Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ministerien bedanken, die die Große Anfrage mit sehr viel Mühe beantwortet haben. Von der CDU-Fraktion einen ganz herzlichen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich bedanke mich aber auch beim Antragsteller, denn wir haben eine gute Datenbasis, um weiterarbeiten zu können. Die Antwort macht deutlich, dass es eine durchaus positive Entwicklung der Fremdsprachenvermittlung in SchleswigHolstein gibt.
Das Erlernen von Fremdsprachen hat für die Entwicklung der Gesellschaften und deren Zusammenleben in der vergangenen Zeit weiter an Bedeutung zugenommen und wird auch weiterhin an Bedeutung gewinnen. Das ist für uns alle nichts Neues. Die Antworten in der Anfrage machen das deutlich. Sie zeigen auch, dass sich die CDU-geführte Landesregierung in den vergangenen Jahren den Herausforderungen der Fremdsprachenvermittlung vermehrt und vor allen Dingen dem Ziel, sie auch früher zu vermitteln, angenommen hat.
In den Kindertagesstätten ist die Entwicklung der Fremdsprachenbegegnung erfreulich angestiegen. Waren es vor ein paar Jahren noch eine Handvoll Kitas, die sich diesem Thema gewidmet haben, kann man der Anfrage entnehmen, dass das Ministerium inzwischen 47 Kindertagesstätten benennen kann. Wenn man einmal auf die Internetseite des Vereins für Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten und Schulen schaut, wird man feststellen, dass es dort noch ein weit größeres Angebot an Kindertagesstätten gibt, die Fremdsprachenvermittlung übernehmen. Auch in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sind inzwischen methodisch-didaktische Konzepte zur Fremdsprachenvermittlung enthalten.
Wir sollten aber schon darauf achten, dass die Fremdsprachenvermittlung nach der Kindergartenzeit nicht abreißt. Dafür sollten wir zwei wichtige Schwerpunkte setzen. Erstens. Wir sollten den Schwerpunkt auf die englische Sprache legen, die immer noch die Weltsprache ist und die auch im Anschluss in den Grundschulen weiter vermittelt wird. Zweitens. Wir müssen uns nach wie vor um die Übergänge von der Kita in die Grundschule und auch von der Grundschule in die weiterführenden Schulen kümmern, damit hier keine Brüche entstehen.
Ein wirklicher Erfolg der CDU-geführten Landesregierung ist die Entwicklung der Zahlen der Schülerinnen und Schüler, die am Englischunterricht in den Grundschulen teilgenommen haben. Im Schuljahr 2005/2006 waren es noch rund 35.000 Schülerinnen und Schüler. Damals war die Teilnahme noch freiwillig. Nachdem wir in die Regierungsverantwortung gegangen sind, wurde es verpflichtend. Seitdem sind es durchgehend über 50.000 Schülerinnen und Schüler, die kontinuierlich am Englischunterricht in Klasse 3 und 4 mitmachen.
Inzwischen gibt es auch die ersten Angebote des Englischunterrichts in der 1. Klasse. Nach wie vor aber werden die umfangreichen Weiterbildungsangebote des IQSH für den Englischunterricht in der Grundschule von Lehrkräften genutzt. Darüber hinaus gab es an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen auch Arbeitsgemeinschaften für Französisch und Dänisch. Fünf Grundschulen bieten inzwischen sogar bilingualen Unterricht an.
Für den Bereich der Sekundarstufe I beziehen sich viele der Fragen auf den Umfang des gegebenen Unterrichts, der sich auch - wenn man ehrlich ist anhand der Stundentafel hätte ableiten lassen können. Ich beschränke mich daher auf einige wenige Punkte. Im Vergleich der Bundesländer, den das IQB erstmalig in einer Untersuchung vorgenommen hat, liegt Schleswig-Holstein sowohl im Vergleich aller Schularten als auch bei Gymnasien im Mittelwert. Lediglich Bayern und Baden-Württemberg weichen nach oben ab, während zehn andere Bundesländer nach unten abweichen. Sicherlich kann man noch alles besser machen, aber man kann auch sagen: Die Ausgangslage ist nicht schlecht.
(Vereinzelter Beifall bei der CDU - Beifall der Abgeordneten Anke Erdmann [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN])
In der Sekundarstufe I haben wir einen größeren Anspruch an das Vorhandensein von Fremdsprachen wie Französisch, Latein, Spanisch, Russisch, Italienisch, Griechisch, aber aufgrund unserer Lage auch Dänisch und Friesisch. Gerade im Fach Französisch haben wir allerdings das Problem, dass an der Universität Flensburg für den nicht gymnasialen Bereich keine Französischlehrkräfte ausgebildet werden. Meine Fraktion begrüßt es daher ausdrücklich, dass der Wissenschaftsminister Jost de Jager mit der Neuordnung der Lehrerausbildung auch für eine Ausbildung von Französischlehrern an der Universität Flensburg sorgen will.
Wir brauchen diese Lehrkräfte, um den Französischunterricht an den Regional- und Gemeinschaftsschulen sicherstellen zu können und damit auch den Zugang zur Oberstufe.
Ganz besonders erfreulich ist auch, dass von den 99 Gymnasien in unserem Land nunmehr 20 ein bilinguales Angebot machen.
Zum Bereich der beruflichen Schulen und der Situation an den Hochschulen unseres Landes macht die Antwort deutlich, dass sich auch hier eine durchaus positive Entwicklung feststellen lässt. Man kann nur jeden jungen Studienanfänger ermuntern, Fremdsprachen zu studieren. Der Bedarf an Lehrkräften für Spanisch, Französisch, Latein, Dänisch und auch für Friesisch kann nicht immer gedeckt werden. Im Übrigen ist es für diese jungen Lehramtsanwärter auch eine gute Chance, auf einen Platz im Schuldienst aufgenommen zu werden.
Man könnte zu dieser Großen Anfrage noch vieles sagen. Zum Schluss möchte ich noch die Leistungen der Volkshochschulen im Bereich der Weiterbildung erwähnen. Ich habe 25 verschiedene Sprachen gezählt, die die Volkshochschulen in unserem Land anbieten. Darunter sind neben den klassischen Sprachen Sprachen wie Arabisch, Deutsch für Deutsche, Finnisch und Serbo-Kroatisch. Damit sind sie einer der wichtigsten Partner in der Fremdsprachenvermittlung in unserer Erwachsenenbildung. Das hat Hochachtung verdient.
Fremdsprachen sind die Tore zur Welt. Wir müssen weiter daran arbeiten, diese Tore noch weiter zu öffnen. Lassen Sie uns das gemeinsam tun. Ich beantrage für die CDU-Fraktion die Überweisung der Großen Anfrage in den Bildungsausschuss.
Meine Damen und Herren, auf der Zuschauertribüne begrüße ich weitere Gäste, und zwar Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer der Volkshochschule Neumünster. - Seien Sie uns herzlich willkommen im Schleswig-Holsteinischen Landtag!
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich danke dem Minister für seinen ausführlichen Bericht, und ich möchte mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ministerien bedanken.
Wir alle wissen: Das Beherrschen einer Fremdsprache stellt in der heutigen Zeit eine notwendige Schlüsselkompetenz dar. Nicht nur in unserer Arbeitswelt, sondern auch in unserer offenen Gesellschaft ist es wichtig, grenzüberschreitend zu kommunizieren. Deshalb ist es richtig, dass wir heute über dieses Thema sprechen. In der Großen Anfrage der SPD und der dazugehörigen Antwort aus dem Ministerium zeigt sich, dass wir als Land Schleswig-Holstein uns in diesem Bereich im bundesweiten Vergleich sehen lassen können.
Aus meiner Sicht ist es erfreulich, dass gerade bei unseren Jüngsten eine Entwicklung eingesetzt hat, die das Leben mit einer zweiten Sprache neben dem Deutschen mehr und mehr selbstverständlich werden lässt. Denn mittlerweile ist es Realität geworden, dass der Umgang mit Fremdsprachen heute bereits im Vorschulalter beginnt - nicht als starrer Unterricht, das wäre schlicht nicht altersgerecht, sondern durch das hohe Engagement der Erzieherinnen und Erzieher, die in ihrer Ausbildung auf diese Aufgabe vorbereitet werden und ihre Qualifikation durch zusätzliche Angebote ständig verbessern. Durch dieses hohe Engagement wächst das Angebot der sogenannten Immersionsmethode stetig. Durch diese Methode kommen schon die Kleinsten mit anderen Sprachen in Kontakt und werden damit spielerisch auf das spätere Lernen vorbereitet.
Betrachtet man den Zeitraum seit 2005, hat sich die Zahl der Schüler mit Englischunterricht in der Grundschule um 60 bis 80 % erhöht. Das zeigt uns: Die Möglichkeiten, sich frühzeitig eine weitere Sprache anzueignen, sind also gegeben und werden an Schleswig-Holsteins Grundschulen erfolgreich umgesetzt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, erwähnt sei aber auch, dass je nach Profil der Schulen vor Ort ein breit gefächertes Angebot an europäischen und internationalen Sprachen - bis hin zu den Klassikern Altgriechisch und Latein, aber auch zu regionalen Angeboten wie dem Friesischen - vorgehalten wird.
Aus dem Bericht erfahren wir, dass der Lehrkräftebedarf gerade im Fach Latein nur schwer zu decken sei. Aber wir haben gerade vom Minister gehört, dass mehr Lateinnachwuchskräfte einge
stellt werden könnten, weil die Absolventenzahlen steigen, was eine wirklich erfreuliche Entwicklung ist.
Dass Fremdsprachen gelebt werden, zeigt sich an den hohen Teilnehmerzahlen an internationalen Wettbewerben und auch an der hohen Quote an Austauschschülern mit Europa und Übersee.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Nachholbedarf das sollte offen angesprochen werden - sehe ich für das Angebot einer zweiten Fremdsprache, nämlich Französisch an den Regional- und Gemeinschaftsschulen. Wir haben das auch schon von der Kollegin Heike Franzen gehört. Denn gerade hier zeigen sich deutliche Defizite im Vergleich zu den gut aufgestellten Gymnasien.
Ich freue mich aber, dass das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr diese Problematik ernst nimmt und Französisch als Teilstudiengang an der Universität Flensburg anbieten möchte.
Auch wenn unsere Schulen durch das jüngst aufgestellte Online-Bewerbungsportal die Möglichkeit erhalten haben, Lehrkräfte auch nach dem Bedarf vor Ort aus anderen Bundesländern auszuwählen, werden wir nicht umhinkommen, auch genug eigenes Personal für Französisch als zweite Fremdsprache auszubilden. Ich würde mich persönlich auch freuen - gerade im Hinblick auf die guten Beziehungen zu Dänemark -, wenn an den Schulen verstärkt Dänisch angeboten werden könnte. Genug Studienanfängerplätze hält die Universität Flensburg vor, aber die Nachfrage ist leider gering.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Schleswig-Holstein ist im Bereich der fremdsprachlichen Ausbildung in der Schule gut aufgestellt. Die fremdsprachliche Grundbildung unserer Jüngsten gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und stellt eine gute Basis für die weitere Entwicklung im Primarschulbereich und an den weiterführenden Schulen dar.
Optimieren wir noch die Lehrerausbildung, werden wir ein Level erreichen, das sich nicht nur im nationalen Vergleich gut behaupten kann, sondern unseren Kindern auch die Möglichkeit gibt, an einer mehr und mehr internationalisierten Gesellschaft teilhaben zu können.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Uns liegt dank der SPD und dank der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium eine große quantitative Übersicht zur Vermittlung von Fremdsprachen vor. Auf 64 oder 65 Seiten sind Eckdaten vom Kindergarten bis zur Volkshochschule zu finden. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging - ich weiß nicht, wie viele von Ihnen die Anfrage komplett gelesen haben -, aber ich musste nach den 65 Seiten erst einmal einen Schritt zurücktreten, man verliert sich sonst im Detail.
Viele Fragen zur Quantität wurden gestellt, die zentrale Frage zur Qualität und der Wirksamkeit von Fremdsprachenunterricht wurde nicht gestellt. Aber der Minister ist von sich aus darauf eingegangen und hat auf die Studie „Sprachliche Kompetenzen im Ländervergleich“ - unter anderem von Professor Köller - hingewiesen.
Was merkt man? - Unsere 15-Jährigen liegen im Bereich Englisch im bundesweiten Durchschnitt. Das ist anders als bei den Deutschkenntnissen, da liegen wir unter dem Durchschnitt. Das beantwortet vielleicht auch die Frage, wo Handlungsfelder sind, wo man besonders stark nacharbeiten muss. Insofern kann man - wie Frau Franzen - sagen, dass es zwar kein Medaillenplatz ist, aber im Grunde ist es okay.
Die Frage bei solchen Großen Anfragen ist immer, wo jetzt Handlungsfelder sind. Ich möchte zwei grüne Schlaglichter werfen: einmal die Fremdsprachen im Kindergarten. Da stecken wir noch in den Kinderschuhen. Ich finde das aber nicht schlimm. Zwar lernt man in jungen Jahren Sprachen spielend, aber man vergisst sie auch schnell wieder, wenn es keinen alltäglichen Bezug zu dieser Fremdsprache gibt. Herr Kollege Habersaat, Sie mögen es mir nachsehen, aber ich finde, dass an dieser Stelle der Vergleich mit bilingualen Familien ein bisschen hinkt, weil die Frage ist, ob man eine alltägliche Verankerung der Fremdsprachenkompetenz hat. Wenn mein Sohn - er ist fünf - nach Hause kommt und sagt: „No more jumping on the bed!“, dann hat das ehrlich gesagt keinen wirklichen Effekt - nehme ich an - für seine Sprachkompetenz mit 15 Jahren.
Aber gerade die relativ schlechten Kompetenzen im Bereich Deutsch bei Jugendlichen erfordern ein sehr frühes Gegensteuern. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Manchmal helfen auch Umwege, um Deutsch zu lernen. Wer aus einer Familie kommt, die eine andere Sprache spricht, kann möglicherweise Deutsch dann gut lernen, wenn er auch seine eigene Muttersprache beherrscht. Es gibt ein ganz tolles Beispiel auf dem Kieler Ostufer, das auch als „Kieler Modell“ bekannt ist. Das ist die Kita „Mosaik“ in Gaarden. In der Kita hat man schon vor vielen Jahren angefangen, Erzieherinnen und sozialpädagogische Assistentinnen einzustellen, die die Familiensprache der Kinder sprechen.
Es ist ganz erstaunlich, wie die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist und wie hoch die Übergangsquote dieser Kinder im Bereich der allgemeinbildenden Schulen ist. Es gibt sehr viele Kinder, die danach auf ein Gymnasium wechseln und sehr gute Deutschkenntnisse haben. Ich glaube, man muss eher einen Fokus auf die Frage setzen, wie wir es schaffen, Fremdsprachlichkeit in den Kitas zu verankern. Herr Habersaat, vielleicht nicht so sehr Englisch.
Der Bund geht genau in diese Richtung. Die Bundesregierung hat eine Initiative mit dem Schwerpunkt Kita, Sprache und Integration gestartet. In unserem Land werden aus diesem Programm fast 90 Kitas gefördert. Ich finde, das ist ein guter Ansatz. Wenn ich aber mit den beteiligten Kitas rede, dann wird deutlich, dass diese Kitas händeringend das Personal suchen, um diese Sprachförderung auch umzusetzen. Das ist ein echtes Problem. Herr Minister, ich möchte Ihnen auch noch diesen Punkt mit auf dem Weg geben: Die Kitas haben zum Teil Sorge, dass die bestehende Sprachförderung vonseiten des Landes gekürzt wird, wenn Bundesmittel fließen. Vielleicht hilft ein klärendes Wort, das bestätigt, dass dies nicht der Fall sein wird.