zu erhöhter Konzentration und zu besserem Lernvermögen. Aktive Kinder sind ausgeglichener als inaktive und können mit Aggressionen sowie mit Stress- und Angstsituationen besser umgehen. Insofern muss es uns weiter gelingen, unsere Kinder wie auch ihre Eltern und die Kommunen – sie allesamt – für diesen Gedanken „Fit durch Sport“ zu begeistern, also eine systematische Förderung der Bewegung insbesondere in jungen Jahren durchzuführen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bereits während der letzten beiden Legislaturperioden hat sich der Landtag – Herr Müller hat das gerade dargestellt – ganz intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ursprünglich war der Antrag auch einmal fraktionsübergreifend gedacht; aber mittlerweile ist der gemeinsame Antragsprozess doch völlig zum Erliegen gekommen. Daher gibt es nun diese Initiative gemeinsam mit der CDU.
Wenn ich mir den Entschließungsantrag von RotGrün anschaue, trägt die Initiative Früchte. Ich werte ihn jetzt einmal nicht als Alibi-Entschließungsantrag, sondern als Zeichen der Gesprächsbereitschaft; aber ich komme nicht umhin, zu sagen: Ich finde, er ist doch sehr schwammig formuliert und, mit Verlaub, auch ein wenig missglückt. Das gilt insbesondere auch für die eindeutige Positionierung zu motorischen Tests.
Ich finde schon: Mit Ihrem Entschließungsantrag winden Sie sich wie ein gerade frisch gefangener, zappelnder Fisch; aber wir werden im Ausschuss sicherlich noch darüber diskutieren.
Meine Damen und Herren, wir Liberalen wollen Chancengerechtigkeit für alle Kinder in unserem Land schaffen – ganz egal ob absolute Sportskanone, Sportinteressierter oder dann doch eher CouchPotato. Landesweite motorische Tests in Grundschulen helfen dabei, verbunden natürlich mit einem anschließenden Bewegungskonzept.
Das ist der entscheidende Punkt. Diagnostik und Intervention müssen unbedingt verzahnt werden. Motorische Tests und daran anschließende individuelle Förderung sollten also immer zusammen gedacht werden. Die Schule ist dabei der Ort, an dem wir alle Kinder erreichen. Deshalb sollten wir auch darüber nachdenken, wie wir perspektivisch die sportmotorischen Tests in die schulrechtlichen Vorgaben einbinden können. Das setzt natürlich im Vorfeld verschiedene Bedingungen – wie auch entsprechende Schulungsmaßnahmen des Lehrerpersonals – voraus.
An einigen nordrhein-westfälischen Grundschulen – wie zum Beispiel in Dormagen oder auch in Hilden – werden bereits motorische Tests zur Messung des sportlichen Leistungsstandes und von motorischen Auffälligkeiten durchgeführt.
In meiner Heimatstadt Paderborn ist 1995 – also vor fast 20 Jahren – für alle Kinder das Konzept der
Vielseitigkeitssichtung durch die Kooperation verschiedener Paderborner Institutionen – wie der Universität Paderborn, den Schulen und den Leistungsstützpunkten – entwickelt worden. Knapp 4.000 Grundschüler pro Jahr werden derzeit in Paderborn auf ihre motorischen Fähigkeiten getestet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, von Paderborn lernen, heißt siegen lernen. Das gilt derzeit nicht nur im Fußball, …
… es gilt auch genau bei diesem Thema. Paderborn ist ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie motorische Tests gelingen können, wenn man denn nur will.
In Paderborn führt ein Förderverein nicht nur die motorischen Tests durch, sondern kümmert sich nach der Diagnoseerstellung auch um entsprechende Förderangebote.
So hat dieser Förderverein auch für Kinder mit Bewegungsdefiziten entsprechende Kurse eingerichtet. Insgesamt gibt es 65 Sportgruppen. Ich kann Ihnen berichten: Das funktioniert ganz wunderbar. Letztes Wochenende wurden beispielsweise wieder einmal 400 besonders sportbegabte Drittklässler in der sogenannten Talentiade spielerisch an verschiedene Sportarten herangeführt, ohne zu früh zu spezialisieren.
Fazit: „Fit durch Sport“ funktioniert – mit systematischer Förderung noch viel mehr. Motorische Tests können dabei helfen, alle unsere Kinder in Nordrhein-Westfalen für mehr Bewegung zu begeistern und individuell zu fördern. Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren auf der Tribüne! Bevor ich inhaltlich anfange, muss ich auf den Kollegen Müller eingehen. Der Zigeunerbaron: Das Schreiben und das Lesen ist nie sein Fach gewesen. – Ich empfehle Seite 2 des Entschließungsantrages, wo etwas über motorische Tests steht.
Nun legen wir los. Vergleichen wir diese beiden Anträge, dann wird deutlich, dass alleine die Überschriften schon den Unterschied ausmachen. Der Antrag von CDU und FDP heißt „Fit durch Sport – Einführung von motorischen Tests in Grundschulen“. Der Entschließungsantrag der Regierungsparteien trägt die Überschrift „Mehr Sport und Bewegung für alle Kinder und Jugendlichen ermöglichen – ganzheitlich, vielfältig und gemeinsam!“.
CDU und FDP setzen auf den Schwerpunkt Motorik und Tests. Tests, das sind punktuelle Leistungsüberprüfungen. Der Sportunterricht ist für uns etwas mehr als die Vermittlung rein motorischer Fähigkeiten. Ein Test kann eine sinnvolle Ergänzung sein. Das ist so ähnlich wie in der Landwirtschaft. Eine Sau wird vom Wiegen nicht fetter. Ein Kind wird vom Testen nicht sportlicher und nicht beweglicher.
Von daher ist es richtig, was der Kollege Lürbke gesagt hat. Diese Verzahnung muss unbedingt kommen zwischen dem Test und hinterher – ich würde das nicht „Intervention“ nennen – der entsprechenden Förderung der Kinder egal, auf welcher Ebene.
„Ein Bildungsverständnis, das Bewegung, Spiel und Sport als Teil ganzheitlicher Bildung und Erziehung versteht, geht über den obligatorischen Unterricht im Fach Sport hinaus.“
Wir brauchen neben den drei Stunden Sportunterricht an unseren Schulen auch Pausensport, Schülersportgemeinschaften und schulsportliche Wettkämpfe. Das ist eben unser Verständnis von Bewegung und Sport an den Schulen.
Noch einmal zurück zum Antrag von FDP und CDU: Nichtsdestotrotz sind natürlich motorische Tests wichtig. Sie gehören in ein Maßnahmenbündel eingebettet. Es ist wichtig, daraus auch die entsprechenden Maßnahmen zur Förderung abzuleiten.
Herr Lürbke hat es angedeutet. Es gibt in diesen beiden Anträgen auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Ich möchte drei Beispiele aufführen.
Da ist als Erstes die stärkere Förderung und Bedeutung der Diagnostik in der Sportlehrerausbildung. Da geht es aber eben nicht nur um Diagnostik, sondern auch um die Möglichkeit, Kinder anschließend entsprechend auf ihrem individuellen Niveau zu fördern.
Dazu passt eine kleine Geschichte. Die Erdbeerzeit steht ja bald vor der Tür. Wir sind in einer Erdbeerpflückschule und die Lehrerin macht einen Pflücktest. Die Kinder pflücken alle schöne rote Erdbeeren. Nur der kleine Hansi kriegt es nicht gebacken. Der hat sehr viele grüne Erdbeeren dabei. Die Lehrerin ist sauer und nimmt jetzt Hansi, macht mit ihm Erdbeerpflückförderunterricht und sagt: Das ist eine rote Erdbeere. Das ist eine grüne Erdbeere. – Jetzt geht der Junge natürlich wieder los. Das Pflückergebnis als solches wird natürlich nicht besser. Jetzt ist die Lehrerin langsam stinkig.
Aber jetzt kommt natürlich eine junge dynamische Lehramtsanwärterin von der Universität, die in Diagnostik ausgebildet wurde. Die hat erkannt, dass der Junge rot-grün-blind ist.
Der muss eine ganz andere Strategie haben, um Erdbeeren pflücken zu können. Dazu ist es wichtig, dass der Junge lernt, zu fühlen, welche Erdbeeren pflückfähig, also reif sind, und welche grün und hart sind. Damit steigert der Junge natürlich sein Ergebnis enorm.
Wichtig ist auch bei beiden die Partnerschaft mit dem Landessportbund. Die soll bei diesen Tests gesucht werden.
Als Letztes: Herr Lürbke hat ja „Mit Paderborn bist du vorn“ eingängig das Paderborner Beispiel gewählt. Man muss gucken: Wo sind überall Beispiele? Wir haben in OWL nicht nur Paderborn. Wir haben auch zum Beispiel in Minden mehr oder weniger flächendeckend Tests mit den entsprechenden Fördermaßnahmen.
Diese guten Beispiele können sich vernetzen. Daraus kann eine Handlungsanleitung, eine Handlungsanweisung für Kolleginnen und Kollegen in den Schulen entstehen, damit Tests in Bezug auf Diagnostik und Förderung auf einen guten Weg kommen.
Kurze Rede, langer Sinn: Wir stimmen der Überweisung zu und freuen uns auf die Beratungen und insbesondere die leicht karnevalistischen Beiträge des Herrn Müller im Ausschuss.
Vielen Dank, Herr Kollege. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat Frau Kollegin Paul das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, diese Debatte ist ein beredter Beleg dafür, dass Sportpolitik Spaß machen kann. Herr Kollege Müller, Ihr Beitrag war eher die Kategorie Büttenrede statt ein ernsthafter Beitrag zur Debatte.
Denn wir sollten uns noch mal vor Augen halten, wie es denn eigentlich damals gelaufen ist, dass wir nicht zu einem gemeinsamen Antrag gekommen sind. Sie haben es so dargestellt, als hätten wir gesagt: Ach, Inhalte überwinden, wir machen das lieber mit der Linken als trotz vernünftiger Vorschläge mit CDU und FDP zusammenzuarbeiten.
Aber wie ist es wirklich gewesen? Wir haben uns gemeinsam hingesetzt mit der Linken, die gleichermaßen inhaltlich an der Sache interessiert war und diese mit voranbringen wollte. Sie haben damals gesagt: Mit den Schmuddelkindern mache ich keinen Sport. – Dementsprechend haben Sie – Sie allein – aus parteitaktischen Gründen verhindert, dass es zu einer Einigung gekommen ist. Deswegen
steht dieser Antrag, den Sie hier vorgelegt haben, doch eindeutig unter dem Motto „Fast jährlich grüßt das Murmeltier“.
Leider haben Sie offensichtlich aus den inhaltlichen Debatten und aus der Anhörung nicht besonders viel mitnehmen können. Denn ja, ich gebe zu, natürlich haben die nicht gesagt, motorische Tests lehnen wir ab, sondern motorische Tests können eine sinnvolle Ergänzung sein.
Wir sagen auch nichts anderes. Deswegen haben wir in den Antrag geschrieben: Sie können eine sinnvolle Ergänzung sein.
Sie sagen aber, das wäre jetzt Ihr ganzheitliches sportpolitisches Konzept. – Ich glaube langsam, Sie wissen schon gar nichts mehr anderes, was Sie in der Sportpolitik machen sollen. Sie schreiben in Ihren Antrag schlicht und ergreifend dann nur noch: Ergänzend braucht es Bewegungskonzepte.
Das ist ja schön, Herr Lürbke. Sie haben auch ausgeführt, man brauche Bewegungskonzepte. Sie sind uns in Ihrem Antrag schuldig geblieben zu erklären, was Sie sich unter „Bewegungskonzepten“ eigentlich vorstellen.
“Man muss Sachen vernetzen“ ist doch kein Konzept. Wo sind denn die einzelnen Punkte, wie Sie Sachen vernetzen wollen und wie Sie die Kinder konkret fördern wollen? Nur kurz zu sagen, Teil des Bewegungskonzeptes sei es, individuell zu fördern, ist nun wirklich kein ernsthafter Beitrag zur Debatte.