Gunnar Eisold

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Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Dr. Föcking, vielen Dank erst einmal für die Kurzzusammenfassung der Drucksache. Sie haben gesagt, alles sei umgesetzt, alles sei auf bestem Weg, es gäbe viele gute Einzelinitiativen in Hamburg. Das ist richtig, aber die werden im Wesentlichen nach wie vor im Freiwilligenbereich erbracht und sind nicht das Ergebnis des Senatshandelns und auch nicht das Ergebnis von CDU-Politik. Und das, was die GAL damit ursprünglich möglicherweise verbunden hat, sehen wir bei Weitem noch nicht so umgesetzt wie es nötig ist.
Das Thema ist es auch wert, nicht nur als Freiwilligen- und Ehrenamtlichkeitsthema betrachtet zu werden, denn wenn man einmal hineinschaut, stellt man fest, dass da gewichtige Bereiche enthalten sind. Das Handeln gegen Jugendgewalt, das uns vielfach beschäftigt hat, wird genannt. Es geht darum, dass wir im Kern männliche Jugendliche haben, die auffällig werden, und Opfer, die es zu schützen gilt. Und dafür erwarten wir, dass der Senat sich mehr überlegt und mehr an konzeptionellen Vorstellungen macht, als hier dargelegt worden ist.
Ein zweiter Bereich ist das Bildungsversagen und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Bildungsversagen primär männlich ist. Dieses Problem beschäftigt uns auch an anderer Stelle und ich hätte mir gewünscht und erwartet, dass in dieser Drucksache dezidiert darauf eingegangen und gesagt wird, wie man mit diesem Problem, das mit großen Folgen für uns alle verbunden ist, umgehen will; das geschieht aber nicht.
Wenn man sich die Drucksache durchliest, dann findet man viele Formulierungen, wo man drei-, viermal liest und sich überlegt, was das eigentlich bedeutet. Man kommt aber auch zu interessanten Punkten, um einmal den Bereich Schule aufzugreifen, der bereits genannt worden ist. Bildungsverlierer ist das Oberstichwort, aber in anderen Bereichen fallen auch andere Dinge auf. Jungen werden sehr viel häufiger später eingeschult als Mädchen; Frau Blömeke, das wissen Sie sicherlich auch, das steht auch in der Drucksache. Wir haben die Fallkonstellation, dass Jungen beim Übergang ins Gymnasium anders bewertet werden. Die Leistungen von Jungen werden tendenziell eher schlechter bewertet als die von Mädchen; das sind wichtige Hinweise, die es anzugehen gilt.
Einige Formulierungen in der Drucksache fallen da doch sehr ab und machen deutlich, dass eine Menge aufzuarbeiten ist. Zum Beispiel steht drin, dass es unklar sei, wie man Interessen und Kom
petenzen von Jugendlichen stärker bei der Unterrichtsentwicklung berücksichtigen könne. Ich hätte erwartet, dass wir in der Drucksache Antworten darauf finden und nicht nur Probleme benannt bekommen. Herausforderungen in der Jungenarbeit werden in der Regel nicht professionell genug aufgegriffen. Das ist ein Eingeständnis, das aber auch nach Folgen verlangt. Schließlich fehlen Konzepte für die schulische Jungenpädagogik und da lohnt es sich, weiterzuarbeiten und nicht Schluss zu machen und zu sagen, es sei alles auf dem besten Weg.
Ein Aspekt, der das Desinteresse des Senats schlaglichtartig beleuchtet, ist die ebenfalls dargelegte Ressourcenausstattung. Der Bedarf, der mit der Drucksache geltend gemacht wird, ist nämlich schlicht gleich null. Die eine Stelle, die das Ersuchen beinhaltet hat, nämlich die Vernetzung in freier Trägerschaft, die auch wichtig gewesen wäre und die im Übrigen auf freiwilliger Basis geleistet wird, hätte ruhig finanziert werden können. Das wäre einmal etwas gewesen, eine einzelne Stelle dafür, dass man auf ein Problem zugeht, was uns an anderer Stelle sehr viel mehr kostet, denn die Kosten von Bildungsversagen, die Kosten von Gewalttaten in dieser Stadt sind sehr viel höher, als der Senat das eingestehen oder einräumen mag. Das Handeln jedenfalls bleibt weit hinter den Erfordernissen zurück. – Ich danke Ihnen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Seelmaecker, das waren ja erkenntnisreiche Ausführungen zum Zustand von Langenhorn und Fuhlsbüttel. Ich danke Ihnen durchaus dafür. Die heutige Debatte ist ein guter Ansatzpunkt zur Reflexion, was in den letzten Jahren die Schwerpunkte der Infrastrukturtätigkeit des Senats gewesen sind, nämlich die HafenCity zu fördern und Leuchtturmprojekte in Hamburg hochzuziehen. Stadtteile, die eine Förderung gebraucht hätten, wurden vernachlässigt. Das macht sich jetzt in vielen Stadtteilen bemerkbar, eben auch in Langenhorn und Fuhlsbüttel.
Wir haben heute die Möglichkeit, diesen beiden Stadtteilen 600 000 Euro zur Verbesserung der Infrastruktur ihrer Zentren zuzuwenden. In Langenhorn betrifft das den Langenhorner Markt und in Fuhlsbüttel das Gebiet um den Erdkampsweg und den Markt. Wir begrüßen diese Möglichkeit und werden dem Antrag zustimmen.
Wir wissen aber, dass mit 600 000 Euro dort nicht viel zu bewirken ist. Die Versäumnisse der letzten Jahre sind groß, es ist kaum etwas in die Stadtteile investiert worden. Die Finanzierung der Vorhaben erfordert mehr. Auch die 3 Millionen Euro, die Sie genannt haben, und die 500 000 Euro, die der Bezirk vorweg zur Verfügung gestellt hat, werden nicht ausreichen. Das war nebenbei eine kluge und gute Aktion im Bezirk, die bei der CDU zunächst keinen Anklang gefunden hat, da musste erst Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das Bezirksamt hat dort gut gearbeitet und stellt diese 500 000 Euro Anschubfinanzierung zur Verfügung. Die sind gesichert, zusätzlich zu den 3 Millionen Euro. Der erforderliche Betrag liegt aber bei rund 7 Millionen Euro, wenn man die Vorschläge der Gutachter, und zwar bereits abgespeckt, umsetzen will. Diese Summe erreichen wir leider nicht. Das heißt, wir haben hier eine Defizitsituation. Der Bezirk wird sich überlegen müssen, wo er Prioritäten setzen will.
Dennoch ist dies ein erster und wichtiger Schritt. Ich würde mir wünschen, dass der Senat das zum
Anlass nimmt, sich zu überlegen, wie er die Interessen der Menschen in den Stadtteilen künftig wieder stärker berücksichtigen kann, die sich um die Infrastruktur in ihren Stadtteilen, um die Marktplätze und Einkaufsmöglichkeiten, die Zustände der Fuß- und Radwege und der Straßen große Sorgen machen.
7 Millionen Euro wären für Langenhorn wünschenswert, ich habe das bereits ausgeführt. Für Fuhlsbüttel fehlt uns ein entsprechender Betrag. Es ist eine Schwäche das Antrags, dass nicht aufgeschlüsselt ist, welche Summe nach Langenhorn gehen soll und welche Summe nach Fuhlsbüttel. Wir wissen aber von den schon recht weit gediehenen Planungen des Bezirksamts für den Fuhlsbüttler Markt, deren Umsetzung mit Sicherheit mehr als 600 000 Euro kosten werden. Von daher ist es in Ordnung, der Zuwendung dieses Betrags heute zuzustimmen.
Warum wurde die Neugestaltung in Fuhlsbüttel überhaupt so lange aufgeschoben? Da brauchen wir nur ein wenig ins Jahr 2001 zurückzugehen, als die CDU in Hamburg die Regierung übernommen hat. Als erstes wurde damals die Umsetzung der geplanten Umgestaltung des Erdkampswegs in eine attraktive Einkaufsstraße gestrichen. Das war vorbereitet und hätte in ein, zwei Jahren durchgeführt sein können. Diese Entscheidung war ein kapitaler Fehler, wie sich zeigte. Seitdem gibt es dort nur Stückwerk und immer mal wieder Ankündigungen des Kollegen Hesse, die sich als heiße Luft erweisen und denen nichts folgt. Wir geben uns jetzt mit diesem kleinen Schritt zufrieden, erwarten aber, dass es in Fuhlsbüttel auch in Zukunft weiter vorangeht.
Ich würde gern noch auf einen Punkt eingehen. Herr Kollege Hesse, wir sind uns ja einig, dass in Fuhlsbüttel etwas getan werden muss,
aber wir werden genau darauf achten, was aus diesen 600 000 Euro finanziert wird. Es gibt beispielsweise eine Initiative, die sich für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Wachholderweg und der Etzestraße stark macht. Das ist vielleicht nicht genau das, was Sie in Ihren Antrag geschrieben haben, aber es kann auch nicht darum gehen, den Umkreis Ihres CDU-Wahlkreisbüros zu verschönern
und andere, sinnvolle Dinge nicht zu finanzieren. – Ich danke Ihnen.
Wir sind nicht beim Elfmeter hier.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Vielleicht ist es doch mal gut, ein wenig darüber zu reflektieren, warum wir heute über Jungenarbeit sprechen. Erst einmal finde ich es gut, dass alle drei Fraktionen mit entsprechenden Anträgen vertreten sind. Wie wir sehen, ist die Initiative in diesem Fall von CDU und GAL ausgegangen. Wir wollen uns dem Antrag auch nicht verweigern, da wir finden, dass er viele richtige Dinge beinhaltet. Ich möchte zum Schluss aber auch noch darauf eingehen, warum uns Ihr Antrag in der Form, wie Sie ihn formuliert haben, nicht ausreicht. Und die
Tatsache, dass wir ein bisschen mehr Konkretisierung haben wollen, hat auch noch mit anderen Aspekten zu tun.
Vielleicht zuvor noch einmal ganz kurz zur Erklärung, warum man nicht nur allgemein über Jungen reden sollte, sondern auch an ganz konkreten Punkten festmachen kann, wo die Probleme liegen. Schaut man sich einmal bundesweit an, wie die Schülerschaft an Haupt-, Sonder- und Förderschulen zusammengesetzt ist, so sind dort ungefähr 70 Prozent männliche Schüler; 30 Prozent sind dementsprechend Mädchen. Von den 80 000 Schulabbrechern sind ungefähr zwei Drittel männlich. Und bei den Straftaten gibt es ganz eindeutige Schwerpunkte, zum Beispiel bei der Körperverletzung, bei der der absolut überwiegende Teil männlich ist.
Das sind zwar keine neuen Erkenntnisse, aber ich finde es richtig, dass diese Problematik auch heute zunehmend wahrgenommen wird. Das hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass wir alle sensibler geworden sind bei der Frage, wie es denn eigentlich mit der jeweiligen Geschlechterzuordnung und den spezifischen Bedürfnissen und Problemen aussieht. Wie die Zahlen für Hamburg im Einzelnen aussehen, weiß ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es bei uns in der Großstadt sicherlich nicht weniger dramatisch sein wird als im Bundesdurchschnitt.
Nach einer Lösung, um hier Besserung zu schaffen, habe ich im Vorwege der Antragsberatung sehr intensiv gesucht, bin aber nicht so richtig schlau geworden. Und was Sie, Frau Blömeke, und Sie von der CDU im Antrag als Ziele formulieren, ist recht weich formuliert. Für uns alle wäre natürlich hilfreich zu wissen, mit welchen Instrumenten wir es schaffen, die Schulabbrecher-Zahlen tatsächlich deutlich zu reduzieren und damit vor allem etwas für Jungs zu erreichen.
Das hat vielleicht auch ein bisschen damit zu tun, wenn man sich die publizistische Begleitmusik anschaut, in welchen Kontext das Ganze gestellt wird. Da wird weniger vom konkreten Problem gesprochen, sondern vielmehr von der großen Identitätskrise, die es gibt. Das betrifft nicht nur Jungen, sondern auch gleich die ganze Männlichkeit, und dann wird geschrieben, seit den Sechzigerjahren sei die klare Rollenzuordnung verloren gegangen. Man hat ein bisschen den Eindruck, sich dafür rechtfertigen zu müssen, wenn man als Mann zu so einem Thema redet, das in der Gefahr steht, ein bisschen speziell zu sein.
Wenn man den Rahmen ein bisschen erweitert und sich einmal fragt, worüber wir eigentlich reden und wie so eine Zuordnung von Identitäten entstanden ist, dann ist das Ganze sehr viel undramatischer. Tatsächlich ist das, was man klassisch als männlich und weiblich bei uns betrachtet, etwas, das gar nicht so alt ist, nicht 1000 Jahre alt, son
dern letztlich im Rahmen der Industrialisierung entstanden ist. Wenn man sich einmal anschaut, was zum Beispiel Émile Zola geschrieben hat in seinem "Germinal", dann findet man dort das Entstehen des heutigen Rollenbildes. In älterer Literatur, bei Charles Dickens etwa, findet man ganz andere Vorstellungen, bei "David Copperfield" zum Beispiel. Ich würde das durchaus einmal empfehlen, wenn man sich der Frage stellt, wie man dieses Thema denn einzuordnen hat.
Wenn man weiß, dass Identität auch etwas mit Kultur zu tun hat und Kultur in Bewegung ist, dann ist das auch ein ganz normaler kultureller Entwicklungsprozess, den wir hier haben, und keine große Krise und kein Riesenproblem. Aber ich sehe die Aufforderung an uns zu sagen, mit welchen Instrumenten wir denn konkret Verbesserungen schaffen wollen. Das, was uns heute vorliegt, ist ein erster Schritt, dem allerdings noch etwas die Struktur fehlt. Da wollen wir in der Tat eine Evaluation haben, nicht nur, um zu wissen, was die Angebote unserer bisherigen Arbeitsweise sind, sondern was die Erfolge sind, die vorhanden sind und auf denen sich aufbauen lässt.
Frau Blömeke, wenn Sie anbieten, die Koordinationsstelle solle diese Evaluation vornehmen, dann finde ich das eine gute Sache. Aber vielleicht könnten Sie dann auch vorschlagen, Punkt 1 von uns entsprechend einzufügen, wo es um diese Koordinationsstelle geht, damit wir wissen, dass das tatsächlich ein Teil dieses Auftrags ist. Das würde uns sicherlich auch gut gefallen und hinterher könnten wir gemeinsam darüber beraten, wie wir damit umgehen.
Sie monieren, dass wir immer genaue Zeitpunkte haben wollten. Wir wollen nicht erst in der nächsten Legislaturperiode wieder über dieses Thema reden, sondern schon sehr viel früher wissen, wo die Erfolge liegen und wo nachgebessert werden muss. Wir finden es ein bisschen schwierig zu sagen, der Senat solle einmal prüfen, ob denn etwas eingerichtet werden kann, ob zusätzliche Funktions- und Beratungslehrerstunden zur Verfügung gestellt werden können. Wir wollen schon, dass das geschieht und nicht nur geprüft wird. Deshalb haben wir auch einen eigenen Antrag dazu vorgelegt.
Ansonsten freuen wir uns, dass wir zu den bezirklichen Jugendhilfeausschüssen hier mehr oder weniger eine gemeinsame Lösung gefunden haben; das halte ich auch für gut. Wir hatten ursprünglich analog zur bisherigen Formulierung vorgeschlagen – für die Mädchenarbeit ist eine Frau vorgesehen –, für die Jungenarbeit einen Mann vorzusehen. Darüber kann man diskutieren. Wir haben uns jetzt darauf eingelassen, so wie das bei Ihnen im Landesjugendhilfeausschuss vorgesehen war, von Personen zu sprechen. Wir werden einmal sehen,
wie die Erfolge hinterher sind und ob das tatsächlich zeitgemäß ist.
Zum Antrag der Fraktion der LINKEN würde ich gern noch zwei Sätze sagen. Tatsächlich ist er uns zu schematisch und in einigen Fällen, das ist auch gesagt worden, sind diese Dinge längst vorhanden und abgesichert, zum Beispiel die entsprechende Vertretung im Landesjugendhilfeausschuss und in bezirklichen Jugendhilfeausschüssen, sodass der Antrag aus unserer Sicht einfach zu kurz greift. – Vielen Dank.
Vizepräsident Wolfgang Joithe–von Krosigk: Das Wort hat Frau Artus.
Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren! Frau Hajduk, Frau Gregersen, so wie Sie hier Versprechungen machen, versteht das vor Ort kein Mensch. Vor Ort, das sind die Bahnhöfe, Ochsenzoll, Langenhorn, Langenhorn Nord, Kiebitzmoor, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die zufällig gerade heute eine besondere Rolle spielen.
Die liegen in der Tat in meinem Wahlkreis, deshalb spreche ich auch dazu.
Dort erwarten die Menschen, dass sich etwas tut.
Wir haben hier gerade vor einem Monat einen sehr guten Antrag der SPD-Fraktion gehabt, in dem wir ein Programm gefordert haben, mit dem bis 2018 sichergestellt wird, dass wir in Hamburg das Niveau von München oder Berlin erreichen können.
Sie, CDU und GAL, haben dies abgelehnt und damit eine große Chance für den barrierefreien Ausbau des ÖPNV vertan.
Deshalb verstehe ich, dass vor Ort Unverständnis und auch Wut aufkommt. Angesichts der Beiträge, Frau Senatorin und Frau Gregersen, ist es mir auch unverständlich, wie Sie dieses Ziel denn letztlich erreichen wollen. Sagen Sie doch bitte, bis wann Sie vorhaben, in Hamburg entsprechende Zustände herzustellen. Ist das 2040, 2050 oder 2060? Das kommt nämlich ungefähr dabei heraus, wenn man das Ganze weiter nach vorne rechnet.
Wenn man sich einmal ansieht, was vor Ort geschieht und wie barrierefrei mittlerweile gebaut wird – ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Hintergrund des Protestes, den wir an vielen Stellen in dieser Stadt erleben und nicht nur in meinem Wahlkreis –, dann ist es zunehmend unverständlich, dass im öffentlichen Personennahverkehr die Barrierefreiheit aufhört.
Tatsächlich entsteht zum Beispiel in Ochsenzoll gerade sehr viel barrierefreier Wohnraum für ältere Menschen, aber auch für ganz normale Menschen. Und im nördlichen Hamburg wird sehr, sehr viel gebaut, in der Regel barrierefrei, eine absolut positive Entwicklung. Da kann es nicht sein, dass man von dort aus mit Bussen und Bahnen nicht mehr weiterkommt. Damit muss Schluss sein, deshalb brauchen wir hier den großen Sprung nach vorne in Sachen Barrierefreiheit. Dem dürfen sich CDU und GAL im Interesse der Menschen in Hamburg nicht länger verweigern.
Ich will gerne noch einmal auf München zu sprechen kommen. Ich habe mir heute angesehen, wie das denn eigentlich ist, wenn dort ein Fahrstuhl ausfällt. Da gibt es einen sehr guten Internetauftritt der Münchner Verkehrsbetriebe, in dem jede Station angeklickt werden kann. Man findet einen wunderbaren Plan zur Barrierefreiheit und Informationen, ob ein Fahrstuhl gerade funktioniert oder nicht.
Der HVV bietet auch eine Information, das sind sechs Telefonnummern mit sechs unterschiedlichen Zuständigkeiten, bei denen man sich durchtelefonieren kann; das kann nicht sein. Der HVV muss auch, was sein Informationsangebot betrifft, hier auf den Stand der Dinge kommen und Barrierefreiheit auch in der Präsentation und Information nach außen sehr viel deutlicher machen. Das mag vielleicht etwas peinlich sein, weil deutlich wird, wo die Probleme liegen, aber dann ist das eben so. Dies offenzulegen kann auch der richtige Schritt sein, um weiterzukommen und in Hamburg den ÖPNV sehr viel schneller und, hoffentlich bis 2018, komplett barrierefrei zu machen. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Lieber Kollege Hesse, immer draufzugehen und ein bisschen draufzuhauen, ist ganz nett. Aber die Tatsachen sollten Sie schon richtig darstellen. Das, was wir heute diskutieren und was der Anlass gewesen ist, nämlich die Vorlage der Linkspartei, ist keineswegs ein Bezirksthema. Die Frage, wie Bäderland seine Bäder ausgestaltet, ist etwas, was die Bürgerschaft diskutieren muss.
Diejenigen, die sich im Bezirk damit schon einmal beschäftigt haben, haben erfahren, dass Bäderland sich eben nicht dafür interessiert, wenn vor Ort entsprechende Hinweise gegeben werden. Es ist gar nicht so lange her – ich war damals im Ortsausschuss zusammen mit dem Kollegen Seelmaecker und mit der GAL –,
da haben wir uns gemeinsam dafür eingesetzt, dass eine Sanierung und Modernisierung von Ohlsdorf stattfindet, und zwar in Richtung eines Familienbads. Ich finde, das ist doch der Punkt, über den wir reden müssen. Ist die Richtungsentscheidung, die Bäderland getroffen hat und zu der auch ein Verkauf eines großen Teils des Geländes gehört, das Richtige oder brauchen wir in Ohlsdorf nicht ein anderes Bad, ein Familienbad? Ich sage ganz klar: Wenn Bäderland 2005 nicht so ignorant gewesen wäre, dann hätten wir heute diese Diskussion vor Ort nicht. Wir hätten nicht die Situation, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich übergangen fühlen und ihrem Unmut durch Unterstützung des Bürgerbegehrens Ausdruck verleihen.
Herr Hesse, ich will Ihr Angebot gerne aufgreifen. Lassen Sie uns über die Konzeption von Bäderland reden. Warum muss in Alsterlage, an einem Ort, wo wir eine hervorragende Schnellbahnanbindung mit U-Bahn, S-Bahn und Buslinien haben, ein Fitnessbad entstehen?
Warum kann dort nicht das hin, worauf bereits 2005 – damals ohne die Linkspartei – alle Fraktionen gemeinsam hingewirkt haben? Warum kann dort nicht ein Familienbad entstehen? Schauen Sie doch bitte einmal an eine andere Stelle, um einmal mit diesem Totschlagargument, es müsse verkauft werden um zu finanzieren und es müsse verkleinert werden, damit es finanzierbar bleibt, aufzuräumen. Norderstedt hatte vor Jahren auch ein Problem. Die hatten ein altes Bad, so ähnlich wie jetzt in Ohlsdorf, das keineswegs mehr angenommen worden ist. Die haben sich überlegt, ob sie das dichtmachen oder ausbauen. Sie haben sich für den Ausbau entschieden und sie haben es geschafft, die Defizite nachhaltig zu verringern.
Solch eine Politik würde ich mir in Hamburg und für Ohlsdorf auch wünschen.
Natürlich weiß ich, dass in diesem Antrag etwas von Rutschen und von Sprungtürmen steht. Und wenn man weiß, dass dort saniert werden muss, dann sind das Dinge, die für uns an letzter Stelle nicht entscheidend sind. Ich weiß, es steht im Petitum des Bürgerbegehrens, deshalb ist es dort auch sicherlich hineingekommen. Aber auch bei der Bürgerinitiative weiß man, dass Gespräche nötig sein werden und dass eine Sanierung natürlich ansteht. Das ist unzweifelhaft und da muss man auch über Konzepte reden. Dahingehend haben wir unseren Zusatzantrag auch formuliert. Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden und die Initiative einbezogen wird. Lassen Sie uns doch jetzt die Konflikte herausnehmen, die wir sonst später haben. Der Hinweis kam doch völlig zu Recht, dass das Bürgerbegehren 8 000 Unterschriften gesammelt hat. 6 600 gültige sind erforderlich. Wollen wir uns denn wirklich bald anhören, dass ein Bürgerentscheid kommt, wollen wir denn möglicherweise bald über eine Evozierung reden und ähnliche unschöne Dinge wie in Altona erleben? Das nützt uns nichts. Das Gesetz gibt ausdrücklich die Möglichkeit der Vermittlung zwischen Bürgerbegehren und parlamentarischem Handeln. Da wäre der Stadtentwicklungsausschuss auch der richtige Ort. Dort kann man zum Beispiel mit der Initiative und mit Bäderland einmal darüber reden, ob es nicht andere Wege gibt. Lassen Sie uns diesen Weg gehen, lassen Sie uns diese beiden Anträge, die nicht der Weisheit letzter Schluss sind, aber Grundlage für eine Diskussion sein sollen, an den Stadtentwicklungsausschuss überweisen und dort eingehend beraten. – Vielen Dank.