So richtig wir das finden, würden wir uns allerdings wünschen, dass erst die Evaluation zu dem noch laufenden Modellversuch erfolgt. Es wäre vielleicht möglich, eine Zwischenevaluation zu fordern, sodass diese Ergebnisse mit in die Umsetzung eines Faches Wirtschaft einfließen könnten.
Ich unterstütze auch Frau Vogts Anmerkung zu den Lehrplänen des Berufskollegs. Es ist tatsächlich auch jetzt schon so, dass am Berufskolleg viele Schülerinnen und Schüler bestimmte Fachgebiete mehrfach durchlaufen und sich dann irgendwann langweilen. Sie lernen in der Handelsschule die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, dann erlernen sie einen kaufmännischen Beruf und fangen dort wieder an mit den Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. Auch das könnte man einmal kritisch hinterfragen.
Ich teile nicht Frau Beers Einschätzung, dass es an der Stelle nur um Effizienz geht. Es kann sein, dass es der FDP nur um Effizienz geht. Ich jedoch wünsche mir ein Fach Wirtschaft,
das genau diese Themen kritisch hinterfragt. Wenn man sich die Kernlehrpläne des Berufskollegs anguckt, dann sieht man, dass das auch der Fall ist.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Manche Menschen im Land, wahrscheinlich insbesondere die Abgeordneten Ihrer Fraktion, Herr Stamp, glauben ja, dass die FDP ihrer Zeit immer voraus ist. Heute stimmt das, zumindest an diesem Punkt.
Schuljahres 2013/2014 verlängert, ein Arbeitsentwurf des Abschlussberichts wird zurzeit in verschiedenen Gremien diskutiert – und schon fordert Ihre Fraktion Konsequenzen. Das ist fast wie eine Siegerehrung, bevor die letzte Runde und der Endlauf stattgefunden haben.
Wir sind uns in einem einig: Für nachhaltige Bildung ist es wichtig, ökonomische Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken, und zwar unabhängig von der Schulform. Hierzu gehören sowohl ökonomische Kenntnisse im engeren Sinne, aber auch soziale und ökologische Fragen. Es gehört auch der gesamte Bereich der Verbraucherbildung dazu.
Meine Damen und Herren, es gibt schon neue Kernlehrpläne, die dies berücksichtigen. Auch die Realschulen haben in den Fächern Erdkunde, Geschichte und Politik einen geeigneten Handlungsrahmen für die Entwicklung dieser Kompetenzen.
So befasst sich der Kernlehrplan Politik unter anderem mit dem Inhaltsfeld – ich zitiere – „Grundlagen des Wirtschaftens und Wirtschaftsgeschehens“ und erfüllt schon jetzt wesentliche Forderungen des FDP-Antrages, zum Beispiel zur sozialen Marktwirtschaft, zu Angebot und Nachfrage, zu Verträgen, zur Verschuldung und explizit auch zur Verbraucherbildung.
Übrigens: Konsequenzen für die Lehrerausbildung ergeben sich nicht, da die Lehrkräfte für das Fach Sozialwissenschaften verbindlich volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Studieninhalte erwerben müssen, die sich aus den bundesweit verbindlichen Fachstandards der Kultusministerkonferenz ergeben.
Meine Damen und Herren, auch wenn das Ziel klar ist, müssen wir unter Berücksichtigung des Modellversuchs mit Bedacht schauen, welcher Weg am besten zu diesem Ziel führt. Bei Ihnen von der FDP steht schon jetzt fest: Ein neues Fach Wirtschaft muss her. – Diese Auffassung hatten Sie übrigens auch schon vor dem Schulversuch. Sie wiederholen sie einfach nur, noch bevor dieser Schulversuch abschließend ausgewertet ist. Ein bisschen mehr Sachkunde und sachorientiertes Herangehen täten Not.
Zu fordern, das ist Ihr gutes Recht. Aber das ist, so finde ich, für das gesamte Haus und auch für die Landesregierung keine Grundlage für eine Entscheidung. Wenn es schon einen Schulversuch gibt, der während der Zeit Ihrer Regierungsbeteiligung begonnen wurde, dann sollten wir auch die Ergebnisse dieses Schulversuchs abwarten und berücksichtigen.
Leider hat ihre Koalition uns ein nicht ganz unproblematisches Erbe hinterlassen. Die Ministerin Ihrer Koalition, liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU
und FDP, hat den Modellversuch an 70 Realschulen des Landes genehmigt, ohne dafür die notwendigen Mittel bereitzustellen. An dieser mangelnden Finanzausstattung durch Sie haftet nun der Vorwurf mancher Universitäten, dass die auch von Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kollegen der FDP, zitierten Rückmeldungen aus den Realschulen, die mittels Fragebögen erhoben wurden, lediglich die Stimmung der betroffenen Realschulen darstellen. Dass diese Stimmung sehr positiv ist, freut mich. Sie allein ist aber keine valide Grundlage, um die Einführung eines Faches Wirtschaft zu beschließen.
Welche Konsequenzen wir daher letztlich aus dem Modellversuch ziehen, um ökonomische Grundkenntnisse und Kompetenzen für alle Schülerinnen und Schüler zu erreichen, ob wir den Weg über ein Pflichtfach und/oder Wahlpflichtfach und/oder über integrierte Modelle wählen, das sollte wir debattieren, wenn der Bericht vorliegt. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin dankbar, dass es auch kritische Stimmen gegeben hat, auf die ich an dieser Stelle gerne eingehen möchte.
Ich glaube sehr wohl, dass wir mit dem Zeitpunkt dieses Antrages richtig liegen. Wir haben nämlich den Flurfunk wahrgenommen, wonach es Rückmeldungen aus dem Beirat gibt, dass dort der Verdacht gehegt wird, dieses Modell solle eingeschläfert werden.
Frau Beer, Sie haben das Rennen mit Ihrem Antrag zur Verbraucherbildung im vergangenen Plenum eröffnet.
Sie haben auch nicht den Bericht hierzu abgewartet, sondern Sie gehen mit diesem Antrag in die Diskussion und sprechen in diesem Zusammenhang von sozialwissenschaftlich eingebetteter ökonomischer Bildung. Und das ist für uns an der Stelle die falsche Richtung. Deswegen haben wir gesagt: Wir möchten hier andere Wege gehen.
Zu der Kritik, die Sie hier vorgebracht haben, muss ich sagen: Sie haben meiner Rede nicht zugehört. Ich habe genau angeführt, was alles zum Thema „Wirtschaft“ dazugehört. Das ist letztendlich auch von Ihnen allen wiedergegeben worden, allerdings indem das herunterdeklariert wurde auf den Satz, wir wollten kleine Verbraucher – oder was haben Sie gesagt? –
Frau Kollegin Gebauer, entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Es gibt den Wunsch von Frau Kollegin Beer nach einer Zwischenfrage. Möchten Sie sie zulassen?
Danke schön, Frau Kollegin. Ich weiß nicht, ob Ihnen zugetragen worden ist – Sie waren damals noch nicht im Parlament –, dass schon in der 14. Legislaturperiode alle Fraktionen hier gemeinsam einen Antrag verabschiedet haben, der darauf abzielte, das Fach Hauswirtschaft im Hinblick auf Verbraucherbildung, also Konsumbildung, zu innovieren, auch was die Anteile Ernährung und Gesundheit angeht. Das haben wir hier miteinander gemacht. Und das ist genau die Umsetzung unseres Antrags. Ist Ihnen das bekannt?
Frau Beer, das ist mir bekannt. Aber dass Ihr rot-grüner Antrag die Umsetzung dieses gemeinsam verabschiedeten Antrags sein soll, das wage ich an dieser Stelle doch zu bezweifeln.
Ich kann hier nur noch einmal sagen: Sie haben das Rennen eröffnet. Sie haben ebenfalls den Bericht nicht abgewartet, sondern den Antrag zur Verbraucherbildung im vergangenen Plenum eingebracht. Dieser Antrag geht eindeutig in eine komplett andere Richtung und hat mit der Behandlung des Themas „Wirtschaft“ an den Schulen, gerade an den Realschulen, wie wir sie uns vorstellen, und mit dem Modellversuch herzlich wenig zu tun. – Danke schön.
(Beifall von der FDP – Vereinzelt Beifall von der CDU – Sigrid Beer [GRÜNE]: Das ist doch etwas anderes!)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. – Das bleibt auch so. Dann schließe ich hiermit die Beratung zu Tagesordnungspunkt 5.
Wir kommen zur Abstimmung. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags Drucksache 16/3448 an den Ausschuss für Schule und Weiterbildung, der die Federführung erhalten soll, und den Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk, der mitberatend tätig werden soll. Die abschließende Beratung und Abstimmung werden dann im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen. Möchte jemand dagegen stimmen? – Möchte sich jemand
Wohlstand sichern und ausbauen – Landesregierung soll Wachstumsinitiativen ergreifen und die Rahmenbedingungen für Beschäftigung und Investitionen verbessern
Ich eröffne die Beratung und freue mich, dass Herr Kollege Wüst schon am Rednerpult steht und so lange gewartet hat.