Protocol of the Session on February 4, 2015

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(André Trepoll CDU: Dann müssen Sie auch die Ergebnisse akzeptieren!)

nicht nur für Patienten, sondern auch für die Klinikleitungen selbst. Deshalb propagiere ich das sehr offensiv.

(Beifall bei der SPD)

Zum Thema Personalausstattung. Dieses Thema beschäftigt uns in diesem Jahr sehr intensiv, auch im Rahmen der Krankenhausreform. Die privaten Krankenhäuser sind in Fragen der Personalausstattung genau zwischen den kommunalen und den freigemeinnützigen Krankenhäusern platziert, aber für alle Kliniken in Deutschland gilt, dass in den vergangenen zehn Jahren seit Einführung der Fallpauschalen eine deutliche Arbeitsverdichtung gerade im Bereich der Pflege stattgefunden hat. Es wurden Arztstellen aufgebaut, auch Stellen für Pfleger im OP, aber die Pflege am Bett ist abgebaut worden. In Deutschland versorgt eine Krankenpflegekraft im Durchschnitt zehn Patientinnen und Patienten, in den Niederlanden sind es nur halb so viele. Das ist relevant für das Thema Patientensicherheit, aber es ist auch relevant für das Thema Arbeitsbedingungen im Krankenhaus, und das in einer Situation, in der wir händeringend Fachkräfte suchen, die unsere Kranken und Pflegebedürftigen pflegen. Deshalb war es mir auch sehr wichtig, bei der Krankenhausreform, die wir auf Bundesebene verabredet haben, eine Antwort für diese Situation zu finden, und zwar für alle Krankenhäuser. Deshalb haben wir auf Forderung der SPD hin vereinbart, dass der Pflegebedarf der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus ermittelt und ein erhöhter Pflegebedarf, zum Beispiel von demenzkranken oder behinderten Patienten, adäquat vergütet wird. Zudem soll kontrolliert werden, ob dieses Geld tatsächlich in der Pflege ankommt.

(Beifall bei der SPD)

Bis das System da ist, überbrücken wir die Zeit mit einem Pflegesonderprogramm in Höhe von 660 Millionen Euro. Das konnte auch nur verknüpft mit der Krankenhausfinanzierung auf Bundesebene geregelt werden, und nicht, wie Sie immer wieder gefordert haben, im Landeskrankenhausgesetz der Stadt Hamburg, denn die Finanzierung gehört untrennbar dazu. Das Krankenhausgesetz nutzen wir aber, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, durch Vorgaben in qualitätssensiblen Bereichen für Patientensicherheit zu sorgen und auch dafür, dass unfairer Wettbewerb durch Unterlaufen medi

zinischer Standards oder Personalvorgaben unterbleibt.

Noch ein Wort zum Thema Veröffentlichung des Vertrags. Der Beteiligungsvertrag enthält umfangreiche Regelungen zur Vertraulichkeit, und es gibt in diesem Punkt kein Umdenken bei Asklepios. Allerdings ist im Vertrag festgelegt, dass er nebst allen Anlagen in der Bürgerschaftskanzlei zur Einsichtnahme durch die Abgeordneten ausgelegt werden kann.

(Dora Heyenn DIE LINKE: Und die Bürger?)

Das gilt seit zehn Jahren. Diese Regelung hat Bestand, sie gilt nach wie vor.

(Dora Heyenn DIE LINKE: Für die Abgeord- neten!)

Ja. Das andere ist in diesem Vertrag leider ausgeschlossen worden. Der Senat hätte überhaupt kein Problem damit, diesen Vertrag zu veröffentlichen.

Ich bin der Meinung – und das habe ich Asklepios auch schon oft gesagt –, dass dieser Konzern mehr Transparenz walten lassen muss, sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch gegenüber der Bürgerschaft.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

Ich habe die Antwort bekommen, dass ein Zugehen auf die Abgeordneten, auf die Mitglieder des Gesundheitsausschusses und des Ausschusses Öffentliche Unternehmen geplant ist.

(Christiane Schneider DIE LINKE: In wel- chem Jahr?)

Es gibt aber auch viele Regelungen im Kaufvertrag, die schon längst in Drucksachen veröffentlicht wurden; sie sind heute schon zitiert worden. Dazu gehört auch, dass Gewinne reinvestiert werden. Dem kann ich keinerlei schlechten Aspekt abgewinnen. Ich begrüße ausdrücklich, dass Gewinne nicht entnommen, sondern in die Kliniken reinvestiert werden. Das schont auch die städtischen Investitionen in Krankenhäuser.

Meine Damen und Herren! Es ist mir unklar, wie wir mit einer Offenlegungspflicht eine Rückübertragung der Krankenhäuser befördern könnten, genauso wie mir schleierhaft ist, wie wir das als Senat überhaupt bewerkstelligen sollten angesichts der Tatsache, dass Enteignung nicht vorgesehen ist und Asklepios nicht verkaufen will. Aber vielleicht ist die Debatte unter dem Motto "Gut, dass wir einmal darüber gesprochen haben" zu begreifen.

Ich will noch etwas zu dem Thema sagen, was Sie angesprochen haben, Herr Kerstan, nämlich das Thema Strahlentherapie in der Asklepios Klinik St. Georg. Ich will gleich zu Beginn die Unterstel

(Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks)

lung, die Behörde habe nicht oder zu spät gehandelt, sehr entschieden zurückweisen.

(Beifall bei der SPD)

Ich frage mich, Herr Kerstan, worauf Sie sich eigentlich berufen.

(Wolfgang Rose SPD: Er macht Wahl- kampf!)

Stützen Sie sich tatsächlich auf einen Artikel in einer einzelnen Zeitung, ohne zu wissen, ob er den Tatsachen entspricht? Sie stellen Schriftliche Kleine Anfragen, aber die Antwort warten Sie nicht ab. Sie haben Ihr Urteil schon gefällt.

(Beifall bei der SPD und bei Finn-Ole Ritter FDP)

Vielleicht trennen wir zwei Dinge. Das eine ist der unstreitige Sachverhalt, dass es bei zehn Patientinnen und Patienten zwischen 2010 und 2013 zu einer Unterdosierung gekommen ist. Das hat die Klinik selbst gemeldet. Wir sind sofort tätig geworden, und zwar so, dass es nicht nur in Hamburg, sondern auch über Hamburg hinaus nicht mehr zu einem solchen Vorfall kommen kann. Wir haben dafür gesorgt, dass das Personal erneut geschult wurde, und wir haben über die zuständigen Bundesinstitute und Bundesministerien den Hersteller informiert. Der Hersteller hat inzwischen seine Software aktualisiert und verändert, damit solche Fehler nicht durch die Software ermöglicht werden. Wir haben also sowohl was das Personal betrifft als auch was die Geräte betrifft gehandelt.

(Beifall bei der SPD)

Das Zweite ist eine routinemäßige Überprüfung der Strahlentherapie der Asklepios Klinik St. Georg durch die Ärztliche Stelle der Ärztekammer. Der Prüfbericht der Ärztlichen Stelle liegt uns seit Mitte November vor. Wir haben ihn selbstverständlich umgehend geprüft und Zusatzfragen gestellt, die wir mit der Ärztekammer besprochen haben. Dieser Dialog dauert noch an. Die Klinik selbst hat die Gelegenheit bekommen, Stellung zu den im Prüfbericht enthaltenen Vorwürfen zu nehmen. Diese Stellungnahme liegt seit 14 Tagen vor und wirft zahlreiche neue Fragen auf. Es geht darum, ob Therapieentscheidungen leitliniengerecht sind, es geht um Dokumentationsfragen – die Klinik sagt, sie habe ordnungsgemäß dokumentiert, die Ärztliche Stelle sagt, es sei nicht ordnungsgemäß dokumentiert worden –; es geht darum, ob Patientinnen und Patienten ohne Grund einer Strahlenbehandlung ausgesetzt worden sind. Die unterschiedlichen Standpunkte liegen auf dem Tisch. Da Prüfbericht und Stellungnahme Berichte von Strahlenmedizinern an Strahlenmediziner sind, haben wir einen renommierten Strahlenmediziner beauftragt, diese Berichte zu bewerten, den emeritierten Lehrstuhlinhaber der Universität Kiel, Herrn Professor Kimmig, Vorstandsmitglied der entsprechenden

Fachgesellschaft. Er wird eine Bewertung dieser Vorgänge vornehmen, denn wir nehmen das sehr ernst, aber wir gehen auch sorgfältig vor.

(Beifall bei der SPD)

Wir werden selbstverständlich in kürzester Zeit und nicht erst, wie von der Ärztekammer geplant, in einem halben Jahr eine erneute Prüfung der Klinik vornehmen lassen, um zu überprüfen, ob alles seine Richtigkeit hat. Wir haben übrigens auch veranlasst, dass die ambulante Einrichtung in St. Georg überprüft wurde. Dort gibt es keine Beanstandungen. Selbstverständlich werde ich der Bürgerschaft über die Ergebnisse dieser Prüfungen berichten, aber erst, wenn sie mir endgültig vorliegen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort bekommt nun Frau Artus von der Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin, sehr geehrte Herren und Damen! Lassen Sie mich zu Beginn noch einmal klarstellen, dass wir heute nicht die Rekommunalisierung der Asklepios-Kliniken beantragen,

(Dr. Andreas Dressel SPD: Die steht nur auf Ihrem Wahlplakat!)

Wir beantragen nicht unser Wahlplakat, Herr Dr. Dressel.

sondern die Offenlegung der Verträge. Wir beschließen über das Petitum.

(Beifall bei der LINKEN)

Herr Dr. Schäfer, ich gebe Ihnen recht, der Rückkauf würde nicht so funktionieren wie bei den Netzen. Das ist uns klar.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Er würde gar nicht funktionieren!)

Er kann und würde anders funktionieren, das ist auch klar. Wir wollen den Weg beschreiten, gemeinsam eine solche Lösung zu finden; hätten wir die Lösung parat – wir haben uns natürlich schlau gemacht –,

(Dr. Andreas Dressel SPD: Da bin ich ge- spannt!)

würden wir sie präsentieren. Als erster Schritt müssen die Verträge offengelegt werden.

(Beifall bei der LINKEN – Glocke)

(unterbrechend) : Frau Artus, lassen Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Schmidt zu?

Nein. Vielleicht melden Sie sich gleich noch einmal, Herr Schmidt, dann

(Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks)

können Sie auf meine gesamten Argumente eingehen.

Dann fahren Sie fort, bitte.