Protokoll der Sitzung vom 15.12.2000

(Beifall im Hause)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Thomas das Wort.

Meine Damen und Herren! In einem gebe ich Frau Schmitt Recht. Dieses Thema ist für eine Aktuelle Stunde nicht -geeignet, zumindest dann nicht, wenn man die Ergebnisse so berücksichtigen und diskutieren wilf, wie diese es ·verdienen.

Wenn man sich überlegt, dass aucli die differenziertere Auswertung von TIMSS vor wenigen Wochen erschienen ist und darüber sehr viel veröffentlicht wurde, dann kann ich in Richtung CDU, Philologenverband und F.D.P. nur eines noch ein

-mal zitieren. Dies war in einer dicken Überschrift in der

.. Zeit".

·(Zuruf des Abg. Creutzmann, F.D.P.)

- Herr Creutzmann, manchmal tut es weh.

In der.. Zeit" steht dick.. Thema verfehlt- Sechs". Dann steht weiter unten,.. e-mpirisch gut gesichert, methodisch über alle Zweifel erhaben - TIMSS ist sehr differenziert ausgewertet weisen die Berliner Wissenschaftler nach, woran es fehlt"

~-also den Bildungspolitikern von CDU und F.D.P. und auch denen vom Philologenverband. Das Problem ist nirgends die Schulform, sondern der Unterricht in allen Schulformen.

Deswegen bitte ich Sie alle noch einmal herzlich. Ich weiß, bei der F.D.P. ist das meistens vergeblich.

(Dr. Frey, F.D.P.: Haben Sie etwas gegen uns?)

- Herr Frey, ich habe gar nichts gegen Sie persönlich. Sie wissen, wir verstehen uns oft. Aber wenn Sie in der Bildungspolitik nicht von Ihren ideologischen Klischeegeschichten herunterkommen und im Schulterschluss mit dem Philologenverband sagen, Integrierte Gesamtschulen oder sonstige integrierte Schulformen taugen nichts- genau dies ~at MARKUS gezeigt-._ dann muss ich lhnen.sagen, Sie können weder mit den Ergebnis_sen umgehen noch sind Sie gewillt, Ihre alten.

und überkommenen bildungspolitischen Vorstellungen einmal zu reflektieren.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zuruf des Abg. Creutzmann, F.D.P.)

Angesichts einer solchen Untersuchung, für die man viel Geld - eingesetzt hat und die man eingesetzt hat, um Qualitätsentwicklung an Schulen zu betreiben, gebührt es diesen_ Ergebnissen, dass man nicht ei·nzelne herausnimmt, sondern dass man sie im Kontext betrachtet, die_ Ergebnisse zu Ende diskutiert und zu richtigen Schlüssen-kommt.

(Zuruf des Abg. Kuhn, F.D:P.)

Wenn Siesich anschauen, auch die TIMSS-Ergebnisse--

(Kuhn, F.D.P.: Wo ist der HerrDahm?)

-Herr Kuhn, der ist krank und befindet sich im Krankenhaus.

Wenn diese TIMSS-Ergebnisse differenzierter und genauer ausgewertet sind, dann sehen Si_e zum Beispiel, dass ein L_and wie Schweden, das durchweg integrierte Schulfor-men hat, zu besseren Ergebnissen kommt als die Bundesrepublik. Wo ist

_ bei Ihnen eine Wertung dieser Ergebnisse?- Nein, Sie bleiben auf Ihrem alten_ Pfad, und das ist ein Pfad, der vor20 Jahren

·angelegt wurde. Mittlerwe_ile ist dieser ein bisschen verzweigter geworden.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN- Zuruf des Abg. Kuhn, F.D.P.)

Meine Damen und Herren, auch in einem zweiten Ergebnis kommen Sie nicht weiter. Sie sind doch diejenigen, die Elite·gymnasien fordern.

(Kuhn, F.D.P.: Das ist unglaublich!)

Aber wenn Sie sich einmal die bildungspolitische Diskussion

anschauen und die Ergebnisse, die daraus hervorgehen, und

realisieren, wieviel Bildungsreserven wir an anderen Schulen

haben, dann müsste Ihnen auch deutlich werden, dass dies

ein Irrweg ist. Ich willihnen den Befund -der Bildungsforscher

- auch wieder aus der ,.ZEIT"; auch aus TIMSS; ich beziehe

mich immer auf TIMSS, weil diese Ergebnisse schon viel kon

kreter ausgewertet sind- zitieren' Ein Ergebnis der Bildungs-_

forsch er ist, Elite braucht Masse. Die Leistungsspitze eines Al

tersjahrgangs ist in denjenigen Ländern besser - Herr Kuhn,

hören Sie gut zu -, die vielen Schülern den Weg zum Abitur öffnen. Offenbar führt eine zu starke Vorauswahl dazu, dass

Talente übersehen werden und keine-Chance haben, die Leis

tung~elite zu verstärken. - Also wenn Sie vorgeben wollen,

Leistungselite besser schulen und stärken zu wollen, dann

müssen Sie einen anderen Weg einschlagen, statt auf diesem

Irrweg, auf diesem Trampelpfad der F.D.P., ern Eliteg','mnasi

um für Hochbegabte einführen zu wollen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, noch zu einem Punkt, zum Unter

richtssausfalL Ich beziehe mich noch einmal auf die Ergebnis

se der MARKUS-Studien und die ersten Ergebnisse; dass Un

terrichtsausfall keinen Effekt auf die Qualität des Unterrichts oder auf die Leistungs1~rgebnisse hat. Da würde ich bitten,

sehr genau hinzuschauen, was untersucht wurde. Es wurde

das Leistungsvermögen oder die Leistungsmöglichkeit in der

8. Klasse im Mathematikunterricht untersucht. Ich warne da