Protokoll der Sitzung vom 29.06.2011

Heiner Geißler hat eine ganze Latte weiterer Auflagen ge macht, die das Projekt verbessern sollen: Barrierefreiheit, mehr Sicherheit, breitere Bahnsteige, neuntes und zehntes Gleis – alles sehr aufwendige und sehr teure Punkte.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Halt mal, Herr Mi nister! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Falsch! Das hat er nicht gesagt! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Schade, dass man nicht zwischenfragen darf! – Weitere Zurufe – Glocke des Präsidenten)

Ich kenne den Text nahezu auswendig.

Herr Minister Hermann – –

Vielen Dank. Ich brauche keine Zwischenfrage.

(Abg. Peter Hauk CDU: Das ist der Dialog mit dem Parlament!)

Ich habe mich am Sonntag mit Heiner Geißler noch einmal über genau diese Passage unterhalten. Heiner Geißler weiß auch, dass er einerseits hineingeschrieben hat: Wir brauchen das neunte und zehnte Gleis.

(Widerspruch bei der CDU – Glocke des Präsiden ten)

Herr Minister Hermann, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Nein.

Zweitens hat er gesagt: Das hängt vom Stresstest ab.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Karl-Wilhelm Röhm: Das ist die Unwahrheit, Herr Minister! – Leb hafte Unruhe)

Hören Sie mir doch zu!

(Glocke des Präsidenten)

Herr Minister Hermann, ich bitte Sie, die Frage des Präsidenten zu beantworten: Gestatten Sie Zwischenfragen generell nicht oder generell alle Zwischen fragen am Schluss Ihrer Ausführungen?

Ich habe gesagt, ich möchte meine Rede im Zusam menhang darstellen.

Darf ich dann annehmen, dass Sie die Zwischenfragen am Schluss der Rede zulassen, soweit sie noch von Bedeutung sind?

Soweit sie noch von Bedeutung sind, werde ich sie dann zulassen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jetzt noch einmal zu dem neunten und zehnten Gleis: Was steht dazu drin?)

Noch einmal: Zum einen stehen das neunte und das zehnte Gleis unkonditioniert im Text, und danach stehen sie konditi oniert darin.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nein, das stimmt doch gar nicht!)

Ich will damit nur sagen: Da gibt es unterschiedliche Interpre tationen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Herr Drexler hat den Text sicher dabei!)

Heiner Geißler weiß selbst, dass es da nicht so ganz eindeu tig war.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Herr Drexler, nachher eine Zwischenfrage stellen! Das ist jetzt wichtig! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Herrn Drex ler verreißt es fast!)

Ich komme zu meinem nächsten Punkt: Die Landesregierung hat von der Verfassung her auch den Auftrag, Natur und un sere Ressourcen, unsere Lebensgrundlagen – in Stuttgart spe ziell das Mineralwasser – zu schützen und zu schonen. Des wegen sind die Stadt Stuttgart und das zuständige Amt der Stadt sehr sorgfältig zugange.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Erklären Sie doch einmal, wie es zu dem Gutachten kam!)

Deswegen hat auch der Umweltminister dankenswerterweise die Fachaufsicht übernommen. Das alles ist, glaube ich, rich tig, wichtig und notwendig. Das verstehen wir auch als Teil unserer Verpflichtung.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Dr. Friedrich Bullin ger FDP/DVP: Kein Beifall von der SPD!)

Nun komme ich noch einmal zum Thema „Deutsche Bahn, Offenheit und Information“.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Wann beantworten Sie unsere Fragen?)

Es hat schon der alten Landesregierung ab und zu nicht ge passt – das konnten wir in einigen Protokollen nachlesen –, dass die Bahn mit bestimmten Informationen so zögerlich he rausgerückt ist oder manche auch gar nicht gebracht hat. Des wegen haben wir als neue Landesregierung gesagt: Für uns ist es absolut wichtig und zwingend, dass wir alle Informati onen zur Baustelle, zu den Risiken und den Kosten wirklich zeitnah bekommen.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Wir müssen auch wissen, was tatsächlich läuft. Wir dürfen nicht nur allgemeine Informationen bekommen. Vielmehr müssen wir dort, wo es Belege gibt – offenbar Belege aus dem Haus –, diese auch im Original bekommen.

Eines will ich für die Koalition auch sagen: Diese Koalition hat sich in dieser Sache zwar nicht verständigt,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das war heute deutlich zu sehen!)

aber wir haben uns in einem Punkt sehr klar verständigt. Wir haben nämlich gesagt: Es gibt keine uneingeschränkte Förde rungspflicht, wenn die Gesamtkosten 4,5 Milliarden € über steigen. Vielmehr ist diese Summe für uns der Kostendeckel, der gehalten werden muss, und von dieser Koalition gibt es keinen Euro mehr. Das steht so auch im Koalitionsvertrag.

(Beifall bei den Grünen – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Winfried Mack: Darum geht es doch gar nicht!)

Meine Damen und Herren, der Schlichtungsprozess hat den Diskurs ein Stück weit befriedet. Das kann man sagen. Er hat auch dazu beigetragen, dass die Bahn in den letzten Monaten nicht weitergebaut hat. Es ist bedauerlich, dass die Bahn jetzt wieder mit dem Bauen begonnen hat.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU)

Denn ich glaube nicht – davor haben wir sie gewarnt –, dass dies den friedlichen Charakter der Diskussion fördert.

(Zuruf der Abg. Nicole Razavi CDU)

Unsere Bitte an die Bahn war, so lange innezuhalten, bis die Veranstaltung zum Stresstest stattgefunden hat, und keine wei teren Fakten zu schaffen, keine Vergaben vorzunehmen, die dieses Projekt langfristig so weit entwickeln,

(Abg. Winfried Mack CDU: Das haben wir doch schon ausdiskutiert!)

dass es dann, wenn es zur Volksabstimmung kommt, die die se Koalition will, schon so viele Fakten gibt, dass der Aus stieg nicht mehr wirklich möglich ist.

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Das war von uns nicht gewollt, und deswegen haben wir die klare Bitte an die Bahn gerichtet, das nicht zu machen.

(Beifall bei den Grünen)

Wir haben heute Nachmittag noch Zeit, um über die Art der Finanzierung und die Kosten zu sprechen. Deswegen erspare ich mir an dieser Stelle Ausführungen dazu.

(Zuruf des Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU)

Aber ich will noch einmal etwas zur Information über den Stresstest sagen. Auch hierzu gibt es leichte Sprachverwir rung; das kann man wohl sagen.