Vielen Dank, Herr Professor Dr. Wiese. – Jetzt erhält Herr Dr. Stoberock das Wort für die SPD-Fraktion.
Sehr geehrter Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut, dass wir dank Ihnen heute die Möglichkeit haben, über den wohl schönsten Park Hamburgs zu sprechen, den Hamburger Stadtpark. Ich glaube, dass jeder von uns hier in diesem Haus, aber auch in dieser Stadt ein sehr positives Erlebnis mit dem Stadtpark verbindet, sei es als Kind oder mit seinen Kindern auf den zahlreichen tollen Spielplätzen oder am Planschbecken, sei es als Jugendlicher auf den Partys oder Konzerten – es gab dort auch Konzerte, an die wir nicht so positive Erinnerungen haben – oder in jedem Alter im Freibad, beim Spazierengehen oder auch auf der Liegewiese. Im Stadtpark kommt ganz Hamburg zusammen, und es ist gut, dass der öffentliche Raum in Hamburg so wunderbar von allen angenommen wird.
Wie wichtig auch Parks sind, haben wir während der Coronazeit gemerkt. Die Leute konnten nicht weg und haben in den vielen schönen Hamburger Parks ihr Erholungsbedürfnis gestillt und auf gemeinsamen Ausflügen ihre innerfamiliären Bindungen gestärkt. Aber diese große Resonanz, die der Stadtpark und die Hamburger Parks zu Recht haben, kann eben auch ihre Nachteile haben – und darauf würde ich unsere Debatte ein bisschen konzentrieren –, denn an guten Wochenenden sind rund 200 000 Menschen im Stadtpark unterwegs, und da kann es schon mal etwas voll werden. Man muss auch realistisch sagen, dass der Nutzungsdruck zunehmen wird, denn die Sommertage werden heißer, die Wohnbebauung rund um den Stadtpark hat zugenommen, und das wird in Zukunft für deutlich mehr Zulauf sorgen. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass das Bezirksamt Hamburg-Nord – wir besprechen hier also auch bezirkspolitische Themen – in den vergangenen zwei Jahren das Erweiterungspotenzial des Stadtparks geprüft hat.
Und genau darum ging es eben auch in dem entsprechenden Gutachten, übrigens ein sehr interessantes Gutachten mit einer guten Bestandsaufnahme, auf der man aufbauen kann, und mit vielen Ideen für die Zukunft. Sie haben sich auf sehr viele Punkte abseits des Gutachtens konzentriert, aber ich kann das Gutachten wirklich jedem hier, auch aus Ihrer Fraktion, zur Lektüre nur empfehlen, auch wenn so ein Gutachten natürlich nur der erste Schritt sein kann. Es ist aber eine Ideensammlung, auf die Politik, Verwaltung und engagierte Bürgerinnen und Bürger zugreifen können, wenn es in den nächsten Jahrzehnten um die Weiterentwicklung des Stadtparks geht. Darin sind sehr viele gute Ideen, sei es ein kostenloser Badesee im gesamten Stadtparksee, die Beseitigung des noch
störenden Zauns, der auch beim Herumflanieren ein bisschen stört, oder die Schaffung von attraktiven, schattigen Plätzen zum Verweilen, denn es wird jeder feststellen, dass es dann doch etwas zu viel Sonne sein kann, wenn man sich dort im Hochsommer aufhält.
Klarstellen muss man aber auch, dass es sich bei den im Gutachten dargelegten verkehrsberuhigten Maßnahmen um eine sehr frühe Ideenfindung handelt. Einiges davon scheint durchaus sinnvoll zu sein. Sie haben angesprochen, ob wir für die OttoWels-Straße eine Untertunnelung brauchen. Die CDU entwickelt sich ja praktisch zur Freien und Tunnelstadt Hamburg, wenn man sich hier all die Tunnelideen anguckt; da bin ich tatsächlich sehr skeptisch. Aber man muss natürlich auch ehrlich sagen, dass eine Straße, die so idyllisch einmal quer durch den Stadtpark führt, kein Dauerparkplatz für Wohnmobile und andere große Fahrzeuge sein kann. Ich wusste jetzt nicht, dass Sie als Schutzpatron der Autofahrer so weit gehen, dass Sie dort auch Dauerparkern ihren Status quo gewährleisten wollen.
Ebenso richtig in diesem Gutachten ist, dass der Stadtpark mit den umliegenden Quartieren besser angebunden wird und die alten historischen Sichtachsen, die Fritz Schumacher entwickelt hat, und die historischen Bezüge, die auf 1914 und die Jahre darauf zurückgehen, wieder hervorgehoben werden. Natürlich kann man auch einiges kritisch hinterfragen, etwa die Reduzierung von Hauptverkehrsadern auf eine Spur. Aber ich weise noch einmal darauf hin, dass es sich um eine weit in die Zukunft handelnde Version handelt und nicht um ein jetzt und sofort umzusetzendes Bauprogramm. Wir alle sind aufgefordert, uns hieran aktiv zu beteiligen, auch wenn es insbesondere natürlich eine Bezirkssache ist, aber dennoch konstruktiv dahingehend, wie wir den Stadtpark zu einem attraktiven Ort für alle Menschen unserer Stadt machen können und wegen des großen Nutzungsdrucks auch zusätzliche Aufenthaltsflächen für die Allgemeinheit gewinnen können. Ich glaube, dass wir uns darauf konzentrieren sollten. Aber ich glaube auch, dass diese Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss ein bisschen falsch aufgehoben ist, denn das ist das falsche Gremium dafür. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass wir uns insbesondere im Umweltausschuss erst damit befassen, wenn das Ganze auch durch das Engagement der Akteure vor Ort etwas konkreter geworden ist.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das Interesse der CDU am Stadtpark-Gutachten ist schon nachvollziehbar. Schließlich ist der Stadtpark einer unserer prominentesten innerstädtischen Parkanlagen und ein Gartendenkmal geworden, entworfen von so renommierten Planern wie Fritz Schumacher, Ferdinand Sperber und Otto Linne. Und dass immerhin 35 von den 150 Hektar der Fläche bewaldet sind, überwiegend mit teils sehr alten Buchen,
das ist im Sommer ein unschätzbarerer Beitrag zum Hitzeschutz in der Großstadt, sollten wir uns bei der Gelegenheit auch einmal deutlich machen.
Was das Gutachten allerdings nicht ist: Es ist kein Konzept. Es ist wirklich ein Gutachten, es liefert Denkanstöße, und es wird überwiegend Aufgabe des Bezirks sein, sich damit in den nächsten Jahren auseinanderzusetzen. Ich denke nicht, dass wir das gleich der BUKEA zuschieben sollten. Ich glaube, damit würden wir mehr Turbulenzen erzeugen als Ergebnisse, weil dann sehr viel umgeschichtet werden müsste. Das brauchen wir, glaube ich, nicht, die haben im Bezirk die Kompetenz dazu weitgehend allein.
Vor allem hat das Gutachten, finde ich, auf den mehr als 200 Seiten seiner Langfassung jede Menge interessanter Denkanstöße gebracht. Wir können das alles hier gar nicht behandeln – ach so, das habe ich schon gesagt –, das meiste liegt im Bezirk Nord.
Der Stadtpark wird an warmen Wochenenden von Hunderttausenden aufgesucht. Er dient den Menschen aus den umliegenden Stadtteilen als Erholungsfläche zum Spazieren, Joggen, Grillen. Die Nutzung des Parks hat stark zugenommen. Wir haben das Pergolenviertel mit neuen Einwohner:innen. Wir hatten die eingeschränkten Reisemöglichkeiten in der Coronazeit, die den Freizeitfokus der Menschen mehr auf die innere Stadt gelegt haben. Das scheint auch anzuhalten, und da steht schon die Frage im Raum, wie wir dieses Kleinod weiterentwickeln können. Wie sind die besondere Ästhetik des Parks, seine Nutzung und der Schutz der Naturräume am besten miteinander in Einklang zu bringen? Wo können neue Flächen gewonnen werden? Deshalb bin ich dem Bezirk sehr dankbar dafür, das Gutachten in Auftrag gegeben zu haben. Besonders schwierig ist natürlich das Thema Fläche. Ich persönlich habe noch so meine Zweifel,
ob es sich als gute Idee herausstellen wird, das Freibad zu öffnen und den ganzen See zum Badesee zu machen. Ob es möglich sein wird, adäquate Ersatzflächen für einzelne Sportplätze zu finden, weiß ich auch nicht so genau. Aber was bleibt, sind natürlich die Verkehrsflächen. Es ist klar, dass das der CDU nicht so gut gefällt, aber vielleicht sollten Sie doch Ihr politisches Schicksal nicht unbedingt weiterhin mit dem der sinkenden Zahl an Automobilisten verbinden.
Aber wer einmal, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, an einem durchschnittlich schönen Tag die Otto-Wels-Straße passiert hat, weiß, dass es dort einen sehr hohen Verbesserungsbedarf gibt. Parkende Fahrzeuge verdecken Personen, auch an den Zebrastreifen, das Parken am Straßenrand ist gefährlich für die, die aus den Autos aussteigen, und auch für die, die mit dem Fahrrad von den vollen Parkwegen auf die Straße ausgewichen sind. Wer sich da den Gedanken an die Herausnahme des Durchgangsverkehrs von vorherein verweigert, hat, glaube ich, nicht so ganz verstanden, was es mit dem Stadtpark wirklich auf sich hat.
Wir haben doch gerade das Momentum, dass der motorisierte Verkehr in der inneren Stadt zurückgegangen ist und Fahrradverkehr und Nutzung des ÖPNV zunehmen. Das müssen wir aufgreifen und nicht verschlafen.
Was mir an dem Gutachten noch besonders gut gefällt, ist, dass es auch den Park in seinem Umfeld betrachtet. Das weitet den Blick und bringt uns dazu, den Raum zwischen Osterbekkanal, Stadtpark und Alsterlauf einmal im Ganzen zu betrachten, gerade im Hinblick auf die Grünverbindungen. Die Gewerbefläche neben den Kleingärten am Wiesendamm ist historisch auf ehemaligem Hochbahn-Gelände entstanden. Aber muss das auf ewig Gewerbe bleiben? Wo werden Flächen für neue öffentliche erlebbare Formen des Gärtnerns geschaffen, und überhaupt, wie kann man vom Wiesendamm aus einen besseren Zugang zum Stadtpark schaffen?
Ein weiterer Aspekt, der mir gefällt, ist die mögliche Vernetzung der Grünräume Stadtpark und Alsterlauf über die Hindenburgstraße. Hier sind wir als Bürgerschaft auch originär zuständig. Wir haben dort eine überbreite Hauptverkehrsstraße mit einem ebenfalls sehr breiten, kaum nutzbaren Grünstreifen in der Mitte und einen Fahrradweg, der diesen Namen beim besten Willen nicht mehr verdient. Wie viel Platz benötigt der motorisierte Verkehr hier tatsächlich noch? Ich freue mich, dass die Behörde für Verkehr und Mobilität bereits dabei ist zu prüfen, ob und wie dieser Vorschlag umsetz
bar ist. Die Verbindung zwischen Stadtpark und Alsterlauf wäre nicht nur für uns menschliche Nutzer:innen ein Gewinn, wenn das ordentlich gemacht wird. Wenn da neben Wegeführung, Spiel und Sport auch die Ökologie bedacht wird, kann dort auch für die Natur durch die Vernetzung der verschiedenen Biotope ein echter Mehrwert erzielt werden.
Dieses Gutachten zum Hamburger Stadtpark hat das Potenzial, die Situation und damit die Lebensbedingungen für die Hamburger:innen weit über den Park hinaus zu verbessern. Ich hoffe, dass es uns, die wir in dieser Stadt politische Verantwortung tragen, gelingt, das Beste daraus zu machen. – Vielen Dank.
Ich war ehrlich gesagt schon sehr gespannt, was Sie aus dieser Großen Anfrage machen, Herr Wiese, denn in der Großen Anfrage stochern Sie ja ganz schön weit herum. Nun erfreuen Sie uns mit Leitlinien der CDU und sind ja wirklich gut gestartet, indem Sie gesagt haben, Fußverkehr, Radverkehr, öffentlicher Personennahverkehr seien wichtig. Ich dachte schon: Wann kommt das Aber? Doch wie immer haben Sie mich nicht enttäuscht, natürlich haben Sie über den Autoverkehr gesprochen, das ist auch Ihr Hauptpunkt, wobei ich es ein bisschen übertrieben finde, die Nutzung von Garagen in der City Nord als kreativ und mutig zu bezeichnen.
Aber Sie haben ja bei dem zweiten Punkt, bei dem es um den Autoverkehr geht, deutlich gemacht, was für Sie kreativ und mutig ist. Sie schlagen jetzt allen Ernstes vor, dass eine Untertunnelung des Stadtparks stattfinden soll.
Frau Sudmann, ich möchte unsere Kollegen darauf hinweisen, dass wir hier nicht im Stadtpark sind. Deshalb können Sie hier nicht einfach miteinander Gespräche führen, wie es Ihnen beliebt, sondern müssen der Rednerin lauschen. Und deshalb fahren Sie bitte fort und etwas mehr Aufmerksamkeit.
Okay. Ich dachte schon, ich darf nicht mehr mit Ihnen reden. Alles gut. War gerade mal ein schöner Punkt.
Also die Untertunnelung des Stadtparks ist für Sie eine kreative und mutige Überlegung. Mutig ist es deswegen, weil Sie mit Konzepten der autogerechten Stadt aus den Fünfziger-, Sechzigerjahren kommen. Sie kommen zu spät.
Sie besonders, Herr Thering, aber Sie waren vorhin, glaube ich, als ich Sie schon einmal am Wickel hatte, nicht da.
Ich finde, es ist wirklich eine unterirdische Idee, wenn Sie davon ausgehen, Sie könnten den Autoverkehr für kurze Strecken wie in der Ost-WestStraße aus den Augen, aus dem Sinn haben. Sie vergessen: Der Autoverkehr kommt irgendwo her, er taucht wieder auf. Das ist keine Perspektive, die Sie liefern.
Ich finde es auch interessant, dass Sie eine große und breite Debatte einfordern. Und, Herr Thering, waren Sie und noch andere nicht einmal in der Bezirksversammlung?