seit mehr als 100 Jahren erfolgreich, auch und gerade weil es flexibel genug ist, sich auch auf die Bedürfnisse neuer Branchen einzustellen. Ausbildungs- bezie hungsweise Lehrinhalte entstehen in Deutschland nicht im luftleeren Raum, sondern werden in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern entwickelt. Da von wird reichlich Gebrauch gebracht. So ist zwischen 2001 und 2010 von den 350 Ausbildungsberufen ein großer Teil neugestaltet worden. Herausgekommen sind dabei 163 neugeordnete und 45 gänzlich neue Berufe. Es gibt mittlerweile auch viel mehr Möglich keiten, sich in Ausbildungsgängen zu spezialisieren, die zum einen eine breite Basisqualifikation und zum anderen Spezialqualifikationen beinhalten. Davon wird im Moment besonders stark in den Metallberu fen Gebrauch gemacht. Wir möchten gern, dass das Modell auch auf die Kunst- und Kreativwirtschaft ausgerichtet wird.
sie allerdings verstärkt in der Kunst- und Kreativ wirtschaft anwenden. Genau das ist notwendig, denn wir können es uns nicht leisten, die Ausbildungspo tenziale in diesem Bereich ungenutzt zu lassen. Das sage ich mit Blick sowohl auf die Betriebe als auch auf die Auszubildenden.
für junge Menschen, die in Bereichen über Kom petenzen verfügen, die sich eben nicht immer an Punkten und Noten ablesen lassen. Jeder von uns kennt aus seinem persönlichen Umfeld den einen Computerfreak, der vielleicht in der Schule ein biss chen zurückbleibt, sich aber im Bereich IT deutlich besser auskennt als seine Lehrerinnen und Lehrer, oder die künstlerisch besonders begabte Schülerin, die mit anderen Fächern Probleme hat. Wir sollten unsere Anstrengungen deutlich verstärken, diese Jugendlichen mit den geeigneten Betrieben zusam menzubringen.
dienabbrecher in bestimmten Fachrichtungen. Man chem Studienabbrecher bietet sich die Möglichkeit, über die Kunst- und Kreativwirtschaft eine abschluss bezogene berufliche Qualifikation zu erlangen. Den letztgenannten Punkt möchte ich betonen. Uns ist wichtig, dass am Ende ein verwertbarer Abschluss steht. Wir wollen nicht einfach nur Beschäftigung in der Kunst- und Kreativwirtschaft organisieren, sondern die Kunst- und Kreativwirtschaft verstärkt in das duale System integrieren. Perspektiven und
Grenzen der Kunst- und Kreativwirtschaft mögen schnelllebig sein, Ausbildungsberufe dürfen es nicht sein. Eine Ausbildung muss zukunftsfest sein und darf nicht nur für eine Stelle in einem bestimmten Betrieb qualifizieren. Davon profitieren am Ende alle Auszubildenden und alle Betriebe. Dies für die Kunst- und Kreativwirtschaft zu realisieren, da für legt unser Antrag einen wichtigen Grundstein. Deswegen möchte ich sie bitten, ihm zuzustimmen. – Vielen Dank!
ehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat in ihrer Gesamtheit betrachtet, die Größenordnung der Automobilindu strie, des Maschinenbaus oder des Finanzdienstleis tungssektors erreicht und die Chemiebranche und die Energiewirtschaft schon überholt. Ihre Teilbranchen gehören, da es gestaltende Branchen sind, zu den Innovationstreibern. Die dort tätigen Menschen sind Experten, wenn es um Transition, um Wandel geht, das heißt um Veränderungen unserer Gesellschaft und unserer Umwelt. Diese hohe Innovationskom petenz und -kraft bringen für die Branche der Kul turwirtschaft besondere Herausforderungen mit sich. Ganz viel von dem, was sie machen, produzieren und entwickeln, gibt es noch nicht oder noch nicht lange. Das hohe Entwicklungs- und Erfindungspotenzial gilt nicht nur für ihre Ideen und Produkte, sondern auch für ihre eigene Arbeit, für ihre Berufung und die Ausbildungsgänge.
mengen zu anderen Branchen. Es gibt in der Branche eine riesige Fluktuation. Es entstehen Berufe entlang der neuen medialen Kulturtechniken, entlang neuer Produktions- und Vertriebsweisen innerhalb von wenigen Jahren oder sogar Monaten völlig neu, die niemand vorher gelernt oder auch unterrichtet hat. Da werden professionelle branchenspezifische Tätigkeiten oft eher noch neu erfunden, als dass sie von der Vorgängergeneration weitergegeben werden könnten.
markt, bei Fernsehen und Rundfunk, Presse, im Internetbereich sowieso, auch im Architekturbereich, gerade in der Stadt- und Raumplanung, in der Soft wareentwicklung, die sich in alle anderen Industrie- und Wirtschaftsbranchen hineinbewegt. Bei allem, was wir Spiele nennen, auch im Design, im Kino- und Veranstaltungsgeschäft, in der Werbung, entstehen ständig neue technische und kulturelle Formen und damit immer wieder neue Arbeitsweisen.
Ideen und Visionen, vom Instinkt und vom Erfin dungsreichtum und den Talenten ihrer Beschäftig ten, was deren Arbeit ausmacht. Wir wollen dieser Besonderheit mit unserem Antrag Rechnung tragen. Wir sagen, Ausbildung muss in dieser Branche, in der die Schnittstellen und die Übergänge und die verschwimmenden Grenzen so wichtig sind, so verstanden werden, dass sich professionelle Spezi alisten und Betriebe dafür mit ihren Professionen zusammentun können - das sind die kooperativen Ausbildungen, die im Antrag erwähnt sind –, damit die Freiheiten und Möglichkeiten bestehen, sich einen neuen Beruf, eine Profession auch selbst zu erarbeiten, zu entwickeln und die Anerkennung dieses Berufes zu erhalten, und die Fähigkeiten und Fertigkeiten manchmal auch erst im Nachhinein anerkannt wer den müssen, weil sie zum Zeitpunkt ihres Erwerbs noch gar nicht formal erfasst und erfassbar waren, wie bei dem Computerfreak, den zum Beispiel Frau Ryglewski gerade beschrieben hat.
triebe und für die Auszubildenden in den Betrieben oft nicht spezialisiert und individuell genug. Die Betriebe sind ganz oft kleine Unternehmen und Kleinstunternehmen, oft Ein-Mann-Unternehmen. Einerseits vermitteln sie fast immer Fachübergrei fendes, Branchenübergreifendes, aber auch sehr viel spezifisches und ganz individuelles Wissen und Handwerk. Andererseits fehlen dadurch oft Aus bildungselemente, die später einen Wechsel des Arbeitgebers innerhalb der Branche oder in andere Branchen möglich machen würden. Dabei sind die Wechsel in dieser Branche die eigentlichen Karriere- und Aufstiegschancen.
entwickeln, damit die Ausbildung in der Kultur- und Kreativwirtschaft der Dynamik der Arbeitsfelder gerecht bleibt. Dabei muss beachtet werden, dass Ausbildung gerade in diesen Branchen nie wirklich zu Ende geht, sondern ein hohes Maß an beruflicher Weiterbildung und Weiterentwicklung zu vielen der Berufe gehört, indem der dualen Ausbildung in einem Beruf noch eine zweite folgt oder ein Studi um angeschlossen wird oder vorhergeht, von einer Branche in eine völlig andere Branche und Tätigkeit gewechselt wird oder indem auf eigene Faust die be rufliche Erfahrung um ganz individuelle Fertigkeiten und Spezialisierungen ausgebaut wird.
reichen von prekären, fast und oft ehrenamtlichen oder unentgeltlichen Tätigkeiten bis ins hoch bezahlte Management im Verlags- oder Fernsehgeschäft, in der Architektur oder zur Spieleentwicklerkoryphäe, wo jemand immer ein Individualist und ein Spezialist bleiben wird.
sagen, ist das Misstrauen in die Nachhaltigkeit und die Verlässlichkeit einer Ausbildung so groß. Da gilt
noch immer die alte und oft falsche Weisheit von der brotlosen Kunst, die nicht stimmt. Autoren, Filme macher, Musiker, bildende, darstellende Künstler, Architekten und Designer, Spieleentwickler, Soft wareentwickler, Programmierer, aber auch Veran staltungstechniker und Mediengestalter, unzählige Handwerker und Produktionsbetriebe, die daran hängen, tragen zum wirtschaftlichen Erfolg und zur gesellschaftlichen Entwicklung viel bei. Dabei sind sie selbst besonders flexibel und damit zukunftsfähig.
aber auch für etwas mehr Selbstbewusstsein und Anerkennung dieser Berufe und ihrer Ausbildungs wege in der Kulturwirtschaft sorgen. – Vielen Dank!
Damen und Herren! Rot-Grün hat nach vier Jahren der Sonntagsreden vermeintlich die Kultur- und Kreativwirtschaft entdeckt. Das, was Frau Ryglew ski gesagt hat – das hat mich wirklich verwundert, Sie sind doch sonst nicht so wirtschaftsfreundlich –,
und auch das, was Herr Werner gesagt hat, klang alles gut. Es war nicht viel Falsches dabei. Wo aber sind außer diesem dürren Antrag, Ihre Taten in dieser Legislaturperiode, meine Damen und Herren?
Darum werden wir ihm auch zustimmen. Ihn aber in der letzten Sitzung dieser Legislaturperiode zu beschließen, meine Damen und Herren, dazu braucht man schon eine gewisse Chuzpe.