Protokoll der Sitzung vom 16.08.2000

(Zuruf der Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

- Frau Thomas, das ist schlich!IJveg nicht möglich. Sollen die Dörfer vielleicht noch weiter aussterben?

Meine Damen und Herren, wenn wir die ländlichen Gebiete strukturell erschließen wollen, benötigen wir Straßen- nicht nur neue Straßen, das ist richtig. Neben den wenigen neuen benötigen wir zwingend-den Erhalt der bestehenden Straßen. Wer anderes behauptet, will die ländlichen Gebiete auf ewig abhängen. Er verlangt, dass die Menschen in die Städte ziehen, damit sie dort an ihrem neuen Wohnort dann Arbeit finden, oder dass sie pendeln. Pendeln Sie einmal von Rohr

bach jeden Tag nach Mainz zur Arbeit. Das ist schlichtweg so gut wie ausgeschlossen. Ohne Auto geht es also nicht. Wer das Auto verdammt, verdammt damit alle, die auf das Auto angewiesen sind.

(Beifall des Abg. Berg, CDU)

Der Titel Ihres Antrags lautet: ,.Integrierte umwelt- und sozialgerechte Verkehrsplanung vorantreiben." Einleitend fordern Sie eine vernetzte Planung zwischen den verschiedenen Verkehrswegen. So weit so gu!· Die Forderung nach einer starken Vernetzung zwischen den Verkehrsträgern findet auch unsere Zustimmung. Ihr Antrag beinhaltet bezüglich der konkreten Forderungen aber etwas ganz anderes.

(Zuruf des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dannstellen Sie doch einen Alternativantrag !)

Wenn man diese Forderungen liest, stellt man fest, dass es Ih

nen nicht Ull) eine vernetzte Planung geht, sondern Sie wollen weniger Straßen. Das ist ihr Ziel. Sie fordern eine Verlagerung der Verkehre hin zum so genanntEm Umweltverbund und meinen damit Busse, Bahnen, Radwege und Fußwege. Soweit eine solche Verlagerung möglich ist, haben wir damit überhaupt kein Problem.

(Zuruf der Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Können Sie mir aber sagen, wie wir allein auf diesem Weg Mobilität im ländlichen Raum sicherstellen können? Das ist unmöglich. Ihre eigene Forderung, die Landesregierung soll

te ihre verkehrspolitischEm Entscheidungen daran ausrichten, ob sie die Herstellung gleichwertiger Mobilitätschancen aller Menschen fördert, müsste Sie von Ihrer Forderung abhalten, den Straßenbau noch weiter zu reduzieren. Zu dieser Konsequenz sind Sie aber nicht bereit; denn die Menschen im ländlichen Raum sind Ihnen egal.

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nicht egal!).

Meine Damen und Herren, wenn Sie fordern, bei der derzeiti

gen Überarbeitung des Landesverkehrsprogramms alle noch nicht begonnen Projekte im Straßenbau unter Maßgabe ver

schärfter Kriterien zu prüfen, wollen Sie auch damit Straßen

bau verhindern, Frau Kiltz. Sie ignorieren, dass schon jetzt alle Straßenbauprojekte schärfsten umweltpolitischen Kriterien unterworfen worden sind, Planungen schon jetzt

jahrelang dauern, dabei nahezu alle Projektpläne unter ökologischen Gesichtspunkten verändert werden und zahlreiche Projekte aus diesen Gründen schon jetzt am Ende nicht reali

siert werden.

Die Antwort der Landesregierung auf Ihre Große Anfrage ha:t

dies im Detail belegt.-Das wollen Sie aber offensichtlich nicht

zur Kenntnis nehmen.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nehmen Sie doch zur Kenntnis, dass Sie keinen Ausweg haben!)

Von 1984 bis 1999, also in 15 Jahren, sind zu den 6 949 Kilometern Landesstraße gerade einmal187 Kilometer hinzu gekommen. Dies resultie_rt zum überwiegenden Teil aus den Abstufungen von Bundesstraßen.·

Von 1990 bis 1999, also in neun Jahren, sind ganze 65 Kilometer Landesstraßen neu gebaut worden. Dabei handelt es sich überwiegend um Ortsumgehungen.

(Zuruf der Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wer vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund der

überall sichtbaren desolaten Landesstraßen behauptet, der

Straßenbau im Land habe Priorität, den verstehe wer will- ich

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, wir benötigen nicht mehr Planung. Ich weiß beim besten Willen nicht, welchem Zweck Ihre

Forderung nach einem - neben dem zehnjährigen Landesverkehrsprogramm und einem weiteren fünfjährigen Landesverkehrsplan -von Ihnen draufgesattelten zweijährigen Investitionsprogramm dient. Das ist Verhinderungspolitik durch überzogene Planung, die wir nicht befürworten.

(Zuruf der Abg._ Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben ein Landesverkehrsprogramm, das derzeit überarbeitet wird. Wir haben in jedem Haushalt ein verbindliches Bauprogramm. In diesem Bauprogramm stehen viele weitere dringend baubedürftige Projekte, Frau Kiltz. Sie haben die

Zahl und das Bauvolumen genannt, aber die richtige Konse

quenz daraus haben Sie nicht gezogen.

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Doch"!)

Es ist ein Fehler, dass sie nicht finanziert sind. Das ist das Problem. Sie müssten alle finanziert werden, weil sie für die Mo

bilität der Menschen in unserem Land dringend notwendig sind. (Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.

Genau, und Sie finanzieren· das privat, Herr Bracht!)

Meine Damen und Herren, das Einzige, was fehlt, ist Geld, um die Realisierungall dieser dringend notwendigen Projekte zu finanzieren. Planungen gibt es schon genug, sogar zu viele.

Diese Kritik richtet sich natürlich vor allem an die Landesregierung. Sie von der SPD und der F.D.P. haben systematisch

die Straßenbaumittel mit dem Ergebnis reduziert, dass sich die Landesstraßen zum Teil in einem chaotischen Zustand befinden. Das stört die Landesregierung aber wenig. Sie machen mit dem Geld lieber Werbung für sich und Ihr tatsäc~ lich verbesserungswürdiges Image.

Wir lehnen den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ

Ich bedanke mich.

(Beifall der CDU)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Heinz das Wort.