Ich möchte zum Schluss kommen. Nicht eine quantitative Erfassung des Schreibvermögens der Schülerinnen und Schüler ist angesagt – und wer sollte diese auch bewerten?
Sinnvoll sind unseres Erachtens wissenschaftliche Studien zum Schreib-Lern-Prozess und zur Wirksamkeit pädagogisch-didaktischer Methoden zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern. Wir würden es begrüßen, wenn sich eine Hochschule zu einer Forschung dieser Art entscheiden könnte, wobei wir auch darauf hinweisen möchten – das vielleicht als letzter Satz –, dass die Schreibschrift nicht erst heute mit Ihrem Antrag Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung zu werden beginnt;
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Beim Erlernen einer fließenden, verbundenen und individuellen Handschrift geht es nicht allein um die wichtige Frage der Lesbarkeit, sondern – wie hier schon mehrfach von Frau Korte und Herrn Feuß ausgeführt – es geht auch um die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik. Und, die Experten haben es deutlich gesagt, es geht letztlich um den Schulerfolg.
Umso bedauerlicher ist es, dass Rot-Grün trotz der sehr nachdrücklichen Anhörung unseren Antrag ablehnt. Sie werden Ihrer Verantwortung für unsere Kinder durch diese Ablehnung nicht gerecht. Es hat fast absurde Züge, was Grüne, SPD und Ministerium bei dieser wichtigen Frage für ein Schauspiel bieten:
Erst behauptet das Ministerium, es gebe überhaupt keine Problemanzeigen zu sich verschlechternden Handschriften.
Kurz danach zeigt eine Umfrage unter Lehrkräften das genaue Gegenteil – wohlgemerkt mit einem hohen Anteil an Rückmeldungen aus NordrheinWestfalen. 80 % der Lehrkräfte an Grund- und weiterführenden Schulen sehen deutliche Verschlechterungen.
Dann erklärt das Ministerium, durch die Lernstandserhebungen VERA sei eine Standardsicherung gewährleistet. In der Anhörung wurde dies von Expertenseite höflich als Unsinn abgetan. Offenbar war dem Fachministerium nicht bewusst, dass die vermeintliche Standardsicherung die Schreibfertigkeiten gar nicht hinreichend erfasst.
Sehr geehrte Damen und Herren, in einer Datenerhebung zu prüfen, ob den Kompetenzerwartungen des Lehrplans entsprochen wird, ist also dringend notwendig. SPD und Grüne verkünden aber allen Ernstes, es sei nicht Aufgabe der Landesregierung, zu prüfen, ob staatlich vorgegebene Kompetenzerwartungen erfüllt werden. Wer, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn nicht die Landesregierung, ist dafür verantwortlich?
Nach der Anhörung erklärte Frau Hendricks in der Parlamentszeitschrift ausdrücklich, die von FDP und CDU geforderte Datenerhebung sei erforderlich. Gleichzeitig stimmt aber die SPD gegen den Antrag, der genau diese Erhebung fordert.
Danke schön, Frau Kollegin Schmitz. – Als wir im Schulausschuss über diese Fragen diskutiert haben, was in dem Zusammenhang überhaupt eine Datenerhebung ist, habe ich versucht darauf hinzuweisen, dass dies ein umfängliches Forschungsvorhaben wäre. Zu dem, was Sie fordern, wüsste ich gerne, wie Sie das normiert darstellen wollen. Was ist denn dann die Schrift, die abgefragt werden soll? Das ist doch überhaupt nicht klar. Das konnten Sie uns weder im Schulausschuss noch hier erklären. Könnten Sie uns heute beantworten, was Sie da eigentlich messen wollen?
Werte Frau Beer, wenn ich im Lehrplan das Ziel definiere, dass am Ende des vierten Schuljahres eine fließend verbundene Handschrift stehen soll, dann muss ich das doch auch messen können.
Es geht um eine flüssig verbundene Handschrift. Wir haben gehört, die fließende Bewegung kommt aus dem Handgelenk.
Dann muss in einer Erhebung doch deutlich werden, wie viele Kinder an welchen Schulen diese Fähigkeit nach der vierten Klasse beherrschen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, das SPDVorgehen mag absurd sein, es ist aber offensichtlich geworden, dass die Grünen eine Erhebung zu Schreibproblemen verhindern wollen, wie wir eben gehört haben.
Ministerin Löhrmann behauptete im Ausschuss, die Notwendigkeit einer Erhebung sei nicht Ergebnis der Anhörung gewesen. Das genaue Gegenteil war
Während alle Fraktionen sich auf die inhaltlichen Aspekte konzentriert haben, verkündet Frau Beer einfach, die Kinder sollten die Grundschrift lernen, obwohl unter anderem Dr. Marquardt explizit auf die Probleme bei dieser Schrift hingewiesen hat. Hier werden Zukunftschancen der Kinder dem scholastischen Wissenschaftsverständnis der Frau Beer und der ideologischen Verweigerungshaltung der
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer auf der Tribüne und zu Hause! Handschrift – da sind wir uns alle einig; das haben wir auch im Ausschuss gehört – ist eine elementare Kulturtechnik. Die ist auch in Zukunft unerlässlich. Da sind wir uns alle einig. Ich sage für uns Piraten noch einmal: Bei aller Faszination für die digitalen Werkzeuge – gerade wurde schon vorgeschlagen, hier im Plenum im Internet einiges nachzusehen; ich hoffe, Sie hören mir trotzdem zu –, ist einfach nicht anzustreben, dass wir nur noch abhängig sind von irgendwelchen Eingabegeräten. Die Handschrift muss weiter erlernt werden. Es ist auch wichtig, dass wir am Ende der vierten Klasse mit einer Handschrift dastehen.
Aber im Alltag vieler Menschen spielt das handschriftliche Schreiben immer weniger eine Rolle. Kinder erleben im Elternhaus einfach keine Eltern mehr, die mit verbundener Schreibschrift irgendwelche Notizen schreiben. Stattdessen wird eben in Druckschrift notiert, und die verbundene Handschrift verliert ihre Selbstverständlichkeit. Das ist auch okay und eine kulturelle Entwicklung, die man einfach begleiten kann. Man muss sich dem nicht immer entgegenstemmen.
Flüssig schreiben zu lernen ist zudem ein anspruchsvoller Lernprozess. Immer mehr Kindern bereitet das ganz große Mühe, wie wir das in der Anhörung gehört haben. Das müssen wir ernst nehmen. Auch bei diesem Punkt sind alle Fraktionen, wie wir im Ausschuss erfahren haben, beisammen.
Schreibprobleme beeinträchtigen – das haben wir ebenfalls in der Anhörung vernommen –, die Kinder beim Lernen. Aus Erfahrung aber wissen wir, dass Schreiben und gerade verbundenes Schreiben besonders bei Kindern mit Förderbedarf erhebliche
Probleme auslöst. Im Hinblick auf die Inklusion stellt sich von daher die Frage, ob die Kompetenzerwartung einer gebundenen Handschrift weiterhin Bestand haben sollte oder ob es nicht eigentlich nur um eine flüssige, lesbare Handschrift geht, bei der nicht alle Buchstaben verbunden sein müssen, sondern bei der einfach Kinder – Herr Ellerbrock hat es gerade gesagt – miteinander kommunizieren können.
Heutzutage haben wir den täglichen Umgang mit der Druckschrift. Die elektronischen Geräte, vor denen wir sitzen, haben genau diese Druckschrift. Genau das müssen Kinder am Ende haben, eine Handschrift, die gerne an die Druckschrift angelehnt ist, die von anderen Kindern gelesen und verstanden werden kann.
Trotzdem sind wir bei CDU und FDP, wenn es darum geht, dass die Ursachenforschung für die Schreibschwierigkeiten gemacht werden muss. Das ist wünschenswert. Es ist wichtig, dass wir Wege finden, wie wir betroffenen Schülerinnen und Schülern helfen und sie unterstützen können. Dr. Marquardt hat ja im Sachverständigengespräch ausgeführt – ich zitiere – wir behaupten, dass man Kindern gar nicht das Schreiben beibringt, sondern dass man ihnen vor allem erst mal Schrift beibringt. Und dann lernen die Kinder, diese Schrift anzuwenden.
Eine einfache Datenerhebung allerdings – das ist der wichtige Punkt in diesem Antrag –, wie von CDU und FDP gefordert, wie auch immer die gestaltet wäre, bringt einfach nicht die notwendigen Erkenntnisse. Wir haben im Ausschuss nicht gehört, wie sie aussehen sollte – Kollegin Beer hat es gerade abgefragt –; wir hören es hier im Plenum nicht.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Parlament ist sich, so unterschiedlich sich das gerade angehört hat, auch in dieser Frage einiger, als das gleich bei der Abstimmung aussehen wird. Denn alle Fraktionen und die Landesregierung wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit vernünftig, ordentlich, möglichst lesbar, flüssig schreiben können sollen. Da sind wir uns einig. Das möchte ich erst mal feststellen.