Protocol of the Session on June 18, 2004

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Das geht schief. Das haben wir erfahren. Deswegen wollen wir aussteigen.

Zum Zweiten wollen wir unser Kernkraftwerk Erde nutzen.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Dagegen spricht gar nichts!)

Im Erdmittelpunkt ist die Kernspaltung gut aufgehoben. Dort passiert sie und dort versorgt sie uns über Geothermie mit Energie. Auch das wollen wir verstärkt nutzen. Dieser gesamte Mix ist es eigentlich, der es ausmacht. Gucken wir mehr auf die Natur, darauf, was die Natur für uns eingerichtet hat, und nutzen wir das, ohne es nachmachen zu wollen!

Wenn hier immer angeführt wird, Windenergie sei nichts wegen der 80 Offshore-Anlagen: Das ist ein Materialproblem; das hat nichts mit der Windenergie an sich zu tun. Diese Windkraftanlagen sind aus nicht so resistentem Material hergestellt. Das heißt noch lange nicht, dass der Weg zu erneuerbaren Energien nicht richtig ist.

Es wird immer gesagt: Die Anzahl wird nie ausreichen. Es wird irgendwann einmal ausreichen.

(Veronika Kolb [FDP]: Träumereien, nichts anderes!)

Vorhin ist schon gesagt worden: Irgendwann werden wir damit 100 % Energieversorgung haben. Wir müssen immer gucken: 100 % wovon? Deswegen heißt

der Weg auch: Energieeffizienz, Energie einsparen. Dann haben wir nämlich mehr Nutzen aus weniger Energieeinsatz.

(Veronika Kolb [FDP]: Ist das hier eine Schulstunde oder was?)

Denn Energiesparmaßnahmen erhöhen die Energiemenge, die wir zur Verfügung haben. Wenn wir nur halb so viel Energie einsetzen müssen, um das zu erreichen, was wir für den industriellen Nutzen erreichen wollen, dann haben wir schnell einen doppelt so hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Das ist der Weg, den wir weiter einschlagen wollen.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Dann schließe ich die Beratung. Wird gewünscht, den Bericht im zuständigen Ausschuss abschließend zu beraten? - Ich darf um Vorschläge bitten, in welche Ausschüsse das überwiesen werden soll. - Wer beschließen möchte, dass der Energiebericht der Landesregierung, Drucksache 15/3493, zur abschließenden Beratung federführend an den Innenausschuss und mitberatend an den Wirtschaftsausschuss überwiesen wird, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Dann ist das einstimmig vom Hause so beschlossen und der Tagesordnungspunkt damit erledigt.

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, darf ich die Gelegenheit nutzen, neue Gäste auf der Tribüne des Schleswig-Holsteinischen Landtages zu begrüßen, zunächst Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer des Lessing-Gymnasiums Norderstedt.

(Beifall)

Darüber hinaus begrüße ich zunächst den Hauptvorsitzenden des Bundes deutscher Nordschleswiger, Herrn Hans Heinrich Hansen, den Generalsekretär des Bundes deutscher Nordschleswiger, Herrn Peter Iver Johannsen, und selbstverständlich auch die Minderheitenbeauftragte bei der Ministerpräsidentin, Frau Renate Schnack. - Herzlich willkommen im Schleswig-Holsteinischen Landtag!

(Beifall)

Ich darf Sie darauf hinweisen, dass am Wochenende Scheersbergfest ist, am Sonntag um 14 Uhr.

(Vizepräsident Thomas Stritzl)

Dann treten wir in Tagesordnungspunkt 19 ein:

3. Kohäsionsbericht der Europäischen Kommission

Antrag der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 15/3488

Wird das Wort zur Begründung gewünscht? - Das ist nicht der Fall. Mit diesem Antrag ist ein mündlicher Bericht in dieser Tagung beantragt. Wer dafür ist, dass wir in dieser Tagung einen mündlichen Bericht hören, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Das ist einstimmig so beschlossen. Dann ist der Bericht zu geben.

Ich darf der Frau Ministerpräsidentin Simonis das Wort erteilen.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Endlich!)

Sie waren heute Morgen nicht da. Sonst hätten Sie mich schon einmal hören können, wenn Ihnen so freudig erregt danach zumute ist, sehr geehrter Herr Abgeordneter Kubicki.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Ich musste mich um den Finanzminister kümmern, Frau Mi- nisterpräsidentin!)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Schleswig-Holstein begrüßt den 3. Kohäsionsbericht der Europäischen Kommission, der Vorschläge für die inhaltliche Neuausrichtung der europäischen Strukturpolitik nach 2006 formuliert. Er ist die notwendige und von uns auch erwartete Antwort auf die Erweiterung der EU von 15 auf 25 Mitgliedstaaten.

Den neuen Ansatz der Strukturpolitik unterstützen wir. Ihre Schwerpunkte werden auf die neuen EUMitglieder und auf die Verringerung sozialer und wirtschaftlicher Unterschiede in der erweiterten EU verlagert. Gleichzeitig setzt die Europäische Kommission Zeichen für die Wettbewerbsfähigkeit der stärker entwickelten Regionen. Auch künftig soll hier eine substanzielle Förderung möglich sein, zum Beispiel in Regionen wie Schleswig-Holstein, die zwar keinen Entwicklungsrückstand mehr haben, aber noch mit Strukturproblemen konfrontiert sind. Für unsere Regional- und Strukturpolitik, die zur Hälfte aus EU-Mitteln finanziert wird, ist das von elementarer Bedeutung.

Nach den Vorstellungen der Kommission soll das neue Ziel 2, regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung, die bisherigen Ziele 2 und 3 ersetzen.

Mit 18 % der Gesamtförderung soll es aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung und dem Europäischen Sozialfonds finanziert werden. Die strukturpolitischen Vorstellungen der Kommission für diese Ziele bedeuten einen Paradigmenwechsel. Sie soll künftig eine dauerhafte regionale Wachstums- und Innovationspolitik unterstützen.

Für Schleswig-Holstein ist es wichtig, dass die EUStrukturpolitik stärker auf Zukunftsaufgaben und auf Wettbewerbsfähigkeit der EU ausgerichtet wird. Wir begrüßen also die Verknüpfung der Strukturpolitik mit den Zielen der Europäischen Räte von Lissabon und Göteborg, die die EU bis zum Jahre 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt machen soll.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Förderfähige Schwerpunktthemen wie Wissensgesellschaft, Innovation, Beschäftigung und Umwelt decken sich mit den Prioritäten der schleswigholsteinischen Landespolitik.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Ich freue mich, dass durch das neu formulierte Ziel 2 mehrere Ansatzpunkte geboten werden, das Zukunftsthema Meer zu fördern, zum Beispiel Förderung erneuerbarer Energien, Entwicklung von Notfallplänen in Katastrophenfällen oder die Unterstützung von Unternehmensgründungen aus Universitäten heraus.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein weiterer positiver Aspekt ist das neue Ziel 3, das der europäischen territorialen Zusammenarbeit dient und das bisherige INTERREG-Programm ersetzen soll. Geplant ist eine finanzielle Ausstattung mit 4 % der Gesamtmittel. Damit können wir weiterhin erfolgreiche Ostsee- und Nordseezusammenarbeit fördern und einen wichtigen Beitrag für die Integration der neuen Mitgliedstaaten leisten. Das ist zudem ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für die schleswig-holsteinische Initiative „Zukunft Meer“ und die Entwicklung der Küstengebiete.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Allerdings ist der Mittelansatz der Kommission in der finanziellen Vorausschau von 2007 bis 2013 mit jährlich 1,14 % des Bruttonationaleinkommens für den Gesamthaushalt problematisch. Allein für die europäische Strukturpolitik wäre das eine Steigerung von 100 Milliarden € auf rund 340 Milliarden €. Das entspräche in Deutschland einer Steigerung der aktuellen Bruttoabführung von derzeit 22 Milliarden € an den EU-Haushalt um fast 10 Milliarden € pro Jahr. Das kann man niemandem vermitteln. Ich glaube, wir

(Ministerpräsidentin Heide Simonis)

können es auch nicht stemmen. Das sollte man sich gar nicht erst vornehmen.

Ich habe Verständnis für die allgemeinen Sparziele der Bundesregierung, zumal die Europäische Kommission andererseits auf die Einhaltung der Maastrichter Verschuldungskriterien drängt. Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass es hier natürlich heftige Auseinandersetzungen geben wird. Da muss eine vernünftige Lösung auch auf europäischer Ebene gefunden werden.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Es muss ein überzeugender Weg zwischen Haushaltskonsolidierung auf der einen Seite und notwendiger Strukturförderung auf der anderen Seite gefunden werden. Eine einseitige Kürzung der EUAusgaben zulasten der künftigen Strukturpolitik lehnt Schleswig-Holstein ab. Alle Kapitel des Unionshaushaltes gehören auf den Prüfstand.

Für die Regionalpolitik Schleswig-Holsteins nach 2006 müssen wir die für den 14. Juli erwarteten Legislativvorschläge der Kommission, die weiteren Positionierungen der Bundesregierung und die Verhandlungen zwischen den Mitgliedstaaten sowie mit dem Europäischen Parlament abwarten. Aber klar ist, dass die Landesregierung Schleswig-Holstein die weiteren Beratungen zur EU-Strukturpolitik nach 2006 aktiv begleiten wird. Wir machen uns dabei einerseits für die Interessen unseres Landes stark, andererseits allerdings auch für die Zukunft Europas, weil die Interessen unseres Landes in diese eingebettet sind.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Ich eröffne die Aussprache. Zunächst darf ich einen weiteren Gast auf der Tribüne begrüßen, Herrn Lubeseder, den Vorsitzenden der Europa-Union. - Ich heiße auch Sie herzlich willkommen.

(Beifall)

Ich darf für die Fraktion der CDU Herrn Manfred Ritzek das Wort erteilen.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Erweiterung Europas zum 1. Mai 2004 ist die größte, aber auch die schwierigste Erweiterung in der 50jährigen Geschichte der Europäischen Union. Sie bietet einerseits die Chance zur langfristigen Garantie von Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in