Protokoll der Sitzung vom 16.11.2007

2. Wie sah in Niedersachsen in den Schuljahren 2005/2006 und 2006/2007 der Anteil der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne

Hauptschulabschluss differenziert nach Landkreisen aus, und wie erklärt sich die Landesregierung die regionalen Unterschiede?

3. Wie erklärt sich die Landesregierung, dass im Schuljahr 2005/2006 von den 3 821 Absolventinnen und Absolventen einer Integrierten Gesamtschule nur 2,7 % keinen Hauptschulabschluss erlangten, während der entsprechende Anteil bei den insgesamt 75 623 Schülerinnen und Schülern, die eine Schule des gegliederten Schulwesens (Hauptschule, Realschule, Gym- nasium) besucht hatten, mit 4,6 % wesentlich höher lag?

Die Quote der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist in dieser Legislaturperiode kontinuierlich von 10,5 % im

Schuljahr 2002/2003 auf nunmehr 8,2 % im Schuljahr 2005/2006 gesunken. Die Landesregierung will diese Quote weiter verringern und deshalb gerade die besonders förderbedürftigen Jugendlichen in ihrer Qualifikation und in ihrer Ausbildungsfähigkeit weiter nachdrücklich stärken.

Die Landesregierung hat einen besonderen

Schwerpunkt bei der Förderung der Hauptschülerinnen und Hauptschüler und bei der Stärkung der Schulform Hauptschule gesetzt:

- Hauptschulen werden bevorzugt bei der Geneh

migung als Ganztagsschule. Über 50 % der

Ganztagsschulen sind Hauptschulen.

- Die Hauptschulen werden bei der Durchführung

berufsorientierender Maßnahmen von sozialpädagogischen Fachkräften unterstützt.

- Der schulgesetzliche Schwerpunkt der Berufsori

entierung wird durch die Einführung von Betriebsoder Praxistagen in den Schuljahrgängen 8 und 9 von insgesamt mindestens 60 und höchstens 80 Tagen gestärkt.

- Die Pflichtstundenzahl in der Hauptschule wurde

erhöht. Durchgängig werden in den Kernfächern Deutsch und Mathematik jeweils fünf Wochenstunden erteilt.

- Die Erhöhung der Pflichtstunden, die Senkung

der Schülerhöchstzahl und die Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte haben bewirkt, dass jetzt im Durchschnitt jeder Klasse wöchentlich 34,8 Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen. Das ist wöchentlich eine Stunde mehr als bei der Vorgängerregierung.

Einen weiteren Erfolg versprechenden Ansatz zur Reduzierung des Anteils der Schülerinnen und Schülern, die unsere Schulen ohne Abschluss verlassen und nicht berufausbildungsfähig sind, bietet das bundesweit einzigartige Gemeinschaftsprojekt der Niedersächsischen Landesregierung und der Bundesagentur für Arbeit „Abschlussquote erhöhen, Berufsfähigkeit steigern“, das mit Beginn des 2. Schulhalbjahres 2006/07 unter Beteiligung von 92 Hauptschulen und Förderschulen flächendeckend an 24 Schulstandorten in Niedersachsen gestartet ist.

Vergessen wird auch immer wieder, dass gerade die berufsbildenden Schulen weiter qualifizieren und alle Schulabschlüsse vergeben. Speziell für Jugendliche, denen es nicht gelungen ist, einen

Schulabschluss an einer allgemeinbildenden Schule zu erlangen, haben wir im Bereich der beruflichen Bildung zum Schuljahresbeginn die Be

rufseinstiegsklassen (BEK) eingeführt.

Hinzuweisen ist auch darauf, dass Schülerinnen und Schüler, die ohne Schulabschluss einer allgemeinbildenden Schule eine berufliche Ausbildung erfolgreich beenden, damit gleichzeitig den Sekundarabschluss I - Realschulabschluss er

werben.

Alle aufgezeigten Maßnahmen zielen darauf ab, die Anzahl der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss weiter nachhaltig zu verringern. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Landesregierung auf dem richtigen Weg ist und ihn konsequent fortsetzen wird.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss verlassen, wird mit dem durchschnittlichen Altersjahrgang berechnet. Ein Bezug auf alle Absolventinnen und Absolventen der allgemeinbildenden Schulen führt in der Zeitreihe statistisch zu einem unzutreffenden Ergebnis, da in der Bezugsgröße auch die Abiturientinnen und Abiturienten enthalten sind, die einem anderen Altersjahrgang entstammen. Da der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten aufgrund der stärkeren Übergänge auf die Gymnasien ständig zunimmt, ergäbe sich bei dieser Bezugsgröße rechnerisch eine stete Verbesserung bei den Abgängern ohne Abschluss, auch wenn sich bis zum 10. Schuljahrgang nichts verändert. 2011 wäre dann bei einem doppelten Abiturientenjahrgang die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss besonders niedrig. Aus diesem Grund haben die Länder in der KMK beschlossen, die Abgängerquote wie bei den Abiturienten auf den Durchschnitt der betreffenden Altersjahrgänge zu beziehen.

Die Absolventen und Abgänger am Ende des Schuljahres 2006/07 wurden mit der Statistik am 13. September 2007 erhoben; die Ergebnisse werden nach der Überprüfung erst Anfang 2008 vom NLS vorgelegt werden können.

Dies vorangeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung im Einzelnen wie folgt:

Zu 1: Im Vergleich zwischen den Ländern lag Niedersachsen 2006 bei den Abgängern ohne Hauptschulabschluss mit einem Anteil von 8,2 % nur geringfügig über dem Bundesdurchschnitt von

8,0 %. Besonders niedrig sind die Quoten in Baden-Württemberg mit 6,6 % und Nordrhein

Westfalen mit 6,7 %. Überdurchschnittlich hoch sind mit 9,45 bis 14,0 % die Anteile in den neuen Ländern.

Die Anteile der einzelnen Länder sind der Anlage 1 zu entnehmen.

Zu 2: Die Differenzierung der Abgänger ohne Hauptschulabschluss nach Landkreisen ist in der Anlage 2 dargestellt.

Die Unterschiede zwischen den Landkreisen sind auf verschiedene Ursachen entsprechend den

örtlichen Verhältnissen zurückzuführen. Ein einheitlicher Faktor wie z. B. der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Herkunftssprache ist nicht erkennbar. Auch eine Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Abschlussprüfungen kann nicht festgestellt werden. Die regionale Statistik der Abgänger ohne Hauptschulabschluss soll der Schulinspektion zur Verfügung gestellt werden, damit sie darauf besonders eingehen kann.

Zu 3: Der von der Kultusministerkonferenz im Rahmen ihrer Sitzung am 17./18. Oktober 2007 beschlossene Handlungsrahmen „Reduzierung der Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss, Sicherung der Anschlüsse und Verringerung der Zahl der Ausbildungsabbrecher“ erhält weder in seiner Problemstellung noch in seinen Handlungsempfehlungen schulformspezifische

Bezugspunkte in Bezug auf Integrierte Gesamtschulen und die damit verbundene Fragestellung. Bildungspolitisch interessant und relevant wäre im Übrigen ein systematischer Vergleich von Bil

dungsbiographien, über die jedoch keine verwertbaren Erkenntnisse vorliegen. Ein Anhaltspunkt im Sinne der Fragestellung könnte die überproportionale Ausstattung der Integrierten Gesamtschulen mit Lehrerstunden sein, die etwa in den Jahren 2000 bis 2003 über mehr als 45 Lehrerstunden pro Klasse verfügten, während etwa Hauptschulen im gleichen Zeitraum im Durchschnitt nur 34 Stunden pro Klasse zur Verfügung standen.

Anlage 1

Abgänger aus den allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss

Vergleich der Länder 2006

Abgänger in % Altersjahrgang

Land insgesamt

Dar. aus

FÖS

insgesamt

dar. aus

FÖS

BW 8.372 4.488 6,6 3,6

BY 10.463 4.918 7,3 3,4

BE 3.363 843 9,6 2,4