Protokoll der Sitzung vom 25.09.2024

Maßnahmen, die aktuell an unseren Schulen umgesetzt wer den, sind im ganz praktischen Schulbetrieb, dass Lehrkräfte in MINT-Fächern von ihren Zweitfächern entlastet werden, sodass sie mehr in den MINT-Fächern arbeiten können.

Wir haben in diesem Schuljahr – das muss ich wirklich beto nen – die Zahl der offenen Lehrerstellen von 850 vor zwei Jah ren auf 250 in diesem Jahr reduzieren können. Wir sind damit wirklich dabei, die Lücke zu schließen.

Ich muss mal damit aufräumen, dass wir im Land die Studi enplätze im Bereich der Pädagogischen Hochschulen und der Universitäten für den Lehrkräfteberuf nicht decken könnten.

Herr Kollege Kern, Sie sagen, wir, das Land, sollten den NC abschaffen. Das Land hat keinen Einfluss auf den NC. Der NC wird von den Hochschulen festgelegt. Aufgrund dessen, dass wir mehr Bewerberinnen und Bewerber als Studienplätze ha ben, ist es den Hochschulen überlassen, ob sie dafür NCs fest legen. Wir haben an den Pädagogischen Hochschulen nach wie vor eine hohe Nachfrage. Obwohl wir – das will ich jetzt auch ergänzen, denn diese Forderung haben Sie ja gestellt – im Bereich der Grundschulen die Zahl der Studienplätze von 800 auf jetzt knapp 1 800 mehr als verdoppelt haben, haben wir dort mehr Bewerberinnen und Bewerber. Es liegt an den Hochschulen, zu entscheiden, wie sie ein Auswahlverfahren dafür treffen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen)

Frau Staatssekretärin, gestat ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Jung von der FDP/DVP-Fraktion?

Wenn es hilft.

(Zuruf von den Grünen: Das weiß ich nicht!)

Herr Abgeordneter.

Frau Staatssekretärin Boser, Sie haben jetzt viele wichtige Sachen gesagt, auch zum MINT-Bereich.

Ich bin auch noch nicht fer tig. Es kommen noch ein paar Sachen.

Die Frage, die ich mir stelle, ist nur, wie wichtig dieses Thema der Landesregierung ist, wenn außer Ihnen überhaupt kein Vertreter der Landesre gierung da ist. Wo ist die Landesregierung? Oder sind Sie die Landesregierung?

(Zuruf der Abg. Gabriele Rolland SPD – Zurufe von den Grünen)

Ich bin hier. Ich stehe für dieses Thema zur Verfügung, und wenn Sie mit mir nicht zu frieden sind, können Sie sich am Ende bei der Landesregie rung beschweren.

(Abg. Dr. Christian Jung FDP/DVP: Wir sind hier das Parlament! Hier ist keine Landesregierung da!)

Ich fühle mich trotzdem wohl.

(Abg. Dr. Christian Jung FDP/DVP: Wo ist die Lan desregierung, Frau Staatssekretärin? – Zuruf des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP)

Herr Dr. Jung – –

Frau Staatssekretärin, die Fra ge ist an Sie gestellt worden. Trotzdem erlaube ich mir, mich in dieser Frage mit einzumischen.

(Abg. Anton Baron AfD: Bei wem kann man sich be schweren?)

Die Landesregierung meldet hier vormittags, inwieweit es Verhinderungs- und Entschuldigungstermine gibt. Darüber werden Sie als Abgeordnete auch informiert. Die Landesre gierung steht im Moment hier am Mikrofon und gibt eine Er klärung ab. Ich denke, damit sind wir, das Parlament, ausrei chend über Ihre Frage informiert worden.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf: Das ist wirklich peinlich! – Unruhe)

Ich darf Frau Staatssekretärin Boser bitten, die Debatte fort zuführen.

Genau. – Sie können mir jetzt zuhören oder auch nicht. Wenn Sie es interessiert, wür de ich gern weiter ausführen.

(Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP zu den Grünen: Ich dachte, ihr habt so viele Staatssekretäre für die Kom munikation! – Abg. Anton Baron AfD: Bei wem kann man sich beschweren? – Anhaltende Unruhe)

Dieses Gespräch über dieses Thema möchte ich jetzt wirklich als beendet ansehen. Die Frau Staatssekretärin gibt die Stellungnahme der Landesre

gierung ab, und ich bitte das Plenum, entsprechend mehr Auf merksamkeit aufzubringen.

(Beifall des Abg. Daniel Lede Abal GRÜNE)

Da ich jetzt in meinen Aus führungen unterbrochen wurde, würde ich jetzt gern nochmals ausführen: Wir haben momentan kein Problem, die Studien plätze zu belegen, und es liegt an den Hochschulen, ein ent sprechendes Auswahlverfahren zur Verfügung zu stellen, wenn die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber über die Zahl der Studienplätze hinausgeht. So machen das die Pädagogischen Hochschulen in ihrer eigenen Verantwortung.

Obwohl wir – das will ich auch noch mal betonen – die Zahl der Studienplätze gerade im Bereich der Grundschulen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt haben – im Moment sind wir bei etwa 1 700 Studienanfängerinnen und Studien anfängern –, haben wir kein Problem, diese Studienplätze zu belegen, was auch für die Lehrkräfteausbildung in BadenWürttemberg spricht.

Aber gerade auch im MINT-Bereich zeigt sich, dass wir wirk lich noch eine große Aufgabe vor uns haben. Wir haben bei spielsweise die Möglichkeit geschaffen – ich will gleich noch auf einzelne Beispiele eingehen –, dass Gymnasiallehrkräfte, von denen wir im Land mehr haben, als am Ende Lehrerstel len an Gymnasien zur Verfügung stehen, die Möglichkeit ha ben, in Grundschulen oder auch in den Sekundarstufen I ein gesetzt zu werden. Wir haben ein großes Maßnahmenpaket geschnürt, um nochmals im Bereich MINT die Direkteinstie ge und Seiteneinstiege zu verbessern. Darauf wurde vorhin ja auch schon eingegangen.

Herr Kollege Fulst-Blei, ich habe wirklich großen Respekt. Ich weiß, dass es schwierig ist, wenn neue Lehrkräfte aus dem Beruf heraus direkt in die Schulen gehen. Aber ich habe ei nen Teil der Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger in Bad Wildbad begrüßen dürfen und kann sagen: Das sind hoch en gagierte Menschen, die bewusst den Weg gehen, sich von ei nem Job in der Industrie, in der Wirtschaft zu verabschieden, um für die Kinder und Jugendlichen in unserem Land da zu sein und sie zu unterrichten. Davor habe ich höchsten Res pekt. Sie bereichern am Ende auch die Schulen in unserem Land, weil sie andere Erfahrungen einbringen.

Ja, für das Kollegium ist es am Anfang wirklich eine Heraus forderung, aber ich meine, dass wir damit eine gute neue Mög lichkeit geschaffen haben, damit Menschen auch nach einer Berufswahl den Einstieg in unsere Schulen schaffen.

(Beifall bei den Grünen)

Wir haben außerdem das Kontaktstudium für das Profilfach Informatik, Mathematik, Physik auf den Weg gebracht. Im vergangenen Schuljahr lief bereits der sechste Durchgang. Wir konnten dadurch 1 000 zusätzliche Personen erreichen, die dieses Kontaktstudium absolviert haben.

Natürlich sind wir auch dabei, gemeinsam mit dem MWK bei Studieninteressierten für das Lehramtsstudium zu werben, bei spielsweise mit der Kampagne „#lieberlehramt“. 60 % der Studierenden, die die Kampagne kennen, sagen, das sei eine gute bis sehr gute Kampagne.

Wir haben mit der Instagram-Anzeige 4,5 Millionen Impres sionen und eine Reichweite von 929 000 Personen erzielt. Auch das ist wirklich ein Wert, bei dem wir sagen können: Wir erreichen damit junge Menschen.

Und wir gehen auch innovative Wege in der Ausbildung, die vorhin auch schon einmal angesprochen wurden, wie der du ale Master, der damit neue Möglichkeiten eröffnet.

Zum Thema Stipendien, welches angesprochen wurde: Auch wenn wir seitens des Landes keine Stipendien zur Verfügung stellen, ist zu sagen: Es gibt Stipendien für MINT-Fächer, bei spielsweise von der Robert Bosch Stiftung oder das Kurt-Han sen-Stipendium. Es ist also nicht so, dass da keine Stipendi en zur Verfügung stünden. Aber ich habe ja vorhin schon aus geführt: Es ist momentan nicht das Problem, Lehramtsstudie rende zu finden, sondern es ist eher das Problem, dass wir in einer großen Konkurrenz um einen kleinen Teil von Personen kämpfen, die sich für MINT entscheiden.

Wir brauchen diese klugen Köpfe. Es wurde schon angespro chen, was der MINT-Nachwuchs für uns bedeutet. Deswegen richten wir beispielsweise ein MINT-Exzellenzgymnasium in Bad Saulgau ein, wo wir ein landesweites Angebot zur Spit zenförderung haben. Wir werden im Rahmen von G 9 die MINT-Fächer stärken, wir werden das Fach Informatik/Me dienbildung ab Klasse 5 durchgängig anbieten, wir werden in den Fächern Chemie, Physik und Biologie zusätzliche Stun den zur Verfügung stellen.

Vorhin wurde gesagt, das laufe ja alles nur projektweise. Nein, es ist auf der einen Seite tatsächlich Fachunterricht. Anderer seits greife ich gern das auf, was Kollege Stefan Fulst-Blei sagte: Oftmals hilft es nicht, nur mehr vom Gleichen zu ma chen; vielmehr müssen wir genau schauen, wie wir über pro jektbezogenes Arbeiten, etwa über Projekte wie das von Julia Freudenberg von der Hacker School, das Sie genannt haben, ein neues Interesse bei Mädchen und jungen Frauen wecken, sodass sie auch an den Themen dranbleiben. Denn wir wis sen: Von Natur aus haben Mädchen und junge Frauen genau das gleiche Interesse an Naturwissenschaften, dieses geht oft mals aber auf dem Weg verloren.

Deswegen sind auch unsere außerschulischen Forschungszen tren wichtige Partner, wo mädchenspezifische Angebote im Bereich MINT entwickelt werden. Die Stunden, die wir in die sen Fächern neu zur Verfügung stellen, sollen explizit auch dafür verwendet werden, solche Angebote praxisbezogen auf zugreifen.

Ich will noch auf ein Schülerstipendienprogramm eingehen, nämlich „Lehramt Mintoring“ bzw. „Zukunft Lehramt in Ba den-Württemberg“, durch das wir versuchen, Jugendliche für den Lehrerberuf zu motivieren. Auf diesem Weg ist es dies mal gelungen, mit Beginn des neuen Schuljahrs 100 junge Menschen in dieses „Mintoring“-Programm aufzunehmen. Junge Menschen werden erfolgreich dabei unterstützt, ihre Potenziale zu entdecken und nach dem Abitur einen für sie passenden Bildungsweg im Bereich des MINT-Lehramts zu wählen.

Wir verfügen im Land über eine breite Palette an MINT-An geboten und werden dies in Zukunft noch verstärken. So wur

de hier beispielsweise die AG cosh genannt. Daneben will ich auf das 2022 gestartete Bundesprogramm QuaMath hinwei sen, das die Kultusministerkonferenz auf den Weg gebracht hat und in dessen Rahmen Lehrkräfte dabei unterstützt wer den sollen, den Mathematikunterricht anwendungsbezogen und von den Inhalten her anzuschauen. Wir, das Land BadenWürttemberg, beteiligen uns also explizit an solchen Initiati ven.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch etwas mitgeben – Sie sagten vorhin, wir seien immer schlechter geworden –: Bei der letzten IQB-Studie ist das Land besser geworden; inzwi schen liegt Baden-Württemberg hier auf Platz 4 und nicht mehr im hinteren oder mittleren Feld. Deutschland insgesamt hat hier jedoch – das muss man einfach konstatieren – ein The ma, wenn es darum geht, bei PISA und bei IQB besser zu wer den. Wir nehmen diese Herausforderung an und bringen ak tuell mit großem Engagement eine breite Palette von Bil dungsangeboten auf den Weg, damit Kinder und Jugendliche letztlich einen erfolgreichen Bildungsweg zurücklegen kön nen. Dabei geben wir den MINT-Fächern den Stellenwert, den es in unserer Gesellschaft braucht. Ich denke, mit meinen Aus führungen konnte ich dies nun sehr gut darlegen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei den Grünen und der CDU)

Weitere Wortmeldungen lie gen mir nicht vor.

Wir kommen zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung des Antrags Drucksache 17/3230. Abschnitt I des Antrags ist ein Berichtsteil und kann für erledigt erklärt werden. – Sie stim men zu.

Abschnitt II des Antrags ist ein Beschlussteil, der sechs Hand lungsersuchen an die Regierung enthält. Wird Abstimmung über Abschnitt II gewünscht, und kann ich die Ziffern 1 bis 6 gemeinsam zur Abstimmung stellen? – Das ist der Fall. Wer Abschnitt II zustimmt, den darf ich um das Handzeichen bit ten. – Vielen Dank. Gegenstimmen? – Danke schön. Enthal tungen? – Damit ist Abschnitt II mehrheitlich abgelehnt.