Protokoll der Sitzung vom 08.11.2012

... gute Schule meint viel mehr als gute Noten.

(Lachen des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Ja! Das ist doch richtig!)

Als ob ein Lehrer oder eine Lehrerin der Meinung wäre, die Qualität einer Schule hinge mit der Notenvergabe zusammen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)

Sie von Grün-Rot polemisieren hier billig gegen die Noten vergabe an Schulen.

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Wer? – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nicht „billig“!)

Als Lehrer möchte ich an dieser Stelle noch einmal festhal ten:

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Ein traumatisier ter Lehrer!)

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Noten und Noten gebung internen wie externen Einflüssen ausgesetzt sind.

(Abg. Alfred Winkler SPD: Sie sind kein Lehrer, Sie sind ein Belehrer!)

Diese Einflüsse sind bekannt und werden im Übrigen auch in der Lehrerausbildung transparent gemacht und ausführlich diskutiert.

Noten sind nicht unfehlbar. Wer würde denn das behaupten? Aber sie erfüllen unverzichtbare Funktionen wie eine dia gnostische Funktion, eine Berichtsfunktion, eine prognosti sche Funktion, eine Beratungsfunktion, eine Motivationsfunk tion und viele mehr.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die hoch individualisierten Lernformen, die die Gemeinschaftsschule anbietet, mögen für Schüler, die eine hohe Lernmotivation oder möglicherweise schon einige Vorkenntnisse von zu Hause mitbringen, vorteil haft sein.

(Unruhe – Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜ NE)

Hier können sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten vertiefen und erweitern. Sie haben sich ihre Lernstrategien angeeignet und kommen zurecht.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Es fällt einem wirklich schwer, ihm zuzuhören!)

Aber jetzt die entscheidende Frage: Was ist eigentlich mit ei nem Schüler oder einer Schülerin, der oder die diese Fähig keiten nicht mitbringt? Ich möchte anhand eines praktischen

Beispiels versuchen, das zu verdeutlichen: Ich habe eine Ma thematikklausur einer Gemeinschaftsschule gesehen. Das Blatt mit den Mathematikaufgaben war ein großes DIN-A-3Blatt. Da gab es einen Bereich A, einen Bereich B und einen Bereich C, unterschiedliche Schwierigkeitsstufen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Sie waren doch noch nie in einer Gemeinschaftsschule!)

Jetzt kommt die Frage: Wie geht der gute Schüler, der starke Schüler, der sich etwas zutraut, an die Klassenarbeit heran? Er wird sich überlegen: In welchem Bereich kann ich schon einmal etwas leisten, was schaffe ich, was verstehe ich? Er wird sich daransetzen und sich, wenn er einen Bereich ausge sucht hat, überlegen – falls es noch nicht der schwierigste Be reich ist –, dass er danach den schwierigsten Bereich macht. Das ist aber eine hochkomplexe Leistung, die der Schüler er bringt, dass er sich schon strategisch überlegt: Welche Aufga ben werde ich dort lösen, um welche Bereiche geht es da?

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Sind wir hier im Leh rerseminar, oder was? – Gegenruf des Abg. Karl-Wil helm Röhm CDU: Zuhören! Da können Sie etwas ler nen, Herr Schmiedel!)

Es tut Ihnen nicht schlecht, wenn Sie einmal etwas aus der Praxis erfahren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Genau! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Ich war schon in der Pra xis, da waren Sie noch im Kindergarten! – Zuruf der Abg. Beate Böhlen GRÜNE)

Wie geht jetzt ein Schüler, der nicht über diese Kompetenzen verfügt, an diese Mathearbeit heran?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Klasse! Weiter so, Herr Dr. Kern! Sie verstehen etwas davon! Das ist gut so! – Weitere Zurufe)

Frau Präsidentin, darf ich?

Sie dürfen weiterspre chen, Herr Dr. Kern.

Wunderbar. – Wenn dann ein Schüler oder eine Schülerin diese Kompetenz nicht hat, dann wird er oder sie von vornherein einfach Teil C oder je denfalls den Bereich, der am leichtesten ist, bearbeiten.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wer sagt das?)

Deshalb ist eben nicht so leicht, wie Sie versuchen, es der Öf fentlichkeit weiszumachen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Er denkt nach wie vor dreigliedrig! – Glocke der Präsidentin)

Es liegt an der Kompetenz des Lehrers, der Lehrerin. – Die sen Gedanken muss ich zu Ende führen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: „Gedanke“!)

Es ist doch die Herausforderung des Lehrers, dass er die in dividuellen Voraussetzungen der Schüler erkennt und die

Schüler dann entsprechend motiviert, über sich hinauszuwach sen. Das werden Sie mit Ihrem Modell nicht erreichen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nicht ein mal andeutungsweise!)

Gestatten Sie eine Zwi schenfrage der Frau Abg. Böhlen?

Bitte schön.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie fragt jetzt nach dem Pony!)

Das ist sehr nett. Vielen Dank. – Haben Sie sich nur das Blatt angeschaut oder sich auch kun dig gemacht über das pädagogische Konzept, das hinter die ser Arbeit steht?

Ja, selbstverständlich. Ich habe sogar mein Referendariat an einer Schule gemacht, an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen.

Nein, an einer Gemein... – –

Insofern ist das Konzept gut bekannt. Vielen Dank für diese Zwischenfrage.

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP/DVP und Abge ordneten der CDU)

Entschuldigung!

Genau an dieser Stelle ist der – –

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das ist kein par lamentarischer Brauch! Sie müssen die Zwischenfra ge zulassen! Das ist eine Unverschämtheit!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um Ruhe, damit Frau Abg. Böhlen ihre Fra ge stellen kann.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: So ist es!)

Ich hätte gern eine präzise Be antwortung. Ich habe Ihnen zugehört. Sie haben von einer Ar beit in einer Gemeinschaftsschule gesprochen. Deswegen ha be ich gefragt, ob Sie sich anhand dieses Arbeitsblatts mit dem pädagogischen Konzept der Gemeinschaftsschule beschäftigt haben.