Sie möchten unserer Gesellschaft in allen Bereichen autoritär vorschreiben, wie sie zu leben hat – den Frauen durch Ihre Fa milienpolitik, und jetzt sollen Schülerinnen und Schüler im Schulhof auch nicht mehr so reden dürfen, wie sie es wollen und wie sie es können.
An Integration, am Wohl aller Schülerinnen und Schüler und an einer friedlichen Gesellschaft haben Sie kein Interesse.
Sie fordern Deutsch als verpflichtende Umgangssprache an Schulen auch außerhalb des Unterrichts. Wie wenig durch dacht diese Forderung ist, sehen Sie daran, dass Sie nur Brenn punktschulen aus Berlin als Beispiel nennen. Wir haben aber auch andere Schulen,
z. B. internationale Schulen, bilinguale Schulen oder Privat schulen, bei denen wir stolz sind, dass dort auch Englisch, Französisch oder Chinesisch gesprochen wird.
Muttersprache ist laut der UNESCO ein kulturelles Menschen recht. Wir alle brauchen eine Muttersprache für unsere psy chische und emotionale Stabilität, und aus der Forschung wis sen wir, dass gute Kenntnisse in der Muttersprache das Deutschlernen erleichtern.
(Lachen bei der AfD – Abg. Bernd Gögel AfD: Sie haben doch vorhin zehn Minuten nicht zugehört! – Glocke der Präsidentin – Unruhe)
Kinder und Jugend liche haben ein Recht auf die Achtung ihrer Würde, und un sere Landesverfassung beinhaltet ausdrücklich das Recht, sich mit anderen Menschen in der eigenen Sprache zu unterhalten.
Ich frage mich auch, wie Sie die Verpflichtung für deutsche Sprache kontrollieren möchten. Soll es ein Bespitzelungssys tem geben, bei dem Schülerinnen und Schüler sich gegensei tig kontrollieren und denunzieren?
Oder soll die Kontrolle den Lehrkräften noch aufgebürdet werden, oder soll es gar einen Security-Dienst auf dem Schul hof geben?
Das geht in die gleiche Richtung wie Ihr Vorschlag, Schüler sollen ihre Gemeinschaftskundelehrer bespitzeln und denun zieren. Wer hier keine Parallelen zur Stasi und zur Nazizeit zieht,
(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU und der SPD – Lachen bei der AfD – Zuruf von der AfD: Sie sollten sich schämen! Ein Unsinn ist das!)
In Ihrem Antrag bezeichnen Sie eine verbindliche Schulspra che Deutsch als eine effektive Maßnahme der Integration und nennen als positive Beispiele zwei Berliner Schulen. Aber Sie ignorieren zwei entscheidende Punkte: erstens, dass die Ver einbarung zu Deutsch als Umgangssprache in diesen Schulen auf einer Initiative der Lehrer, der Schüler und der Eltern schaft basiert. Das ist etwas ganz anderes als ein Dekret aus dem Ministerium, wie Sie es fordern.
Zweitens verschweigen Sie, dass sich in diesen Schulen die gesamte Unterrichtsstruktur geändert hat: Kunstkooperatio nen wurden gebildet, der Musikunterricht wurde verstärkt.
Hören Sie zu! – Kleine Lerngruppen und eine individuelle sprachliche Förderung mit einem Sprachbildungskonzept und entsprechenden Fortbildungen für die Lehrkräfte wurden ins Leben gerufen. Entscheidend für den Erfolg der Berliner Schulen war also auch eine Vielzahl anderer sozialer, didak tischer und methodischer Maßnahmen.
Schule muss Lern- und Lebensraum für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen sein. Integration ist nicht das Gleiche
wie Assimilation. Wenn Sie, Herr Balzer, im Auslandsschul dienst wären, würden Sie sicher auch einmal auf dem Schul hof Deutsch sprechen wollen.
Die Forschung zeigt uns, dass in angenehmer Atmosphäre er folgreicher gelernt wird. Zwang, Ausgrenzung, Angst und Un terschiede in der Wertigkeit von Schülerinnen und Schülern dürfen daher in der Schule keinen Platz haben.
Was wir brauchen, ist eine verlässliche, frühe Sprachförde rung, und diese bieten wir im Rahmen des Pakts für gute Bil dung und Betreuung.
Ich möchte noch einmal daran erinnern: Es gibt die Möglichkeit für eine Kurzinterven tion vom Mikrofon aus oder auch für eine Zwischenfrage.
(Abg. Anton Baron AfD: Das wissen wir, Frau Prä sidentin! Das wissen wir! Da brauchen Sie uns nicht zu belehren!)
Wir haben uns auch Regeln gegeben, wie wir hier die Debat te führen. Ich darf noch einmal daran erinnern, dass das auch genutzt werden darf.