Protokoll der Sitzung vom 02.02.2011

Der EnBW-Ankauf ist ohne eine vorherige sorgfältige Unter nehmensbewertung, genannt Due Diligence, durchgeführt worden. Sie haben bis heute dem Finanzausschuss keinen Wirtschaftsplan über die weitere Entwicklung und über Ihre Finanzierungskonstruktion vorlegen können. Die „Financial Times“ nennt das „Schwäbische Milchmädchenrechnung“. Ich glaube, da hat sie durchaus recht.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Schließlich etablieren Sie einen Regierungsstil, der auf Ge heimniskrämerei beruht. Schon im Untersuchungsausschuss zum Polizeieinsatz im Schlossgarten ist deutlich geworden, dass zu wichtigen Besprechungen im Vorfeld keine Protokol le auffindbar waren.

(Abg. Walter Heiler SPD: Unglaublich!)

Jetzt wird das Vorliegen von Gutachten behauptet, die gar nicht existieren. Ich sage Ihnen eines: Demokratie lebt von Transparenz und Nachvollziehbarkeit; sonst ist auch keine de mokratische Kontrolle mehr möglich.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zurufe der Abg. Dr. Klaus Schüle und Karl Zim mermann CDU)

Ich bin schon froh, dass zumindest der Kaufvertrag schriftlich geschlossen wurde, meine Damen und Herren.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

All dies lässt das Land nicht als seriösen Geschäftspartner im Wirtschaftsleben erscheinen.

(Oh-Rufe von der CDU – Zuruf des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU)

Dieses Gebaren entspricht nicht dem eines ehrbaren Kauf manns.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Klaus Herr mann CDU)

Deshalb appelliere ich hier und heute an Sie: Schicken Sie nicht Ihren Hausmeier vor.

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Stellen Sie sich selbst der Verantwortung. Stehlen Sie sich nicht aus der politischen Verantwortung für diesen Fehler. Räumen Sie ihn ein. Entschuldigen Sie sich heute vor dem Parlament und in der Öffentlichkeit.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Sie können sich ent schuldigen!)

Alles andere wäre ein schwerer Schaden für die politische Kultur in unserem Land.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Die Landesregierung hat sich um den EnBW-Deal herum in zahlreiche Widersprüche verstrickt. So ist z. B. bis heute die Rolle des Finanzministers völlig unklar.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Offenkundig wurde er erst wenige Stunden vor Vertragsab schluss informiert. Interessanterweise wurde aber dann diese Stellungnahme der Anwaltskanzlei vom Finanzministerium nachträglich in Auftrag gegeben. Aber es liegt doch der Ver dacht nahe, dass der Finanzminister gar nicht ausreichend über Vertragsinhalte und über die rechtlichen Voraussetzungen der Anwendung des Notbewilligungsrechts informiert war,

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Fragen Sie einmal den Finanzminister!)

um es dann absegnen zu können.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sonst könnte man es doch sagen! – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Herr Schmid, fragen Sie den Finanzminister!)

Herr Stächele, Sie wurden in dieser Affäre zu einem reinen Abnicker degradiert.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Bis heute ist auch unklar, wie genau die Honorare für Morgan Stanley aussehen und welche persönlichen Vorteile Herr Not heis aus diesem Geschäft gezogen hat. Ich sage Ihnen, Herr Mappus: Hier ist nun wirklich brutalstmögliche Aufklärung erforderlich.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Karl Zimmermann CDU: Sie benehmen sich sehr grenz wertig, Herr Kollege! – Abg. Albrecht Fischer CDU: Lauter Unterstellungen hier! – Abg. Dr. Klaus Schü le CDU: Frau Vogt hätte das anders gemacht!)

Ich darf Ihnen zum Schluss aus der heutigen Ausgabe des „Handelsblatts“ zitieren:

Einst standen Deutschlands Konservative, zumal im Sü den, für Gründlichkeit, Wahrhaftigkeit und eine wertebe zogene Politik. Nun stehen sie für mündliche Gutachten und schnelle Notlügen.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei den Grünen – Zurufe von der SPD: Bravo! – Abg. Hel mut Walter Rüeck CDU: Schwach, schwächer, Schmid!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Hauk.

(Zuruf von der SPD: Das hat keinen Wert! – Abg. Rainer Stickelberger SPD: Pflichtverteidiger!)

Herr Präsident, meine sehr verehr ten Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Schmid, was Sie hier abgeliefert haben,

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Das passt euch nicht, gell?)

das ist im Prinzip nur noch die letzte Notbremse vor der Land tagswahl,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das letzte Aufbäumen der SPD!)

um von der eigenen Unfähigkeit, von Konturlosigkeit, von Konzeptlosigkeit, von Inhaltslosigkeit abzulenken.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Zu diesen kommt jetzt auch noch die Stillosigkeit hinzu.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Das sagt der Richtige! – Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Entschuldigung, Herr Kollege Schmid, was Sie hier gerade produziert haben und was Sie in den letzten Tagen produziert haben, schreit am Ende zum Himmel.

(Abg. Dieter Hillebrand CDU: Stinkt zum Himmel!)

Diese Aussage will ich auch einmal ganz kurz begründen. Ers tens: Sie selbst sagen, der Ankauf – das haben Sie vorhin ge sagt – war richtig. Ja, der Ankauf war richtig. Er war richtig, und er war notwendig.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zuruf der Abg. Katrin Altpeter SPD)

In Ihrem Regierungsprogramm steht auch:

Eine SPD-geführte Landesregierung wird die an EnBW erworbenen Anteile in Landeshand halten und für eine aktive Industriepolitik nutzen.

So weit zum Regierungsprogramm der SPD.

(Beifall bei der SPD – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was wollen Sie? – Zuruf des Abg. Klaus Herrmann CDU)

Zum Kauf sagen Sie Ja. Das haben Sie immerhin vor ein paar Wochen noch anders gesehen. Sie haben nämlich der Bürg schaft des Landes, die für den Kauf notwendig war, nicht zu gestimmt.