Norbert Kartmann
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Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mit etwas Entsetzen festgestellt, wie die Debatte erneut läuft bei einem Thema, das all das nicht zu beinhalten braucht, wenn man sich, wie hier gesagt worden ist, Herr Kollege Rudolph, nur mit der Charta und dem Wiesbadener Abkommen beschäftigt. Denn das ist das Thema.
Wenn wir jedes Mal bei diesem Thema irgendwelche Halbsätze, Ganzsätze, falschen Sätze von irgendjemandem aus dem Vertriebenenbereich in den Fokus stellen wollen, ist das ein Missbrauch der Tatsache, dass die Charta ein großes Werk der Heimatvertriebenen unmittelbar nach dem Kriege ist.
Wir haben sichtbar und lesbar verzichtet, über die letzten Jahre zu schauen, welche Äußerungen von anderer Seite immer wieder gemacht worden sind, um dann das Parla
ment und die Regierung aufzufordern, der Äußerung von Herrn Müller, Maier oder Schulz entgegenzutreten.
Meine Damen und Herren, wir sind klug genug, um zu wissen, dass es nicht richtig ist, die Debatte der Kriegsschuld aufzumachen. Wir sind aber nicht in der Lage, das herauszuziehen, um das zu würdigen, was das eigentlich Wesentliche ist.
Wenn man fünf Jahre, nachdem Millionen Menschen aus den Wohnungen, aus den Häusern, aus den Dörfern ihrer Heimat vertrieben worden sind, von diesen Menschen erfährt: „Wir wollen Europa, wir wollen keine Rache“, dann ist das eine Leistung, wie sie kein anderes Volk dieser Welt jemals vollbracht hat.
Ich gehöre einer Gruppierung an, die kein Land verloren hat, die keine Heimat im Sinne von Gebieten verloren hat. Aber ich kann nachempfinden, was es bedeutet, vertrieben zu werden, ein Land verlassen zu müssen, wo man über Jahrzehnte, über Jahrhunderte gelebt hat.
Sehr viele von allen hier im Hause, egal, welcher Fraktion sie angehören, wissen um die Geschichte ihrer Familien. Wenn irgendeiner in diesem Hause ist, der dies weiß, dann hat er, auch wenn er sich nicht bekennt – das ist keine Pflicht –, aber die Pflicht, in Ehren seiner Vorfahren anders zu handeln und zu reden, als das teilweise hier geschieht. – Vielen Dank.
Herr Präsident, ich nehme die Wahl an und bedanke mich ganz herzlich bei allen Abgeordneten.