Protokoll der Sitzung vom 15.12.2000

Es gibt Teilergebnisse, die das widerlegen. Ich er_wähne aber allch, dass es nur Teilergebnisse sind, weil wir eine differenzierte Debatte führen müssen. Es gibt auch an?ere Zahlen. Es ist eine Schande, dass diese komplexe Situation auf siebeneinhalb Minuten begrenzt wird. Im Ausschuss wäre das bes

ser möglich gewesen. Die Ergebnisse sind zunächst einmal als Ganzes zu sehen. Es ist richtig, dass die Gesamtschüler in der Spitzengruppe weniger vertreten sind als im gegliederten Schulsystem.

(Beifall des Abg. Creutzmann, F.D.P.)

Es gibt aber auch andere Ergebnisse, die behutsam beurteilt werden müssen.

Uns interessiert nur eines: Wie gut ist eine Schule, losgelöst von der Schulart? Aus diesem Grund bin ich glücklich, dass dieser Test- jetzt werde ich ein bisschen gelÖster- an meinem Geburtstag, am 31. Mai, durchgeführt worden ist. Das war ein schönes Geschenk. Von Anfang an haben wir mit den Sozialdemokraten darauf hingearbeitet, dass wir als erstes Bundesland zu einem Leistungsvergleich kommen.

Wir haben es geschafft. Wir sind Vorreiter.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ist so etwas nichtschon einmal in Harnburg passiert?)

- Seien Sie doch bitte einmal ruhig. Halten Sie sich ein bisschen zurück und unterhalten Sie sich mit dem Kollegen, wenn er wieder genesen ist!

Rheinland-Pfalz ist Vorreiter. Wir sind froh, dass wir diesen ersten Schritt gemacht haben. Die Ergebnisse, die zunächst einmal summarisch vorgelegt wurden, sind nicht die Endergebnisse, Herr Kollege Lelle. Am Montag werden die detaillierten Ergebnisse den Schulen bekannt gegeben. Wenn Sie sich überlegen, dass fast 40 000 Schülerinnen und Schüler,

1 700 Lehrerinnen und Lehrer sowie 500 Schulleiterinnen und Schulleiter an dem Test teilgenommen haben, und das im Vergleich zu einer Summe von 800 000 DM sehen und die aufwendige wissenschaftliche Begleitung mit einbeziehen, die sehr sinnvoll war, können Sie doch nicht behaupten, q_ass dieses Geld unsinnigerweise ausgegeben worden sei, Herr LeJJe.

Es ist ein erster richtiger Schritt iri der Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal in Rheinland-Pfalz gegangen worden, schulische Leistung transparent zu machen. We~n

die Ergebnisse vorliegen, muss überlegt werden - ich will nicht so weit gehen wie der Herr Kollege Dahm, der sofort ein totales Ranking gefordert hat-,

(Glocke des Präsidenten)

inwieweit darauf aufbauend Leistungen in der ZukUnft ins- _ gesamttransparenter gemacht werden.

Wir brauchen Wettbewerb zwischen den Schulen. Das funktioniert aber nur dann, wenn Leistungen feststellbar und vergleichbar sind. Dieser erste Schritt, der-vollzogen worden ist, ist zu begrüßen. Ich bin der Meinung, dass wir diesbezüglich in der Bildungspolitik eine Vorreiterrolle einehmen.

Frau Thomas, meine Pressemeldung hat sich gegen Ihre Fehlinterpretation gewandt. Sie stehen an der Wand. Sie haben eine unsinnige Behauptung aufgestellt, die Sie nie beweisen können und gegen die ich mich gewandt habe.

Wir werden die Ergebnisse, die komplexer Natur sind, verantwortungsbewusst analysieren.

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

lch erteile nun Herrn Bildungsminister Professor Dr. Zöllner das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist richtig, dass eine Aktuelle Stunde sicherlich nicht geeignet ist, um ein so

schwieriges und differenziertes Thema nur annähernd sinn

voll zu erörtern. Dennoch war· ich noch nie so froh wie heute, dass noch dazu von der Opposition die Behandlung dieses Themas in einer Aktuellen Stunde beantragt worden ist.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ein Weihnachtsgeschehenk!- Bnich, SPD: Vl,lir durften uns nicht selber loben!)

Meine Damen und Herren, ich war deshalb so froh, weil mir dadurch die Gelegenheit gegeben wurde,

(Billen, CDU: Eine Weihnachts- geschichte zu erzählen!)

ein brandneues Ergebni-s der Auswertung der MARKUSStudie diesem hohen Hause als Erstes mitzuteilen. Es geht um das interessante Thema, inwieweit sich die Ergebnisse dieses

Land·~ag Rheinland-Pfalz- 13. WahlperiQde- 124. Sitzung, 15. Dezember 2000 9333

MARKUS-Tests einordnen lassen im Vergleich zu TIMSS, die vor zwei Jahren stattgefunden hat, und damit im Ansatz eine grundsatzliehe Beurteilung der Leistungsfähigkeit der

rheinland-pfälzischen Schullandschaft im Bundesvergleich ermöglicht.

Zur Erinnerung_: Ich habe von vornherein angekündigt, der MARKUS-Test ist auch entsprechend ausgelegt worden, dass ein Teil der Fragen so genannte TIM55-Fragen waren, die es den Wissenschaftlern ermöglichen sollten, eine Einordnung der Leistung in diesem Test zu den bundesweiten Testergebnissen nach TIMSS zu ermöglichen. Soweit ich mich an Diskussionen erinnere, war d3s ein Anliegen aller Fraktionen dieses Hauses.

Ich sage Ihnen jetzt, was dabei herausgekommen ist. Unter Berücksichtigung verschiedener Prämissen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass die IIMSS vor zwei Jahren durchgeführt wurde, also nicht ausz:Jschließen ist: dass sich in den Schulen eine gewisse Einstellung auf diese Fragestellung und Proble

matik ergeben hat, und unter der Berücksichtigung der Tat

sache, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben,

lässtsich aus wissenschaftlicher Sicht Folgendes feststellen:

1._ Das rheinland-pfälzische Gesamtergebnis ist eindeutig besser als das- bundesweite Ergebnis d-er TIMSS vor zwei Jahren.

2. Das Ergebnis der l-lauptscnulen im Bundesvergleich lässt

sich mit dem Hauptschui-G-Kurs in Rheinland-Pfa1z vergleichen.

3. Die Ergebnisse de~ Realschul- und Gymnasialbildungs

gangs sind beide eindeutig besser als die Bundesergebnisse.

Im Klartext: Wäre das Bundesergebnis vor zwei Jahren genauso wie das rheinland-pfälzische Ergebnis heute, würde das bedeuten, dass wir- wie wir es alle bedauert haben- als

Bundesrepublik Deuseilland nicht im unteren Mittelfeld ran

gieren, sondern an der Greoze zur_ oberen internationalen Leistungsgruppe. Das ist meiner Meinung nach ein ausge

sprochen erfreuliches Ergebnis, ein Ergebnis, das für unsere Schullandschaft und für das Engagement unserer Lehrerinnen und Lehrer spricht

(Beifall derSPD und der F.D.P.)

Meine Damen und Herren von der CDU, jetzt sagen Sie nicht, das hätten Sie alles schon gewusst. Möglicherweise haben Sie das gewusst. Sagen Sie nicht, das sei unbedeutend. Ich möch

_te nicht wissen, wasSie gesagt hätten, wenn wir nur genauso gut gewesen wären- dann wären wir nämlich nur Mittelmaß gewesen -, oder gescbweige denn, wir wären sogar schlechter gewesen.

(Beifall der SPD und der F.D.P.-- - - Mertes, SPD: So ist das!)

Nun zu den einzelnen Punkten noch einige kurze Bemerkungen.

Herr Lelle, zu Ihnen mit den alte!'! Hüten. Sie vergessen, das Ziel dieser MARKUS-Untersu-chung war nicht eine wissenschaftliche Erkenntnis über _allgemeine Gesetzmäßigkeiten von Pädagogik und Leistungssteigerung in den Schulen, sondern Hilfestellung für jede einzelne Schule im Sinne einer

sinnvollen Rückkopplung. Es liegt-auf der Hand, dass damit Gesamtergebnisse anfallen. Wir haben uns bemüht, diese Ge