Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ihren Antrag, Herr Lamla, zum Thema eSport, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit und die gesellschaftliche Wertschätzung für Games, für den Wettstreit zwischen Menschen mittels Computerspielen zu erreichen, haben Sie hier eingebracht. Mich verwundert einiges, wie Sie dies von der Form her angehen.
Aber schauen wir vorab auf Nordrhein-Westfalen, wenn wir über die Gamesindustrie reden! NRW ist ein Zentrum der deutschen Gamesbranche. Und hier – Sie hatten es gerade schon erwähnt – findet in diesem August die gamescom statt – international eine der anerkanntesten Veranstaltungen mit 350.000 Besuchern. Über 800 Aussteller präsentieren sich bei uns in Köln. Angehängt ist der gamescom-Kongress, ein Kongress, der sich mit Games und der gesellschaftlichen Verantwortung – gesellschaftlichen Aspekten und Auswirkungen von Games – beschäftigt.
Film- und Medienstiftung. Ursprünglich war das die Filmstiftung, die wir zur Film- und Medienstiftung weiterentwickelt haben – gerade um das Thema „Games“ dort mit zu verankern. Neben der Film- und Medienstiftung haben wir durch Innovationswettbewerbe eine Förderung für die Games-Wirtschaft. In der EU-Förderperiode ist die Förderung der GamesBranche aktuell unter anderem Bestandteil der Leitmarktwettbewerbs „CreateMedia“. Auch in der ersten Einreichungsrunde waren einige Projekte aus dem Bereich „Serious Games“ erfolgreich.
Wenn wir auf Nordrhein-Westfalen gucken, erkennen wir, dass es hier eine Reihe von großen internationalen Unternehmen aus dem Games-Bereich gibt, die hier ansässig sind. Hier in Düsseldorf ist das Ubisoft, und in Köln gibt es Elektronic Arts. Diese Unternehmen sind – unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet – auch ein Arbeitsplatzgeber für unser Land.
Ja, wir haben auch Unternehmen, die sich mit dem Bereich eSport beschäftigen. Sie betreiben dies aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus. Unter anderem ist das die Kölner Firma Turtle Entertainment. Sie betreibt die Electronic Sports League. Das sind Beispiele, dass das Thema, welches Sie hier aufgerufen haben, durchaus relevant ist.
Wir haben in Nordrhein-Westfalen eine Reihe von Hochschulen auf diesem Gebiet, unter anderem das Cologne Game Lab. Aber auch in Düsseldorf, Duisburg/Essen und Paderborn haben wir Hochschulen, die sich mit dem Thema „Games“ beschäftigen. Sie sehen also, dass wir Games hier in unserem Lande nicht nur kulturellen, sondern auch wirtschaftlichen Fragestellungen betrachten.
Wenn wir uns jetzt Ihren Antrag ansehen, dann können wir feststellen, dass dieses Thema – Sie hatten es ja auch gerade erwähnt – gar nicht neu ist. Die Anerkennung von eSport als Profi- oder Breitensport dauert schon mehr Jahre, als die Piraten eigentlich Bestand haben. Es gibt durchaus unterschiedliche Sichtweisen. Es gibt Sichtweisen des BIU
Verbandes, der den Games-Bereich mit vertritt; aber es gibt auch Sichtweisen von klassischen Sportvertretern, die das etwas anders sehen.
Wenn wir uns Ihren Antrag anschauen, ist festzustellen, dass in ihm der Punkt der Gemeinnützigkeit enthalten ist. Hier im Landtag diskutieren wir das Thema „Gemeinnützigkeit“ auch in anderen Bereichen. Wir haben einen FDP-Antrag vorliegen; darin geht es um Gemeinnützigkeit im Journalismus. Allein anhand dieses Antrags können wir sehen, wie viel Aufwand es eigentlich ist, sich mit dem Thema „Gemeinnützigkeit“ auseinanderzusetzen. Dabei geht es auch um die Frage: Was heißt es beispielsweise – das trifft auch auf den Games-Bereich zu –, wenn große wirtschaftliche Unternehmen in diesem Bereich bereits tätig sind? Was für Auswirkungen hat es eigentlich?
Das alles sind Fragestellungen, die wir sehr gerne weiter diskutiert hätten. Denn wir sehen, wie gesagt, dieses Thema generell als relevant an.
Aber Sie bringen einen Showantrag – Sie haben das ja gerade selbst zugegeben –, der kurz vor der gamescom kommt. Sie stellen ihn auch in anderen Bundesländern fast identisch. Indem Sie diesen Showantrag bringen, verhindern Sie aber gleichzeitig, dass wir im Ausschuss vernünftig über dieses Thema reden können. Sie verhindern damit, dass wir hier eine Anhörung durchführen und dass verschiedene Experten mit verschiedenen Sichtweisen – der Gamesindustrie, der Gamer und auch der klassischen Sportverbände – hier im Landtag zu Wort kommen können. Das ist sehr bedauerlich. Wir hätten gerne weiter über dieses Thema diskutiert. Sie machen es sich sehr einfach und bringen eineinhalb Seiten auf Papier.
Sie bringen einen ganz dünnen Antrag, stellen den zur direkten Abstimmung – einfach, um vor der gamescom irgendetwas herauszuhauen.
Damit verweigern Sie sich aber einer intensiven Diskussion im Ausschuss. Sie verweigern sich einer Anhörung. Natürlich haben Sie schlechte Erfahrungen bei der Anhörung gemacht, als es um die GamesStudie ging; denn da haben Sie Kriterien aufgeworfen, die von einer Reihe von Experten gar nicht so gesehen wurden.
Damit scheitern Sie. Das ärgert Sie natürlich. Deswegen versuchen Sie, hier zu verhindern, dass wir im Ausschuss vernünftig über dieses Thema reden können. Sie versuchen zu verhindern, dass wir eine Anhörung mit allen Beteiligten durchführen. Das ist schade. Wir können Ihrem Antrag so nicht zustimmen. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter. – Herr Abgeordneter, würden Sie noch, obwohl Sie gerade schon zu Ende gekommen sind, eine Zwischenfrage von Herrn Kollegen Olejak zulassen?
Vielen Dank, Herr Kollege, dass Sie die Zwischenfrage noch zulassen. – Sind Sie bereit zur Kenntnis zu nehmen, dass gerade im Rahmen der vergangenen Anhörung über das Games Development acht Sachverständige gesagt haben, dass dieser Antrag genauso unterstützungswürdig sei, und dass sich drei dagegen ausgesprochen haben? Und Sie haben sich im Ausschuss für Kultur und Medien – anders als es zum Beispiel CDU und FDP getan haben – explizit gegen unseren Antrag ausgesprochen.
Sehr gut, dass Sie das noch einmal ansprechen, Herr Olejak. Wir haben uns nämlich die Anhörung – das Protokoll ist im Netz für alle einsehbar – einmal angesehen und müssen feststellen, dass der Sachverständige des Games-Verbandes, sein Geschäftsführer, in dieser Anhörung gerade bei Ihrem Antrag herausgestellt hat, er freue sich darüber, dass der Antrag, der von einem Verband geschrieben worden sei, eins zu eins durch Sie eingebracht wurde.
(Simone Brand [PIRATEN]: Das habe ich klar- gestellt! Das ist unverschämt, dass Sie das wiederholen!)
Das ist natürlich eine Sache, die wir schon ziemlich kritisch betrachten. Wir sehen es kritisch, wenn man sich vorher Sachen aufschreiben lässt und dann so tut, als ob man besonders transparent sei. Das war Ihren Mitgliedern im Ausschuss auch sichtlich peinlich. Wenn man sich das im Stream ansieht, konnte man das durchaus sehen.
Sie können das Protokoll auch nachlesen. Das war eine peinliche Situation für Sie. Deswegen verstehe ich nicht, warum Sie gerade auf dieses Thema noch einmal zu sprechen kommen. Unter anderem hat uns in dieser Anhörung Herr Söndermann – das ist ein unbestrittener Sachverständiger, der für diesen Bereich zuständig ist – erklärt, dass die Kriterien, die Sie in Ihrem Antrag zu einer Games-Studie aufgeschrieben haben, internationaler Vergleichbarkeit nicht standhalten.
Wir haben doch nicht gesagt, dass generell Zahlen nicht sinnvoll sind. Aber so, wie Sie den Antrag geschrieben haben, war der einfach schlecht. Dieser Antrag ist auch ein Showantrag. Sie verweigern sich der weiteren Diskussion im Ausschuss. Wir können leider so nicht zustimmen. – Danke schön.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Ich muss ganz ehrlich sagen: Als ich diesen Antrag gelesen habe, da habe ich ein wenig gestaunt, und zwar nicht, weil eSport keine Bedeutung verdient hat, ganz im Gegenteil. Denn die Bedeutung des eSports zeigt sich auch schon an den vielen jungen Menschen, die sich dieser Angelegenheit widmen. Nicht zuletzt wird das auch deutlich an den Preis- und Werbegeldern, die in dem gar nicht so kleinen professionellen Bereich gezahlt werden.
Vielmehr war ich doch erstaunt, was Sie mit dem Antrag hier konkret fordern und ausdrücken. Ich sehe nämlich nicht, dass eSport gesellschaftlich nicht anerkannt sein soll. Wie ich sagte, die Zahl derer, die sich dem eSport widmen, spricht da eine ganz andere Sprache. Auch der relativ stark ausgeprägte Profibereich bezeugt etwas anderes. International werden sogar Preisgelder in Millionenhöhe vergeben. Riesige Hallen und Stadien werden in Deutschland für Events bzw. Turniere angemietet. Unzählige Zuschauer widmen sich diesen Events vor Ort und im Internet mit ähnlich produzierten Shows, wie wir das vielleicht aus der Bundesliga beim Fußball kennen. Bei mangelnder Akzeptanz wäre eine solche Dimension sicherlich nicht denkbar. Insofern finde ich diese Ausführungen in Ihrem Antrag schlecht nachvollziehbar.
dass es eben nicht Aufgabe der Politik ist, zu definieren, was eine anerkannte Sportart wird. Dieses ist Aufgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes und gegebenenfalls auch des Landessportbundes, der mit seinem Votum abweichen könnte vom Votum des DOSB.
Also, hätten Sie mit Ihren Kollegen in Berlin, die diesen Antrag in ähnlicher Form gestellt haben, gesprochen, hätten Sie das wissen müssen. Denn dort verwies Dr. Heiner Brandi vom Landessportbund Berlin darauf, dass – ich zitiere – die Anerkennung einer menschlichen Betätigung oder Aktivität als Sport keine staatliche Aufgabe ist, sondern sie obliegt dem organisierten Sport und wird in der Regel vom DOSB geprüft und entschieden.
Ich gewinne den Eindruck, dass Sie hier an dieser Autonomie rütteln wollen, wenn sich die Politik dafür stark machen soll. Das ist abzulehnen.
Außerdem entsteht noch ein weiterer, fast schon fataler Eindruck mit Ihrem Antrag. Denn dieser Antrag
vermittelt den Anschein, als ob Sie über den Status der Gemeinnützigkeit Subventionen für eine Branche fordern, die schon sehr gut professionell funktioniert
und keinerlei Subventionen benötigt. Ich verweise hier noch einmal auf die Millionen Preis- und Werbegelder, Megaevents, die ich da gerade angesprochen habe.
(Oliver Bayer [PIRATEN]: Dann hat der Fuß- ball auch keine Subventionen nötig! – Marc Olejak [PIRATEN]: Dann entziehen wir ihm doch die Gemeinnützigkeit!)
Zu diskutieren wäre ferner die Doping-Problematik. Der amerikanische Spieler Kory „Semphis“ Friesen gestand die gezielte Einnahme von Ritalin in einem viel beachteten YouTube-Interview, und viele eSportler gestanden in der Folge den Einsatz von Ritalin bei diesen Turnieren. Nachzulesen ist das unter anderem online bei der „FAZ“ in dem Artikel „Das falsche Spiel mit der Maus“.
Auch der übermäßige Konsum von Energydrinks kommt auf diesen Events wohl häufig vor. Das sind sicherlich Themen, die weit im Vorfeld geklärt werden müssen, bevor man überhaupt über eine Anerkennung sprechen kann.
Ich kenne keinen Fußballprofi, der Bier vor einem Bundesligaspiel trinkt. Es tut mir leid, Herr Marsching.