Wenn wir im dualen System bei 13 Stunden die höchste Messzahl haben und davon 10 % ausfallen – strukturell oder im Laufe eines Schuljahrs; in anderen Ländern haben wir Orientierungszahlen von 12, 11 oder 10 Stunden –, lässt sich von jedem Laien mit oder ohne Mengenlehre errechnen, dass der Schüler an den beruflichen Schulen bei uns trotzdem wesentlich mehr Unterricht als in anderen Bundesländern, in denen die Messlatte von Anfang an niedriger liegt, erhält. Das können Sie auch eindeutig beweisen, meine Damen und Herren.
Es kommt ja von irgendwo her, dass wir in Baden-Württemberg deutschland- und europaweit die geringste Jugendarbeitslosigkeit haben.
Das zeigt doch, dass wir die junge Generation zielgerichtet ausbilden und auf das Arbeitsleben vorbereiten. Sie müssen sich einmal die Frage stellen, wie das in anderen westlichen Bundesländern aussieht, wo die Jugendarbeitslosigkeit doppelt so hoch ist wie bei uns.
Nicht anders, meine Damen und Herren, verhält es sich mit den Angaben zur Großen Anfrage der SPD zur Zukunft der Unterrichtsversorgung.
(Abg. Wintruff SPD: Herr Köberle, wo haben Sie denn die 135 Millionen DM herbekommen für den Abbau der Jugendarbeitslosigkeit?)
Zuerst fragen Sie in Ihrer Großen Anfrage differenziert nach allen möglichen Planungsdaten, nach dem Ersatzbedarf, nach der Entwicklung der Schülerzahlen, nach den Studienplätzen. Diese Fragen wurden alle sauber und sorgfältig von uns beantwortet. Danach veranstaltet die SPD eine Anhörung unter Experten, und dann kommt der entscheidende Schritt – aber das hat man ja schon im Voraus gewusst –: Der Öffentlichkeit wird dann Ihre Sicht der Dinge kundgetan, und es kommt heraus, was herauskommen musste: Katastrophale Planungsdefizite und problemverschärfende Fehlentscheidungen seien Ursache für den Mangel an gutem Lehrpersonal.
Wie kann man überhaupt von Planungsdefiziten sprechen, meine Damen und Herren, wenn die Landesregierung alle – aber wirklich alle – relevanten und bis dato bekannten
Planungsdaten für die Zukunft offen legt? Wir haben das umfängliche Datenmaterial nicht wegen Ihrer Großen Anfrage zusammengetragen – das wäre aus Zeitgründen überhaupt nicht möglich gewesen –, sondern deshalb, weil wir eine verantwortliche und zukunftsorientierte, das heißt vorausschauende Politik betreiben.
Da geht es um die Erstellung von Prognosen über den zukünftigen Lehrerbedarf, da geht es um eine sorgfältige Beobachtung des Lehrerarbeitsmarkts, um die Entwicklung des Lehrernachwuchses in der Ausbildung, um die sachgerechte Beurteilung der Datenlage, auch im Blick auf das Umfeld, vor allem auf die wirtschaftliche Lage.
Ich zitiere jetzt einmal aus einem Pressebericht vom 16. Februar dieses Jahres aus dem „Mannheimer Morgen“. Da sollten Sie genau zuhören, weil der Verfasser dieses Presseberichts völlig unverdächtig ist. Da steht:
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Südwesten dabei noch in einer vergleichsweise günstigen Lage.
„Baden-Württemberg hat bei der Lehrereinstellung früher die Perspektiven auf Zuwachs gestellt“, lobt Rainer Dahlem, Landesvorsitzender der sonst eher regierungskritischen Lehrergewerkschaft GEW, die Einstellungspolitik von Kultusministerin Annette Schavan (CDU).
Das Land hat seit 1990 – in Niedersachsen ist derzeit noch jede zweite frei gewordene Stelle nicht wieder besetzt worden – jede Stelle wieder besetzt und darüber hinaus bis jetzt, bis zum Jahr 2000, insgesamt 5 100 zusätzliche Stellen geschaffen.
Und dann kommt Ihr Vorschlag – der kam heute wieder aus diesen Reihen –: Lehrereinstellungen auf Vorrat. Hören Sie mir auf, meine Damen und Herren! Wer so etwas fordert, der versteht weder etwas von der Schule, noch versteht er etwas von Wirtschaft und Wirtschaften, von Haushalt und Finanzen.
(Beifall bei der CDU – Abg. Christine Rudolf SPD: Dass Sie nichts davon verstehen, haben Sie jetzt gezeigt!)
Wie war denn das in der Zeit der großen Koalition? Zwangsteilzeit im Angestelltenverhältnis nach dem Modell
Die SPD in Niedersachsen ist inzwischen klug geworden, und auch Heide Simonis hat ihre Idee, Lehrer im Angestellten- statt im Beamtenverhältnis zu beschäftigen, unlängst zu Grabe getragen.
Erstens: Wir informieren ständig die Schülerinnen und Schüler sowie die Studierenden über Entwicklungen und Chancen auf dem Lehrerarbeitsmarkt in den einzelnen Schularten und für einzelne Unterrichtsfächer.
Zweitens: Wir werben offensiv für den Lehrerberuf, und dort, wo es nötig ist, meine Damen und Herren, ergreifen wir auch strukturelle Maßnahmen
mit der Einrichtung weiterer Ausbildungsgänge, mit der Öffnung des Zugangs zum Lehrerberuf und vielem mehr.
Das aktuellste Thema, meine Damen und Herren: Woher bekommen wir die Lehrer für den Bereich der Informations- und Telekommunikationsberufe? Dazu hat die Landesregierung im September des letzten Jahres ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen: Wert 52 Millionen DM, Wirkung jetzt bereits zum Einstellungstermin Februar. Es ist immerhin gelungen, an die 30 Fachspezialisten aus der Wirtschaft für unsere beruflichen Schulen zu gewinnen.
Meine Damen und Herren, im Jahr 2000 sind alle frei gewordenen Stellen durch gut geeignete Lehrerinnen und Lehrer wieder besetzt worden. Im Jahr 2001 werden wir genauso wenig Probleme bekommen. Die Kassandrarufe der SPD liegen völlig daneben.
(Abg. Maurer SPD: Ja, alles wird gut! – Abg. Christine Rudolf SPD: Sie wissen aber, dass Kas- sandra Recht hatte, nur wollte niemand auf sie hö- ren! Das ist das falsche Zitat!)
Aber wir müssen jetzt schon durch entsprechende Maßnahmen dafür sorgen, dass mittelfristig und langfristig keine Probleme entstehen. Da aber sitzen alle Länder ohne Ausnahme im gleichen Boot. Bei manchen ist das Problem größer, bei manchen kleiner, bei uns laut Herrn Dahlem am kleinsten.