Protokoll der Sitzung vom 19.05.2022

Das Jagdwesen ist in Wirklichkeit wahnsinnig alt, verbunden mit dem deutschen Wald.

[Zuruf von Tobias Schulze (LINKE)]

Wir denken nur an die deutsche Romantik. Da ging es zwar um die Blaue Blume – Herr Lux nickt ganz eifrig, auch Jäger, sehr gut –, und die deutsche Romantik rühmte den deutschen Wald und den deutschen Jäger. Das ist aber alles ganz tief in unserer Kultur verhaftet.

[Benedikt Lux (GRÜNE): Doch nicht erst seit der Romantik! Meine Güte!]

Wir haben das aber eigentlich als Großstädter nur vergessen. Ich glaube, es hat sich insoweit gewandelt, als auch führende Politiker, zum Beispiel Ihr Chef, einen Jagdschein machen und sich dann im Wald fotografieren lassen. Herr Lindner hat ja einen Jagdschein gemacht.

(Niklas Schrader)

Der ist übrigens sehr schwer. Ich bin dreimal durchgefallen.

[Heiterkeit bei der FDP]

Ich glaube, Herr Lindner hat es beim ersten Mal geschafft. – Unabhängig davon sieht man: Der Jäger ist nicht irgendein plumper, dummer Schießer. Das ist in Wirklichkeit jemand, der ernsthaft über Ökologie, über Tiere, über Natur, über Wald nachdenkt und letztendlich traditionell über die Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Wir als Großstädter – und gerade großstädtische Klimaideologen und Transformationsaktivisten –

[Alexander Kaas Elias (GRÜNE): Na, na, na! – Benedikt Lux (GRÜNE): Das hat der Jäger aber nicht verdient, was Sie da sagen!]

haben diese Dinge alle irgendwie vergessen.

[Tobias Schulze (LINKE): Wir sind verweichlicht!]

Ich finde, das ist eigentlich total schade, denn das sind Dinge, gegen die keiner etwas haben kann. Jagd ist in gewissem Sinne Umweltschutz, Jagd ist Heimatschutz.

[Lachen]

Wir schützen Flora und Fauna vor Ort. Ich bin der Meinung, dass viele Menschen in Berlin dafür überhaupt kein Gefühl haben.

[Zuruf von Benedikt Lux (GRÜNE)]

Das zeigt schon das despektierliche Lachen gegenüber eigentlich schönen Dingen. Ich verstehe gar nicht, dass man Dinge, die per se gar nicht lächerlich sind, veralbert, wenn es um die Jagdkultur geht. Die Jagdkultur – wir stellen uns immer Ludwig Ganghofer und irgendwelche Leute in Lederhosen vor, aber wir hier in Brandenburg und Berlin haben auch eine historisch intensive Jagdkultur.

[Zuruf: Ach so!]

Denken Sie doch nur einmal an das Jagdschloss Grunewald! Es wurde übrigens von Joachim II. Hektor, nach dem die Hektorstraße benannt ist – sein Bruder ist Nestor –, erbaut. Das ist mit das älteste Schloss in Berlin, ein Renaissanceschloss, ein ganz reines Renaissanceschloss. – Ich habe nur noch 60 Sekunden, wurde mir gesagt.

[Beifall bei der SPD und der FDP – Bürgermeister Dr. Klaus Lederer: Besser is’!]

Ich könnte noch ewig reden.

[Unruhe]

Ich möchte Ihnen erläutern: Wir wollen das, was ich mit ganzem Herzen dargestellt habe, auf drei Füße stellen. Erstens: ein Museum in Friedrichshagen, zweitens: wiederkehrende Jagdausstellungen ebenfalls dort in Köpenick, und drittens – und das ist der Clou; ich hoffe, Sie sind alle begeistert wie ich –:

[Zuruf von Benedikt Lux (GRÜNE)]

Wir wollen die Jagdkultur auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes auf nationaler und internationaler Ebene stellen, zum Beispiel neben das deutsche Brauwesen.

[Zuruf von Benedikt Lux (GRÜNE)]

Ja, das ist so. – Neben das deutsche Hebammenwesen!

Herr Abgeordneter! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Krestel?

Ja, bitte, Kollege Trefzer!

[Heiterkeit]

Krestel! Aber – –

Ach so! Ich habe mich schon ein bisschen gewundert, aber ja, alles klar.

Wissen Sie, Herr Kollege Brousek, ich bin ja nun auch in einer Familie von Jägern beheimatet, und ich höre Ihnen hier aufmerksam und wohlwollend zu. Aber verraten Sie mir doch um Gottes willen mal, worauf Sie nun eigentlich hinauswollen! – Danke!

[Beifall bei der FDP, der SPD, den GRÜNEN, der CDU und der LINKEN]

Ich will doch eigentlich nur Ihr Wohlwollen für meine Anträge gewinnen.

[Beifall bei der AfD – Heiterkeit]

Ich glaube, da doch hier das Kartell der sogenannten Demokraten besteht, wäre es ganz gut, wenn auch wir etwas Wohlwollen bekommen mit einer Sache,

[Zuruf]

die wir positiv vorschlagen. Deswegen bitte ich Sie um Ihre Unterstützung. – Vielen, vielen Dank!

[Beifall bei der AfD]

Für die SPD-Fraktion hat die Kollegin KühnemannGrunow jetzt das Wort.

[Zuruf von der AfD: Jetzt kommt der Tierschutz!]

(Antonin Brousek)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das ist eine Glanzstunde in diesem Haus hier. Ich habe erst überlegt, was ich damit mache.

[Heiko Melzer (CDU): Sehr gut!]

Ich habe mich dann doch dazu entschieden, diesen Antrag oder dieses Antragskonvolut ernst zu nehmen. Heute geht es der AfD also um die Jagd als Symbol für die deutsche Identität, weniger um Umwelterziehung. Wichtig sind und bleiben uns als Koalition die Wälder als Biotope, als Wasserspeicher, als Klimafaktoren. Da sind sie wie alle Naturflächen und unabhängig von identitätspolitischen Fragen selbstverständlich schützenswert. Förster und Jäger sind befasst mit Hege und Pflege von Flora und Fauna. Ihr Auftrag ist es, unseren Lebensraum zu schützen. Auch im Tier- und Naturschutz gibt es eine Reihe von Entwicklungen und unterschiedlichen Perspektiven, die derzeit diskutiert werden.

Um den Schutzwert von Wald, Natur und Stadtgrün besser zu verankern, sind Bildung und Information selbstverständlich wichtig und unumgänglich, und wir können gar nicht genug achtsam sein im Umgang mit Flora und Fauna. Das Tempolimit wurde gerade angesprochen. Wir müssen beispielsweise den vielen Brandenburger Waldbränden der letzten Jahre mehr Beachtung schenken. Schon heute, am 19. Mai 2022, ist es über 30 Grad heiß. Es regnet nicht genügend, und viele Menschen gießen inzwischen schon heute die Bäume vor ihren Häusern.

[Ronald Gläser (AfD): Warten Sie mal bis zum Wochenende!]

Den durch den Menschen verursachten Klimawandel leugnet die AfD hartnäckig, setzt sich aber hier für die Jäger ein.

Die Frage, die sich mir stellt, ist aber, ob der Bildungsauftrag, den Sie hier fordern, einer ist, der in der kulturellen Bildung unbedingt erfüllt werden muss. Wie kann man die Bedeutung von Natur, Ökologie und Wald am besten informativ aufbereiten, und welche Maßnahmen sind sinnvoll, um Natur- und Waldschutz in allen Bevölkerungsschichten zu verankern und zu vermitteln? – Da haben wir, denke ich, viele Angebote. Kitas, Schulen, Jugend- und Sozialeinrichtungen haben viele Möglichkeiten, Wald und Natur zu erleben und deren Bedeutung zu ermessen.

[Zuruf von Jeannette Auricht (AfD)]