Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist doch nicht der Alltag an der Berliner Schule. Ich fand die anschließende hysterische Debatte nicht angemessen.
Allen voran war dabei der Kollege Lindner zu hören. Ich wundere mich übrigens darüber, dass er jetzt nicht da ist, nachdem er zuvor mit Vehemenz gefordert hat, dass wir über dieses Thema reden. Vorhin, bei der Fernsehdiskussion war er noch da, das Plenum scheint nicht so interessant zu sein. Ich möchte auf seinen Vorschlag Bezug nehmen. Der Vorschlag lautet, die Strafmündigkeit von Jugendlichen auf zwölf Jahre abzusenken. Herr Lindner wirft uns immer vor, wir seien sozialistisch, aber nicht sozial. Mit solchen Positionen sind Sie vielleicht die FDP, aber nicht mehr liberal,
Ich war deshalb sehr überrascht, dass solch eine Forderung von der FDP gekommen ist. Aber Herr Lindner ist immer für einen flotten Spruch gut. Ich habe eigentlich darauf gewartet, dass er demnächst die Stallpflicht für Jugendliche fordert, dass alle Problemkinder weggesperrt werden und die Guten von der 1. Klasse an auf das Gymnasium gehen. Das wäre doch eine klasse FDPForderung.
Es ist auch nicht nachvollziehbar, weshalb Sie einerseits ständig über die zunehmende Verrohung an den Berliner Schulen reden, dann aber das Schulfach Ethik bekämpfen, das wir genau deshalb einführen, damit Schüler unterschiedlichen Glaubens in einem gemeinsamen Unterrichtsfach miteinander über ihre Herkunft, ihre Religion und ihre Werte reden. Sie sind dagegen und beschweren sich gleichzeitig, dass sich die Schüler untereinander nicht verstehen. Solch ein Vorgehen ist absurd.
Natürlich ist der Ethikunterricht nicht die Lösung aller Probleme über Nacht. Es gibt keinen Schalter, den man einfach umlegen kann.
Herr Steuer – ist er eigentlich da? – hat vorhin gesagt, dass er sich darüber ärgere, dass unsere Bilanz nicht so toll sei. Zugegeben, es gibt noch ein paar offene Probleme an den Berliner Schulen.
Wie keine andere Koalition zuvor haben wir die Defizite in der Berliner Bildungslandschaft nicht nur erkannt, sondern auch angepackt. Wir haben begonnen umzusteuern, wir haben Berlin bewegt. Darüber regen Sie sich ja auch alle Tage auf.
Wenn wir nichts machen würden, gäbe es keinen Grund zu sagen: Die Lehrerin hier und der Schüler dort haben sich beschwert.
Es ist richtig, dass Sie darauf hinweisen, dass bei unseren Reformen auch Probleme entstehen. Aber dann können Sie nicht im selben Atemzug sagen, wir hätten keine Veränderungen vorgenommen! Wir haben Veränderungen vorgenommen. Herr Senator Böger! Respekt, mit Ihnen haben sich Dinge in der Stadt verändert, von denen ich glaube, dass Sie, als Sie mit uns in die Koalition gegangen sind, nicht einmal geträumt haben, dass Sie sie mit uns durchsetzen.
Ich glaube, dass auch an den Gymnasien in Berlin sich die Schülerinnen und Schüler von FDP und CDU nicht für dumm verkaufen lassen. Ich möchte wissen, wer in diesem Land eigentlich die Einheitsschule möchte. Sind wir es, diejenigen, die sagen, wir wollen eine Schule, in der jeder nach seinen Fähigkeiten gefördert wird, und zwar unabhängig davon, ob man bildungsnah oder bildungsfern, ob man arm oder reich ist? Wir möchten ja keine Einheitsschule, sondern eine Schule für alle, in der der Einzelne zählt. Oder ist die Einheitsschule nicht viel eher das, was die Vertreter von CDU und FDP wollen, und zwar möglichst vor Schulbeginn die Kinder passend machen und dann in Schubladen stecken, in denen sie verbleiben
Sie lassen sich übrigens überhaupt nicht beeindrucken von den internationalen Vergleichen. Natürlich haben Sie Recht: Im deutschlandweiten Vergleich kann man nicht sagen, das eine Schulsystem ist gegenüber dem anderen System in Deutschland überlegen oder liegt hinten dran.
Mit uns an der Seite hat sich die SPD eine Menge getraut. Das finden wir gut. Die Kitas in der Stadt entwickeln sich zu Bildungseinrichtungen. Es gibt sie noch immer in großer Zahl, und zwar in freier und öffentlicher Trägerschaft. So lange, wie wir etwas in Berlin zu sagen haben, wird das auch so bleiben.
Ab 2007 haben wir ein kostenfreies letztes Kitajahr vor Schulbeginn, verbindliche Sprachförderung, Sprachtests, ein neues Schulgesetz, den mittleren Schulabschluss, eine flexible Schulanfangsphase, Horte an den Schulen und eine Lehrerausbildung, die zwar noch nicht perfekt ist, aber praxisnah, wie sie nie zuvor war. Das sind alles Schritte, die Herr Mutlu vorhin selbst grundsätzlich begrüßt hat. Dann hat er gesagt, man müsse im Detail bei der Einführung darauf achten, dass es nicht zu so vielen Problemen kommt wie jetzt. – Einverstanden! Aber im Grundsatz finden Sie diese Reform gut. Das freut uns. Das sind ernsthafte Veränderungen, die dazu beitragen können, dass die Berliner Schülerinnen und Schüler in ein paar Jahren nicht mehr durch die Matheprüfung fallen, weil sie die Textaufgaben nicht verstehen.
[Beifall bei der Linkspartei.PDS – Frau Dr. Klotz (Grüne): Wenn alles so schön ist, warum reden wir dann so oft darüber?]
Es ist kein Geheimnis, dass unsere Partei der Auffassung ist, dass wir mit den Veränderungen erst am Anfang stehen. Auch auf die Gefahr hin, dass morgen vielleicht der eine oder andere von ihnen wieder sagt: Linkspartei nutzte die Debatte, um die Einheitsschule zu fordern! –, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um etwas über unsere Pläne für eine integrative Schule zu sagen.
die auf dem Podium des Lilienthal-Gymnasiums in Steglitz-Zehlendorf saßen. Dort gab es die flehentliche Bitte des FDP-Bildungsstadtrats, dass die Schüler endlich die Angst vor der rot-roten Einheitsschule äußern sollten. Herr Dr. Lindner, der berühmte Bildungspolitiker, hat dabei fleißig assistiert. Es wurde gesagt: Wollt ihr denn auch, dass das Schild „Lilienthal-Gymnasium“ demnächst abgeschraubt wird? – Die Schüler sind damit sehr sachlich, sehr ernsthaft umgegangen. Sie sind dabei cool geblieben, sie wollten wissen, was wir wirklich wollen.
Ich hatte die Gelegenheit, unseren Vorschlag darzustellen und zu erläutern. Dann sagte einer der Schüler unter großem Beifall, es sei doch eigentlich sinnlos, die Privilegierten zu fragen, ob sie ihre Privilegien behalten wollten. – Sehr richtig! Das fand ich sehr richtig!
und aus denen sie nur sehr schwer wieder herauskommen? Ich glaube, dass das eher der Einheitsweg ist, den Sie weitergehen wollen, von dem Sie nicht abrücken wollen.
Was man schon sagen kann, international – Frau Schultze-Berndt, Sie haben sich dem ja schon geöffnet, das finde ich gut! – liegt Finnland vorn. Deshalb, weil sie kein gegliedertes Schulsystem haben und
völlig richtig! – darüber hinaus bessere Rahmenbedingungen. Wir wollen beides. Kein Mensch sagt, dass wir eine magere, ausgehungerte Einheitsschule haben wollen!
Wir wollen beides! Wir wollen ein System, in dem die Förderung des Einzelnen durch zusätzliches Personal auch möglich ist.
Wollen Sie bei der Bildung wieder etwas oben drauf packen? Was machen Sie für Versprechungen im Wahlkampf? – Ich glaube, wir befinden uns im Augenblick in einer einmaligen Situation. Die Schülerzahlen gehen zurück, das Potential, das daraus entsteht, sollte man nutzen und dieses Potential genau in die Schule stecken. Das ist der richtige Weg. Man kann so ein Schulsystem aufbauen, man kann es nutzen, man kann es vernünftig aufbauen, um dann damit werben zu können.
Ich würde mir wünschen, Herr Liebich, dass Sie in die Schulen gehen würden! Schauen Sie sich an, welche Bandbreite es in einer Hauptschulklasse, einer Realschulklasse oder in einer Gymnasialklasse gibt. Sie sind ja nicht alle gleich. Da gibt es leistungsstärkere und -schwächere Schüler.
Wer will in der 6. oder 7. Klasse schon hören: Du wirst hier nicht gebraucht, wir wollen dich nicht in diesem Schultyp, wir prüfen erst einmal, ob wir dich brauchen. – So etwas frustriert. Das Schulsystem, das wir jetzt haben, ist außerdem auch noch teuer. Die Hauptschule ist neben den Sonderschulen die teuerste Schulform, die es überhaupt gibt. Auch deshalb gehört sie abgeschafft.