Protokoll der Sitzung vom 28.05.2003

(Minister Dr. Frankenberg)

und auch zu einem zentralen Bestandteil von Forschung und Lehre machen.

Die Hohenheimer Versuchsstation Kleinhohenheim wird ausschließlich ökologisch bewirtschaftet. Die notwendige Verzahnung und Koordination dieser verschiedenen Disziplinen zu einem einheitlichen Ansatz vor allem in der Lehre wird durch die Koordinationsstelle für ökologischen Landbau sichergestellt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

An der Fachhochschule Nürtingen wird das Gebiet ökologischer Landbau durch eine Professur abgedeckt. Sie führt Lehrveranstaltungen in den Bereichen Ökologie, Agrarökologie, ökologischer Landbau, aber auch zum Thema „Betriebsumstellung auf den ökologischen Landbau“ durch. Auch auf ihrer Versuchsstation gibt es Felder für ökologische Bewirtschaftung.

(Abg. Kiefl CDU: Sehr richtig!)

Die Universität Hohenheim sieht in ihrem Struktur- und Entwicklungsplan für die Zeit bis 2006 den weiteren Ausbau dieses Bereichs vor, und zwar in Form der Einrichtung einer Forschungsstelle für ökologischen Landbau. Damit soll allerdings auch das Lehrangebot im Bereich ökologischer Landbau erweitert werden. Auch in dem neu einzurichtenden Life Science Center wird die Frage der Ökosysteme und des Bioressourcenmanagements eine wichtige Rolle spielen.

Wir denken, dass die Verankerung des ökologischen Landbaus in Hohenheim und in Nürtingen bislang in zufrieden stellender Weise gelungen ist.

Angesichts der Beschränkung der öffentlichen Haushaltsmittel ist die Einrichtung eines Lehrstuhls für ökologischen Landbau, den wir nicht für unsinnig halten, durch Haushaltsmittel zurzeit undenkbar. Möglich wäre eine Umschichtung im Rahmen der Universität Hohenheim.

(Abg. Teßmer SPD: Also nichts wie hin!)

Dies ist in allererster Linie eine Frage der Autonomie und ist im Rahmen der auch von vielen hier im Hause immer wieder betonten Autonomie der Hochschule zu lösen. Die Gremien der Universität haben die Entscheidung getroffen, einen Schwerpunkt Food Chain Management einzurichten. In diesem Schwerpunkt spielt ökologischer Landbau durchaus eine Rolle; denn wenn wir uns fragen, was Ökologie hier eigentlich bedeutet, so erfahren wir: Das bedeutet Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen wie des Bodens und bedeutet Verträglichkeit für die Konsumenten. Genau diesen Ansatz von der Produktion über die Ernährungsverträglichkeit und Gesundheitsverträglichkeit greift dieser Food-Chain-Management-Ansatz auf.

(Abg. Kiefl CDU: Das ist ja nichts Neues!)

Wenn wir eine zusätzliche Professur für ökologischen Landbau in Hohenheim errichten wollen – und der Präsident der TU München ist sicherlich ein kluger Präsident;

(Abg. Teßmer SPD: Das hat niemand bezweifelt!)

man muss natürlich auch die Gewichtung eines Lehrstuhlinhabers richtig einschätzen –, dann geht dies eigentlich nur über eine Stiftungsprofessur. Das Ministerium würde die Einrichtung einer solchen Stiftungsprofessur nachdrücklich befürworten, und sicherlich würde die Universität Hohenheim dies nicht nur akzeptieren, sondern auch begrüßen, begleiten und dazu auch eigene Ressourcen zur Verfügung stellen. Wir haben ja viele sinnvolle Ergänzungen von Fächerangeboten an unseren Hochschulen durch die inzwischen, glaube ich, über 60 Stiftungsprofessuren im Land erreichen können. Wenn also alle, die diesem Ziel dienen wollen, die Initiative mit unterstützen, Unternehmen dafür zu gewinnen, einen solchen Stiftungslehrstuhl einzubringen und zu stiften, wäre dies von unserer Seite her hochwillkommen.

Ich glaube, dass es aber ansonsten wichtig ist, zu betonen, dass dieser Ansatz „ökologischer Landbau“ in allen Lehrstühlen und Bereichen einer landwirtschaftlichen Fakultät verankert bleiben muss. Wir können es uns nicht leisten, in Forschung und Lehre zwischen ökologischem Landbau und traditionellem Landbau zu differenzieren.

(Abg. Kiefl CDU: Sehr richtig! – Abg. Kleinmann FDP/DVP: Sehr gut! – Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/DVP)

Insofern ist der Grundweg des integrativen Ansatzes richtig und wäre eine solche Stiftungsprofessur nur eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Ansatzes.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Glocke des Präsidenten)

Herr Minister, gestatten Sie noch eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Teßmer?

Bitte.

Herr Teßmer.

Herr Minister, bei aller Wichtigkeit des konventionellen Anbaus wird uns gesagt, dass vor allem in Hohenheim die akademische Ausbildung vom Prinzip her sehr gut ist.

Aber Sie vergessen Ihre Frage nicht!

Gleich kommt die Frage. Nein, ich vergesse die Frage nicht.

Aber kann es sein, dass zu wenig Praxis vermittelt wird? Man sagt uns nämlich: Es genügt nicht, um tatsächlich einen Hof ökologisch zu bewirtschaften. Können Sie das bei einer eventuellen

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Forschung!)

Forschung, ja, eben – Professur stärker berücksichtigen, oder können Sie mit den jetzigen Mitteln mehr machen? Es wird ganz klar gesagt, wie ein Hof konventionell zu führen

ist. Können wir das auch für den ökologischen Bereich etwas forcieren?

(Abg. Kiefl CDU: Das muss auf den Betrieb!)

Der Betrieb kommt kaum vor, Herr Kollege. Das wissen Sie auch.

Man muss ja, glaube ich, beim Ansatz von Forschung und Lehre zwischen Universität und Fachhochschule unterscheiden. Die Fachhochschule hat den Auftrag, sehr viel berufsnäher auf die Praxis hin orientiert auszubilden.

(Abg. Teßmer SPD: Ich hatte nach Nürtingen ge- fragt!)

Ich hatte Sie so verstanden, dass Sie nach Hohenheim gefragt haben.

(Abg. Teßmer SPD: Nein, es geht um Nürtingen!)

Ich glaube, Sie hatten Hohenheim genannt.

(Abg. Teßmer SPD: Bei Hohenheim geht es um die Professur, aber beim anderen geht es um das Vor- handene!)

Ich habe das jetzt richtig verstanden,

(Abg. Teßmer SPD: Ich kann es gern noch einmal kurz fassen, wenn Sie es möchten! – Abg. Klein- mann FDP/DVP: Jetzt reicht es!)

auch wenn Sie so nicht gefragt haben.

(Vereinzelt Heiterkeit und Beifall – Abg. Teßmer SPD: Der Inhalt ist wichtig!)

Ich kann Ihnen jetzt natürlich nicht sagen kann, ob die volle Praxisnähe in Nürtingen gegeben ist. Aber Nürtingen hat einen sehr guten Ruf als Fachhochschule

(Abg. Teßmer SPD: Sehr richtig!)

hinsichtlich der Ausbildung für den Landbau. Ich denke, dass gerade die von dort kommenden Absolventen genau das Rüstzeug mitbringen, um auch ökologischen Landbau zu betreiben. Dass jeder Hochschulabsolvent eine bestimmte Praxislücke hat,

(Abg. Kiefl CDU: Klar! Dafür muss er auf den Be- trieb!)

ist völlig selbstverständlich. Das betriebliche Lernen kann eigentlich nur in der Praxis des Betriebs geschehen. Dem sind die Fachhochschulen etwas näher, als es eine Universität ist und von ihrem Profil her auch sein kann; denn an der Universität muss der Schwerpunkt naturgemäß mehr auf der Forschung und auf der Theorie liegen als an der Fachhochschule.

(Beifall bei der CDU sowie der Abg. Beate Fauser und Kleinmann FDP/DVP)

Das Wort erhält Herr Minister Stächele.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich will in wenigen Sätzen zum ökologischen Landbau in Baden-Württemberg Stellung nehmen und insbesondere noch einmal hervorheben, wo wir stehen und was vor uns liegen könnte.

Zunächst einmal spreche ich für seine Bemühungen Dank an Minister Frankenberg aus. Wir werden es schaffen. Es ist im Moment nicht ganz einfach, solche Professuren einzurichten.