Protokoll der Sitzung vom 30.01.2020

Sie haben gerade selber das Beispiel des Terroranschlags in Bayern gebracht. Das ist das Beispiel, dass das kein geschlossenes System an sich ist. Bayern hat ja gezeigt, dass im Rahmen der Ermittlungen und im Nachgang zu diesen Ermitt

lungen sehr wohl eine andere Einschätzung und Einordnung der Statistik möglich ist. Dort ist es bekanntlich so gewesen, dass zunächst ein rechtsradikaler Hintergrund oder eine Straftat im rechten Milieu in dem System PMK nicht gesehen worden ist und am Ende durch nochmalige Betrachtung dieser Ermittlungen eine Umstufung erfolgt ist, und das - wenn ich es richtig weiß - Bayerische Landeskriminalamt dann eine andere Auffassung vertreten hat. Das macht ja deutlich, dass es möglich ist, auch heute schon. Deswegen brauchen wir das an dieser Stelle so nicht. Deswegen brauchen wir meiner Meinung nach auch nicht die außenstehenden Experten - darüber können wir aber gerne im Ausschuss beraten -, die sicherlich mit einem ganz anderen Auge in die Ermittlungsakten schauen werden.

Ich finde - Sie habe es ja selbst gesagt -, wenn lediglich 2 von 16 Bundesländern einen Auftrag an die Universität in Berlin geben, um das noch einmal wissenschaftlich nacharbeiten zu lassen, dann ist das ja auch ein Zeichen, dass anscheinend 14 andere der Auffassung sind, dass ihre Behörden und ihre Polizeibeamten die Fälle richtig einschätzen. Ich will das noch einmal sagen: Fehleinschätzungen sind immer bedauerlich, und wir sollten alles dafür tun, dass es sie in Zukunft nicht mehr gibt. Aber wir werden mit jedem neuen Kriterium und mit jeder neuen Befassung eines Kriteriums letztlich nie dafür sorgen können, dass es keine Fehleinschätzung mehr gibt.

Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass wir das gleichermaßen für die linke Szene gleich mitdiskutieren. Dann haben wir wenigstens da auch eine ganz ideologiefreie Debatte, wo es nicht immer darum geht, ob es jetzt das eine oder das andere ist.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU - Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Das ist doch nicht ideologisch, also!)

Vielen Dank, Herr Kollege Röhler. - Zu einer Kurzintervention hat sich die Kollegin Hamburg gemeldet. Bitte sehr.

Herr Präsident! Herr Kollege Röhler, wenn wir hier über rechtsextreme Gewalt und über rechtsextreme Morde sprechen, die statistisch weit über 100 Fälle seit 1990 umfassen und in den Statistiken in

der Zivilgesellschaft und in der Presse sogar fast an die 200 Fälle grenzen, dann ist das nicht ideologisch, sondern eine Tatsache, die wir Politiker uns vor Augen halten müssen. Das müssen wir uns anschauen! Ganz ehrlich, ich bin da ein bisschen entsetzt.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Wenn Sie mir jetzt vorhalten, dass mein Antrag nicht gewinnbringend ist, dann hoffe ich gerade inständig, dass sich die Angehörigen der Opfer das nicht angesehen haben. Ganz ehrlich, ich bin da wirklich schockiert über die Art und Weise,

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der FDP sowie Zustimmung von Petra Emmerich-Kopatsch [SPD])

wie Sie über die Anerkennung einer politischen Motivation hinter einer Tat sprechen.

Ich sage Ihnen deutlich: Auch ich vertraue den Polizistinnen und den Polizisten, dass sie in bestem Wissen und mit bestem Gewissen zum Zeitpunkt der Ermittlungen die Einordnung vornehmen. Trotzdem müssen wir doch anerkennen, dass es Irrtümer gibt, bei denen später eine politische Motivation offensichtlich wird.

(Anja Piel [GRÜNE]: Das wissen wir doch auch!)

Ich möchte, dass München die Regel wird und nicht mehr die Ausnahme ist.

(Beifall bei den GRÜNEN)

In den Antworten auf unsere Anfragen, die wir dazu gestellt haben, heißt es immer, dass es zu dem Zeitpunkt so war und nicht mehr korrigiert werden kann. Darin liegt doch der Fehler! Wir müssen flexibel genug sein - und da kommen wir ja offensichtlich zusammen -, wenn es Fehleinschätzungen und neue Erkenntnisse gab, eine Einstufung korrigieren zu können. Mehr fordern wir an dieser Stelle nicht.

Vor diesem Hintergrund hoffe ich doch, dass ich einige Missverständnisse hier ausräumen konnte und wir vielleicht doch noch zusammenkommen; denn zu der Frage der Kriterien habe ich ja die Absurditäten bereits aufgezeigt. Mich würde das freuen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Vielen Dank. - Herr Kollege Röhler möchte antworten. Bitte sehr!

Frau Kollegin Hamburg, ich will das noch einmal deutlich machen. Sie tun so, und das habe ich eben gemeint, als hätten die niedersächsischen Polizeibeamten - oder wer am Ende auch immer die Tat einzuordnen hat - bisher fehlerhaft gearbeitet. Das schwingt so ein bisschen in Ihrem Antrag mit.

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Das habe ich doch gar nicht gesagt!)

- Hören Sie zu!

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Hö- ren Sie doch zu!)

Das ist das, was bei Ihnen mitschwingt. Ich habe doch nur versucht, Ihnen deutlich zu machen, dass die Kriterien immer veränderbar sind. Jedes Kriterium ist veränderbar, immer und immer wieder können wir Kriterien verändern, um vielleicht die eine Tat hier noch hineinzubekommen oder die andere Tat da hineinzubekommen.

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Da- rum geht es doch gar nicht!)

Das hat letztlich gar nichts damit zu tun, dass die Beamtinnen und Beamten die Fälle nach Aktenlage einordnen müssen. Es ist auch richtig, dass sie das so tun müssen.

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Das habe ich doch gar nichts gesagt!)

- Es ist schön, wenn Sie meiner Auffassung sind. Dann sind wir uns doch einig.

Dabei wird es auch immer wieder zu Fehleinschätzungen kommen können. Die Frage, die sich stellt, ist, wann man so etwas tun muss.

Dazu werden wir sicherlich eine gute Anhörung im Innenausschuss durchführen. Die Experten und Vertreter werden sicherlich gute Antworten hierzu haben, auf die ich schon sehr gespannt bin. - In diesem Sinne freue ich mich auf die Beratungen mit Ihnen.

(Beifall bei der CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege Röhler.

Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen zur Ausschussüberweisung.

Vorgesehen ist die Überweisung an den Ausschuss für Inneres und Sport. Wer möchte dem so folgen? Einige möchten dem so folgen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Naja, die Beteiligung an den Abstimmungen war schon besser; aber das ist auch nicht so entscheidend. Überwiesen ist der Antrag an den Ausschuss für Inneres und Sport.

Ich rufe auf den

Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung: Standortsuche ergebnisoffen durchführen - Geologiedatengesetz anpassen - Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion der CDU - Drs. 18/5639

Zur Einbringung hat sich niemand gemeldet.

(Helge Limburg [GRÜNE]: Ja, dann weiter!)

Wortmeldungen liegen nicht vor.

(Zuruf: Ausschussüberweisung!)

- Ja, dann machen wir das, bevor noch einer hier vorbeikommt.

Meine Damen und Herren, wir kommen zur Ausschussüberweisung.

(Miriam Staudte [GRÜNE] meldet sich zu Wort.)

- Frau Staudte, wollten Sie reden?

(Miriam Staudte [GRÜNE]: Ja!)

- Dann machen Sie das doch!

(Jörg Bode [FDP]: Aber Limburg woll- te das nicht! - Heiterkeit)

- Ja, ich war zu langsam. Das nächste Mal geht das flotter.

Frau Kollegin Staudte, bitte sehr, Sie haben das Wort!