Protokoll der Sitzung vom 27.01.2016

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD – Vizepräsidentin Regine Lück übernimmt den Vorsitz.)

Dass der Landtag durch die Änderung der Landesverfassung bestrebt ist, sein europäisches Engagement zu verstärken,

(Udo Pastörs, NPD: Noch mehr zu zahlen.)

ist heute bereits deutlich geworden. Genau das halte ich grundsätzlich und für unseren Landtag für erforderlich, sogar dringender als in der Vergangenheit.

Ich denke, dass wir uns gemeinsam nichts vormachen. Die europäische Integration ist ein historischer Fortschritt, um den wir in vielen Regionen, die ich besucht habe, beneidet werden. Doch genau der ist in Gefahr.

Es gab bereits einmal eine Europäische Union.

(Michael Andrejewski, NPD: Sowjetunion?)

Es war eine antifaschistische Widerstandsgruppe in Berlin, die sich genau und bewusst diesen Namen 1943 in Berlin gegen die Nazis, gegen den Nationalsozialismus

(Udo Pastörs, NPD: Also nicht gegen die Faschisten, sondern gegen die Nazis.)

und gegen den Chauvinismus gab. Ihr gehörten Deutsche, Russen, Ukrainer, Franzosen und Tschechen an und zumindest ihre Initiatoren

(Udo Pastörs, NPD: Stalinisten waren das.)

Robert Havemann, Georg Groscurth, Paul Rentsch

(Zuruf vonseiten der Fraktion der NPD)

und Herbert Richter wussten sehr genau,

(David Petereit, NPD: Ist das jetzt Fahnenappell, oder was läuft hier?)

ich zitiere sie: „Der Gedanke der vereinigten Staaten von Europa ist eine alte Hoffnung der Europäer.“ Bis auf Robert Havemann wurden alle Mitglieder der Gruppe von den Nazis umgebracht.

Das Engagement für eine europäische Integration gehört aber zu dem Erbe, dem ich persönlich treu bleiben möchte.

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

Mein Bundesvorsitzender hat vor einigen Tagen in einem Interview davon gesprochen,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

dass es für die EU fünf vor zwölf ist. Nicht überwunden sind die Finanzkrise, die Eurokrise oder die Krise euro- päischer Politik in Bezug auf die Flüchtlinge, die vor brutalen Kriegen, Terrorismus und Rassismus fliehen müssen.

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

Vor allem aber ist daraus eine bedrohlich werdende Krise der Europäischen Union und der Fähigkeit oder Bereitschaft zu gemeinsamer europäischer Politik geworden.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Stattdessen gibt es eine Renaissance von Nationalismus oder nationalstaatlicher Entsolidarisierung

(Michael Andrejewski, NPD: Leider noch nicht genug.)

sowie von antieuropäischen Tendenzen und Parteien.

(Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Zugenommen haben auch die Skepsis und Ablehnung gegenüber der Europäischen Union in praktisch allen Bevölkerungen von Mitgliedsstaaten. Zahlreiche Staaten verweigern die Aufnahme der Flüchtlinge

(Udo Pastörs, NPD: Zu Recht.)

und machen ihre Grenzen dicht.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Inzwischen warnt auch die Wirtschaft massiv davor, dass Schengen insgesamt scheitern kann

(Udo Pastörs, NPD: Ist schon gescheitert.)

und den europäischen Binnenmarkt gefährdet.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Ich unterstütze die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel. Sie und der Generalsekretär der CDU haben völlig recht,

(Zuruf von Tino Müller, NPD)

wenn sie sagen, ich zitiere: „Wir als CDU sind der Überzeugung, dass sich diese große Herausforderung nur europäisch lösen lässt.“ Doch genau daran scheitern zurzeit die Bundesregierung,

(Udo Pastörs, NPD: Die lädt ein und die anderen sollen die Gastgeber spielen. Da machen die nicht mit.)

die EU-Kommission, die Europäische Union insgesamt. Damit ich die Bundeskanzlerin nicht zu sehr lobe, möchte ich aber auch klar sagen,

(Torsten Renz, CDU: Sie müssen aber bei der Wahrheit bleiben.)

dass sie ihr offensichtliches weiteres Zurückweichen vor der Erpressung der EU durch den britischen Premier Cameron

(Udo Pastörs, NPD: Aus Kamerun kommt der?!)

dazu beitragen kann, dass nicht nur eine wahrhaft europäische Flüchtlingspolitik, sondern die EU überhaupt scheitern kann.

(Michael Andrejewski, NPD: Gott sei Dank!)

Genauso habe ich das Bild meines Bundesvorsitzenden verstanden.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Mit weniger Europa werden weder die Flüchtlingskrise noch die anderen Krisen der Europäischen Union gelöst werden.

Auch wenn eine Diskussion im Landtag sicherlich nicht der richtige Ort ist, möchte ich erwähnen, dass wir in der bundesdeutschen Politik und mit wirtschaftlichem Egoismus selbst dazu beitragen, dass andere Staaten in die Krise geraten. Ich möchte ebenfalls erwähnen, dass mir klar ist, dass wir in allen demokratischen Parteien beträchtliche Differenzen und Auseinandersetzungen haben. Das betrifft nicht nur Auseinandersetzungen in der CDU oder in der SPD, sondern auch in meiner eigenen Partei. Ich kann europapolitisch nur die GRÜNEN davon ausnehmen.

Meine eigene Fraktion allerdings hat hier geschlossene Positionen, aber, das möchte ich auch erwähnen, es gibt ebenso einflussreiche Politikerinnen und Politiker, die nostalgisch von einer Rückkehr zu allein nationalstaatlicher Politik auf verschiedenen Gebieten oder generell träumen und sich dafür einsetzen.