Protocol of the Session on April 17, 2002

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(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Ich gebe das Wort der Abgeordneten Sager.

(Werner Dobritz SPD: Jetzt fehlt Martin Schmidt! – Gegenruf von Anja Hajduk GAL: Warten Sie ab!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Im Bezirk Wandsbek haben sich Mitglieder der Bezirksversammlung mit dem Thema befasst, wie der neue Senat durch technische Maßnahmen den Verkehrsfluss in Hamburg verbessern will, und dazu nähere Informationen vom Senat erbeten. Die von Herrn Senator Mettbach geführte Baubehörde hat diese Information auch zur Verfügung gestellt und die technischen Verfahren erläutert.

(Christian Brandes Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Das ist ja schön! Das hat sonst nicht ge- klappt!)

Dabei hat die Baubehörde Folgendes festgestellt:

Erstens, dass die Weiterentwicklung der technischen Signalsteuerung natürlich einer laufenden Weiterentwicklung unterliegt, dass aber Hamburg heute schon im Vergleich zu anderen Großstädten dort ein sehr hohes technisches Niveau erreicht hat.

(Hartmut Engels CDU: Dann waren Sie noch nie an der Bramfelder Chaussee!)

Zweitens hat die Baubehörde festgestellt, dass aber die Technik dort an Grenzen stößt, wo es darum geht, konkurrierende Ansprüche zu regulieren, wenn der eine fährt, muss der andere stehen.

(Reiner Wohlers Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

A C

B D

Drittens hat die Baubehörde unter Herrn Senator Mettbach festgestellt, dass das Hauptproblem beim Verkehrsfluss in Hamburg gar nicht die Technik ist, sondern das sehr hohe Verkehrsaufkommen.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Fehlende Straßen!)

Das heißt also, wer will, dass der Verkehr in Hamburg, in einer wachsenden Stadt fließt, der muss sich Gedanken machen, wie er es erreichen will, dass das Verkehrsaufkommen gerade beim privaten Pkw in Zukunft nicht immer weiter steigt,

(Beifall bei der GAL – Rolf Kruse CDU: Wenn alle das denken!)

besser, wie er sogar noch zurückgeht. Das sind die Fakten, auf die der Senat inzwischen selber gestoßen ist und die er jetzt auch als seine Erkenntnisse mitteilt.

(Richard Braak Partei Rechtsstaatlicher Offensive: Lassen Sie doch Ihr Auto zu Hause!)

Das heißt, wer will, dass der Verkehr in Hamburg auch in Zukunft fließt, der muss sich überlegen, wie er Alternativen zum privaten Pkw attraktiv machen will. Sie machen genau das Gegenteil

(Rolf Kruse CDU: Das habe ich vermutet!)

und das ist, gerade auch mit Blick auf den Wirtschaftsverkehr, eine völlig falsche Politik.

Die wichtigste und auch schnell zu realisierende und finanzierbare Entwicklungsperspektive für den öffentlichen Personennahverkehr in Hamburg, die Stadtbahn, haben Sie aus ideologischen Gründen abgelehnt. Das ist ein Fehler. Das wird Sie auch noch einholen.

(Rolf Kruse CDU: Sie sind so modern!)

Stattdessen holen Sie jetzt längst geprüfte, aber verworfene Projekte aus der Mottenkiste. Sie werden Hamburg im Bereich des schienengebundenen Verkehrs um Jahre zurückwerfen. Das steht heute schon fest. Sie haben gestern auf Erkenntnisse bei „Jugend im Parlament“ verwiesen und gesagt, die Jugend wäre ja so klug. Gerade in diesem Bereich, Herr Reinert, hat die Jugend im Parlament mehr erkannt als Sie und darüber sollten Sie vielleicht noch einmal neu nachdenken.

(Beifall bei der GAL und der SPD – Rolf Kruse CDU: Aber Herr Schmidt war witziger als Sie!)

Herr Dose hat vollkommen Recht, wenn er sagt, Sie behandeln die Fahrradfahrer in dieser Stadt wie lästige Spinner. Sie haben 600 000 Euro beim Fahrradverkehr gekürzt. Auch das ist eine völlige Fehlentscheidung angesichts der Aufgaben, vor denen wir stehen.

(Beifall bei der GAL)

Sie beseitigen Busspuren, statt den Bussen den Vorrang einzuräumen.

(Rolf Kruse CDU: Also, auf dem Fahrradweg ist nie Gedrängel!)

Eine Sache liegt mir besonders am Herzen. 2003 werden alle von Rotgrün geplanten Maßnahmen für den behindertengerechten Umbau von U- und S-Bahn-Stationen fertig sein. Das hat der Senat in den Haushaltberatungen berichtet. Er hat auch gesagt, es sei nicht entschieden, ob es danach weitergeht. Ich denke, dass hier auch die Regie

rungskoalition ein Interesse haben sollte, dem neuen Senat auf die Sprünge zu verhelfen.

(Beifall bei Wolf-Dieter Scheurell SPD)

Wenn Sie einem Antrag von uns dort nicht zustimmen mögen, dann verweisen Sie ihn vielleicht wenigstens an den Verkehrsausschuss, damit wir uns mit dem Thema befassen können.

(Beifall bei der GAL)

Meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, Sie animieren Menschen, auch dorthin mit dem Pkw zu fahren, wo das erstens nicht sinnvoll und zweitens auch gar nicht nötig ist. Sie stellen die Bereitstellung von kostenlosen Parkplätzen in der Innenstadt in Aussicht. Der ADAC hat längst festgestellt, dass es auch in der Innenstadt genügend Parkmöglichkeiten gibt. Allerdings, meine Damen und Herren, gibt es keinen Grund dafür, diese kostenlos – und das heißt auf Kosten der Steuerzahler – zur Verfügung zu stellen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Meine Damen und Herren! Sie fördern ein psychologisches Klima des Rasens und der Rücksichtslosigkeit,

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Das ist doch lä- cherlich!)

bei dem das wichtige Ziel der Verkehrssicherheit, gerade auch für schwächere Verkehrsteilnehmer, unter die Räder kommt.

(Beifall bei der GAL – Christian Maaß GAL: So ist es!)

Es sollte auch Ihnen zu denken geben, dass schon in den ersten drei Monaten Ihrer Regierungszeit im Vergleich zu den gleichen Monaten des Vorjahres

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Absurde Kausa- lität!)

die Zahl der Verkehrstoten in Hamburg gestiegen ist. Das spricht eine deutliche Sprache in Bezug auf das von Ihnen verkehrspolitisch geförderte Klima.

(Dietrich Wersich CDU: Das ist Unsinn!)

Und das gerade auch, weil die Hauptunfallursache in Hamburg immer noch überhöhte Geschwindigkeit ist und das werden Sie noch verschlimmern.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Meine Damen und Herren! Um Steuerzahler in Hamburg zu halten und neue dazuzugewinnen, spielt die Lebensqualität in den Wohngebieten eine entscheidende Rolle. Lärm und Verkehrsbelastung sind ganz wesentliche Gründe, warum Menschen bestimmte Viertel meiden, aus ihnen herausziehen, wenn sie es sich dann leisten können. Statt die Lebensqualität in belasteten Stadtteilen zu fördern, verschlechtern Sie die Wohnqualität in der Stresemannstraße und im Grindelhof.

(Vereinzelter Beifall bei der GAL)

Dabei treiben Sie auch noch Schindluder mit dem demokratischen Instrument des Bürgerbegehrens in der Bezirksversammlung Altona, indem Sie ja sagen, um nein durchzusetzen.

(Christian Maaß GAL: So sind Sie!)