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Dieses Phänomen wurde von der Forschung „Carbon lock-in“ getauft; man könnte auch von fossilen Fesseln sprechen. Menschen mit einem niedrigen Einkommen können es sich schlicht nicht leisten, klimaneutral zu leben und ihren Alltag nachhaltig zu gestalten. Sie können ihre Ölheizung nicht ersetzen, ihren Diesel nicht gegen ein E-Auto eintauschen und beim Einkaufen nicht durchgängig auf nachhaltige Produkte und Lebensmittel zugreifen.

Sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Damit Hessen klimaneutral wird, brauchen wir mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Da geht es nicht nur um den Stromverbrauch von heute und morgen, sondern auch um die zusätzlichen Bedarfe, die wir in der Zukunft haben werden, nämlich für eine Wärmeversorgung ohne Kohle und Gas sowie eine Mobilität ohne Benzin und Diesel.

Die Autoindustrie hat den Schuss nicht gehört. Wir hatten um die Jahrtausendwende ein Auto, das hat damals Piëch noch angeleitet, ein Auto, das 3 Liter verbraucht hat. Das ist einfach in der Schublade verschwunden. Sondern wir bauen immer größere, immer schwerere Autos, die immer mehr Benzin und Diesel verbrennen.

Sehr geehrte Damen und Herren, der Weg in eine wirtschaftlich stärkere und klimaneutrale Zukunft gelingt mit Innovation und Technologieoffenheit und er wird scheitern mit Ideologie und Verboten. Aber genauso würden wir scheitern, wenn wir die Notwendigkeit neuer klimaschonender Technologie einfach negieren würden. Auch das machen manche hier in diesem Haus. Das sehen wir nicht so. Wir sehen es als notwendig an, den CO2-Ausstoß zu verringern, und deshalb braucht es auch eine Zukunftsoffensive für synthetische Kraftstoffe, dazu gehören die Beimischung in Benzin und Diesel und eine Befreiung von der Energiesteuer für nichtfossile Bestandteile von Kraftstoffen.

Sie sind jetzt, sehr geehrte Damen und Herren von der CDU, im Wahlkampf gegen das bisschen, was von von der Leyen am Ende ihrer Amtszeit übrig bleibt. Sie gehen in Opposition zum Green Deal, dessen Festlegungen die Flottenobergrenzen und das sogenannte Verbrenner-Aus beinhaltet haben. Ich zitiere die „Zeit“ vom 13. Juli 2021, dort kann man lesen: „EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den Umstieg von Diesel- und Benzinautos auf emissionsfreie Modelle durch entsprechende Gesetzgebung

Das machen wir auch nicht allein in der EU, das machen auch andere Länder wie zum Beispiel Kalifornien. Der US-Bundesstaat mit den meisten Autos und dem Silicon Valley, dem wir doch immer so gern nacheifern wollen, will das Verbrenner-Aus bei Neuzulassungen bis 2035 für Pkws und für Diesel-Lkws sogar bis 2036. Norwegen hat das Ziel, im kommenden Jahr bei den Neuzulassungen emissionsfrei zu sein. Allerdings will das Ziel nur mit Anreizen erreicht werden, insbesondere mit erheblichen Steuervorteilen. Gerade da hat Deutschland dank der Ampel drastisch zurückgeschnitten. Es gibt eine deutliche Reduzierung bei diesen Anreizen. Dabei brauchten wir beides: Erstens staatliche Unterstützung, einkommensgestaffelt natürlich für eine Umstellung der individuellen Mobilität, die auch trotz der von uns immer wieder eingeforderten Mobilitätswende mit einem substanziellen Ausbau des ÖPNVs auch in Zukunft für viele Menschen notwendig bleiben wird.

Zweitens: Die deutsche Automobilindustrie braucht Innovationen und eine Offenheit für mehr als die Verbrennertechnologie, um auf dem europäischen und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, denn die Entwicklung ist glasklar und lautet nicht „Diesel oder sauteure synthetische Kraftstoffe“, sondern ElektroPkw.

Aber nun gut; es soll dort zudem um Autobatterien gehen. Denn die CDU will, dass Sie alle Ihren Diesel abgeben und sich dafür ein E-Auto kaufen.

EU-Verbot für Diesel-Lkw ist der Todesstoß für Wirtschaft, Transport und Logistik in Hessen – Drucks. 21/539 – gemeinsam mit Punkt 51, den wir in die Tagesordnung aufgenommen haben:

Faktisches EU-Verbot für Diesel-Lkw ist der Todesstoß für den Wirtschafts- und Logistikstandort Hessen – Drucks. 21/571 –

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Der aktuelle EU-Beschluss zur Reduzierung der CO2-Emissionen neuer Lastwagen um 90 % bis zum Jahr 2040 stellt eine existenzielle Bedrohung für die hessische Transport- und Logistikbranche dar. Dieser Beschluss bedeutet de facto ein Verbot von Diesel-Lkw, die das Rückgrat nicht nur unserer regionalen Wirtschaft bilden, sondern selbstverständlich auch der überregionalen, in ganz Deutschland und in ganz Europa. Ich sage es Ihnen ganz deutlich: Wenn das wirklich kommt, wird es den endgültigen Todesstoß für die deutsche und damit auch für die hessische Wirtschaft darstellen.

Seit April – es ist schon genannt worden – kann man ihn auch in Hessen tanken. Mit der Änderung der Bundesverordnung hat Bundesverkehrsminister Wissing den Weg für HVO 100, für HVO-Diesel, frei gemacht, gegen den einen oder anderen Widerstand. Das darf man an dieser Stelle sagen. Aber wir sind als Freie Demokraten sehr stolz darauf. Es hat am Ende geklappt. Wir haben dafür schon sehr lange geworben.

Drittens. Die Fahrzeughersteller haben mit HVO-Diesel auch jetzt die Möglichkeit, in diesem Bereich Innovationen voranzubringen. Sie haben auch allesamt schon HVO 100 als Kraftstoff freigegeben. Damit ist auch die Bestandsflotte vom Pkw bis zum Schwertransporter ready für Klimaschutz.

HVO-Diesel, HVO 100 wird aus Abfallprodukten, aus Pommesfett und verschiedenen anderen Reststoffen hergestellt. Es gibt daher keinen Konflikt zwischen Tank und Teller; denn die Nutzung von Palmöl ist seit 2023 europaweit verboten.

Meine Damen und Herren, klar ist jetzt auch: Wir müssen als Landesverwaltung an dieser Stelle handeln. Die Landesregierung muss dies tun, und dazu haben wir einen Antrag gestellt. Wir sind der Auffassung, wir wollen HVO 100, wir wollen Biodiesel einsetzen, und zwar in der Bestandsflotte des Landes. Wir wollen sie umrüsten. Wir wollen sie mit diesem Diesel betanken; denn das heißt für uns 90 % weniger CO2, 30 % weniger Feinstaub in der Bestandsflotte.

Das Gute dabei ist: HVO-Diesel erfüllt auch die Anforderungen des Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetzes. Was ist damit gemeint? Das heißt, dass diejenigen, die aus guten Gründen jetzt kein E-Fahrzeug kaufen, sondern die Bestandsflotten neu betanken, auch in der Zukunft davor geschützt sind, E-Fahrzeuge kaufen zu müssen. Sie können es natürlich. Das ist vielleicht eine kluge Entscheidung. Aber es kann auch eine kluge Entscheidung sein, ein bestehendes Fahrzeug umzurüsten auf die neuen Kraftstoffe.

Meine Damen und Herren, mit dem De-facto-Verbot von Diesel-Lkw bis 2040 soll ein zentrales Transportmittel in Deutschland abgeschafft werden, ohne dass es dafür gleichwertigen Ersatz gibt. Das Klimadiktat Lkw wird unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand absichtlich und mit Ansage schwächen. Das dürfen wir nicht zulassen.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! „EU-Verbot für Diesel-Lkw ist der Todesstoß für Wirtschaft, Transport und Logistik in Hessen“, sagt die AfD. „EU-Mitgliedstaaten machen Weg frei für emissionsarme Lastwagen und Busse“, titeln das Bundesverkehrsministerium und zahlreiche Medien. So unterschiedlich kann der Blick auf ein Thema sein. Dass die AfD bei populistischen Themenverkürzungen stehen bleibt, wundert mich nicht.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! 87 % der im April in Deutschland verkauften Autos hatten einen Verbrennermotor, bei Lkws sind es nahezu 100 %. Doch warum nur setzen sich die E-Autos einfach nicht durch, Frau Neubaur? Warum kaufen unsere Bürger lieber einen Diesel oder Benziner? Und was würde wohl passieren, wenn sich die Regierung mit dem Zwang zum E-Auto durchsetzen würde?

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben die EU-Vorgaben als Landesregierung natürlich eingehend geprüft, auch in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung in Brüssel, die das von Anfang an sozusagen gemonitort hat. In der Tat ist es so, dass die Bestandsflotten mit Blick auf den Lkw-Diesel nicht tangiert sind, sprich, es muss kein Diesel von heute auf morgen abgestellt werden.

Dringlicher Antrag Fraktion der Freien Demokraten Klimaschutz tanken – Verbrenner erhalten – HVO-Diesel ist gut für den Automobilstandort Hessen und den Fuhrpark des Landes – Drucks. 21/536 –

Jetzt noch ein Satz zum HVO-Diesel. Wenn sich das am Markt darstellen lässt, dann ist das okay. Man muss aber auch die Rahmenbedingungen sehen. Ich glaube, da wird im Augenblick noch die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schauen wir uns einmal an, welche Mengen an Ölmühlenabwässern aus China geliefert werden. Diese Menge ist größer als die Produktion aller anderen Ölmühlen auf der Welt. Insofern habe ich das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt. Die Verbrennung von Palmöl ist in der Europäischen Union verboten. Offensichtlich wird uns Palmöl von China untergeschoben. Da muss die Europäische Union mit ihrer Außenwirtschaftskompetenz hinterher.

Ja, liebe Kollegen der FDP, Herr Dr. Naas, ich wusste, dass das kommt: Der HVO-Diesel kommt endlich nach Hessen. Nur, warum eigentlich erst jetzt? Warum gibt es den nicht schon lange?

Eingegangen und elektronisch verteilt ist ein Dringlicher Antrag der Fraktion der Freien Demokraten betreffend Klimaschutz tanken – Verbrenner erhalten – HVO-Diesel ist gut für den Automobilstandort Hessen und für den Fuhrpark des Landes, Drucks. 21/536. Wird die Dringlichkeit bejaht? – Das ist der Fall. Dann wird dieser Dringliche Antrag Tagesordnungspunkt 37 und kann, wenn niemand widerspricht, vereinbarungsgemäß zusammen mit Tagesordnungspunkt 15, dem Setzpunkt der Fraktion der AfD, aufgerufen werden.

Aber nicht nur der Strompreis ist ein Problem. Die Schausteller fahren viel durch das Land, heizen in ihren Wohnwagen häufig mit Gas. Doch was hat die Bundesregierung gemacht? Zum Januar wurden die CO2-Steuern erhöht. Allein beim Diesel macht das jetzt schon 14 Cent pro Liter aus. Beim Gas wurde neben der CO2-Steuer im April auch noch die Mehrwertsteuer erhöht. Diese höheren Steuern, die höheren Abgaben belasten die Schausteller jeden Tag.

Laut Statistischem Bundesamt gab es 2019 noch mehr als 23.000 Taxibetriebe. Innerhalb von drei Jahren sank diese Zahl auf unter 17.000. Fast 30 % der Taxibetriebe mussten angesichts katastrophaler politischer Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahren aufgeben, allen voran aufgrund der politisch verteuerten Preise für Benzin und Diesel. Selbst die von Ihnen so gewünschten E-Taxen sind von hohen Energiepreissteigerungen betroffen. Durch diese höheren Kosten steigen die Preise und – bei Taxen ist es geradezu linear erkennbar – sinkt die Nachfrage.

Wer mich kennt, weiß, dass ich großzügig bin. Noch eine kurze dritte Anregung, die ich der Zeit geschuldet kurz halte: Zu dem Beschluss der Ampel-Regierung, Ihrer Kolleginnen und Kollegen, Anfang des Jahres die CO2-Abgabe auf 45 Euro pro Tonne zu erhöhen - das sind umgerechnet 12 Cent pro Liter Diesel -, was neben der im Dezember ebenfalls von dieser Regierung beschlossenen CO2-Maut rund 7,6 Milliarden Euro Mehrkosten für diese Branche bedeutet - die die Kosten faktisch nicht umgehen kann und geringe Gewinnmargen hat -, kann ich Ihnen eines sagen: Solche Entscheidungen belasten die Branche mehr als jedes bürokratische Verwaltungsverfahren es jemals können wird.

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Ministerin, mit welchen Sanktionen hat der Betreiber einer herkömmlichen Diesel- oder Benzintanksäule üblicherweise zu rechnen, wenn er durch den Betrieb einer nicht geeichten Tanksäule auffällt? – Vielen Dank.

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Ministerin, ich komme noch mal auf die Diesel- und Benzintanksäulen zurück. Da war gerade schon mal die Frage, wie sanktioniert wird, wenn diese wiederholt in Betrieb genommen werden – nein, umgekehrt. Jetzt ist die Frage, wie die Sanktion ausfällt, wenn es wiederholt zu Verstößen kommt.

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Abgeordneter, ich habe akustisch wahrgenommen, dass Sie erneut nach der Sanktionierung bei Diesel- und Benzinzapfsäulen gefragt haben. Bußgeld wird jeweils bei wiederholtem Feststellen des nicht ausreichend dem Eichwesen entsprechenden Zustands aufgerufen.

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Abgeordneter, ich verstehe, Ihre Frage bezieht sich erneut auf die Zapfsäulen für Diesel und Benzin. Bei wiederholtem Feststellen würde man Bußgelder erhöhen.

Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrte Frau Ministerin, jetzt haben Sie uns erklärt, dass es Sanktionen gibt, wenn herkömmliche Diesel- und Benzinzapfsäulen nicht geeicht worden sind. Ich habe das so verstanden, dass es aber keine Bußgelder bei nicht geeichten E-Ladesäulen gibt.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin, das weckt natürlich meine Neugier. Das würde bedeuten, dass Betreiber von Diesel- und Benzinzapfsäulen belangt werden, Betreiber von E-Ladesäulen aber nicht.

Dieser Green Deal besagt bislang, dass ab 2035 nur noch Fahrzeuge, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen, fahren dürfen. Das ist faktisch ein Verbot von Diesel und Benziner. Bis dahin werden Flottengrenzwerte systematisch gesenkt. Und 2026 wird es eine Evaluierung geben. Inwieweit sogenannte E-Fuels ihren Beitrag leisten können, soll im Herbst dieses Jahres erneut geprüft werden. Da besteht also noch in gewisser Hinsicht eine Technologieoffenheit.

Denn eines ist auch klar: Auch wenn wir Diesel- und Benzinmotoren wirklich liebgewonnen haben - auch ich im Übrigen, das muss ich ganz ehrlich sagen; ich bin immer gerne Diesel- und Benzinmotoren gefahren -, kann es nicht der Weisheit letzter Schluss sein - auch wenn das jetzt schon seit 120, 130 Jahren praktiziert wird -, dass wir Kraftstoff in einen Motor kippen, der zu 30 % Kraft und zu 70 % Hitze erzeugt und natürlich Treibhausgase ausstößt.

So ist es auch mit diesem Antrag. Sie sind nicht gegen ein Verbrennerverbot, sondern nur gegen ein Verbrennerverbot ab 2035. Sie sind auch nicht technologieoffen, sondern für die künstliche Verteuerung von Benzin und Diesel durch CO2-Bepreisung.

Da, meine Damen und Herren, liegt eben das entscheidende Problem. Ein Verbrenner produziert - das ist schon angeklungen - viel heiße Luft und relativ wenig Bewegung, egal ob mit Diesel oder mit Benzin angetrieben. Wenn E-Fuels erst synthetisch hergestellt werden, wird das Ganze noch schlimmer. Und darüber, wie wir unsere ohnehin ambitionierten Ausbaupläne für die Erneuerbaren noch ambitionierter gestalten werden, haben wir da noch gar nicht gesprochen.

Nächster wichtiger Schritt ist hier, dass sich Thüringen und Bayern mit den lokalen Akteuren zusammensetzen und gemeinsam die Planungen zur Umsetzung anstoßen, das heißt, weitere Strecken zusätzlich zur Mitte-Deutschland-Verbindung elektrifizieren für weniger Diesel und mehr CO2-arme Züge auf Thüringer Schienen. Auf den zahlreichen eingleisigen Strecken in Thüringen ist der Bau zweigleisiger Streckenabschnitte für einen verlässlichen und zuverlässigen Bahnbetrieb dringend erforderlich. Für diese Investitionen steht mit dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ein gut gefüllter Fördertopf zur Verfügung. Thüringen schöpft diesen Bundesfördertopf im Gegensatz zu anderen Bundesländern aber bisher unzureichend aus.

Fernab von den beiden Insolvenzen möchte ich aber noch mal etwas Generelles sagen zu der Behauptung, dass der Abstieg in der Automobilindustrie politisch in die Wege geleitet worden sei. Die AfD schreibt in der Begründung der Aktuellen Stunde, dass die Insolvenzen vor allem Folge von Fehlentscheidungen in der Politik auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene sind im Zusammenhang mit dem EU-Verbrennerverbot, der Energiewende – schreiben Sie in Anführungsstrichen –, Verkehrswende – in Anführungsstrichen – und weiteren Regierungsprojekten. Daraus lässt sich schließen, dass sich die AfD also weder mit Realitäten auseinandersetzt, noch sich auf den Status quo der vergangenen Jahrzehnte ernsthaft einlässt. Und genau das ist meiner Meinung nach das Problem, nämlich dass das Festhalten an Diesel tatsächlich die Zukunft des Wirtschaftsstandorts gefährdet, weil sich die Welt hier längst weitergedreht hat, die Elektromobilität ist weltweit auf dem Vormarsch und ein Festhalten an alten Produktionsgewohnheiten und das Setzen auf den Verbrennungsmotor ist auf dem globalen Markt und für die Automobilindustrie fatal.

Das ist nichts, so schade, wie es ist, was wir jetzt hier in der Koalition erfunden hätten, sondern da gibt es viele gute Beispiele. Denken Sie an Karlsruhe. Da wurde 2021 mit solchen Güterstraßenbahnen gestartet. Da passiert beispielsweise genau das, was ich angesprochen habe; es werden Pakete ausgeliefert. Denken Sie an Zürich. Da werden – das klingt jetzt vielleicht ein bisschen merkwürdig – mit diesen Güterstraßenbahnen über die Schiene im Wesentlichen Abfälle und Müll transportiert. Schauen Sie sich aber die Zahlen an: Allein in Zürich können 37 500 Liter Diesel pro Monat einfach nur dadurch gespart werden, dass der Verkehr nicht über die Straße läuft, sondern über die Schiene.

Bei einer Subvention macht der Staat seine Säckel mit den Steuergeldern auf, die er zuvor von den Bürgern eingenommen hat, und gibt den Bauern etwas von diesem Geld. Das ist aber beim Agrardiesel nicht der Fall; beim Agrardiesel gibt es ledig- lich eine Steuervergünstigung für Diesel, der in der Landwirtschaft eingesetzt wird.

Trotz Startschwierigkeiten sind immer mehr Akkuzüge auf unseren Strecken unterwegs. Wir lagen bei der Elektrifizierung im bundesweiten Vergleich an letzter Stelle. Mit den BEMU springen wir direkt an zweite Stelle. Wir sparen jedes Jahr 10 Millio nen Liter Diesel und 26.000 Tonnen CO2. Mit den BEMU sind wir weltweit die ersten, die akkubetriebene Züge im Linienverkehr einsetzen. Das ist eine starke Maßnahme, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Fahrgäste.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht den Nachtragshaushalt der Ampel für verfassungswidrig erklärt hat, hat die Ampel sich einen drastischen Kürzungsplan vorgenommen. Ein Drittel der Subventionskürzungen sollen dabei die Landwirte erbringen, bei denen Subventionen von Diesel für landwirtschaftliche Fahrzeuge gestrichen werden sollen, übrigens ein Vorschlag, dem die CDU im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages zugestimmt hat,

Herrn Habeck und Herrn Lindner. Es sollte die Kfz-Steuer für Trecker eingeführt, und die sogenannten Diesel-Subventionen sollten abgeschafft werden. „Diesel-Subvention“ ist schon mal das falsche Wort, weil die Steuer für Kraftstoffe soll ja dafür benutzt werden, dass auch die Infrastruktur, die Straßen sozusagen erhalten bleiben, und weil Landwirte die Straße eben gar nicht so viel benutzen, kriegen sie eine Rückvergütung dessen, was sie schon bezahlt haben.

Ich könnte die Liste so weiterführen oder auch die Liste der unerledigten Dinge, die wir in der Politik alle noch gar nicht erledigt haben. Wir haben noch keine vernünftige Lösung beim Thema Wolf. Wir haben noch keine vernünftige Lösung auf Bundesländerebene bei den roten Gebieten. In den roten Gebieten sollen Pflanzen 20 Prozent unter ihrem Erhaltungsbedarf gedüngt werden. Meine Damen und Herren, das sind alles Maßnahmen, die zu diesem Frust der Landwirte beigetragen haben. Dann kam noch mal das Thema mit dem Diesel, und ich kann Ihnen sagen, das kann nicht Ziel sein unserer Regierung. Wir müssen eine Landwirtschaft haben, der wir eine Zukunftsperspektive geben in diesem Land.

Gleichzeitig wollen wir weniger Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Das können wir nur erreichen, indem wir die Geräte auf die Äcker bringen. Und die brauchen Diesel. Und solange sie Diesel brauchen und wir anderes nicht geschafft haben, wird Niedersachsen auch weiterhin dafür sein, dass die Agrardieselbeihilfe gezahlt wird.

Für uns als CDU in Niedersachsen heißt das glasklar und unmissverständlich, dass erstens die Agrardiesel-Regelung in der bisherigen Form unverändert fortgeführt wird, solange es keine technisch und ökonomisch wettbewerbsfähigen Alternativen zum Diesel gibt, und dass zweitens die Streichungen bei den Fischern zurückgenommen werden.

Wir alle haben verstanden, dass wir auch an den Grundlagen und Lösungen für Nachhaltigkeit und für die Wertschöpfung der Fischerei arbeiten müssen, um sie weiterhin zu entlasten. Das bedeutet nicht zwangsweise, dass wir Fangquoten weiter einschränken, oder Ähnliches. Das bedeutet, dass wir schauen müssen, wie Schiffsantriebe optimiert werden können, um sie unabhängiger von Diesel und gleichzeitig - ich benutze das Wort gerne - nachhaltiger zu machen.

Ja, Sie können das anders sehen. – Ich zitiere nur einmal den Präsidenten Schmal – Vizepräsident Kunz ist da, er kann das bestätigen –, der in der letzten Woche auf der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen in Gernsheim ganz klar gesagt hat: Liebe Freunde, wenn ihr dafür sorgt, dass in ganz Europa alle volle Steuern auf Diesel zahlen, dann machen wir das auch. – Das zeigt, worum es geht: Sie wollen Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Das sind wir ihnen als Politiker, verdammt noch mal, schuldig.

Wir Bauern werden nicht nur geschröpft durch die Dieselrückvergütung. Das ist nicht das einzige Problem. Das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wir leiden auch unter der Mauterhöhung, weil viele Transporte, Viehtransporte zum Beispiel, über Lkw gehen. Durch die CO2-Steuer an der Tankstelle müssen wir den Diesel für unsere Fahrzeuge sowieso schon teurer einkaufen. Das Portemonnaie ist ein Zwiebelleder. Wenn Sie da hineinschauen, kommen Ihnen die Tränen.