Diese jungen Menschen müssen wir fördern und fordern. Die Antwort der Landesregierung macht deutlich, dass sich das Thema der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund nicht für politische Wahlkampfreden eignet. Sie muss Bestandteil
unserer Inklusionspolitik für alle Menschen in unserer Gesellschaft sein. Wir sind hier auf einem guten Weg, den individuellen Bedürfnissen der Kinder, aber auch unserem Anspruch an die Integrationswilligkeit gerecht zu werden. Wir brauchen diese jungen Menschen in unserer Gesellschaft, in unseren wirtschaftlichen Betrieben und in unserer ehrenamtlichen Arbeit.
Dafür gibt es die entsprechenden Aktivitäten von den Kindertagesstätten bis hin zu den Universitäten. Von klein auf setzt die Landesregierung auf den Spracherwerb. Er ist eine zentrale Kompetenz, um sich Wissen und Fertigkeiten in den Schulen zu erschließen. Dabei spielen die präventive Sprachförderung, die sprachheilpädagogische Unterstützung durch die Förderzentren, die Sprachstandstest vor Schulbeginn und insbesondere die SPRINT-Maßnahmen eine große Rolle.
Die Entwicklung zeigt, dass immer mehr Kinder davon profitieren. Das führt erfreulicherweise dazu, dass einige schulische Sprachfördermaßnahmen in vielen Fällen nicht mehr notwendig sind. Im Schulbereich gibt es die Unterstützung der START-Stiftung GmbH und weitere regionale Stiftungen wie der Dräger-Stiftung, der Possehl-Stiftung, der Deutsche-Bank-Stiftung und der Heinz-WüstenbergStiftung, die sich der Förderung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund annehmen. Als Mitglied dieses Landesparlaments und der CDUFraktion, aber auch als Bürgerin dieses Landes möchte ich mich bei diesen Stiftungen sehr herzlich für ihr Engagement in diesem Land bedanken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch das Handlungskonzept Schule & Arbeitswelt leistet einen wesentlichen Beitrag, um Schülerinnen und Schülern den Einstieg in unsere Gesellschaft, aber auch in unsere Arbeitswelt zu ermöglichen. Die Landesregierung hat deutlich erklärt, dass sie dieses Erfolgsprojekt, das bisher aus europäischen Mitteln finanziert wird, weiterführen will.
Wir haben aber noch einige Aufgaben zu bewältigen. Der Anteil derjenigen jungen Menschen, die mit Migrationshintergrund an unseren Schulen den Realschulabschluss und das Abitur ablegen, ist in den vergangenen Jahren zwar erfreulicherweise gestiegen, aber er entspricht immer noch nicht unseren allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen. Da haben wir als Politiker noch einige Herausforderungen zu bewältigen, um die richtigen fördernden
und fordernden Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört aber auch, dass sich junge Menschen, und zwar ganz egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, darüber im Klaren sind, dass es auch der eigenen Anstrengung bedarf, um einen guten Bildungsabschluss in unserem Land zu erreichen und sich damit die Zukunftschancen zu eröffnen, um am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft selbst entscheiden zu können, wie das zukünftige Leben aussehen wird.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür einstehen, dass jedes Kind in unserer Gesellschaft, ganz gleich, welche Voraussetzungen es mitbringt, die Chance hat, ein voll akzeptiertes Mitglied unserer Gesellschaft und unserer Demokratie zu sein. Ich würde mir wünschen, dass sich der zukünftige Bildungsausschuss und der Sozialausschuss des Landtags im Rahmen der Selbstbefassung noch einmal mit dieser Großen Anfrage auseinandersetzt. Für heute beantrage ich die Kenntnisnahme des Berichts.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte mich gern für die Antwort der Landesregierung und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an der Ausarbeitung der Antwort auf diese Große Anfrage beteiligt gewesen sind, bedanken.
Die Antwort zeigt sehr deutlich: Trotz aller Fortschritte bleibt noch sehr viel zu tun, wenn wir eine echte Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit in unserem Land erreichen wollen. Darin deckt sich die Antwort der Landesregierung mit dem kürzlich vorgestellten Nationalen Aktionsplan Integration der Bundesregierung.
Aus meiner Sicht gibt es drei Handlungsfelder, vor denen wir stehen: Erstens. Die Beherrschung der deutschen Sprache. Zweitens. Die Integration und Inklusion in den Regelunterricht. Drittens. Die Gleichstellung der Schulabschlüsse. Dass man Deutsch beherrschen muss, um in der Schule Erfolg zu haben und um in der Gesellschaft und somit auf dem Arbeitsmarkt gleichberechtigt zu
Erzieherinnen und Erzieher sowie Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer können ein Lied davon singen, wie schlecht die Sprachfähigkeit auch vieler Kinder aus ethnisch deutschen Familien ist. Es war deshalb eine richtige Entscheidung, die Feststellung der Sprachfähigkeit in die Kitas zu verlagern, um sie dazu zu verpflichten, in Zusammenarbeit mit der Schule die nötigen Fördermaßnahmen durchzuführen. Die Voraussetzung dafür allerdings ist, dass wir die Kinder erst einmal in die Kitas bekommen.
Denn wenn noch im Jahre 2011 rund 18 % der Kinder in den Kitas mindestens einen ausländischen Elternteil hatten und 10,3 % zu Hause vorrangig deutsch sprachen, dann bleibt noch eine Menge zu tun. Sie verweisen darauf, dass die Beteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund in den Kitas zwischen 2009 und 2010 sprunghaft von 68,7 auf 84,1 % angestiegen sei. Dann muss man sich doch einmal die Frage stellen, woran das vielleicht gelegen haben kann, denn in den anderen Bundesländern haben wir solche Steigerungszahlen nicht. Ich kann Ihnen aber sagen, woran das lag. Es lag an dem richtigen Beschluss der SPD, das letzte KitaJahr beitragsfrei zu gestalten.
Sie werden es erleben, wenn die Zahlen für 2011 ausgewertet sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Wiedereinführung der Gebührenpflicht negative Folgen haben wird.
Falls Sie wirklich immer noch der Meinung sind, die Fernhalteprämie alias Betreuungsgeld durchsetzen zu müssen, dann wird dies ein weiteres Vehikel dafür sein, genau die Kinder aus den Kitas fernzuhalten, die dort unbedingt hingehören.
Die Mittel, die für das Betreuungsgeld vorgesehen sind, sind bei den Kommunen und bei den freien Trägern besser aufgehoben als bei dem Betreuungsgeld. Deshalb werden wir uns auch weiterhin bemühen, in der nächsten Legislaturperiode die Gebührenfreiheit mindestens für das letzte Kita-Jahr vor der Einschulung wieder einzuführen. Langfristig streben wir auch an, die gesamte Bildung von der Kita bis zum ersten Studienabschluss gebührenfrei zu machen.
Mich beunruhigt schon sehr, wenn im Schuljahr 2010/11 42 % aller Schülerinnen und Schüler auf ein Gymnasium gegangen sind, aber nur 26 % der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Ich bin davon überzeugt, dass die Möglichkeit, die die Gemeinschaftsschule auf der Grundlage des längeren gemeinsamen Lernens bietet - nicht nur für alle Schüler, sondern gerade auch für die mit Migrationshintergrund - eine riesige Chance ist, denn an dieser Schulart war 2010/11 die Beteiligung der Schüler mit Migrationshintergrund unwesentlich höher als die von Schülern ohne.
Was uns im Bildungswesen fehlt, sind junge Menschen aus Migrantenfamilien, die sich dazu entschließen, einen pädagogischen Beruf zu ergreifen, sei es nun als Erzieherin oder Erzieher oder ganz besonders als Lehrerin oder Lehrer. Ich weiß, dass es - zum Teil aufgrund von Mentalitätsproblemen - besonders bei jungen Männern bei diesem Beruf, weil er ein typisch weiblicher Beruf ist, Schwierigkeiten gibt und das Ansehen dafür noch fehlt. Aber bis vor nicht allzu langer Zeit war das in deutschen Familien auch nicht anders, und das war für deutsche Männer auch nicht gerade ein besonders attraktiver Beruf. Das heißt, der Wandel in den Köpfen dauert etwas länger an, aber er geschieht.
Ich hätte mich auch gefreut, wenn Sie, Herr Bildungsminister Klug, einige Initiativen ergriffen hätten. Vorschläge gibt es ja bereits aus den anderen Bundesländern. Ihre Aussage dazu war lediglich, Sie würden sich das weiterhin ansehen. Es ist nicht die Aufgabe einer Regierung, sich etwas anzusehen, sondern es ist die Aufgabe einer Regierung, zu handeln und zu gucken, wo sie etwas verbessern kann.
Ich möchte ganz gern noch einen Akzent auf die berufsbildenden Schulen legen; denn wir sehen, dass die Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund dort in fast gleicher Anzahl vorhanden sind und Abitur machen. Dies zeigt auch, dass das frühe Aussortieren aus dem System nicht dazu führt, dass die Kinder die gleiche Chance im Schulbildungssystem haben, sondern das frühe Aussortieren führt dazu, dass sie das Abitur erst auf dem zweiten Bildungsweg erreichen können. Das ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass es nicht daran liegt, ob jemand einen Migrationshintergrund hat oder nicht. Ich fand es auch sehr schön, dass Frau Franzen vorhin auch gesagt hat, dass dies nicht immer als negativ angesehen werden muss. - Wenn Sie Ihren Namen hören, dann reagieren Sie sofort, nicht wahr?
Wie gesagt, es gibt noch viel zu tun in diesem Bereich. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn wir von Ihnen, Herr Minister, dazu einige Anregungen und Vorschläge bekommen hätten. Etwas darüber, was Sie gemacht haben, um weitere Fortschritte zu erzielen, haben wir leider nicht gehört. Wir haben also viel zu tun, packen wir es gemeinsam an. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit euch.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte mich zunächst beim Herrn Minister und bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken für den ausführlichen Bericht.
Deutschland ist ein Zuwanderungsland. Wir brauchen Zuwanderung, um unseren Wohlstand halten zu können. Allen ist bewusst, dass aufgrund des demografischen Wandels die Anzahl der Erwerbstätigen rückläufig ist. Wir können den tatsächlichen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften nicht aus dem bestehenden Reservoir decken. Daher brauchen wir hoch qualifizierte Zuwanderung, um diese freien Arbeitsplätze zu besetzen. Das heißt dann aber auch, dass wir die Voraussetzungen schaffen müssen, damit Integration gelingen kann. Unser Bildungssystem steht hier vor einer besonderen Herausforderung. Wir wollen und müssen die Kinder von Migrantinnen und Migranten gut ausbilden, damit sie integriert und selbstbestimmt in unserer Gesellschaft leben können.
Die Antwort auf die Große Anfrage beschreibt, dass 25 % der Kinder unter drei Jahren und gut 21 % der Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Migrationshintergrund aufweisen. Tendenz steigend. Hier kommt eine Aufgabe auf uns zu, die es zu meistern gilt.
Wir wissen alle: Sprache ist der Schlüssel zu erfolgreicher Integration. Aus Sicht meiner Partei muss hier angesetzt werden.
Diese Regierung hat nicht nur angesehen, Frau Midyatli, sondern sie hat auch gehandelt. Diese Regierung hat die Sprachförderung im Kita-Bereich ausgebaut. Das Land stellt für frühkindliche Sprachbildung jährlich 6 Millionen € zur Verfügung.
Diese Mittel sollen für Kinder mit besonderem Förderbedarf bei der sprachlichen Entwicklung und beim Erlernen der deutschen Sprache eingesetzt werden.
Weiterhin war dies eine richtungweisende Maßnahme der Landesregierung: Alle Referendare erhalten jetzt verpflichtend eine Grundausbildung in der Fachdidaktik Deutsch als Zweitsprache, sodass sie vorbereitet werden auf einen Unterricht in Klassen, in denen ein steigender Anteil von Schülerinnen und Schülern aus Einwanderungsfamilien stammt.
Schleswig-Holstein - auch das muss deutliche hervorgehoben werden - ist das erste Bundesland, welches die Ausbildung im Referendariat in dieser Weise als Herausforderung unserer Zeit ausrichtet.
Unterstützung finden diese Maßnahmen durch das Bundesprogramm Sprache und Integration. Oberstes Ziel ist es, die Sprachkompetenz von Kindern insbesondere in Kitas in sozialen Brennpunkten oder in Bereichen mit einem hohen Migrationsanteil zu fördern.