Protokoll der Sitzung vom 19.10.2007

Nach Verlautbarungen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di (Nordseezeitung vom 12. Au- gust 2007) werden Pflegebedürftige in Niedersachsen schlechter betreut als in anderen Bundesländern. Demnach werden nach Erhebungen im Pflegebericht für Niedersachsen in der Pflegestufe III die niedrigsten Pflegesätze (1 976 Euro, in Baden-Württemberg 2 371 Eu- ro) aller alten Bundesländer gezahlt, die Personalrichtwerte liegen laut Heimbericht der Bundesregierung aus dem Jahre 2003 deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Personalrichtwerte gelten in den stationären Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen für die verschiedenen Pflegestufen und für die nicht pflegerischen Dienste?

2. Welche Pflegesätze wurden für die verschiedenen Pflegestufen in Pflegeheimen in Niedersachsen und in den anderen westlichen Bundesländern im Vergleich in den Jahren 2003 bis 2007 Jahren gezahlt?

3. Wie erklärt sich die Landesregierung die im Vergleich zu anderen westlichen Bundesländern niedrigen Pflegesätze und Personalrichtwerte, und wie will sie vor diesem Hintergrund die Qualität der Pflege sichern, wenn Niedersachsen zu den Schlusslichtern bei Pflegesätzen und Personalrichtwerten zählt?

Aus dem erst kürzlich veröffentlichten zweiten Bericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V (MDS) über die Qualität in der ambulanten und stationären Pflege und den Berichten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung in Niedersachsen (MDKN) zu den Qualitätsprüfungen ergibt sich, dass die Quali

tät der Pflege in Niedersachsen zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Dem Niedersächsischen Landespflegebericht 2005 ist zu entnehmen, dass z. B. in den für das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen sowie unter pflegerischen Aspekten besonders bedeutsamen Bereichen der allgemeinen Prophylaxe und der speziellen Dekubitusprophylaxe Niedersachsen weit über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1: Eine genaue und differenzierte Betrachtung der Personalrichtwerte lässt erkennen, dass Niedersachsen bundesweit im durchschnittlichen Bereich liegt. So sind z. B. die Personalrichtwerte in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Schleswig-Holstein im Durchschnitt niedriger als in Niedersachsen. Auf den ersten Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über die Situation der Heime und die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner (Stand: 15. August 2006) wird insoweit hingewiesen.

In Niedersachsen gelten für die vollstationäre Dauerpflege folgende Personalrichtwerte für den Bereich Pflege und Betreuung:

Pflegestufe I 1 : 3,65 bis 1 : 4,5

Pflegestufe II 1 : 2,43 bis 1 : 3,0

Pflegestufe III 1 : 1,82 bis 1 : 2,2.

Zusätzlich ist eine Vollzeitkraft je Pflegeeinrichtung für die Pflegedienstleitung zu berücksichtigen.

Grundsätzlich sind davon abweichende Vereinbarungen bei Vorliegen von Besonderheiten möglich.

Zu 2: Art, Höhe und Laufzeit der Pflegesätze werden gemäß § 85 SGB XI zwischen dem Träger des Pflegeheims und den Leistungsträgern vereinbart.

Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder erheben seit Dezember 1999 in Abständen von zwei Jahren die Pflegestatistik, also 1999, 2001, 2003 und 2005. Es liegen, bezogen auf den in der Anfrage genannten Zeitraum, damit die nachstehenden Vergleichszahlen für die Jahre 2003 und 2005 vor:

Ländervergleich: Situation in den Pflegeheimen am 15.12.2003

Vergütung der vollstationären Dauerpflege

Durchschnittliche Vergütung für vollstationäre Dauerpflege

(Euro pro Person im Monat)

Pflegesatz der Pflegekasse

Land

I II III

Entgelt für Unterkunft und Verpflegung

Baden-Württemberg 1 398 1 763 2 219 578

Bayern 1 459 1 824 2 098 517

Berlin 1 368 1 885 2.250 486

Brandenburg 1 094 1 368 1 885 456

Bremen 1 064 1 702 2 158 669

Hamburg 1 277 1 763 2 310 669

Hessen 1 246 1 733 2 219 517

Meckl.-Vorpommern 1 034 1 368 1 794 456

Niedersachsen 1 216 1 581 1 976 486

Nordrhein-Westfalen 1 216 1 702 2 250 760

Rheinland-Pfalz 1 186 1 550 2 128 608

Saarland 1 125 1 581 2 098 578

Sachsen 1 003 1 277 1 733 426

Sachsen-Anhalt 1 094 1 459 1 702 486

Schleswig-Holstein 1 338 1 672 2 037 608

Thüringen 942 1 277 1 702 547

Berechnet anhand von 30,4 Tagessätzen.

Durchschnittliche Vergütung für vollstationäre Dauerpflege (Euro pro Person im Monat) * Pflegesatz der Pflegekasse zuzüglich Entgelt für Unterkunft und Verpflegung

Land

I II III

Bayern 1 976 2 341 2 614

Berlin 1 854 2 371 2 736

Brandenburg 1 550 1 824 2 341

Bremen 1 733 2 371 2 827

Hamburg 1 946 2 432 2 979