Ich meine, Kritik der Opposition ist okay. Ich lade Sie aber jetzt zu einer Verantwortungsgemeinschaft ein.
Wenn Sie sagen: „Bei Medien, Computern, IT müssen wir in der Ausstattung mehr tun“, dann sage ich Ihnen eines: Wenn sich ein SPD-Kollege als Schulleiter bewirbt, dann sagt er: „Hoffentlich hat dort im Gemeinderat oder im Kreistag nicht die SPD die Mehrheit.“ Das ist die Wahrheit.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Oh-Rufe von der SPD – Abg. Wintruff SPD: Wenn er Ihr Parteibuch nicht hat, wird er doch gar nicht ge- nommen!)
Zweiter Punkt: Frau Kollegin, Sie sprechen vom Lehrermangel. Wenn alle so ausbilden würden wie unsere Handwerksmeister, dann wären fast alle im dualen System. Wir müssen in unserem Land als Ausfallbürge Vollzeitschulen bereithalten, die das Dreifache an Deputaten erfordern. Denn die Großindustrie erfüllt nicht ihre Aufgabe – vornehmlich dort, wo die Betriebe durch SPD-Mitglieder mitbestimmt werden –;
Dritter Punkt: In Baden-Württemberg sind Hunderte von Menschen Hilfsarbeiter geblieben, weil sie nicht qualifiziert genug sind,
um Facharbeiter werden zu können. Ihnen haben Sie aus ideologischen Gründen den Weg zur beruflichen Qualifikation abgeschnitten, weil Sie gegen den qualifizierten Abschluss unterhalb des Facharbeiterniveaus sind.
Verehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es fällt mir zwar schwer, lieber Herr Wintruff, aber ich muss Ihnen Recht geben. Sie sagen, die beruflichen Schulen seien Baustellen.
Gott sei Dank haben wir solche Baustellen. Wir veranlassen, dass gebaut wird. Die Schulen nutzen zunehmend den Freiraum, den sie auch angemahnt haben, um selbst Baustellen zu errichten. Beides gehört zusammen. Dort, wo gebaut werden muss, wird gebaut.
Die Qualität, die Akzeptanz der beruflichen Bildung hängt ganz wesentlich davon ab, dass die beruflichen Schulen wahrnehmen, dass sie darauf reagieren, dass sie eine Antwort auf das finden, was sich in Wirtschaft und Gesellschaft verändert.
Der Erfolg der beruflichen Bildung hängt davon ab, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft funktioniert. Er hängt davon ab, dass die Rahmenbedingungen, für die wir im Landtag und in der Landesregierung politisch verantwortlich sind, stimmen. Der Erfolg hängt auch davon ab, dass wir die Ressourcen, die notwendig sind, zur Verfügung stellen und die Investitionen, die getätigt werden müssen, auch vornehmen.
Ich glaube, auf diese Fragen gibt die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der CDU-Fraktion vielfältig Auskunft. Darin werden genau die Handlungsfelder angesprochen, die für die Weiterentwicklung der Baustelle „berufliche Schulen“ notwendig sind.
Ich meine, dass sich der Leistungsstand unserer beruflichen Schulen wahrlich sehen lassen kann. Der Standard beruflicher Bildung in Deutschland befindet sich im europäischen und im weltweiten Vergleich überall auf einem guten Niveau. Aber Baden-Württemberg fällt durch einige Besonderheiten auf, und zwar vor allem positiv.
So hält erstens der Schülerzuwachs an beruflichen Schulen weiter an. Er nimmt von Jahr zu Jahr sogar weiter stark zu.
In diesem Schuljahr sind es 8 350 Schülerinnen und Schüler mehr, 1 600 in Vollzeit- und 6 750 in Teilzeitangeboten.
Liebe Frau Kuri, eine kleine Korrektur zu Ihrer Aussage zum Berufsvorbereitungsjahr: Nach der ersten Auswertung der Schulstatistik – ich glaube, das ist ein erfreuliches Ergebnis – stagniert der Besuch des Berufsvorbereitungsjahrs oder geht sogar leicht zurück. Er steigt nicht weiter an wie in den vergangenen Jahren.
Ja, gut, aber die Alternative – – Wo ist die Lehrstelle dafür? Die Vorbereitung auf die Lehrstelle über das Berufsvorbereitungsjahr ist ein gutes Angebot.
Zweiter Punkt – ich komme jetzt gleich darauf –: Das Bildungsangebot, das Angebot an Teilzeit- und an Vollzeitausbildungsgängen ist nirgends so vielfältig und so differenziert wie bei uns in Baden-Württemberg. Das gilt sowohl für leistungsstarke als auch für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler. Damit spiegeln die beruflichen Schulen genau die wirtschaftliche Realität wider. Auf Veränderungen in der Wirtschaft gibt es eine Antwort mit einem entsprechenden schulischen Angebot. Das spiegelt aber auch die unwahrscheinlich große Bandbreite schülerischer Leistungsmöglichkeiten wider, vom ganz schwachen bis zum erfolgreichen, leistungsstarken Schüler.
Der dritte Punkt – es ist jetzt mehrfach angesprochen worden, und man sollte einfach einmal zur Kenntnis nehmen, dass dies auf der einen Seite positiv ist, auf der anderen Seite aber auch mit Problemen zusammenhängt – betrifft die Frage, wie hoch wir die Messlatte politisch legen sollen. Das haben wir frei in der Hand. Die Messlatte im dualen System liegt bei uns in Baden-Württemberg eben bei 13 Wochenstunden. Ich sage Ihnen einmal: Mir ist es viel lieber, wir belassen diese Messlatte und erreichen sie nicht ganz
und können dann sagen, soundso viel Prozent fallen aus, als dass wir die Messlatte herunterholen, so, wie es in anderen Bundesländern durchgehend der Fall ist. Selbst dabei erreichen die keine hundertprozentige Unterrichtsversorgung, sondern haben auch Unterrichtsausfall.
(Abg. Wintruff SPD: Sie erreichen aber die Mess- latte zwölf auch nicht! Zwölf erreichen Sie doch noch nicht mal!)
Lieber Herr Wintruff, jetzt in aller Ruhe: Wir haben es ja schon ein paar Mal im Ausschuss diskutiert. Es gibt auch Angebote im dualen System, bei denen es gar nicht notwendig ist, 13 Stunden anzubieten.
Weil wir gerade beim dualen System und bei der Stundentafel sind, noch eine Bemerkung dazu, liebe Frau Rastätter: Dass zur Stärkung der fremdsprachlichen Kompetenz Englisch in allen beruflichen Angeboten im dualen System verbindlich gemacht wird, ist schon außerordentlich wünschenswert. Aber es gibt überhaupt kein Land, in dem die Fremdsprache im dualen System verpflichtend ist. Sie liegt immer im Wahlbereich. Wenn wir 12 oder 13 Unterrichtsstunden – darüber können wir weiter hin- und herstreiten, wir haben aber immerhin am meisten – anbieten, ist die Wahrscheinlichkeit auf jeden Fall wesentlich größer, dass dann auch Englisch vorkommt, als wenn wir die Messlatte herunternehmen und sie auf acht oder zehn Stunden legen.