Klassenlehrer in den ersten Klassen den Sportunterricht selbst erteilen, in der Praxis hatten Kinder aber teilweise bis zur vierten Klasse keinen Unterricht bei ausgebildeten Sportlehrern. 45,4 Prozent fachfremd erteilter Unterricht sind ein viel zu hoher Anteil.
Dies ist kein qualifizierter Sportunterricht. Sollte es das Ziel sein, dass Grundschullehrer zunehmend auch Sport unterrichten, dann muss Sport ein Teil der Ausbildung von Grundschullehrern werden.
Ob es wirklich sinnvoll ist, den Schwimmunterricht an der Grundschule durch Schwimmmeister zu erteilen, möchte ich hier nicht thematisieren. Die Ergebnisse lassen zumindest erhebliche Zweifel zu. Aus den weiterführenden Schulen höre ich, dass sich der Mangel an ausgebildeten Schwimmlehrern dort zunehmend bemerkbar macht. Die vielen Schülerinnen und Schüler aus anderen Kulturkreisen, die keinerlei Vorkenntnisse auf diesem Gebiet haben, zeigen einen hohen Bedarf auf.
Wir haben sehr große Zweifel daran, dass die Bemühungen des Senats, mehr Fachkräfte für den Sportunterricht zu gewinnen, in den nächsten Jahren Erfolg haben werden, ist Bremen doch das einzige Bundesland, das keine Sportlehrer mehr ausbildet, und das wird sich ja nicht kurzfristig ändern lassen. Matthias Reick, Vorstandsmitglied im Bremer Sportärztebund, kritisiert die Bremer Politik scharf. Ich zitiere:
„Wenn man dann noch die getroffene politische Entscheidung in Bremen bewerten möchte, den Sportlehrerstudiengang an der Bremer Universität abzuschaffen, dann muss man sich fragen, nach welchen Grundsätzen die politischen Entscheidungen in Bremen getroffen werden.“
Jetzt setzt der Senat auch beim Sportunterricht auf Seiteneinsteiger und auf die nachträgliche Qualifizierung. Hierbei kommt es natürlich auf die Qualität dieser Weiterbildung an. Diese Maßnahme ist vorübergehend wohl wichtig, grundsätzlich aber müssen adäquate, zukunftsfähige Lösungen gefunden werden. Hierfür sind baldige Pläne erforderlich. Das Erteilen von Sportunterricht durch Studenten ohne fachliche Begleitung ist keine Lösung und wird von den Freien Demokraten abgelehnt.
Die Gespräche mit dem LSB und dem Runden Tisch Bildung müssen intensiviert werden. Diese und auch die Sportmedizin unterstützen den Ruf nach gut ausgebildeten Sportlehrern und bieten eng abgestimmt Kooperationen an. Jeder Politikerin, jedem Politiker muss die Bedeutung des Bewegungsangebots durch Fachkräfte für die Entwicklung unserer Kinder bewusst sein. Damit ist allen klar, dass für die Erteilung von qualifiziertem Sportunterricht in Bremen viel mehr getan werden muss. - Vielen Dank!
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte das Thema noch ein wenig aus der Sicht des Sports beleuchten.
Laut einer Studie zum Schulsport ist der Sportunterricht bei Schülerinnen und Schülern sehr beliebt. Etwa drei Viertel der Jungen und Mädchen freuen sich über die Sportstunden. Das ist, wie ich finde, zunächst einmal eine gute Nachricht. Der Senat hat in der Antwort auf unsere Große Anfrage geschrieben - ich zitiere -:
„Nach Stand der wissenschaftlichen Forschung ist die motorische Bewegung nicht nur grundlegend wichtig für eine gesunde körperliche Entwicklung der Kinder, sondern auch eng verknüpft mit der geistigen Entwicklung und Leistungsfähigkeit.“
Das stimmt, und darum ist es auch wichtig, dass der Sportunterricht von Sportlehrern durchgeführt wird und nicht von Chemie-, Mathematik- oder Kunstlehrern.
Ich behaupte nicht, dass Sport das wichtigste Fach ist, denn natürlich ist jedes Fach enorm wichtig. Sport ist aber das einzige Bewegungsfach. Deswegen hat es eine sehr gewichtige Stellung im Stundenplan. Wir wissen doch alle um die Bedeutung des Sports gerade in der heutigen Zeit. Es geht um die Förderung sozialer Kompetenzen, um Wertevermittlung, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, Gesunderhaltung, sinnvolle Freizeitgestaltung. Ich kann das ewig weiterführen. Das alles sind Aspekte, die gerade in der Kindheit und Ju
gend ständig professionell vermittelt werden müssen. Sie dienen als Rüstzeug und Wertefundament für das Leben unserer Kinder.
Zudem belegen Studien x-fach, dass Bewegung und Sport Konzentration und Lernfähigkeit fördern, vor allem vor dem Hintergrund, dass gerade die Kinder in der Grundschule einen hohen Bewegungsdrang und die besten Chancen haben, Bewegungsabläufe zu erlernen.
Dass es in den Grundschulen auch den Schwimmunterricht betrifft, stellt ein zusätzliches, riesiges Problem dar, wenn man sich vergegenwärtigt, dass immer weniger Kinder schwimmen können. Hier ist es zwingend notwendig, den Sportunterricht zu intensivieren und vor allem von studierten und fachlich auf dem aktuellen Stand fortgebildeten Sportlehrern erteilen zu lassen. Gerade auch für übergewichtige Kinder oder Jugendliche und Schüler, die außerhalb des Sports in der Schule deutlich seltener Sport treiben, hat der Schulsport eine herausragende Bedeutung.
Ich halte fest: Aus heutiger Sicht stellt sich die Situation anders dar als noch vor zehn oder vielleicht zwölf Jahren. Das kann so nicht bleiben. Lassen Sie mich zum Abschluss noch sagen: Wer glaubt, dass Sportunterricht im Vergleich zu Mathematik oder Sprachen nicht so wichtig sei und ein paar Leibesübungen von fachfremden Lehrern unterrichtet werden können, der hat sich, um einmal in der Sprache des Sports zu bleiben, ins Abseits geschossen. - Herzlichen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst für die Debatte hier im Haus bedanken, aus der deutlich geworden ist, dass sich alle Redner sehr dafür einsetzen, dass unsere jungen Menschen in ihrem Leben ausreichend Bewegung bekommen. Ich glaube, das ist auch die zentrale Rolle, die wir dem Schulsport beimessen müssen.
Die Herausforderung ist in den vergangenen Jahren größer geworden, einfach weil sich Kindheit und Jugend in den letzten Jahrzehnten komplett verändert haben. Jugendliche und Kinder halten sich nicht mehr so im öffentlichen Raum auf, wie das früher der Fall gewesen ist, und haben nicht mehr diese Bewegungsmöglichkeiten in einem frei
gestaltbaren Alltag. Sie haben auch nicht mehr die Zeit dazu, weil sie sich eben viel stärker in institutionellen Strukturen bewegen. Das ist die Herausforderung, die wir zu bewältigen haben. Wenn sich Jugend und Kindheit immer stärker in institutionellen Strukturen bewegen, wenn wir sie dort halten, dann sind wir auch viel stärker dafür verantwortlich, dass sie genügend Bewegung bekommen.
Richtig ist natürlich auch, dass es bei Sport und Bewegung eine qualifizierte Begleitung geben muss, damit die Kinder ihre Kompetenzen ausbauen können. Ich teile vollständig die Auffassung, dass Sport das Lernverhalten sehr positiv beeinflusst und die sozialen Kompetenzen ausbaut. Besonders wichtig finde ich noch, dass Sport eben auch ein Mittel ist, um Kinder einfacher erreichen zu können als möglicherweise über die Schulfächer, die einen sehr intellektuellen oder abstrakten Zugang versuchen. Deswegen noch einmal herzlichen Dank, dass Sie sich so sehr dafür einsetzen!
Der Senat ist in dem Zusammenhang natürlich nicht untätig. Auch wenn wir für die Stadtgemeinde Bremen sagen müssen - das gilt auch für Bremerhaven -, dass eine größere Zahl von Schulsporthallen noch nicht in einem vernünftigen Zustand sind, wird dort natürlich schon eine Menge gemacht. Auch im Hinblick auf die Lösung der in der Antwort des Senats dargestellten Personalprobleme ist der Senat aktiv: Wir stellen Sportlehrer zu außerordentlichen Terminen ein. Wir geben sofortige Referendariatszusagen für Bewerberinnen und Bewerber im Fach Sport in der Grundschule. Wir führen Nachqualifizierungen für Grundschullehrkräfte durch, die Sport fachfremd unterrichten können. Das ist hier alles schon dargestellt worden.
Ich möchte mich bei Herrn Dr. Güldner dafür bedanken, dass er eine Relativierung in der Frage der Relevanz fachfremden Unterrichts in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II einerseits und im Grundschulbereich andererseits vorgenommen hat. Ich denke, darüber müssten wir uns noch einmal im Detail unterhalten. Dafür ist der Landtag vielleicht nicht unbedingt der richtige Ort. Aber während wir in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II beim Fachlehrerunterricht Zahlen zu verzeichnen haben, die nicht so dramatisch sind, weisen wir jetzt relative hohe Zahlen im Grundschulbereich aus. Man muss allerdings auch der Tatsache ins Auge sehen, dass das nicht nur ein rein bremisches Phänomen ist, sondern dass es
auch in anderen Bundesländern durchaus das Phänomen gibt, dass aufgrund des Klassenlehrerprinzips an vielen Grundschulen vom Fachlehrerprinzip abgewichen wird.
Wenn wir jetzt noch denjenigen, die nicht als Fachlehrer Sportunterricht an Grundschulen erteilen, Fortbildungen zuteilwerden lassen, dann ist das auf jeden Fall schon ein Schritt in die richtige Richtung. Das ist damit nicht einfach in Ordnung; dem will ich gar nicht das Wort reden. Dieses düstere Bild, das Sie gezeichnet haben - wie dramatisch die Lage in Bremen sei -, relativiert sich aber weitgehend, wenn man sich bei den Grundschulen ansieht, wie es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt aussieht. Herr Dr. vom Bruch, das müssen Sie schon zur Kenntnis nehmen.
Für mich lautet die entscheidende Frage, welche konkreten Probleme sich ergeben, wenn wir den Sportunterricht an Grundschulen nicht abweichend vom Klassenlehrerprinzip durchführen können. Darüber muss man sich mit den Fachlehrern einmal ganz genau unterhalten. Ich habe damit schon angefangen. Dabei sind mir auch einige Dinge im Sportunterricht erläutert worden. Den Einsatz von speziellen Sportgeräten zum Beispiel trauen sich natürlich nur ausgebildete Sportlehrer zu.
Stellen Sie sich vor, Sie machen mit achtjährigen Grundschulkindern Arbeit am Trampolin. Dabei besteht eine hohe Unfallgefahr. Das trauen sich viele Sportlehrer nicht zu. Wir müssen aber auch sagen, dass es auch sehr viel Förderung durch den Sport gibt, die wir auf diese Weise gut hinbekommen können.
Weitere Anstrengungen sind nötig, um Fachkräfte im Grundschulbereich zu bekommen. Wir werden weitere Möglichkeiten des Quereinstiegs schaffen. Davon ist schon berichtet worden. Wir müssen aber auch zusehen, dass wir die Arbeitsbedingungen in Bremen attraktiv gestalten und müssen am Ende erreichen, dass die Zahl derer, die fachfremd unterrichten, gesenkt wird.
Wir müssen feststellen, dass die Einstellung des Studiengangs Sport im Jahr 2005 von bestimmten Rahmenbedingungen ausgegangen ist. Das ist hier
auch schon gesagt worden. Damals wurden sinkende Schülerzahlen angenommen, und wenn ich mich recht erinnere, wurde argumentiert und war man der Auffassung, dass die Sportlehrer und Sportlehrerinnen über eine Kooperation mit Oldenburg rekrutiert werden können und sich die Gefahr eines Fachlehrermangels nicht einstellen werde. Jetzt stellen wir aber fest, dass zwei der Annahmen, die dieser politischen Entscheidung zugrunde gelegen haben, so nicht eingetreten sind, sodass man schauen muss, welche Lösungen möglich sind.
Ich fasse zusammen: Es besteht die offene strategische Frage, wie man das Fachlehrerprinzip im Hinblick auf die Anpassung des Ausbildungssystems ändert. Der Senat ergreift eine ganze Reihe von Maßnahmen, um das Fachlehrerprinzip in den Grundschulen in Zukunft besser dastehen lassen zu können, als das im Moment der Fall ist. In der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II sind wir in einer Situation, die zwar durchaus Hinweise darauf gibt, dass wir auch dort mehr Sportlehrer brauchen, aber wir haben es auch dort nicht mit einer dramatischen Situation zu tun. - Vielen Dank!
Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats mit der Drucksachen-Nummer 19/1183 auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU Kenntnis.
Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss Große Anfrage der Fraktion der CDU vom 14. Juni 2017 (Drucksache 19/1119)