Protokoll der Sitzung vom 21.01.2010

Die Bertelsmann-Studie attestiert uns, dass die Kommunen in keinem anderen Bundesland ein solches Stück vom Kuchen der Landeseinnahmen bekommen wie in Nordrhein-Westfalen.

(Frank Sichau [SPD]: Deswegen haben sie auch solche Probleme!)

Und dann kritisieren Sie allen Ernstes die Regierung, wir würden die Kommunen im Stich lassen? – Sehr geehrte Frau Kollegin Kraft, das ist doch absurd.

(Beifall von der FDP)

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Spitzenvertreter der Landesregierung durch ihre Einflussnahme auf die Koalitionsverhandlungen im Bund erst dafür

gesorgt haben, dass die Situation der Kommunen in den nächsten Wochen auch auf der Bundesebene endlich thematisiert wird. Im März wird es dazu Spitzenrunden geben.

(Beifall von der FDP)

Im Koalitionsvertrag ist erstmals verabredet worden, gemeinsam – mit der Verantwortung des Bundes – darüber nachzudenken, wie die langfristige Existenz der kommunalen Finanzen durch eine große Finanzreform sichergestellt werden kann. Das ist ein Riesenschritt, der in den letzten Wochen erreicht worden ist. Was ist denn in den elf Jahren unter der Verantwortung von SPD-Bundesfinanzministern erreicht worden, Frau Kollegin Kraft? Diese Frage müssen Sie dann bitte auch beantworten.

(Beifall von der FDP)

Bei den Unterkunftskosten hat Steinbrück jahrelang gemauert und gesagt: Die Kommunen bekommen keinen einzigen zusätzlichen Euro.

(Beifall von der FDP)

Das haben Sie doch mit Ihren Leuten angerichtet. Wir versuchen jetzt, das Problem für die Kommunen zu lösen. Es ist schlichtweg unseriös, wenn Sie das vortragen. Halten Sie ein mit dieser Positionierung; die werden Sie nicht durchhalten.

Sie haben andere interessante Punkte genannt. Ich fand es sehr bemerkenswert, dass Sie sich jetzt sachkundig gemacht haben, welch ein Unsinn mit den Maßnahmen der sogenannten aktiven Arbeitsmarktpolitik reihenweise vor Ort finanziert wird.

(Hannelore Kraft [SPD]: Das heißt doch nicht, dass sie grundsätzlich falsch ist! Sie ist nicht zielgenau!)

Das habe ich zum ersten Mal von Ihnen gehört. Dann hoffe ich, dass wir Sie auch im Boot haben,

(Hannelore Kraft [SPD]: Sie ziehen wieder die falschen Schlüsse!)

wenn Sie die gewaltigen Volumina der aktiven Arbeitsmarktpolitik vielleicht mit uns gemeinsam – vor dem Hintergrund der Beispiele, die Sie hier vorgetragen haben –

(Hannelore Kraft [SPD]: Es geht nicht um Vo- lumen, es geht um Qualität!)

auf den Prüfstand stellen, damit nicht Milliarden der Beitragszahler für zum Teil sehr fragwürdige Maßnahmen verplempert werden.

(Beifall von der FDP)

Das muss auf den Prüfstand. Da danke ich Ihnen sehr für Ihre Hinweise.

(Zuruf von Hannelore Kraft [SPD])

Noch einmal zu dieser Bertelsmann-Studie: Ich darf Ihnen einfach noch ein paar andere Auszüge

hier vortragen. Wir haben das nämlich komplett gelesen, nicht wie der eine oder andere, der nur die Überschriften mitgenommen hat. Ich zitiere aus der Studie: Das bundesweit höchste Aktivitätsniveau beim Wirtschaftswachstum lässt hoffen, dass NRW die aktuelle Wachstumsschwäche überwinden und seine gute Platzierung im Aktivitätsbereich Einkommen verteidigen kann.

(Beifall und Zuruf von der FDP: Hört, hört!)

Ich zitiere weiter – den Finanzminister wird es freuen –: Die in den letzten Jahren eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen haben Wirkung gezeigt. Von 374 € im Jahr 2005 konnte die Nettokreditaufnahme je Einwohner auf 110 € reduziert werden. – Das als Aussage in der Studie zum Finanzminister.

Aber es geht noch weiter. So heißt es mit Blick auf das Wirtschaftswachstum: Viel zu lange hat das Land in die Vergangenheit investiert. So wurde Nordrhein-Westfalen durch Subventionen ausgebremst, die in den Steinkohlebergbau flossen und den Strukturwandel behinderten.

(Christof Rasche [FDP]: Hört, hört!)

NRW als einstiges Zentrum der Schwerindustrie scheint aber die größte Hürde zur Hightech-Region genommen zu haben. – Seite 205, Frau Kollegin.

(Beifall von der FDP)

Hochschulen: Beim Wirkungsfaktor Ausgaben für Hochschulen holte das Land auf und erreichte so das bundesweit dritthöchste Niveau. Mit dem Hochschulfreiheitsgesetz hat Nordrhein-Westfalen als erstes deutsches Bundesland seine Hochschulen zu autonomen Akteurinnen gemacht.

(Marc Jan Eumann [SPD]: Das sind die Stu- diengebühren der Studierenden!)

Dieser Ansatz ist positiv zu bewerten. – So die Studie.

(Beifall von FDP und CDU -Zurufe von Frank Sichau [SPD] und Hannelore Kraft [SPD])

Als krönender Höhepunkt: Auch unser Innenminister wird noch in der Studie, die Sie eben zitiert haben, ausdrücklich gelobt.

(Hannelore Kraft [SPD]: Das ist immer die Zielsetzung der Bertelsmann-Stiftung!)

Haben Sie das denn überlesen, Frau Kollegin Kraft?

(Hannelore Kraft [SPD]: Da müssen Sie ein bisschen genauer zuhören, Herr Kollege!)

Also, ich zitiere, und dann werde ich Ihr Leiden mit dieser Studie beenden. Ich verspreche es Ihnen. – Im Zielgrößenbereich Sicherheit, befindet sich Nordrhein-Westfalen mit 6,77 Punkten im vorderen Mittelfeld. – Jetzt hören Sie genau zu!

(Zuruf von der SPD: Schon immer!)

Gerade Sie, Herr Kollege, mit Blick auf das Themenfeld innere Sicherheit, wo Sie sich momentan in altbekannter Art und Weise hier profilieren. Hören Sie: Die intensiven Anstrengungen der Landesregierung lassen künftig auf eine Verbesserung hoffen. Gegenüber der letzten Periode konnte das Land beim Aktivitätsniveau innere Sicherheit schon drei Rangplätze gutmachen. – So die BertelsmannStudie.

(Beifall von FDP und CDU)

Herzlichen Glückwunsch, Herr Innenminister! Also, wenn man da einmal hereinguckt, Frau Kollegin Kraft, sieht man: Da steht etwas ganz anderes drin, als Sie hier insinuiert haben.

Dann zur Steuerpolitik, weil Sie es sich ja nicht verkneifen konnten, hier diese bizarren Vorhaltungen wieder an die FDP zu adressieren. Wir haben zum 1. Januar dieses Jahres das Wachstumsbeschleunigungsgesetz in Kraft setzen können.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Schuldenbe- schleunigungsgesetz!)

Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, das eine volle Jahreswirkung von 8,5 Milliarden € hat. Wissen Sie, wie hoch der Anteil der Entlastungswirkung ist, der sich alleine auf höheres Kindergeld und Kinderfreibetrag beläuft? – 4,6 Milliarden €. Zum 1. Januar dieses Jahres hat die Steuersenkungspartei FDP dazu beigetragen, Frau Kollegin Kraft, dass die Familien in diesem Land so entlastet worden sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr

(Beifall von FDP und CDU – Frank Sichau [SPD]: Aber nur die Steuerzahler!)

und schon gar nicht in elf Jahren sozialdemokratischer Regierungsverantwortung. – Entschuldigung, das ist die Realität. Sie haben 19 Steuererhöhungen in vier Jahren hinbekommen.

(Hannelore Kraft [SPD]: Nur die Reichen!)

Nur die Reichen? Haben die drei Prozentpunkte bei der Mehrwertsteuererhöhung, die Sie durchgesetzt haben, nur die Reichen getroffen? Ist das Ihr Ernst? Damit haben Sie die kleinen Portemonnaies belastet! Das ist die Realität.

(Beifall von der FDP)