Das ist das Problem. Sie verdorren auch, weil ein für mich nach wie vor entscheidender Punkt weggefallen ist. Sie haben bisher auch nicht gezeigt, wie Sie das neu anpacken wollen. Die Medienkompe
tenztage im Landtag Nordrhein-Westfalen waren aus meiner Sicht ein Beispiel, bei dem eben der Landtag zusammen mit der Regierung und mit vielen Partnern im Land über zwei Tage hinweg gezeigt hat, was es an Initiativen und auch an neuen Entwicklungen gibt.
Das Ganze war mit vielen wichtigen Veranstaltungen gespickt. Es war die Möglichkeit zu zeigen, dass das Thema allen, und zwar über alle Fraktionen hinweg, wirklich am Herzen liegt. Diese Möglichkeit ist uns nach wie vor genommen. Der Landtag hat in diesem Bereich keinerlei Initiativen mehr vorzuweisen.
Damit ist er an der Stelle leider ähnlich gestellt wie die Medienkompetenzpolitik der Landesregierung insgesamt. Das ist schade,
denn der Wegfall signalisiert eben genau das, was die Beantwortung der Großen Anfrage zeigt: Es gibt eigentlich außer einer gewissen Konzeptionslosigkeit und sozusagen dem Weiterforttragen dessen, was bereits gut angelegt war, nichts Neues. Es gibt aus meiner Sicht jedenfalls keine Impulse, keine Ideen, sondern nur noch den Verweis auf das Vorhandene und Bestehende. Das ist aus meiner Sicht als Bilanz nach vier Jahren der sogenannten Erneuerung zu wenig, jedenfalls was diesen Bereich betrifft. Das kann man nur mit Bedauern feststellen.
Letzter Punkt: Wir brauchen, wenn wir das Thema wirklich so ernst nehmen, im nächsten Landtag wieder einen Medienausschuss, so wie wir aus meiner Sicht auch einen Europaausschuss brauchen, nicht weil ich glaube, wir müssen mehr Ausschüsse haben, sondern weil ich glaube, wir müssen die Themen angemessener und konkreter behandeln können. Das ist jetzt leider nur ganz selten der Fall, weil wir keinen Medienausschuss haben. Wir haben nur einen Hauptausschuss. Was heißt „nur“? – Es ist immerhin der Hauptausschuss. Aber er beschäftigt sich natürlich mit vielen Fragen und kann deshalb schon aus Zeitgründen nicht auf alle Punkte eingehen, wie wir das in der letzten Legislatur konnten.
Das ist aus unserer Sicht zu dieser Antwort zu sagen. Deshalb noch einmal unser Dank an die, die gefragt haben, und an die, die geantwortet haben, aber kein Dank an die Regierung. Denn da ist wirklich nichts Neues zu entdecken. Das merkt man der Antwort in fast jeder Zeile an. – Danke schön.
Vielen Dank, Herr Kollege Keymis. – Für die Landesregierung spricht in Vertretung für Herrn Minister Krautscheid Herr Minister Lienenkämper.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Kollegen! Mit Medien angemessen, also kritisch, reflektiert, sicher und gewinnbringend umgehen zu können, das gehört mittlerweile zum Kanon der Kernanforderungen an Individuen, Unternehmen, Institutionen und Verwaltungen. Deshalb geht Medienkompetenz uns alle an.
Sie wissen, dass uns die Medien und damit auch die Medienkompetenz in Nordrhein-Westfalen sehr am Herzen liegen. Das beweist der starke Medienstandort: wenn es um die Zahl der Unternehmen und Arbeitsplätze, um die Ausbildungsmöglichkeiten in Medienberufen, aber auch um die Rechtsetzung geht, sei es zum Schutze der Nutzerinnen und Nutzer oder als Ziel im Landesmediengesetz.
Mit der Großen Anfrage 24 „Medienkompetenz in Nordrhein-Westfalen – Was macht die Koalition?“ erkundigt sich die SPD-Fraktion, wie es im Land Nordrhein-Westfalen um die Förderung der Medienkompetenz bestellt ist, bezogen auf Akteure und Strukturen, Strategien, Leitprojekte und Aktivitäten und auf die Zielgruppen Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte, Fachkräfte, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Non-User.
Das haben wir selbstverständlich gerne beantwortet; denn mit der Antwort haben wir erneut zeigen können, dass wir in Nordrhein-Westfalen gut aufgestellt sind. Gerade die kleinen, eher lokal oder regional wirkenden Projekte unterschiedlicher Akteure, die eben nicht immer wahrgenommen werden, sind es, die unterschiedliche Aspekte und Anforderungen der Medienkompetenz fördern und darin schulen.
Medienkompetenz ist nicht gleich Medienkompetenz. Sie variiert entsprechend der Ausgangsposition Einzelner und den an sie gestellten Anforderungen. Aber – und das ist wohl bei uns allen Konsens – sie ist heute mehr denn je Grundlage für ein prosperierendes Nordrhein-Westfalen und damit für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum.
Wer sich länger mit der Förderung von Medienkompetenz beschäftigt, der weiß, dass es keine eindeutige Definition des Begriffs „Medienkompetenz“ gibt. Die Medienwelt des 21. Jahrhunderts ist hochgradig diversifiziert, aber auch konvergent.
Faktisch sind wir mit einem Nebeneinander und einer Gleichzeitigkeit verschiedener Medienformen und Mediennutzungen konfrontiert, die zunehmend vom Internet repräsentiert werden. Das Internet wird quasi zu einem All-in-one-Medium. Daher ist die Förderung von Medienkompetenz, die, wie dargelegt, dem Wandel unterworfen ist, eine permanente Aufgabe aller.
Das Ziel von uns allen muss es sein, Menschen für den Lebens- und Berufsalltag und bezogen auf ihre individuellen Bedürfnisse und Rollen kompetent zu machen. Es gilt also, auch bei der Förderung von
Der Mediensektor wartet mit vielen neuen Begriffskreationen auf, auch im Umfeld der Medienkompetenz, die unseres Erachtens digitale Kompetenz und Informationskompetenz einschließt. Ein allen bekanntes Beispiel für in den letzten Jahren aufgekommene Begriffe sind „Web 2.0“ und die damit zusammenhängenden „social communities“.
Derlei Entwicklungen und Tendenzen waren zu Beginn der 13. Legislaturperiode noch nicht so ausgeprägt, wie sie es heute sind. Für die Förderung von Medienkompetenz sind solche Zukunftstrends sehr wichtig.
Ebenso wichtig sind diejenigen, die Kompetenzen vermitteln. Neben den Eltern erfolgt dies institutionalisiert vor allem durch pädagogische Fachkräfte, sieht man einmal von der Fortbildung im Arbeitsleben ab. Aber in der Kompetenzvermittlung läuft vieles eben auch nicht institutionalisiert. Gelernt wird vor allem informell, auch der Umgang mit Medien. Deshalb wäre es wichtig, sich auch über veränderte Lernorte Gedanken zu machen.
Für uns heißt das, sowohl in der Projektförderung als auch im Hinblick auf Maßnahmen und Initiativen flexibel zu sein. Das Thema Medienkompetenz ist deshalb zusätzlich zur speziellen Zielgruppenarbeit durch die Ressorts Inhalt von übergreifender Information sowie von Fortbildungen und Workshops. Momentan haben wir einen Boom bei dem Thema Computerspiele.
Betroffen ist die Industrie. Sie will naturgemäß verkaufen. Betroffen ist die Kinder- und Jugendförderung. Pädagoginnen und Pädagogen müssen mit dem neuen Kulturgut umgehen lernen. Betroffen sind die Schulen, die eventuell PC-Spiele für das Lernen einsetzen müssen. Schließlich ist die frühkindliche Erziehung betroffen, die die Kinder auf das Leben und auf die Schule vorbereitet.
Gewalt und Sucht sind negative Seiten. Aber es gibt auch Potenziale. Freizeitspieler werden zu Gamedesignern und finden dort ihre berufliche Perspektive. Serious Games unterstützen Lernprozesse. Nordrhein-Westfalen entwickelt sich – und das ist gut so – zu dem Spielestandort in Deutschland.
Der Erwerb und die Vermittlung von Medienkompetenz mit dem Ziel gesellschaftlicher Teilhabe können aber nicht einfach staatlich verordnet werden, sondern müssen vor allem ganz konkret unterstützt werden; denn Medien – das gilt für alte wie für neue – werden nicht dadurch hilfreich, dass sie genutzt werden, sondern nur dadurch, wie sie genutzt werden.
Dieses Wie der Nutzung ist uns besonders wichtig. Im Übrigen wird das durch die Gruppe der NonUser bestätigt, die meistens den fehlenden Nutzen als Begründung angeben. Das angemessene Wie wollen wir – das Land und all die anderen Akteure in
Nordrhein-Westfalen, die in der Anfrage umfangreich dargestellt sind – mit unseren Aktivitäten erreichen.
Erst wenn wir in der Lage sind, den Wert einer Information zu bemessen und sie in unseren Wissens- und Erfahrungsschatz einzuordnen, sind wir auf einem guten Weg zu mehr Medienkompetenz. Das gilt im Arbeitsleben ebenso wie in der Freizeit oder in Schule, Ausbildung und Beruf. Darum drehen sich alle Bemühungen zur Förderung von Medienkompetenz.
Lassen Sie mich ein übergreifendes Projekt und eine übergreifende Aktivität beispielhaft benennen. Gerne haben wir gemeinsam mit der LfM das Medienkompetenznetzwerk mekonet weitergeführt. Neue, wichtige Impulse gibt es nämlich nicht allein durch neue Aktivitäten, sondern auch durch neue und profilierte Ausrichtungen von bestehenden.
Neu sind unsere Aktivitäten hinsichtlich des Jugendmedienschutzes und rund um das Thema Games als gemeinsame Anstrengung vor allem mit dem MGFFI. Dazu habe ich eben schon etwas gesagt.
Wir haben ein dichtes Netz von Einrichtungen und Initiativen zur Förderung der Medienkompetenz. Wir haben Akteure, die in der Lage sind, sich den neuen Anforderungen und Erfordernissen in diesem komplexen Feld anzupassen.
Aber es gibt auch Grenzen. Neben finanziellen Grenzen sind es die sich entziehenden Adressaten in der sich zunehmend individualisierenden Welt. Dazu haben wir noch keine passende Antwort, aber Aktivitäten. Ich spreche wieder MicroNet an und die Forschung der LfM.
Insofern sind wir mit der Förderung von Medienkompetenz stetig suchend und gefordert, sie als Querschnittsaufgabe zu begreifen und in andere Handlungsfelder zu integrieren: in Lehrpläne, in Ausbildungsordnungen, in die Fort- und Weiterbildung usw.
Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich Folgendes deutlich sagen: Medienkompetenz und Medienbildung kann immer nur flankierend sein. Sie muss an den jeweils erwarteten Nutzen anschließen. Der Umgang mit Medien ist vor allem auch Teil von Erziehung und Bildung hin zu einem ganzheitlichen Menschen. NordrheinWestfalen ist das Medienland Nummer eins in Deutschland. Das heißt auch, neben der Förderung der Medienwirtschaft die Menschen nicht zu vergessen, die Medien in unterschiedlichster Weise nutzen.
Ausgeführt werden die Aktivitäten des Landes im Abschnitt der Großen Anfrage zu den jeweiligen Zielgruppen. Ich nenne sie deshalb nur beispielhaft:
Das KiBiz ist nun gerade ein Dreivierteljahr alt. Mit Beginn des KiBiz zum 1. August letzten Jahres ist begonnen worden, Bildungsvereinbarungen abzuschließen. Darüber wird intensiv geredet. Dass das nach einem Dreivierteljahr noch nicht fertig sein kann, können Sie uns nun wirklich nicht vorwerfen.
Wir kooperieren mit Bibliothek und Schule. Wir haben das Internetportal „checked4you“. Und wir haben begleitende Forschung durch die Landesanstalt für Medien für die Zielgruppe der Kinder und der Jugendlichen.
Wir haben den Spieleratgeber und die Beratung durch die AJS, die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendschutz, das Landesprogramm Familienzentren, Bildungsvereinbarungen für pädagogische Fachkräfte und die Initiative Eltern und Medien als Angebote für die Zielgruppe Eltern.
Wir haben den Abbau der digitalen Teilung, um die Gruppe der Non-User – das sind etwa ein Drittel – zu verringern.
Also, eine Fülle von unterschiedlichsten Aktivitäten der Landesregierung, die Sie auf diesem Feld erleben!
Erstens. Die Förderung von Medienkompetenz ist in allen Ressorts zur Selbstverständlichkeit geworden.
Zweitens. Die Ausgaben für die Förderung von Medienkompetenz schwanken, sind über die letzte Dekade im Mittel allerdings gleich geblieben.
Drittens. Künftig muss die Förderung von Medienkompetenz verstärkt an Themen orientiert sein; denn die allgegenwärtigen Medien sind Mittel zum Zweck. Wir sind raus aus der Phase der Ausstattung. Die Folgen aus der Geschwindigkeit werden uns zunehmend beschäftigen.
Viertens. Die Betrachtung der Entwicklung einzelner Medien im Zeitalter der Konvergenz ist nach wie vor bedeutsam und sie muss geleistet werden.
Fünftens. Die Gruppe von einem Drittel Non-User muss sich verringern, wenn immer mehr Angebote über das Internet kommen. Zweidrittel sind online und surfen bereits breitbandig.
Sechstens. Bildung, Sensibilisierung und Aufklärung als Daueraufgabe müssen beibehalten werden, zum Beispiel über Veranstaltungen, Broschüren, Internet und Rundfunkangebote.