Protokoll der Sitzung vom 30.01.2002

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU)

natürlich für die pferdesportlichen Angebote, aber da ist Hamburg mit seinen Standorten auch sehr stark. Wir bieten insbesondere die Dressur an.

(Unruhe und Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU)

Der Landkreis Nordwestmecklenburg bietet auch …

Meine Damen und Herren, ich bitte doch hier um mehr Aufmerksamkeit! Zügeln Sie bitte Ihr sportliches Temperament!

Bitte, Frau Ministerin.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Volker Schlotmann, SPD: Das hat nichts mit Sport zu tun, das ist einfach nur albern.)

Ich bin ja sehr erfreut darüber, dass alle die Informationen mit so viel Vehemenz aufnehmen.

Der Landkreis Nordwestmecklenburg bietet Volleyball an in Boltenhagen. Es ist klar, für solche Ballsportarten braucht man sehr viel Platz für Vorrundenspiele und die Kapazitäten in Hamburg sind natürlich begrenzt.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Auf dem Boxring könnten wir ja rudern. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

In Rostock-Warnemünde könnte Beach-Volleyball am Strand mit Segeln vor der Küste eine einzigartige Symbiose bieten.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Wildwasser! – Harry Glawe, CDU: Achterbahn! – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Die zweite Schiene, die parallel läuft – wir können also nicht abwarten, bis sich ein Ausrichterstandort bewirbt und entschieden wird –, sind die Segelwettbewerbe. Sie alle wissen, dass sich dort beworben haben: Kiel, Lübeck, Cuxhaven, Stralsund und Rostock-Warnemünde.

(Harry Glawe, CDU: Schwerin nicht?)

Gegenüber den anderen Bewerbern steht Mecklenburg-Vorpommern in der Tat sehr gut da. Seeseitige Bedingungen sind in Stralsund sehr gut, besser als in Kiel, Lübeck und Cuxhaven. Es kommt allerdings ein geringer Bekanntheitsgrad hinzu. Natürlich kann sich das gerade durch die Bewerbung ändern, aber es ist kaum Zeit, durch die kurze Bewerbungsspanne, die schon ein paar Mal benannt wurde, dieses Ziel zu erreichen. Rostock-Warnemünde hat in der Tat einzigartige Voraussetzungen: kurze Wege zu den Regattabahnen, gleichmäßige Strömungsverhältnisse, kaum Windbeeinflussungen vom Strand, enorme Erfahrungen bei den segelsportlichen Großereignissen. Seit 1926 finden jährlich Wettsegelwochen statt. Wir erinnern uns: Ostseewoche, Warnemünder Woche, Europa- und Weltmeisterschaften.

Bei der Bewerbung Berlins für die Spiele 2000 hat sich Rostock-Warnemünde gegen solche Bewerber wie Burg auf Fehmarn, Travemünde, Flensburg, Kiel und Stralsund aufgrund seiner überzeugenden Präsentation durchsetzen können. 1993 weilte eine elfköpfige Prüfungskommission des IOC am Segelstandort Rostock-Warnemünde. Hierbei äußerte der Präsident des Weltsegelverbandes, Herr Peter Talberg: „Hier können wir die besten Segelwettbewerbe der Olympischen Geschichte erleben.“ Ein wegweisender Satz, meine ich.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

Die Sportorganisationen Mecklenburg-Vorpommerns, insbesondere der Landessportbund und der Seglerverband, sprechen sich eindeutig für Rostock-Warnemünde als den geeignetsten Segelausrichter aus. Ich schließe mich als Sportministerin diesem Fachvotum an.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Beifall Dr. Manfred Rißmann, SPD, und Angelika Gramkow, PDS)

Wichtig ist aber, meine ich, dass wir in diesem Prozess, dass die Bevölkerung insgesamt hinter den Olympiabewerbungen steht, sich nicht auseinander dividieren lässt. Von der Beteiligung Mecklenburg-Vorpommerns, meine ich, kann das ganze Land gewinnen. Darauf sollten wir gemeinsam unsere Kraft konzentrieren.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS)

Danke, Frau Ministerin.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Bluhm von der Fraktion der PDS.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lange wurde in der Öffentlichkeit spekuliert

und diskutiert und seit dem 1. November 2001 ist es beschlossene Sache: Die Bundesrepublik beteiligt sich am Wettbewerb um die Austragung der Olympischen Sommerspiele des Jahres 2012. Manchmal hatte ich hier in der Debatte schon den Eindruck, als hätte Deutschland die Zusage bereits erhalten.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Es sind die Städte Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Leipzig und Stuttgart, fünf große Regionen, die im nationalen Wettstreit und nicht im Gegeneinander um das größte Sportereignis der Welt antreten. Rostock und Stralsund begeben sich diesbezüglich, was die Austragung der Olympischen Segelwettbewerbe betrifft, in den Wettkampf mit Lübeck, Cuxhaven und Kiel.

Die PDS-Fraktion möchte natürlich, dass 2012 die Olympischen Spiele in Deutschland und die Segelwettbewerbe in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden. In diesem Zusammenhang favorisiert die große Mehrheit meiner Fraktion Rostock-Warnemünde, und zwar aus fachlicher Sicht.

(Beifall Reinhardt Thomas, CDU: Gut!)

Bis zum 15. Mai 2002 müssen nun die Bewerbungsunterlagen dem Nationalen Olympischen Komitee vorliegen. Annahmeschluss der Anträge auf Bewerbung war der 31.12.2001. Und nun ist es einmal so, dass sich sowohl Rostock als auch Stralsund darum beworben haben. Die Entscheidung über den oder die deutschen Bewerber wird dann am 15. April des kommenden Jahres bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des NOK gefällt.

Das IOC wird allerdings erst im Jahre 2005 die Olympischen Sommerspiele und damit auch die Segelwettbewerbe vergeben. Das ist ein langer Zeitraum, der eben nicht nur langen Atem braucht, sondern auch sportliches Durchhaltevermögen und Fairness und vor allem mehr als nur einen Fonds, mit dem man die bloße Bewerbung finanziell unterstützen will, meine Damen und Herren!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

NOK-Präsident Walther Tröger sprach nach jener Sitzung am 15. November 2001 im Hamburger Rathaus von einer „Aufbruchstimmung“, die sich aufgrund der Bemühungen um die Olympischen Spiele in unserem Land entwickelt hat. Und er wie wir auch sieht in der Bewerbung eine große Chance für den deutschen Sport hinsichtlich der Verbesserung der Infrastruktur und der Voraussetzungen für die Nachwuchsathleten.

„Die nächsten Jahre bis zur Entscheidung stellen“, so Tröger, „für das NOK eine Herausforderung dar, wie es sie noch nie zuvor gegeben habe.“ Dem kann man nur zustimmen und hinzufügen: Für die Politik gilt dies auch, sowohl auf Bundesebene als auch für alle sich bewerbenden Länderregierungen und Länderparlamente und die Kommunen. Und bei den jüngsten Erfahrungen in diesem Lande kann man nur hinzufügen, das sollte auch gelten für das notwendige enge Miteinander von Sport und Politik.

Von daher ist es also nur folgerichtig, dass sich der Landtag heute mit diesem so weit in die Zukunft reichenden Thema befasst und wir als Parlament uns deutlich zur Bewerbung der Bundesrepublik wie auch zur Bewerbung von Städten aus Mecklenburg-Vorpommern für die Olym

pischen Segelwettbewerbe bekennen. Denn nur wenn Deutschland den Zuschlag erhält, können die Olympioniken in Rostock oder Stralsund auch segeln.

Viel ist hier in den bisherigen Reden schon gesagt worden über die Effekte, die sich mit der Austragung der Olympischen Segelwettbewerbe in Mecklenburg-Vorpommern für die hier lebenden Menschen ergeben würden. Aber das alles wird von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängen, die eine solche Option überhaupt erst ermöglichen.

(Angelika Gramkow, PDS: Sehr richtig.)

Das NOK hat auf seiner damaligen Sitzung schon einmal den fairen Wettbewerb angemahnt. Als jemand, der in der Sportpolitik in diesem Land auch Verantwortung trägt, und nach alledem, was man in den letzten Jahren an Irrungen und Wirrungen im olympischen Dunstkreis gerade auf internationaler Ebene geboten bekam, kann man diesen Anspruch nur nachdrücklich unterstreichen.

Manfred von Richthofen, der DSB-Präsident, hat diesbezüglich formuliert, ich zitiere: „Jeder Bewerber muss wissen, Unregelmäßigkeiten zur eigenen Vorteilsnahme, welcher Art auch immer, senken nach Bekanntwerden die Chancen auf den Nullpunkt. Wir können nichts weniger gebrauchen als einen olympischen Skandal schon im Vorfeld der eigentlichen internationalen Bewährungsprobe.“

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Hohe Ansprüche, auch für den Wettbewerb hier in diesem Land.

Allerdings – und das ist hier heute etwas kurz gekommen – gibt es neben einem klaren politischen Bekenntnis und den tatsächlichen Wettkampfbedingungen an Austragungsorten für Segelwettbewerbe noch ein paar Faktoren, die gerade uns in der Politik angehen. So hat das Präsidium des Deutschen Sportbundes schon vor Monaten einen weitreichenden Beschluss gefasst, den von Richthofen auch auf der NOK-Mitgliederversammlung umfänglich erläutert hat. Gestatten Sie mir an dieser Stelle ein etwas längeres Zitat von Manfred von Richthofen:

„Eine erfolgreiche deutsche Olympiabewerbung muss sich zunächst an vier Kriterien messen lassen. Ich nenne als Erstes den Schulsport,“

(Angelika Gramkow, PDS: Sehr richtig.)

„weil ich mir nicht vorstellen kann, dass eine Stadt oder Region den olympischen Zuschlag erhält, wo auf diesem Gebiet desolate Zustände zu beklagen sind und wo dem Bundesland und seinen Kultusbehörden Defizite nachgewiesen werden.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Na, wo ist er denn, der Herr Kauffold?)

„Wer ernsthafte olympische Ambitionen hat, der sollte in der Bewegungserziehung nicht nur Selbstverständlichkeiten der amtlichen Stundentafeln erfüllen. Der sollte vielmehr vorbildlich sein und bundesweit Zeichen setzen für das notwendige Zusammenspiel von wirkungsvoller Basisarbeit und sportlicher Spitzenleistung. Dazu kommt auch noch ein gesundheitspolitischer Aspekt, der immer bedeutender wird. Was nützen die schönsten Träume und die kühnsten olympischen Planspiele, wenn die Meldungen über den Gesundheitszustand unserer Kinder und Jugendlichen dank Bewegungsmangel, falscher Er

nährung und Reizüberflutung immer besorgniserregender werden? Warum sollten wir uns also um die großen Dimensionen des Weltsports kümmern, wenn wir die selbstverständlichsten und dringendsten Bewegungsangebote für unsere jungen Menschen schuldig bleiben müssen?“ Ende des Zitats.

(Beifall Dr. Manfred Rißmann, SPD, Dr. Gerhard Bartels, PDS, und Angelika Gramkow, PDS)

Erstes Kriterium. Und ich denke, auch da haben wir im Lande in den nächsten Jahren noch einiges zu tun.