Protokoll der Sitzung vom 02.04.2014

Sie haben erst eine Beruhigungspille verteilt mit der Annahme dieser Volksinitiative. Jetzt versuchen Sie, den Kopf aus der

Schlinge zu ziehen, nehmen die nächste Beruhigungspille und sagen: Ja, aber für diese eine Stunde werden wir kämpfen wie ein Löwe.

(Lachen bei der CDU)

Wie ein Löwe werden wir mit dem Bund und Berlin um eine Stunde kämpfen. Und was sagen der Bund und Berlin?

(Bischoff [SPD]: Sagen Sie es doch einmal! - Zuruf der Abgeordneten Lehmann [SPD])

Der Bund sagt erst einmal gar nichts. Und Berlin sagt: Nein, machen wir nicht. - Berlin hat gestern schon abgelehnt. Der Senatssprecher hat ganz klar gesagt: Das ist mit uns nicht zu machen. - Ich bin einmal gespannt, wie dieser Löwe aus Brandenburg jetzt kämpfen wird, Herr Ministerpräsident, für 30 Minuten.

(Lachen bei der CDU)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, ob man darüber lachen oder weinen soll. Im Interesse der Betroffenen muss man weinen.

(Domres [DIE LINKE]: Das ist Ihnen doch auch egal! - Zuruf des Abgeordneten Ness [SPD])

Der Auftrag dieses Parlamentes ist gewesen: Setzen Sie das Nachtflugverbot um! An diesem Auftrag sind Sie gescheitert.

Wissen Sie was, meine Damen und Herren, ich glaube, dass Ehrlichkeit in der Politik immer noch das Beste ist.

(Frau Große [DIE LINKE]: Genau! - Weiterer Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Sie haben es erkannt!)

- Ja, dass Sie darüber lachen, glaube ich. Das ist Ihnen neu. Das ist ein neuer Begriff, nicht?

(Ah! bei der Fraktion DIE LINKE - Beifall FDP)

Ich glaube, dass Sie als Koalition schlicht und ergreifend den Bürgerinnen und Bürgern die Wahrheit hätten sagen sollen. Sie haben gewusst, dass dieses Nachtflugverbot so nicht umsetzbar ist. Das haben Sie auch am 27. Februar 2013 gewusst.

(Zuruf: Richtig!)

Entweder in der Staatskanzlei sitzen Juristen, die keine Ahnung haben - das vermute ich nicht -, oder Sie haben bewusst die Bürgerinnen und Bürger, die Initiatoren, die Unterschreibenden dieser Volksinitiative getäuscht. Das ist traurig.

(Domres [DIE LINKE]: Das ist Unsinn, was Sie hier er- zählen!)

Es verwundert am Ende auch nicht, wenn Bürgerinnen und Bürger in diesem Land politikmüde werden. Die Beruhigungspille, die Sie jetzt mit den gleichen Argumenten, die Sie die ganze Zeit gehabt haben, erneut verteilen wollen, wird am Ende auch zu nichts führen.

Für uns als FDP-Fraktion ist klar: Dieser Flughafen muss so schnell wie möglich an den Start gehen. Es ist unerträglich, dass das Land Brandenburg, die Flughafengesellschaft, jeden

Tag 1 Million Euro Verluste durch diesen Flughafen einfährt, dass der Flughafengesellschaft jeden Monat Einnahmen in Höhe von 30 Millionen Euro bis 35 Millionen Euro entgehen. Es ist peinlich für Brandenburg. Es ist peinlich für unsere gesamte Region und für unser gesamtes Land, was Versager in den Aufsichtsräten aus diesem Flughafen gemacht haben.

(Beifall FDP, CDU und der Abgeordneten von Halem B90/GRÜNE)

Kollege Beyer hat es in einer Mitteilung richtig genannt. Das, was sich hier abspielt, die Leute, die dort sitzen, sind offensichtlich Politclowns. Wir brauchen im Aufsichtsrat Experten. Kollege Schierack, wir sind da völlig einer Meinung. Deswegen hat meine Fraktion gestern beantragt - und wir haben es auf der Tagesordnung -, dass wir heute am Ende dieses Tages diese Debatten genau darüber führen wollen, nicht über eine Person, sondern darüber, ob wir Experten im Aufsichtsrat haben wollen oder ob wir erneut Politiker im Aufsichtsrat haben wollen, die jahrelang auf ganzer Linie versagt haben. Kollege Beyer wird dazu nachher reden.

Meine Damen und Herren, dieser Tag heute ist wahrlich kein guter Tag für Brandenburg. Dieser Tag heute ist wahrlich kein guter Tag für das Ansehen der Politik in Brandenburg, für das Ansehen Ihrer Landesregierung und Ihres Ministerpräsidenten. Wenn Sie durch die Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf fahren, sehen Sie Plakate. Auf diesen Plakaten steht: „Versagt Woidke?“.

(Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Und Frau Reiche steht auch drauf!)

Meine Damen und Herren von der Volksinitiative, Sie können die Plakate ändern. Ministerpräsident Woidke hat auf ganzer Linie versagt. Er wird im Zusammenhang mit diesem Flughafen nur noch als „Quax, der Bruchpilot“ in die Geschichte eingehen. - Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall FDP, CDU, der Abgeordneten von Halem [B90/ GRÜNE] und des Abgeordneten Vogel [B90/GRÜNE])

Wir setzen mit dem Beitrag der Linksfraktion fort. Die Abgeordnete Mächtig spricht.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Manchmal erreiche sogar ich den Moment, wo ich mich sprachlos fühle. Wenn ich das höre, was Herr Schierack, aber auch Sie, Herr Büttner, hier von sich gegeben haben, dann bin ich schon arg betroffen. Herr Schierack, Ihre einzigartige Nabelschau ist gruselig, Ihre Demagogie wirklich unerträglich.

(Vereinzelt Beifall DIE LINKE und SPD - Oh! bei der CDU)

Als Arzt müsste Ihnen die Gesundheit unserer Menschen wichtiger sein als politisches Geplänkel oder wirtschaftliche Machtfragen.

(Vereinzelt Beifall DIE LINKE - Zuruf des Abgeordneten Lakenmacher [CDU])

Aber eines hat mich in den letzten Tagen und auch heute besonders geärgert, nämlich die Behauptung, Brandenburg rücke von der Forderung ab, zwischen 22 und 6 Uhr am BER Nachtruhe zu gewährleisten, und hätte es ohnehin nie wirklich Ernst gemeint mit seinen Bemühungen um diese Nachtruhe.

(Prof. Dr. Schierack [CDU]: Frau Mächtig, war das nicht auch so?)

Als ob wir es wären, die den Menschen in Berlin und Brandenburg die Nachtruhe nicht gönnten. Meine Damen und Herren, das ist absurd, das ist einfach nur noch absurd.

Ein Jahr lang haben wir bei den Betroffenen um Vertrauen und bei Ihnen hier im Haus um Verständnis dafür geworben, dass wir uns das zentrale Anliegen des Volksbegehrens zu eigen gemacht haben. Ein Jahr lang haben wir bei den Partnern in der Flughafengesellschaft das Volksbegehren mit einer Annahme hier in diesem Haus - also auch unser Anliegen - erläutert, haben wir Entgegenkommen erbeten,

(Bretz [CDU]: Können Sie eigentlich auch einmal Argu- mente bringen?)

haben wir, um ein Stück Bewegung auf die Bedürfnisse und Forderungen der Menschen …

(Unruhe bei CDU und FDP - Glocke des Präsidenten - Zuruf des Abgeordneten Bretz [CDU])

- Herr Bretz, ich weiß, dass Ihre Haupteigenschaft nicht im Zuhören besteht, aber vielleicht versuchen Sie es heute einmal!

(Vereinzelt Beifall DIE LINKE - Zurufe von CDU und FDP)

Wir haben regelrecht gebettelt - wie wir heute wissen, leider ohne Ergebnis. Ja, es macht wütend und zugleich ein Stück hilflos. Ein Jahr lang haben wir auf Einsicht bei den Verantwortlichen im Bund und im Land gehofft und - da haben Sie völlig Recht - auf laute Partei- und Fraktionsdebatten verzichtet,

(Zuruf des Abgeordneten Bretz [CDU])

weil wir die notwendige Ruhe für Verhandlungen nicht stören wollten, um damit ein mögliches Ergebnis nicht zu gefährden. Ein Jahr lang haben wir auf Granit gebissen bei Wowereit und den Seinen im Land Brandenburg, die zu vergessen scheinen, dass sie mitten in diesem Lande wohnen.

(Zuruf des Abgeordneten Genilke [CDU])

Beim Bund, zu dem Brandenburg ja auch gehört, tragen Sie, meine Damen und Herren von der Union - daran darf ich einmal erinnern -, nicht unmaßgebliche Verantwortung. Oder haben Sie es vergessen? 1994, 21.03.:

(Zurufe von der CDU) : „Die Standortsuche für den künftigen Vorzeige-Verkehrsflugplatz ‚Berlin Brandenburg International‘… würde durch falsche Vorgaben“ (Zurufe von der CDU)

- Ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen!

„… manipuliert … BBF verfolge nicht das ‚erklärte Ziel der objektiven Analyse‘“.

Berlin-Schönefeld kam bei einem Ranking verschiedener Standortsuchen auf Rang 7. Schon damals wurde festgestellt übrigens durch vorliegende Gutachten, die von der CDU eingefordert worden waren -, dass dieser Flughafen nicht nur 444 Millionen Mark, sondern weitere 902 Millionen kosten wird, wenn man sich auf diesen Standort - Berlin-Schönefeld - einigt.

Sie tragen also Mitschuld! Wann endlich begreifen Sie, dass wir heute gemeinsam in diesem Dilemma sitzen?