Protocol of the Session on July 5, 2007

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Offensichtlich fehlen da die Bewegungsräume für Kinder als Freiflächen, die auch unorganisierten Sport zulassen, die in eher ländlichen Strukturen selbstverständlich sind, aber hier bei uns gehen die Kinder in dem Alter gerade einmal zehn Minuten zur Schule und bewegen sich in der Woche auch nicht so, dass sie einmal außer Atem kom

men. Dafür müssen wir im Alltag Bewegungsräume schaffen. Darüber finde ich in Ihren Darstellungen nichts.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Der zweite Punkt ist, dass herausgefunden worden ist, dass die Eltern Vorbildfunktion für die Kinder und deren Bewegungsverhalten haben. Eltern sind bei den Jugendangelegenheiten keine Zielgruppe. Offensichtlich auch bei den Bewegungsdingen in den Schulen nicht. Ich glaube, das ist eine Zielgruppe, die wir verstärkt ins Auge fassen müssen, wenn wir Kinder erreichen wollen, insbesondere in Milieus, die wir schwer erreichen. Das sind oft Kinder mit Migrationshintergrund in den sozial schwach strukturierten Stadtteilen. Wie wollen wir an die herankommen? Das geht nur über die Eltern, sonst werden wir das Bewegungsverhalten nicht verbessern und verändern. Darüber finde ich auch nichts in diesen Papieren. Das ist überaus schade und da muss man noch einmal ordentlich nachlegen.

Gezielt Mädchen zu motivieren, ist auch ein sehr wichtiger Punkt, insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund, die sich in ihrem Bewegungs- und Sportverhalten deutlich von Mädchen deutscher Herkunft in der gleichen Altersgruppe unterscheiden. Das ist bei Jungs nicht so. Jungs mit Migrationshintergrund sind genauso oft in Sportvereinen wie andere Jungs auch. Bei Mädchen ist das erheblich weniger. Dazu steht in Ihrem Handlungskonzept Integration im Anhang, wo die Zahlen stehen, genau detailliert wie das ist, aber im Handlungskonzept selber steht bei den Maßnahmen, die Sie anstreben, gar nichts. Auch in diesem steht nichts darin. Eine wichtige gesellschaftliche Gruppe, die Sie da vernachlässigen.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Jetzt kommen wir noch zu dem Gesundheitspräventionsteil. Hier steht als vierte Handlungsempfehlung, dass Sportangebote so gestaltet werden sollten, dass auch weniger sportliche Kinder Erfolgserlebnisse und Bestätigung erfahren. Das scheint überhaupt nicht der Fall zu sein, weder in den organisierten Sportvereinen noch im Schulsport. Das heißt, es bedarf dringend einer qualitativen Veränderung in den Angeboten. In dem Zusammenhang kommen wir auf einen Punkt aus der Großen Anfrage, mit dem Sie so hübsch beschrieben haben, wie Sie in Zukunft die Talentsuche und Talentförderung gestalten wollen. Es geht Ihnen darum, besonders leistungssportbegabte Kinder herauszufiltern und das schon relativ früh in den Schulen zu machen. Aus meiner Sicht ist das ein völlig falscher Ansatz. Gerade vor dem Hintergrund, dass 15 Prozent der Kinder übergewichtig sind, müssen wir für möglichst viele Kinder Möglichkeiten schaffen zu erkennen, welche Probleme sie im Bewegungsbereich haben und ihnen gezielt Angebote liefern. Interessanterweise gibt es Konzepte.

(Lars Dietrich CDU: Bewegung und Gesundheit heißt das!)

- Wenn sie dann über sechs Jahre alt sind, soll man ihnen nichts mehr anbieten, oder?

(Lars Dietrich CDU: Doch, dann kommt ein Folge- angebot!)

- In Wahrheit ist es so, dass der Schulsport vermutlich gerade diese Kinder eher ausgrenzt und davon entfernt, Spaß an Bewegung zu haben und darüber auch ein Stück für ihre Gesundheit und gegen ihr Übergewicht zu

tun. Ich finde es schade, dass ich aus diesem Papier den Eindruck gewonnen habe, dass die Möglichkeiten der Gesundheitsprävention und des Breitensports und der integrativen Möglichkeiten nicht ausdrücklich genutzt werden, sondern viel Aufmerksamkeit, Interesse und Geld auf Leistungssportorientierung und Eventgeschichten gerichtet wird. Das, glaube ich, wird in Zukunft auch einer Sportstadt, wie sie sich nennt, nicht gerecht, weil diese Bereiche genauso dazu gehören würden und da muss mächtig nachgelegt werden. - Danke.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Wort bekommt Senatorin Dinges-Dierig.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Atmosphäre ist fast wie in einem Stadion nach einem Tor. Ich finde es richtig toll.

(Ingo Egloff SPD: Das ist aber ein Eigentor!)

Herr Schmidt, ich muss Ihnen recht geben. Sotschi gibt uns neue Chancen und ich denke, wir alle sollten dieses auch gegenüber dem DOSB deutlich machen, dass wir weiterhin bereitstehen und die Entscheidung, die vermutlich am 24. Juli gefällt wird, ob der DOSB überhaupt mit Deutschland ins Rennen geht, müssen wir abwarten, aber wir haben zumindest neue Chancen.

Damit nicht etwas Falsches in Erinnerung bleibt: Die Partnerschaft mit der Sportselbstverwaltung in Deutschland hat eine sehr lange und sehr gute Tradition. Das führt allerdings auch dazu, dass es Dinge im Sportbereich gibt, die von der Sportselbstverwaltung - und deshalb heißt sie so, unser Hamburger Sportbund - eigenverantwortlich geleitet werden. Ich finde, dazu sollten wir auch stehen. Der Hamburger Sportbund macht sehr gute Arbeit. Er hat ein neues Präsidium, er hat neuen Schwung bekommen. Diese Anerkennung unseres Hamburger Sportbundes habe ich bei Ihren Ausführungen ein wenig vermisst.

(Beifall bei der CDU)

Wenn Sie fragen, wo denn die konzeptionellen Überlegungen des Leitprojekts Sportstadt Hamburg sind, dann muss ich doch einmal fragen, wo eigentlich Ihre konzeptionellen Überlegungen waren? War das Ihr klares Nein zum Leistungssport? Wollten Sie mit dieser Haltung unsere Chance auf eine Olympia-Bewerbung erhöhen? Ich glaube, das wäre Ihnen nicht gelungen.

(Beifall bei der CDU)

Herr Dietrich, vielleicht noch eine Kleinigkeit zu dem, was Sie gesagt haben, eine kleine Korrektur aus dem Mund einer Bildungssenatorin: Wer abschreibt, bekommt heute eine Sechs.

(Vereinzelter Beifall bei der CDU - Bernd Reinert CDU: Richtig!)

Deshalb möchte ich an der Stelle zu Beginn ganz klar darstellen: Die Beantwortung der Großen Anfrage, ob nun abgeschrieben oder nicht, und der vor wenigen Wochen beschlossene Sportförderbetrag zeigen eines mit Sicherheit, nämlich dass unser Leitprojekt "Sportstadt Hamburg" sehr, sehr gut ankommt in der Stadt, und zwar sowohl bei den Hamburger Bürgerinnen und Bürgern als auch außerhalb Hamburgs. Deshalb werden wir in dieser Richtung auch weitermachen.

Wir alle wissen, dass Sport die Menschen integriert - Frau Dr. Lappe hat gerade noch einmal darauf hingewiesen - und damit natürlich auch beispielhaft zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft beiträgt. Dass die richtige Bewegung und der Sport unserer Gesundheit hilft, wissen wir alle, die es schon einmal ausprobiert haben, welche positiven Gefühlslagen damit verbunden sind. Falls jemand hier im Raume ist, der das noch nicht erfahren hat am eigenen Leib, dem gebe ich den Rat: Probieren Sie es aus, bewegen Sie sich, treiben Sie Sport, es geht Ihnen hinterher besser.

(Beifall bei der CDU)

Lassen Sie mich an der Stelle eines zusammenfassen. Wir haben es im Bereich Sport geschafft, ihn aus seiner Abhängigkeit von unsicheren Toto-/Lottoerträgen herauszuholen. Die Beträge, die Sie genannt haben - auch Sie, Frau Dr. Lappe -, waren keine Beträge, die im Haushaltsplan vorgesehen waren. Das waren zufällige Erträge, die über Toto/Lotto gekommen sind. Wären wir dabei geblieben, dann wäre die Unterstützung des Sports im nächsten Jahr absolut in die Knie gegangen und das wissen alle, die von dieser unsicheren vergangenheitsorientierten Finanzierung wissen. Deshalb ist diese Finanzierung, die wir aus Steuereinnahmen haben, die dem Sport in den nächsten zwei Jahren über 16 Millionen Euro gibt, Zukunft und Verlässlichkeit für den Sport in Hamburg.

(Beifall bei der CDU)

Wenn Sie, Herr Schmidt, das von Ihnen angemahnte Sportfördergesetz vermissen, dann kann ich nur eines sagen: Einen Vertrag, der zwischen Vertragsparteien geschlossen wird, kann man nicht einseitig kündigen. Ein Gesetz können Sie einseitig kündigen. Deshalb ist der Sport mit einem Sportfördervertrag auf der sicheren Seite.

(Beifall bei der CDU)

Lassen Sie mich noch zu zwei Schwerpunkten etwas sagen. Der eine ist die Bedeutung des Sports für Kinder und Jugendliche, Schulsport, Vereinssport. Wir haben in den vergangen Jahren im Bereich Schulsport vieles verändert. Trendsportarten sind auch im Schulsport an der Tagesordnung. Es geht gerade darum, die Kinder über den Schulsport zum Sport, zur Bewegung zu holen und das geht nur über Spaß an der Sache. Daher sind die Möglichkeiten nicht mehr eingeengt, da die Schule es derart gestalten kann, dass sie wirklich jeden erreicht.

Die Schule erreicht Kinder aus unterschiedlichen Kulturen, auch wenn das von Ihnen, Frau Dr. Lappe, vorhin verneint wurde. Wir haben eine ganz klare Ausrichtung. Wenn Sie einmal in die Schulen gehen und sich den Schulsport in den Regionen anschauen, in denen nicht nur zwei Nationen leben, sondern der Anteil der deutschen Kinder im niedrigen zweistelligen Bereich liegt, dann sehen Sie, wie unsere Lehrerinnen und Lehrer es im Schulsport geschafft haben, einen Sportunterricht sogar in der Gemeinsamkeit von Mädchen und Jungen sowie über Kulturen hinweg zu gestalten, abgesehen vom Schwimmsport, wo sie getrennt werden, damit wir die Kulturen oder die Unterschiede, die hier angemessen sind, berücksichtigen können. Das ist vorbildlich vonseiten der Sportlehrerinnen und Sportlehrern.

(Beifall bei der CDU)

A C

B D

Wir haben für die Schulen ein neues Anreizsystem geschaffen, sich als Bewegte Schule und Sportbetonte Schule ein Prädikat zu erwerben. Damit können sie nach außen gehen und mehr Kinder anwerben sowie Eltern überzeugen, dass sie an ihrer Schule ein durchgehendes Sport- und Bewegungskonzept haben, zusätzlich zu den Zertifikaten Partner- oder Eliteschule des Sports. Diese Prädikate werden nicht lebenslang vergeben, sondern die Schule muss diese immer wieder neu beantragen und neu verdienen.

Wir haben darüber hinaus eine weitere Hamburger Innovation - so will ich das einmal nennen -, nämlich die gezielte Vernetzung unseres Schulsports mit den Schulsport-Großveranstaltungen. Wir haben im Vorfeld der Triathlon–Weltmeisterschaft eine Schüler-Triathlon-Veranstaltung mit einem Zuspruch, wie noch nie in den vergangenen Jahren. Die Anmeldezahlen der Schüler bewegen sich in einer Höhe, dass wir das organisatorisch kaum noch leisten können. Das wäre nie ohne das klare Bekenntnis zu Spitzensportveranstaltungen in unserer Stadt erfolgt.

(Beifall bei der CDU)

Da wir gerade Kinder und Jugendliche über den Schulsport in den Verein bringen wollen, werden wir an unserem Konzept Schule und Verein festhalten, das weiterhin sehr erfolgreich läuft. Wir wissen aber, dass das nicht ausreichend ist.

Gerade zu Zeiten, in denen wir die Ganztagsschulen weiterhin ausbauen, benötigen wir etwas Neues und wir haben daher das sogenannte Vereinsmodell entwickelt. Vereine gehen in die Schulen und bieten dort direkt ihre Sportarten an. Die Schüler können auch während der Ganztagsschulzeit in die Vereine kommen, um ihren Sport dort auszuüben. Und das Besondere daran ist, dass für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien der Zugang zu diesen Angeboten der Vereine über unsere Aktion "Kids in die Clubs" beitragsfrei ist. Das ist vorbildlich in Deutschland.

(Beifall bei der CDU)

Noch ein Wort zu dem Berufsschulsport, was ich hier nicht groß ausführen wollte. Keine Angst, das habe ich auch nicht vor, aber dennoch können wir es nicht stehen lassen, dass im Bereich Berufsschulsport bei uns in Hamburg nichts passiert.

Wir schaffen in Hamburg im Bereich der beruflichen Schulen einen Rahmen, in dem Berufsschulsport überhaupt stattfinden kann, den es in vielen Ländern gar nicht gibt. Vor wenigen Wochen hatte eine Hamburger kaufmännische berufliche Schule bei der Verleihung des deutschen Schulsportpreises aus den Händen des DOSB den ersten Preis erhalten. Das ist der Beweis, dass der Berufsschulsport bei uns in Hamburg spitze ist.

(Beifall bei der CDU)

Noch ein abschließendes Wort zum Leistungssport. Der Leistungssport besitzt für den Senat eine ganz besondere Bedeutung. Ich stehe dazu, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird, und ich werde Ihnen sagen, warum.

Der Leistungssport bietet gerade für Kinder und Jugendliche, also für die jüngere Generation, Vorbildfunktion und Identifikation. Aber für mich persönlich ist noch viel wichtiger, dass er auch Werte repräsentiert, die wir in unserer Gesellschaft so dringend benötigen, nämlich die Anstren