wird? Ist das Wachstum von Beiersdorf gefährdet, wenn das Kleingartengelände nicht verkauft wird? Die Antwort ist eindeutig: nein. Wir als Links-Fraktion haben wegen dieser Debatte in der Bürgerschaft eine Veranstaltung gemacht. Leider sind die Sozialdemokraten, die eingeladen waren, nicht gekommen; auch der Senat war nicht da.
Nicht Heuchlerin, Vorsicht. Es war aber Interesse da. Was regen Sie sich eigentlich so auf? Ich dachte, Ihre Genossen wollten kommen. Wenn ich Sie so höre, klingt es so, als ob Sie nicht kommen wollten.
Also, Sie waren nicht dabei. Aber der Vertreter von Beiersdorf war da und er ist mehrfach gefragt worden, was er mit diesen Flächen machen wolle, welchen Bedarf er habe. Er hat gesagt, er wisse nichts Konkretes, nein, einen konkreten Bedarf gebe es nicht, aber man wolle das vorsorglich haben. Vorsorglich.
Vorsorglich und vorausschauend arbeiten sollte doch auch für den Senat gelten. Und vorsorglich wird doch heißen, zu gucken, was in dieser Gegend los ist. In dieser Gegend ist am Veilchenweg viel Neubau entstanden. Es ist weiterhin Neubau geplant, interessanterweise übrigens 800 Wohnungen, die auf jetzigem Beiersdorf-Gelände gebaut werden sollen,
was doch sehr gut ist. Wo sollen diese Menschen in einem Gebiet, in dem es jetzt schon kaum genug Grünanlagen gibt, diese Grünanlagen finden? Eine vorsorgliche, vorausschauende Planung, Herr Münster, würde doch …
Die Grünanlage besteht aus Kleingärten und diese Kleingärten sind öffentlich zugänglich und werden auch weiterhin öffentlich zugänglich sein und sich auch weiter öffnen.