Protokoll der Sitzung vom 18.08.2000

derlichen Schritte durch Anstrengurig bei der Aus- und Wei

terbildung zu intensivieren, um mittelfristig den Engpass bei den Spezialisten für die Informations- und Kommunikationstechnologien aus eigener Kraft zu beheben.

Vielen Dank.

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich erteile Herrn Kollegen Rieth das Wort.

Abg. Rieth, BÜNDNIS 90/DIE (;RÜNEN:

Herr Präsident, meine Damen und Herren, insbesondere meine Damen und Herren der CDU, die Sie diese Aktuelle Stunde beantragt haben! Ich habe tagelang überlegt, mit verschie

denen Fachleuten gesprochen, Pressemeldungen zum Thema studiert, bis heute Nacht 1.00 Uhr im Internet recherchiert, mir die Pienardehatte vom 11. Mai 2000 durchgelesen und anderes mehr getan, um zu ergründen, was Sie mit dieser Aktuellen Stunde wohl bezwecken wollen.

Herr Bracht, Ihre Zielsetzung konnte ich weder aus dem lan~ gen Begründungstext der Aktuellen Stunde noch aus Ihren

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Redebei~rägen im Plenum vom 11. Mai, geschweige denn aus der Pressemeldung vom 25. Juli, die Herr Böhr gefertigt hat,

herauslesen oder Ihren heutigen Äußerungen entnehmen.

Herr Bracht, Ihre Absichten, was das Land tun soll, sind für mich unklar geblieben. Was heißt zum Beispiel konkret für Sie, den Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnologien für.,die Wirtschaft" in Rheinland-Pfalz heraus

zustelle~?.. Die Wirtschaft" gerade in diesem ·sclinelllebigen Bereich gibt es nicht, auch niCht in Rheinland-Pfalz.

Meine Damen und Herren, nur weil gestern ein spezieller Wirtschaftszweig aus dieser Branche 98,8 Milliarden DM für eine Idee ausgegeben hat, heißt das noch lange nicht, dass

~ir als Staat jetzt in eine ähnliche Hysterie verfallen müssen und alle~ und je~en fördern sollten,-der eine E-Mail schreiben

k~mn. Das kann nicht Sinn und Zweck staatlicher Multimediapolitik sein.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für uns ~ls GRÜNE bleibt in aiesem Zusammenhang wichtig, dass wir einen klaren Kopf bevvahren und verdeutlichen,was

:im- Zusammenhang mit der IT-Entwicklung staatliche Aufgabe ist.

Ich habe dies schon während der Multimediadebatte gesagt, wiederhole es aber gern noch einmal, um es zu verdeutlichen:

Unsere Aufgabe als Staat ist es nach unserer Auffassung,

1. gesetzliche und verordnungsrechtliche Rahmen im IT

Bereich zu setzen,

2. eine leistungsfähige Datenautobahn mit Schnittstellen zur yvirtschaft aufzubauen und für Behörden, Schulen,

·Hochschulen, Gemeinden und für die Bürger zu unterhal

ten,

3. an Schulen, Hochschulen und in Verwaltungen und Minis

- terie_n das Personal, die Soft- und die Hardware zur Verfü

gung zu steilen und

4. für Forschung, Aus- und Weiterbildung in allen Schulen und Hochschulen die entsprechenden Rahmenbedingungen für den IT-Bereich zu schaffen.

Alles andere muss der Markt regeln. Das ist unsere Auffassung, die wir auch in dieser Aktuellen Stunde- noch einmal ausdrücklich deutlich machen wollen, da es natürlich Bestrebungenvonseiten der CDU und der F.D.P. gibt, einen neuen Subventionswettlauf analog der anderen ·Bereiche zu initiieren.

Wenn ich mirdas Multimediaprogramm der Landesregierung

ansehe~ wir haben nun die Zahlen vorliegen, auf die wir im Ausschuss gedrängt haben-, gibt es sehr deutliche Hinweise,

dass auch in diesem Programm ein Subventionswettlauf wie in anderen Bereichen begonnen- wird, ob das im E-Commerce-Bereich, bei Planung und Produktionsprozessen, bei Existenzgründungen und Regionalentwicklung oder bei Telearbeit ist. Ich sage nicht, dass diese Bereiche nicht sinnvoll zu entwickeln sind, aber lch sage ganz deutlich, wenn Sie sich die Beträge ansehen, die dahinter stehen, ist dies eine Gratwanderung, die wir als Staat wieder beginnen.

Wir möchten als GRÜNE davor warnen, dass der Staat über die von mir soeben beschriebenen Aufgaben hinaus Mittel in diesem Bereich einstellt. Das Risiko ist zu groß. Der Markt muss das regeln, und diejenigen Leute, die privat Geld in die Hand oehmen, wissen auch besser, warur:n sie es in die Hand nehmen. Das sollten wir als Staat in diesem Bereich nicht tun.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN- Schwarz, SPD: Dietmar, wo bist du hingekommen?)

Herr Schwarz, um ein Beispiel zu nennen, Sie haben die viel und hoch gelobte Medienpräsentation Ihres Wirtschaftsministers angesprochen. Wie gesagt, ich habe sie mir heute Nacht um 1.00 Uhr noch aus dem Internet gezogen.

(Zuruf des Abg. Schwarz, SPD)

-Ja, ja! Genau das Teil meine ich.

Wer so altbacken daherkommt \'llie diese Website mit Konterfei und Unterschrift des_ Ministers, darf sich wirklich nicht wundern, dass sich auf diese Anforderung niemand bewirbt.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU)

Herr Bauckhage bz\•J. Herr Eggers, Sie haben im Multimediaprogramm 215 000 DM für dieses Projekt eingestellt. Wenn das das Ergebnis ist, würde ich sagen, dann könnte ich das mit einem weit geringeren Aufwand besser mac:hen.

(Beifall bei der CDU- Schwarz, SPD: Istdas ein Angebot?)

- Herr Schwarz, ich habe Ihnen die Alternative mitgebracht, die ich ebenfalls heute Nacht aus dem Internet gezogen ha

be. Schauen Sie sich an, wie eine Agentur aus Deutschland für den amerikanischen Markt die Greencard-Aufbereitung macht. Dies ist durchaus ein umfassendes, gut aussehendes und_ ansprechendes Angebot. Ziehen Sie diese Website so

schnell wie möglich aus dem Verkehr. Überlegen Sie sich etwas Ordentliches.

(Beifall der CDU)

Beauftragen Sie eine vernünftige Agentur mit dieser Aufgabe, und versuchen Sie nicht,-alles selbst zu machen, wie Sie dies in diesem Bereich dargestellt haben. Es ist wirklich eher

peinlich und zeigt die Begründung, warum sich darauf niemand bewerben·kann.lch würde es auch nicht tun.

Vielen Dank.