Medikamente, ich habe es angesprochen, die eigentlich der Gesundheit bzw. der Schmerzlinderung dienen sollten, können - die gerade angeführten Zahlen haben das belegt ebenfalls in schwere Abhängigkeiten führen. Die Risiken des Medikamentenmissbrauchs sind vielen Menschen noch nicht in ausreichendem Maße bewusst. 19,3 Prozent der Frauen und 14,5 Prozent der Männer im Alter zwischen 18 und 59 Jahren nehmen mindestens einmal pro Woche psychoaktive Medikamente ein, also Medikamente mit einem Suchtpotenzial ein. Medikamentenabhängig sind in dieser Altersgruppe immerhin 2,9 Prozent, bei den 50- bis 59-Jährigen steigt dieser Anteil sogar auf 4,5 Prozent an. Besonders auffallend ist, dass über 60 Prozent der Betroffenen Frauen sind. Zu den Grundpflichten von Ärzten und Apothekern gehört es, Patienten ausreichend über Neben- und Nachwirkungen aufzuklären. Leider können wir heute nicht mehr alle Gefährdeten damit errei
chen. Selbstmedikation wird durch den unkontrollierbaren Bezug über das Internet und teilweise auch völlig freien Verkauf im Ausland erleichtert. Aber auch artbezogene Einflüsse durch missbrauchsbegünstigende Verschreibungsformen, wie zu hohe Dosierung oder Dauerverschreibungen müssen immer wieder kritisch hinterfragt werden.
Der gesetzliche Auftrag, mit Präventionsmaßnahmen dem Medikamentenmissbrauch entgegenzuwirken, richtet sich insbesondere auch an die Krankenkassen. Vertreter der Krankenkassen sollen deshalb gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit intensiv nach Möglichkeiten suchen, das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem zu stärken und für alle Probleme letztendlich, die mit dem Medikamentenkonsum verbunden sind. Wir erleben es immer wieder, dass stärkere mediale Beachtung immer der Konsum von illegalen Drogen findet. Das DHS-Jahrbuch "Sucht 2002" schätzt etwa 270.000 Cannabis-Dauerkonsumenten. Geschätzte 300.000 Abhängige von harten Drogen führten im letzten Jahr zu 2.835 Todesfällen. Synthetische Drogen sind nach dem Drogenbericht der Bundesregierung allerdings im Osten häufiger verbreitet als Heroin. Ecstasypillen, das erleben wir immer wieder, sind gerade im Umfeld von Musikgroßveranstaltungen akzeptierter als das Pulver oder die Nadel. Unterschiede gibt es zwischen Ost und West in der Länge der so genannten Drogenkarrieren und auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Ein deutliches Alarmsignal ist dagegen die festgestellte Angleichung zwischen Ost und West beim Alter von Erstkonsumenten. Fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in den neuen Bundesländern im Alter zwischen 12 und 14 Jahren hat bereits Kontakt mit illegalen Drogen. Dies ist für meine Begriffe ein sehr deutlicher Handlungsauftrag für Politik, Eltern und Jugendarbeit. Im Zentrum der Bemühungen muss für uns die Sekundärprävention stehen. In Thüringen haben wir glücklicherweise keine offene Konsumentenszene, deswegen sind Diskussionen um so genannte geschützte Konsumräume fehl am Platz.
Aufforderungen nach Straffreiheit des Drogenbesitzes mit festgelegten Richtwerten sind in Thüringen und in den anderen neuen Bundesländern kein geeignetes Mittel im Kampf gegen Drogen.
Aufklärungsarbeit, und Frau Fischer, das sagten Sie auch bereits, ist eine wichtige Querschnittsaufgabe. Es ist eine Querschnittsaufgabe für Sozial-, Kultus-, Justiz- und Innenministerium, insbesondere auch unter Einbeziehung von Krankenkassen und Trägern der Jugendarbeit. Das Projekt "Lebenslust statt Drogenfrust" des Thüringer Kultusministeriums und der AOK mit 39 Suchtexperten in 13 regionalen Teams ist ein Beispiel dafür, wie Schüler und Lehrer frühzeitig über Gefahren des Drogenkonsums informiert
werden können. Sehr erfolgreich läuft in Thüringen das Musikszene-Projekt "Drogerie", welches zu 100 Prozent vom Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit gefördert wird. Bei diesem Projekt werden über das Internet und mit einem Info-Mobil Multiplikatoren der Jugendarbeit und betroffene Jugendliche direkt erreicht und mit Informationen sowie Argumentationsmaterial ausgestattet. Insbesondere an die Adresse der Grünen, aber auch an Teile der PDS und andere Befürworter einer Legalisierung so genannter weicher Drogen wie Haschisch und Marihuana müssen wir immer wieder eine deutliche Absage erteilen.
Der Drogenbericht der Bundesregierung und aktuelle Zahlen in den Bundesländern belegen einen stetig zunehmenden Drogenkonsum unter immer jüngeren Jugendlichen. Wir sind froh darüber, dass der Konsum von Zigaretten und Alkohol unter Jugendlichen stärker bekämpft werden soll. Dies ist der richtige Weg und nicht zweifelhafte Liberalisierungsdiskussionen in der Drogenpolitik.
Der Weg zu illegalen Drogen führt zu 95 Prozent über den Konsum von legalen Drogen. Das bedeutet, den Problemen der legalen Drogen zukünftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen, ohne dass dabei die Bekämpfung der Etablierung von illegalen Drogen zu vernachlässigen ist. Eine erfolgreiche Drogenpolitik kann nur im Zusammenwirken einer koordinierten Prävention, zielgruppenorientierter Repression und der Betreuung von Drogenabhängigen stattfinden.
Es muss daher eine Vernetzung aller sich mit dem Thema des Drogenkonsums beschäftigenden Gremien und Strukturen geben, um in allen Sozialisationsbereichen von Kindern und Jugendlichen die Prävention als primäre Aufgabe zu verstehen und zu realisieren.
In der Aus- und Fortbildung von ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen in der Jugendarbeit ist das Thema "Drogen" stärker zu berücksichtigen. Es müssen ihnen anwendungsfähige Kenntnisse vermittelt werden. Stets müssen wir aber bei diesen Diskussionen berücksichtigen, eine gelungene Persönlichkeitsentwicklung ist es, die am besten vor Suchtmittelmissbrauch schützt. Dies gelingt uns u.a. durch eine einfühlende sensible Erziehung, den Aufbau kindgerechter Selbstachtung, Beziehungs- und Bindungsfähigkeit, die gelungene Ablösung vom Elternhaus, aber auch ein persönliches Wertesystem mit der Orientierung an gesellschaftlichen Normen, die Teilnahme an Gestaltungsprozessen in der Gesellschaft und die Partizipation und Übernahme von Verantwortung.
Abschließend möchte ich feststellen, die Förderung einer gesunden Lebensweise ist eine Grundaufgabe für unsere Gesellschaft. Die Förderung einer gesunden Lebensweise ist deshalb in allen Lebensphasen eines Menschen zu unterstützen. Ich hoffe, dass wir auch mit unserer heutigen Diskussion der Großen Anfrage zur Gesundheitsförderung einen Beitrag hierzu leisten können. Danke schön.
Herr Panse, ich bin mit Ihnen einer Meinung, dass eine gelungene Persönlichkeitsentwicklung mit Sicherheit vor Drogen schützt, sicher nicht immer, dass man sicher auf dem Gebiet einer gelungenen Persönlichkeitsentwicklung sehr viel mehr tun kann. Aber was halten Sie von der Freigabe für Cannabis für den medizinischen Gebrauch? Sie kennen sicher Erfahrungen aus den USA, aus anderen Ländern usw.
Ich habe es gesagt, ich halte von einer Legalisierung oder Freigabe nichts. Im Übrigen wissen Sie, dass das auch unter Medizinern und Experten sehr umstritten ist. Ich darf darauf verweisen, vor einigen Tagen war der Chefarzt der Kinderund Jugendpsychiatrie in Erfurt zitiert worden mit den Worten, ich lese es Ihnen gern vor: Die Legalisierung von Haschisch wäre nach seiner Ansicht ein fatales Signal. Ich denke, wir haben an diesem Punkt, ich habe es auch dargelegt oder versucht darzulegen, genügend zu tun, wenn wir legale Drogen bekämpfen wollen. Wir sollten nicht zusätzliche Türen aufstoßen und uns neue Probleme mit jetzt illegalen Drogen ins Haus holen.
Ich fühle mich jetzt einfach falsch verstanden. Deswegen stehe ich noch mal hier. Ich habe Sie nach der Freigabe für den medizinischen Gebrauch gefragt. Da gab es in Neudietendorf hier in Thüringen Veranstaltungen, wo Kollegen Anästhesisten usw. und auch christliche Kreise das befürwortet haben. Ich frage nach dieser ganz speziellen Auffassung.
Ich denke, es dreht sich ja dabei um zwei Punkte. Zum einen geht es um die so genannte Originalstoffvergabe, auch dies ist stark umstritten und zum Zweiten gibt es ja diese Projekte, die letztendlich dazu dienen, Drogenabhängigen den Entzug zu ermöglichen. Ich bin sehr wohl dafür, dass solche Projekte unter ärztlicher Aufsicht stattfinden, aber immer unter ärztlicher Aufsicht. Zum Zweiten, die Freigabe - ich komme gern darauf zurück - von jetzt verbotenen Drogen, wenn sie in der medizinischen Anwen
dung notwendig sind, wenn auch dieser Überlegenheitsbeweis erbracht ist, bin ich sehr wohl dafür, dass man dies tut. Aber er ist nicht erbracht und Sie wissen, Frau Fischer, es läuft zurzeit gerade zu diesem Punkt ein Modellversuch in fünf deutschen Großstädten, wo genau dies in Deutschland erprobt werden soll, wo genau dies diskutiert werden soll. Erst dann, denke ich, sollten wir auch hier wieder danach darüber diskutieren.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich möchte noch mal auf den Anfang von Herrn Panses Rede eingehen, der ja hier auf die Mittagspause verwiesen hat, die es nun leider, auch Dank der CDU-Fraktion, im Thüringer Landtag nicht mehr gibt, und ich muss sagen, das finde ich persönlich gesundheitsschädlich, aber es fehlt natürlich auch eine gewisse Bewegungsfreiheit,
die ganz wichtig ist. Deswegen würde ich, um für solch lange Sitzungen Ihnen etwas Entspannung zu bringen und vielleicht auch für Schüler in der Schule oder bei anderen sitzenden Tätigkeiten Ihnen ganz einfach Folgendes vorschlagen: Setzen Sie sich doch alle einmal ganz gerade auf Ihren Stuhl.
Das brauchen Sie auch nicht unbedingt mitmachen, ich wollte Ihnen etwas Entspannung bei Ihrer langen sitzenden Tätigkeit geben. Setzen Sie sich gerade auf Ihren Stuhl, kneifen Sie Ihre Gesäßmuskeln zusammen, halten Sie diesen Zustand 30 Sekunden aus und versuchen sie dies mindestens 10 mal in einer Stunde zu wiederholen. Ich verspreche Ihnen, das lindert vielleicht Sitzbeschwerden. Außerdem kommt noch hinzu, dass etwas mehr Bewegung an den Tag gelegt werden kann und ich garantiere Ihnen, es wird etwas ruhiger hier im Saal.
Der Erhalt und die Förderung von Gesundheit, meine Damen und Herren, sind eine Herausforderung für unsere Gesellschaft. Zunehmende Bedeutung gewinnen natürlich dabei auch die Fragen von Umwelt, Ernährung, Bewegung und Gesundheit. Unsere Leistungsfähigkeit, aber auch Gesundheit werden vor allem beeinflusst durch Bewegungsarmut, durch Fehl- und Überernährung, durch Missbrauch von Genussmitteln, aber auch durch Reizüberflutung aufgrund falscher Arbeits- und Lebensbedingungen. Besonders gravierend sind die Folgen des Bewe
gungsmangels. Sie werden schon heute sichtbar, wie die Übergewichtigkeit zeigt. Es ist nachgewiesen, dass diese vier Gefahrenquellen im besonderen Maße dazu beitragen, dass wir heute viel häufiger als früher erleben müssen, wie Männer, aber auch Frauen in ihrer produktivsten Lebensphase aus ihrer Tätigkeit oder gar aus dem Leben gerissen werden. Bei diesen Gefahrenquellen handelt es sich ausschließlich um Einwirkungen des täglichen Lebens, also um ganz einfache Umweltfaktoren. Sie verdienen insbesondere deshalb unsere besondere Beachtung, weil sie nachweislich beeinflussbar sind. Wir haben es, meine Damen und Herren, unstreitbar zu einem sehr großen Teil selbst in der Hand, wie wir uns diesen Möglichkeiten einer Gefährdung unserer Gesundheit und Leistungsfähigkeit gegenüber verhalten. Wenn auch keine zuverlässigen Daten über körperliche Betätigung vorliegen, gibt es Anzeichen dafür, dass gerade viele junge Menschen sich nicht ausreichend bewegen, um ihre Gesundheit zu erhalten. Besonders beunruhigend ist der steigende Trend zur Adipositas. Sport und körperliche Bewegung gehen dem Bericht über die gesundheitliche Situation der jungen Menschen in der Europäischen Union zufolge bereits vor dem 15. Lebensjahr mit zunehmendem Alter zurück. Hier, meine Damen und Herren, hat die Forschung gezeigt, dass Sport und körperliche Betätigung in Kindheit und Jugend mit der Bewegung im Erwachsenenalter korrelieren. Herz-KreislaufErkrankungen sind bei jungen Menschen zwar selten, dennoch haben die Risikofaktoren für diese Erkrankungen einschließlich der Lebensführung wie Rauchen, falsche Ernährung - ich komme wieder auf den Bewegungsmangel zurück - oder erhöhte Blutfettwerte ihren Ursprung in Kindheit und Jugend. Umso wichtiger ist unserer Meinung nach ein regelmäßig gut durchgeführter Sportunterricht und ein breites Sport- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche - Herr Panse ist darauf schon eingegangen -, denn auch mich beunruhigt es immer wieder, dass die meisten Unterrichtsausfälle im Sport zu verzeichnen sind und es ist leider nicht ersichtlich, welche Maßnahmen die Landesregierung unternimmt, um Sportunterricht entsprechend der Stundentafel durchzuführen. Hinzu kommt, Herr Panse, dass nicht nur die Fachlehrer, die das unterrichten, überaltert sind, sondern dass es eben nicht nur Fachlehrer sind, die Sportunterricht durchführen, dass also Sportunterricht an vielen Schulen nicht fachgerecht unterrichtet wird. Die eingangs von mir geschilderte Situation macht deutlich, wie wichtig die dritte Sportstunde ist, aber natürlich nur da - das hat Herr Panse auch gesagt -, wo sie denn überhaupt gehalten wird. Wir hatten am Donnerstag Sportkommissionssitzung in Erfurt, Herr Panse ist ja auch Mitglied, und am Rande wurde dort von Sportlehrern dargelegt, dass es eigentlich notwendig wäre, dass die dritte Sportstunde nicht nur fakultativ, sondern auch obligatorisch angeboten wird.
Der Sport, meine Damen und Herren, hat auch eine psychologische Bedeutung. Die psychisch-moralischen Wirkungen sportlicher Betätigung kommen im Wesentlichen dadurch zu Stande, dass der Sport erlebt wird und Erlebnisse vermittelt. Wenn der Sport in einem Kollektiv betrieben wird, wird gleichzeitig auch die Gemeinsam
keit mit dem Kollektiv erlebt und das sportliche Erlebnis - das wissen vielleicht einige aus ihrem eigenen sportlichen Tun - trägt außerdem nicht wenig zur Erhöhung des Selbstwertgefühls bei und schafft eine freudbetonte Grundstimmung, weil der Trägheit getrotzt, die Leistung verbessert und die Kräfte erprobt wurden.
Sport treiben, meine Damen und Herren, kann insgesamt zur Ausgeglichenheit der Persönlichkeit beitragen und wenn ich hier manchmal in die Landtagssitzung gehe, glaube ich, dass es sehr viele gibt, die keinen Sport treiben, das ist eigentlich bedauerlich.
Es ist auch, Herr Seela, eine gesicherte Erkenntnis, dass der Lebensstil junger Menschen während des Übergangs vom Elternhaus zum Erwachsenenleben durch ein komplexes Zusammenspiel wirtschaftlicher, sozialer und bildungsbedingter Prozesse geprägt wird. Aus der Gesundheitsforschung ist eines der wichtigsten Ergebnisse in den letzten Jahrzehnten die Erkenntnis, welch großen Einfluss der Lebensstil auf die Gesundheit der Menschen über die gesamte Lebensspanne hinweg und insbesondere auch in den letzten Lebensphasen hat. Entscheidungen, die die spätere Gesundheit vorbestimmen, fallen in der Kindheit und im größeren Maße als gemeinhin angenommen auch im Jugendalter, nämlich zwischen dem 14. und 24. Lebensjahr, an. Meine Damen und Herren, Herr Panse hat verwiesen auf die in § 14 Sportfördergesetz festgelegte gebühren- oder kostenfreie Nutzung der Sportstätten für Vereine. Ich muss aber sagen, dass dieser Paragraph auch für Vereine in einigen Kommunen ausgehebelt wurde und man überlegt natürlich aus Geldsorgen der Kommunen heraus hier anderweitig doch von den Vereinen Geld erhalten zu können. Ich glaube - und da gibt es auch Petitionen dazu -, genau dort sollten wir ansetzen und auch kontrollieren, dass der § 14 in Gänze eingehalten wird. So viel sollte uns unsere Gesundheit und vor allem auch die der Kinder und Jugendlichen wert sein. Lassen Sie mich zum Schluss mit einem Zitat von Jean Paul aus dem Jahr 1803 enden: "Das Meiste und Gewöhnlichste, was Jugendfreunde nach spätem Wiedersehen aneinander bemerken, ist, dass sie dicker geworden sind." Danke.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, als Sprecherin meiner Fraktion für Frauen, Familie, Behinderte und Senioren werde ich aus diesem Blickwinkel zu dem Thema sprechen. Im Plenum kann man natürlich nur auf ausgewählte Schwerpunkte, die einem selbst und, ich denke, auch der Fraktion besonders bedeutsam erscheinen, eingehen. Einzelne Schwerpunkte wurden bereits in den vergangenen Plenartagungen behandelt, darauf kann man dann auch verzichten, zum Beispiel Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, Aufgabe des Kinderschutzdienstes bei sexuellem Missbrauch von Kindern und bei Verdacht darauf. Das war doch auch ein Erfolg, dass dazu ein Antrag der CDU kam, der diese Mängel mit aufzeigt. Und da wird sich sicherlich was tun. Über den öffentlichen Gesundheitsdienst wurde auch bereits ausführlich im Juniplenum dieses Jahres beraten, deshalb braucht man darauf auch nicht einzugehen. Aber ein wichtiger Punkt ist die dramatische Entwicklung der Suchtproblematik, vor allem des Konsums und des Missbrauchs von Drogen. In der Antwort der Landesregierung wurden viele Präventionsprojekte genannt, so zum Beispiel, dass das Thema Sucht- und Drogenprävention in den Lehrplänen der Schulen und in der Arbeit des ThILLM aufgegriffen worden ist oder, dass die Thüringer Suchtprävention mit ihrem Angebot in regelmäßigen Abständen in den Schulen zugegen ist. Ich habe auch mit einem Jugendrichter darüber gesprochen und er hat mich bestärkt in dieser Aussage, die ich jetzt hierzu geben werde, deshalb möchte ich ergänzen, dass gerade Richter und Staatsanwälte mit Schülern über Gerichtsprozesse mit Drogenkriminellen reden sollen. Sie haben da selbst Erfahrungen und es sollten viel mehr Klassen in Gerichtsverhandlungen gehen, damit die Schülerinnen und Schüler vor Ort erleben, wie verheerend die Folgen von Drogenkonsum sein können. Das bedeutet natürlich eine noch stärkere Vernetzung aller Beteiligten an der Suchtproblematik. Unverständlich bleibt für uns, dass ein Schulamt den Aushang von Informationen des Jugendamts zur ersten Hilfe bei Drogenunfällen in den Schulen mit der Begründung untersagte: "Bei uns gibt es so etwas nicht". Auch wenn das Schulamt erfreulicherweise Recht haben sollte, es hätten alle Schülerinnen und Schüler und Lehrer davon lernen können. Hier wurde ein großer Multiplikatorenkreis verhindert. Wissen Sie, meine Damen und Herren, wie Sie sich in einem solchen Fall verhalten sollten? Ich wüsste es nicht. Nach Informationen der Träger der Suchtberatungsstellen werden diese in diesem Jahr mit 30 Prozent weniger gefördert, das heißt eine Förderung unterhalb des zugesagten Niveaus der Förderrichtlinie. Es wurden ja dazu jetzt andere Aussagen gemacht. Es wurde doch sehr arg kritisiert, schon bevor diese Information in der Zeitung war. Im Gespräch mit dem Caritas-Direktor des Bistums Erfurt habe ich mir auch anhören müssen, dass er das doch ziemlich kritisiert hat. Es fehlen dadurch über 57.000
hier zu sagen, wissen Sie, da hängen überall Familien dran, die selbst krank werden, die selbst in einen Zustand kommen, dass es im Grunde gar nicht zu verkraften ist. Ich muss auch sagen, es ist eigentlich traurig, dass fast nur noch brisante Themen und Hilferufe an die Gesellschaft über die Medien Gehör finden. Das hat mir das hier auch gezeigt.
Zu den Maßnahmen für eine gesunde Ernährung auf der Seite 34: In der Anhörung der Enquetekommission "Wahrung der Würde des Menschen in Grenzsituationen" wurden zur Thematik "Umgang mit schweren Krankheiten" fünf Krankheitsbilder als Todesursachen im Vergleich BRD und Thüringen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufgezeigt und es war für uns alle erschreckend, dass Thüringen in allen fünf Krankheitsbildern über dem Bundesdurchschnitt liegt. An erster Stelle stehen die Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten, der Bundesdurchschnitt liegt bei 28,4 Prozent und in Thüringen bei 48,6 Prozent. Diese Informationen sind sicherlich nicht neu und sie sollten ganz explizit auch genannt werden. Jedenfalls für uns war es neu, die in der Enquetekommission saßen. Ich vermisse im Papier übrigens nicht nur Angaben dazu, wie groß der erreichte Personenkreis ist, und punktuelle Angebote werden wohl kaum positive Veränderungen auf den Weg bringen.
Zur Frage auf Seite 41, welche Maßnahmen gedenkt die Landesregierung zu unternehmen, um das Gesundheitsniveau der unteren Schichten zu verbessern, finde ich, dass der von der PDS gebrauchte Begriff "die unteren Schichten" hier fehl am Platz ist. Das war sicherlich ungewollt so geschehen.
Der Tabak- und Zigarettenmissbrauch, also der Gebrauch der legalen Drogen, ist ein ernst zu nehmender Faktor, wenn es um die Gesundheit von Menschen, besonders von Schülerinnen und Schülern, geht. Sehen Sie, es berührt uns alle, dass das Alter der regelmäßig rauchenden Mädchen und Jungen immer mehr sinkt und dass die Zahl der in dieser Altersgruppe Suchtkranken in den letzten Jahren auch kontinuierlich gestiegen ist. Ihre Gesundheit ist auf Dauer gefährdet und Schule und Elternhaus sind aufgefordert, sich mehr als bisher dieser jungen Menschen anzunehmen. Ein generelles Rauchverbot an Schulen - viele fordern es, es wurde auch in diesem Gesundheitspavillon in der Ausstellung gefordert, die Herr Minister Pietzsch mit eröffnet hatte - würde sicherlich viel Kraft kosten. Die Vorbildwirkung der Eltern könnte dazu beitragen, diese Entwicklung zu stoppen. Das wissen Sie selbst, wenn ich selbst rauche, kann ich meinem Kind nicht sagen, rauche nicht. Für Mädchen und Jungen, junge Frauen, sind die Folgen des Rauchens besonders hoch, Lungenkrebsrisiko, wir wissen das alles, Risiko bei Schwangerschaft, Frühgeburten. Hier sollten auch - ich habe mich mit Prof. Hoyme sehr ausführlich darüber unterhalten - Frauenärzte und Entbindungsstationen viel mehr einbezogen werden. Für mich ist es ein Schock gewesen, als Prof. Hoyme über ein Kind, eine Frühgeburt, sagte, das ist ein Raucherkind. Wenn man
das Schülerinnen aus berufenem Mund darstellt, man muss das Kind natürlich nicht mit dahin nehmen, ich habe das auch nicht gesehen, aber dazu reden und dazu auch einiges sagen, vielleicht erreicht man über das Gefühl doch ein bisschen mehr, dass gerade während der Schwangerschaft nicht geraucht wird.