Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit den Stimmen von CDU und FDP gegen die Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen angenommen und der Gesetzentwurf in der Drucksache 14/214 unverändert in zweiter Lesung verabschiedet.
12 Neue Perspektiven für NRW – Die Zukunftsenergie Geothermie weiterhin technologisch erschließen und wirtschaftlich nutzen
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geothermie und nicht Geometrie ist das Thema unseres Antrags. Dies sage ich hier ganz bewusst, denn gerade in den letzten Tagen, nachdem wir diesen Antrag gestellt hatten, ist mir sehr bewusst geworden, dass einige dieses wichtige Thema immer noch nicht ernst nehmen. Fragen wie „Was soll dieser Geometrieantrag?“ oder Aussagen wie „Das läuft doch schon alles“ deuten zumindest darauf hin, dass die Geothermie in den Gedanken vieler noch nicht den Stellenwert einnimmt, den sie einnehmen müsste.
Im letzten Jahrhundert durchstreiften Geologen die Erde auf der Suche nach dem schwarzen Gold. Nun könnte sich dank der Technik, die entwickelt wurde, ein neues Feld für die Erdkundler auftun, wenn die Erdwärme das einlöst, was manche Forscher heute versprechen, nämlich genug erneuerbaren, umweltfreundlichen Strom, um die gesamte Grundlast der Bundesrepublik zu decken, und dazu noch das Zweieinhalbfache an Wärme.
Im Februar 2003 hat das Büro für TechnikfolgenAbschätzung beim Deutschen Bundestag die erste umfassende Studie zu den Möglichkeiten geothermischer Stromerzeugung in Deutschland ver
öffentlicht. Dort wurde das technische Gesamtpotenzial so geschätzt, dass die Geothermie theoretisch alleine ausreicht, um den gesamten Strombedarf der Bundesbürger bei gleich bleibendem Konsum für bis zu 550 Jahre zu decken. Das müsste sie nicht; denn man hat nicht nur noch genügend Kohle, sondern auch endlos Wind und Sonnenenergie zur Verfügung.
Doch die Geothermie kann etwas, was andere erneuerbare Stromquellen – ausgenommen vielleicht die Biomasse – nicht können: Mit der Geothermie kann man dem Konsum angepasst Kraftwerke hoch- und herunterfahren. Besser noch: Geothermische Kraftwerke können die angeblich verlässlichen Kohle- und Atomkraftwerke in Sachen Versorgungssicherheit bei Weitem übertrumpfen;
denn während Letztere lediglich eine Verfügbarkeit von rund 60 bis 70 % aufweisen, sind geothermische Kraftwerke bis zu 95 % verfügbar.
Geothermie zählt zu den Säulen der zukünftigen Energietechnologien. Sie ist nahezu überall unbegrenzt verfügbar, klimaneutral und entlastet die Umwelt. Geothermie ist eine Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen und kann zur Stromerzeugung genutzt werden. Geothermie bedeutet „Strom aus der Erde“ oder aber auch „Energie aus dem Dauerbrenner“. Geothermische Energie steht immer zur Verfügung – rund um die Uhr, ohne Rücksicht auf Tages- und Jahreszeit, unabhängig von Wetter und Klima – und ist dadurch auch zur Abdeckung von Grundlasten hervorragend geeignet.
Die geothermische Branche wird im Jahr 2005 nach eigenen Angaben 170 Millionen € umsetzen. Ziel ist es, diesen Umsatz in den nächsten Jahren auf 2 Milliarden € zur steigern und 25.000 Dauerarbeitsplätze bis 2020 zu schaffen.
Nordrhein-Westfalen verfügt über ein sehr gutes oberflächennahes geothermisches Potenzial. Damit Nordrhein-Westfalen Energieland Nummer eins bleibt, müssen wir unseren qualitativen Vorsprung bei der Nutzung regenerativer Energie ausbauen. Erdwärme muss noch stärker als bisher erforscht und angewandt werden.
Geothermie-Know-how birgt ein erhebliches Exportpotenzial. Die Nutzung von Erdwärme kann einen positiven Beitrag zur Beschäftigungssituation in Nordrhein-Westfalen leisten.
Nordrhein-Westfalen verfügt über umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Bergbau, Bohrtechnik, Wärmeverteilung und Kraftwerksbau. Diese Erfahrungen müssen wir nutzen und gewinnbringend für unser Land und die Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen einsetzen.
Obwohl schon einige Gebäude mit Erdwärme beheizt werden und in Neubausiedlungen Erdwärme als verkaufsförderndes Instrument eingesetzt wird, wird das Erdwärmepotenzial in unserem Land noch lange nicht ausgeschöpft. Die Schweiz zeigt uns, wie man heute schon vorhandene Möglichkeiten viel besser nutzen kann.
Die Nutzung von Erdwärme muss auch eng mit dem Strukturwandel in Ballungsräumen verbunden werden. Kommunen, Projektentwickler und vor allem Energieversorger müssen einbezogen werden, um auch vorbelastete Areale für die Zukunftsenergie Geothermie zu nutzen.
Neben der Energiegewinnung und Speicherung sind auch die vielfältigen thermodynamischen und regeltechnischen Einflüsse der Niedertemperaturnetze weiter zu erforschen und die wirtschaftlichen Grundlagen für die Planung zu schaffen.
Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung ist das Vorhaben nur durch einen Verbund aus Wissenschaft, Energie, Immobilienwirtschaft sowie kommunaler Verwaltung zu bewältigen.
Weiterhin ist zu erforschen, wie die geothermisch gewonnene Energie vermarktet werden kann. Finanzierungsaspekte, zum Beispiel über den Handel mit CO2-Zertifikaten, aber auch die Bilanzierung der Umweltverträglichkeit sind noch im Detail darzustellen.
Diese Schwerpunktsetzung bündelt Wissen aus der Wirtschaftswissenschaft, der Architektur, des Bauingenieurwesens, der Elektrotechnik, der Informatik, des Maschinenbaus, der Geowissenschaften und der Energiewirtschaft. Darum muss der Forschungsverbund Geothermie gestärkt werden. Dies ist wichtig, um zum Schluss dem Kunden ein Produkt beziehungsweise eine Lösung aus einer Hand anbieten zu können. Nur so wird Geothermie ein starkes Standbein im nordrhein-westfälischen Energiemix.
Wir fordern Sie daher auf, die Erschließung und Nutzung weiterhin – so, wie wir es getan haben – gezielt zu fördern. In unserem Antrag haben wir einige aus unserer Sicht unverzichtbare Forderungen zur Stärkung der Geothermie dargelegt. Wir bitten Sie, diesem Antrag zuzustimmen. – Danke schön.
Vielen Dank, Herr Kollege Leuchtenberg. – Als nächster Redner hat für die Fraktion der CDU Kollege Josef Wirtz das Wort.
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag befürwortet die Förderung und Weiterentwicklung des regenerativen Energieträgers Geothermie.
Unbestritten ist, dass enorme Energiemengen zur Verfügung stehen, je tiefer wir in die Erde eindringen. Erdwärme steht prinzipiell überall auf der Welt zur Verfügung und ist zudem unabhängig von sich ständig ändernden Einflussfaktoren wie Wetter oder Jahreszeit.
Etwa 70 % der Fläche Nordrhein-Westfalens sind nach den Erkenntnissen des Geologischen Dienstes des Landes für die Installation von Wärmepumpen zur direkten Nutzung der Erdwärme geeignet. Ein weiterer Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist, die Nutzung dieses Energieträgers, hat keine negativen Einflüsse auf das Landschaftsbild. Auch aus unternehmerischer Sicht ist die Nutzung der Erdwärme ein interessantes Thema, stecken doch in der dazugehörigen Technologie nicht unbeträchtliche Absatzchancen auf den Exportmärkten der Welt.
Schon jetzt werden über die Hälfte der in Deutschland verkauften Wärmepumpen in Nordrhein-Westfalen produziert. Wenn die Absatzzahlen der Wärmepumpen im letzten Jahr um mehr als 25 % gestiegen sind, wie es das Wirtschaftsministerium vor wenigen Wochen verlautbart hat, ist dies ein weiterer Beweis für die Zukunftsfähigkeit dieser Technologie.
Wegen des Einsatzes von Strom zum Betrieb des für den Wärmepumpeneinsatz nötigen Verdichters bestehen in diesem Haus zwar noch einige ideologische Barrieren, nichtsdestotrotz liegt der finanzielle Reiz der Geothermie auf der Hand.
Meine Damen und Herren, wenn mir ein befreundeter Elektromeister sagt, dass er sein Wohnhaus, seine Werkstatt wie auch sein Geschäftslokal mit Erdwärme heizt und dafür weniger als 500 € jährliche Stromkosten zahlen muss, so spricht das für sich. Schließlich stammen 75 % der Energie kostenlos aus der Umwelt, was bei
Doch dürfen wir auch die Nachteile dieser Technologie nicht verschweigen. Vorrangiges Zielgebiet von Erdwärmenutzung sind vor allem Neubaugebiete, da sich ein nachträglicher Einbau einer Wärmepumpenanlage nach Expertenmeinung nur schwer realisieren lässt. Vor allem finanziell wäre ein nachträglicher Einbau für einen durchschnittlichen Privathaushalt nur schwer zu stemmen.
Um die Nutzung dieser Energie weiter nach vorne zu bringen, müssen wir vor allem noch einige Informationsdefizite abbauen. Beispielsweise muss dafür gesorgt werden, dass Energieversorgungsunternehmen wie Handwerker und Bohrunternehmer besser zusammenarbeiten und ihre gemeinsamen Interessen effizienter bündeln.
Das Projekt „Wärmepumpenmarktplatz NordrheinWestfalen“ der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW ist dazu ein guter Ansatz, der jedoch weiter ausgebaut werden kann und muss. Vor allem die abgelöste Landesregierung hat auf diesem Feld nicht alle vorhandenen und möglichen Potenziale zu nutzen vermocht.
Meine Damen und Herren, ich spreche für meine Kolleginnen und Kollegen der CDU-Fraktion, wenn ich sage, dass wir auf den Energieträger Geothermie nicht verzichten können und wollen. Als Abgeordneter einer vom Braunkohlenbergbau beeinflussten Region ist mir bewusst: Wir müssen die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von fossilen Brennstoffen über kurz oder lang minimieren. Ein sinnvoller Energiemix, wie es die Wirtschaftsministerin, Frau Thoben, gesagt hat, zwischen konventioneller und regenerativer Energiegewinnung ist nötiger denn je. Gerade in diesem Kontext darf der Faktor Geothermie nicht vernachlässigt werden.
Danke schön, Herr Kollege Wirtz. – Herr Priggen von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir haben mit der Geothermie einen Bereich, in dem es grundsätzlich bei allen Fraktionen – von der FDP weiß ich es noch nicht – sehr viel Sympathien gibt, weil das, was Kollege Wirtz gesagt hat, richtig ist.
Nach allem, was wir wissen, gibt es keine negativen Befürchtungen. Das geothermische Energieangebot steht nach allem, was wir wissen, unbegrenzt zur Verfügung. Es ist bei uns nicht optimal. Es gibt andere Länder in Europa, die ein höheres Angebot haben. Aber es steht fest, dass das Angebot, welches vorhanden ist, deutlich besser genutzt werden könnte.
Insofern gibt es grundsätzlich eine gute gemeinsame Position. Wenn wir den Aufschlag der SPDFraktion – Frau Ministerin hat sich ja bereits mehrfach zu dem Thema geäußert – als einen Aufschlag begreifen, dass wir uns konstruktiv etwas länger mit dem Thema beschäftigen – das lohnt sicherlich –, dann ist das ein guter Aufschlag.
Herr Wirtz, Ideologie vermuten Sie ja meistens bei anderen. Bei uns gibt es keine Probleme mit der Wärmepumpe. Ich weiß, dass die heutige Wärmepumpengeneration technisch deutlich besser ist als noch vor 15, 20 Jahren. Ich stimme mit Ihnen in der Sache völlig überein, dass Wärmepumpen in Neubaugebieten bei einem sehr gut wärmeisolierten Haus mit einem Niedrigenergiehausstandard das Beste ist, was Sie machen können, weil Sie mit relativ wenig Kilowattstunden gut klar kommen.
Weshalb die alte Landesregierung diesbezüglich nicht genug getan haben soll, weiß ich nicht. Bei aller Kritik und allem, was ich mit Herrn Horstmann ausgetragen habe: Ich hatte immer den Eindruck, dass der Einsatz für die Wärmepumpe optimal gelaufen ist. Ich bin gespannt, was Sie ganz konkret mehr machen wollen. Das ist ja dann ein edler Wettbewerb. Ich hatte den Eindruck, dass viel getan worden sei. Beim RENProgramm haben die Wärmepumpenleute selber im Jahre 2002 gesagt: Streicht uns aus der Förderung; wir sind so nah am Markt, dass wir sie nicht mehr brauchen. Insofern ist in dem Bereich genügend getan worden. So viel zu den positiven Aspekten.
Nüchterner einschätzen muss man das Potenzial bezogen auf die unterschiedlichen Einsatzbereiche. Es gibt eine große Erwartung hinsichtlich der Stromerzeugung. Meines Wissens liegt der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung aus Geothermie in der Größenordnung von 7 oder 8 %. Das ist positiv. Es ist nicht auszuschließen, dass wir, wenn die Ölpreise noch viel stärker ansteigen, nicht bei 60 $, sondern bei 150 $ bis 200 $ liegen, die Technik so entwickeln müssen, dass wir sie sehr viel breiter anwenden können und sie deutlich wirtschaftlicher ist. Diesbezüglich gibt es keinen Dissens. Es stellt sich die Frage, was wir konkret machen.
Bezüglich der Projekte weiß ich, dass wir 1998 beim EEG gesagt haben, dass es für geothermisch erzeugten Strom 8,95 Cent/Kilowattstunde für Anlagen bis zu 20 Megawatt gibt. Bis 2004 hatten wir eine einzige Anlage, nämlich in Neustadt-Glewe. Diese ist im November 2003 gebaut worden und hatte eine Nettoleistung von 95 Kilowatt. Bei einer geothermischen Stromerzeugung geht ja sehr viel Leistung verloren, um das Wasser in die Erde zu pumpen.