Protokoll der Sitzung vom 26.11.2009

Ich meine vieles, was zu einer Verteuerung von Straßenbaumaßnahmen auf höchstem Niveau führt.

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Wollen Sie vom Lärmschutz abrücken? – Zuruf der Abg. There- sia Bauer GRÜNE)

Nein, überhaupt nicht, Herr Kollege Kretschmann.

(Zurufe – Unruhe)

Ich bin doch auch bei Ihnen.

Ich will aber abschließend sagen, meine Damen und Herren: Wir müssen die eingetretenen Pfade verlassen, wenn wir die wirklich drängenden Aufgaben der Zukunft lösen wollen. Anders gesagt – in Bezug auf die konventionelle Finanzierung –: Wenn das Pferd tot ist, wird es für den Indianer Zeit, abzusteigen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Ste- fan Mappus CDU zu Abg. Claus Schmiedel SPD: Claus, jetzt kommt die zweite Runde!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Bachmann.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei den Freien Demokraten hat bereits im Jahr 2005 ein Landeshauptausschuss die Nutzerfinanzierung für das Straßenwesen beschlossen.

(Unruhe – Abg. Karl Zimmermann CDU: Das habe ich gar nicht mitbekommen!)

Seitdem treten wir für genau das ein, was der Innenminister des Landes gesagt hat, nämlich für eine Vignettenlösung, und zwar deswegen, Kollege Schmiedel, weil diese Lösung schnell kommen kann.

(Zuruf der Abg. Theresia Bauer GRÜNE)

Wir wollen, dass das Geld für den Straßenbau, das wir dringend benötigen, jetzt bald und nicht irgendwann am SanktNimmerleins-Tag zur Verfügung steht. Das war uns schon 2005 wichtig, und das ist uns heute noch immer wichtig.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Wir möchten seitens unserer Fraktion unserem Koalitionspartner und dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion ausdrücklich für die klaren Worte danken, dass das Geld – so, wie es uns wichtig ist – zu 100 % in den Straßenbau fließen soll.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU)

Es ist deutlich geworden – Kollege Schmiedel hat es gezeigt –: Hier in Baden-Württemberg muss in den Straßenbau investiert werden.

Lieber Herr Kretschmann, dass Sie keine Straßen bauen wollen, wissen alle. Aber wir wollen eben Straßen bauen.

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Da ist ein ganz entscheidender Unterschied zwischen den anderen Fraktionen in diesem Haus und den Grünen,

(Zurufe der Abg. Edith Sitzmann und Franz Unter- steller GRÜNE)

und dazu stehen wir. Wir wollen nicht entscheiden, wie sich die Menschen fortbewegen, ob sie ein Automobil benutzen, etwa weil sie z. B. im ländlichen Raum Schwierigkeiten haben, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

In Stuttgart ist das kein Problem, Frau Lösch. Das wissen wir beide. Aber im ländlichen Raum beispielsweise macht es einen massiven Unterschied. Sie sind mit der Lenkung doch erst zufrieden, wenn neben jedem Autofahrer ein Sparkommissar oder ein Ökokommissar sitzt.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Oje!)

Wir wollen, dass die Menschen ihr Leben selbst bestimmen können.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Win- fried Kretschmann GRÜNE: Aber nicht auf Kosten der Umwelt! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Schwa cher Auftritt!)

Nun zu der Mär von den nicht vorhandenen Mehreinnahmen.

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion hat Ihnen doch die Zahl gesagt: 23 % ausländische Autofahrer bedeuten 23 % Mehreinnahmen, wenn wir das Ganze ansonsten aufkommensneutral ausgestalten.

Herr Kollege Kretschmann, was Sie uns da zu den 40-Tonnern erzählen wollten, habe ich nicht verstanden.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Das glaube ich, dass Sie das nicht verstehen!)

Sie haben das Unverständnis hier im Saal sicher auch an den Zwischenrufen gemerkt. Die Lkw-Maut ist da, und sie wird auch bezahlt. Das ist auch richtig; die Lkw-Maut wird akzeptiert. Aber die Nutzer wollen dafür auch Straßen haben.

(Zurufe von der CDU – Unruhe – Glocke des Präsi- denten)

Aber was die Pkw-Maut betrifft, ist es so: Die Urlauber, die durch Deutschland reisen, oder auch alle anderen zahlen für unsere Straßen nicht mit. Sie sollten dies aber tun. Wir sind eben im Herzen Europas.

(Beifall der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP – Leb- hafte Unruhe)

Die Beispiele sind gefallen: Albanien und Finnland haben vielleicht weniger Verkehr und natürlich auch deutlich weniger Durchgangsverkehr als wir. Da muss man vielleicht noch Steuergelder einsetzen. Bei uns ist dieses Modell einfach nicht mehr zeitgemäß.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und des Abg. Karl Zimmermann CDU – Abg. Ursula Hauß- mann SPD: Oje! – Zuruf des Abg. Claus Schmiedel SPD)

Kollege Schmiedel, „1 Milliarde € weniger“ – Sie haben den Ministerpräsidenten zitiert; die Zwischenrufe haben es Ihnen gezeigt –: Wer war denn bis vor wenigen Wochen Bundesverkehrsminister?

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es!)

Kann es sein, dass das vielleicht Ihr Genosse Tiefensee war,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Elf Jahre!)

der die Milliarde gestrichen hat,

(Zurufe von der CDU: Eijeijei! – Abg. Karl Zimmer- mann CDU: Hört, hört!)

und das, obwohl massive Mehreinnahmen durch die LkwMaut gekommen sind? Das ist doch eine Umsteuerung zulasten des Straßenverkehrs und letztlich auch zulasten der Wertschöpfung.

(Unruhe)

Kollege Kretschmann, Sie sprachen von „rollenden Warenlagern“. Unser Fraktionsvorsitzender hat Ihnen zu Beginn deutlich erklärt: Die Lager rollen nicht, sondern sie stehen. Sie stehen deshalb, weil wir dort, wo sie gebraucht werden, nicht genug Straßen bauen.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Der zweite Punkt: Haben Sie schon einmal Lkws außer im Stau auf der Autobahn stundenlang herumstehen sehen? Ich nicht. Die fahren ganz normal vom Start zum Ziel und liefern ihre Ware ab. Über die Verkehrsverlagerung auf die Schiene, auf die Wasserstraße können wir gern reden. Dafür sind wir, glaube ich, alle. Aber wenn es nicht funktioniert, weil Ziel und Start eben so liegen, dass man vernünftigerweise auf den Lkw zurückgreifen muss, dann ist es so, dass die Lkws da rollen, und zwar nicht als Warenlager, sondern weil die Ware ankommen muss, damit unsere Industrie funktioniert.

(Beifall bei der FDP/DVP)