Protokoll der Sitzung vom 07.12.2022

Wir werden damit die Einfhrung einer neuen PlattformTechnologie finanzieren k|nnen. Wir haben unsere Auswertungs- und Analysetools wie Hessendata und ÄKLBoperativ³. Da geht es um die Prävention beim Wohnungseinbruchsdiebstahl. Neuerdings gibt es ÄGLB-operativ³. Da geht es um die Geldautomaten. Ich lasse mir gerne den Vorwurf gefallen, dass wir langweilig sind und auch im nächsten Jahr wieder mehr Geld fr mehr Innovationen haben werden.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es mag langweilig sein fr Sie und fr andere, Herr Herrmann, dass wir in diesem Plenarsaal wieder darber diskutieren k|nnen, dass die hessische Polizei im Jahr 2021 wieder erfolgreicher geworden ist:

(Klaus Herrmann (AfD): Ich habe nicht von Langeweile gesprochen, sondern von Ihrer Ignoranz!)

wieder h|here Aufklärungsquote, wieder weniger Straftaten, wieder weniger Kriminalität. Ja, es ist langweilig, ich räume es ein ± aber es ist gut fr die Brgerinnen und Brger, und das finde ich wichtig, und das sollten wir hier ins Zentrum stellen.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dazu geh|ren ganz wichtige Bereiche der Kriminalitätsbekämpfung. Zum Thema Rechtsextremismus habe ich heute Morgen bereits einen Punkt gesagt. Ich m|chte aber hinzufgen, es ist natrlich ein kontinuierlicher Kampf, den wir hier aufgenommen haben. Wir haben mit unserer BAO Hessen R bereits 430 konzertierte polizeiliche Einsatzma‰nahmen gegen die rechte Szene gefahren, 320 Durchsuchungen. Wir haben 171 Haftbefehle gegen fast 160 Personen in den letzten drei Jahren auf den Weg gebracht. Das hei‰t, der Druck auf die rechtsextreme Szene ist hoch, weil wir die Polizei so ausgestattet haben, wie wir sie ausgestattet haben, und weil wir eine solche Strategie fahren, um Extremismus in diesem Land erfolgreich zu bekämpfen.

Wenn ich von wiederholten Erfolgen spreche, spreche ich natrlich auch ber eines der widerlichsten ÄKriminalitätsphänomene³, die es in unserem Land gibt, das ist das Thema sexueller Missbrauch von Kindern und Kinderpornografie. Wir hatten mit der BAO Fokus, die wir aufgebaut haben ± es ist bereits angesprochen worden, wir haben zusätzliche Stellen im neuen Haushalt vorgesehen ±, in den letzten Jahren mit 300 Ermittlern im Einsatz ± was wir nicht fr m|glich gehalten hätten, das räume ich ein ± 3.000 Durchsuchungen und fast 50 Festnahmen allein bei uns in Hessen. Das zeigt, wir stehen diesen Tätern auf den F‰en und sind ihnen auf der Spur. Dieses widerlichste Kriminalitätsphänomen wird von uns bekämpft. Auch dafr schaffen wir fr die Jahre 2023 und 2024 wichtige Voraussetzungen mit diesem Haushalt.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Während andere auf Bundesebene zuletzt das Thema Geldautomatensprengungen nunmehr fr sich entdeckt haben, sind wir bereits seit Anfang des Jahres ebenfalls mit einer

eigenen Einheit, einer eigenen Besonderen Aufbauorganisation effectus darangegangen, um vor allem im Gespräch und im Austausch mit den Banken in diesem Land dieses Phänomen besser in den Griff zu bekommen. Was dort passiert, ist nicht nur das blo‰e Sprengen von Automaten und das Rauben von Geld, sondern die Gefährlichkeit ist auch bedingt durch die Auswirkungen auf das ganze Umfeld: Sie mssen sich nur einmal anschauen, was dort passiert. Wie durch ein Wunder ist bei diesen furchtbaren Taten bislang noch niemand ums Leben gekommen. Aber wir haben hier den Kampf bereits aufgenommen, während andere damit jetzt anfangen. Es ist ebenfalls ein wichtiges Zeichen dafr, dass wir uns um die Sicherheit der Brgerinnen und Brger in unserem Land bestm|glich kmmern.

Meine Damen und Herren, wieder positive Alleinstellungsmerkmale. Ja, Herr Herrmann, es ist langweilig: Wieder sind es positive Alleinstellungsmerkmale.

(Klaus Herrmann (AfD): Ich habe nicht von Langeweile gesprochen, sondern von Ihrer Ignoranz unseren Forderungen gegenber!)

In der Frage der Beamtenbesoldung sind wir das einzige Bundesland, das am Ende in dieser Form Reparatur an der Beamtenbesoldung vornimmt. Eine halbe Milliarde Euro, die wir in diesem Land in die Hand nehmen, um dafr Sorge zu tragen, dass wir wieder eine verfassungskonforme Besoldung haben. Kein anderes Bundesland ± und es sind alle Bundesländer betroffen ± macht das in dieser Form. Darauf, dass uns das gelungen ist, bin ich auch ein Stck weit stolz.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ± Zuruf Stefan Mller (Heidenrod) (Freie Demokra- ten))

Wieder positive Alleinstellungsmerkmale beim Katastrophenschutz und beim Sport, das muss am Ende sogar die Opposition hier positiv herausstellen, wofr ich sehr dankbar bin, Kollege Mller. Aber es zeigt eben, dass wir auch dort auf einem richtigen Weg sind.

Hessen ist und bleibt ein sicheres Land, und dafr sorgt dieser Haushalt, den wir heute beraten und hoffentlich in ein paar Wochen beschlie‰en werden. ± Vielen Dank.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank.

Ich rufe jetzt den

Einzelplan 04 ± Hessisches Kultusministerium ±

auf. Als erstem Redner erteile ich Herrn Abg. Degen von der SPD-Fraktion das Wort.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Heute scheine ich mit meiner Wortmeldung richtig zu sein. ± Meine Damen und Herren! Auch wenn ich mir, anknpfend an den Innenminister, sicherlich mehr Polizei gerade vor Ort auf den Polizeistationen wnsche, muss ich dem Innenminister eines lassen: Er bildet erst aus und schafft dann Stellen, sodass er wirklich eine richtige Bedarfsplanung hat. Der Kultusminister k|nnte sich eine Scheibe davon abschneiden, dass

es wirklich eine richtige Bedarfsplanung gibt, anstatt dass im Blindflug Stellen geschaffen werden, fr die man gar keine Leute hat.

(Beifall SPD)

Denn Hessen investiert seit Jahren zu wenig in die Lehrkräfteausbildung. Jahrelang wurde unter Bedarf ausgebildet, und man hat sich immer darauf verlassen, dass die anderen Länder es schon richten und wir Lehrkräfte aus anderen Ländern wrden gewinnen k|nnen. Es reicht ja jetzt noch nicht einmal, dass pensionierte Lehrkräfte wieder ersetzt werden. Wir haben so viele unbesetzte Stellen wie noch nie, wir haben so viele Laien als Lehrer wie noch nie. Und hätte der Kultusminister Daten dazu, k|nnte man wahrscheinlich auch sagen, wir haben so viel Unterrichtsausfall wie noch nie. Das muss sich endlich ändern.

(Beifall SPD und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Allein zu diesem Schuljahr sind es rund 7.000 Lehrkräfte, also ber 10 %, die keine Lehrerausbildung haben. Es wurden in diesem Schuljahr Lehrkräfte eingestellt, die an den Schulen berhaupt nicht ankommen, weil sie aktuell in Elternzeit sind, im Mutterschutz, in der Langzeiterkrankung, warum auch immer ± Hauptsache, die Schulen k|nnen eine Stelle besetzen, aber eben ohne dass die Schulen und die Kinder etwas davon haben.

Wir haben gestern in der Fragestunde darber gesprochen: Wir haben Klassenleitungen, die ber kein Lehramt verfgen. Ich kenne ein Beispiel aus einer Grundschule im Rheingau-Taunus-Kreis, in der mindestens drei Klassenleitungen ber keine Lehrerausbildung verfgen.

(Zuruf Manfred Pentz (CDU) ± Gegenruf Stephan Grger (SPD))

Wir haben F|rderpädagogen oder F|rderpädagogik Studierende im dritten oder vierten Semester, die an Beratungsund F|rderzentren arbeiten und dann an die Regelschulen geschickt werden, um die in der Inklusion zu beraten. ± Das ist die Realität an Hessens Schulen, Herr Pentz, und die mssen Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen.

(Beifall SPD, Freie Demokraten und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Ich sage es auch deshalb noch einmal ± der Ministerpräsident hat es in der gestrigen Generaldebatte angesprochen, gleich im Vorfeld, um aus seiner Sicht eine Brandmauer aufzubauen ±, weil diese 4.000 Stellen, die jetzt fr die nächsten beiden Jahre im Haushaltsplan stehen, eine reine Farce sind.

(Beifall SPD und Freie Demokraten)

Es ist schon jetzt absolut absehbar, dass die eben nicht besetzt werden k|nnen. Wir k|nnen schon jetzt nicht die Stellen besetzen, die wir haben. Das ist eben der Blindflug, den ich eingangs meinte. Schon jetzt wird das ganze Geld fr Personal nicht ausgegeben, weil die Stellen nicht besetzt werden k|nnen. Was nun in diesem Haushaltsplan steht, ist doch nichts anderes als Munition fr die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer von CDU und GRÜNEN, damit die sich im Landtagswahlkampf hinstellen und gro‰ etwas dazu erzählen k|nnen, wie viel Hessen in Bildung investiert und wie viele Stellen geschaffen werden. Aber noch einmal: Am Ende werden diese nicht besetzt werden.

(Beifall SPD und Freie Demokraten)

Sie gaukeln der Öffentlichkeit etwas vor, was nicht zu halten ist. Am Ende st|ren Sie damit auch noch den Schulfrieden; denn Sie erzählen den Leuten dann etwas von 134 % Lehrerversorgung, von soundso vielen neuen Stellen, aber die Realität sieht eben anders aus.

Dann haben Sie Eltern, die bei den Schulleitungen stehen und sagen: Moment, wo ist denn jetzt die Klassenlehrkraft meines Kindes? Warum ist es jetzt schon die dritte in einem Jahr? Warum ist das eigentlich jemand, der berhaupt nicht ausgebildet worden ist? Wieso steht eine Studentin vor dieser Klasse und soll meinem Kind Lesen und Schreiben beibringen? ± Das alles sind Fragen, mit denen Schulleitungen konfrontiert sind, meine Damen und Herren. Am Ende ist das nicht stimmig gegenber dem, was hier immer wieder von CDU und GRÜNEN, von der Landesregierung verkndet wird. Am Ende sorgt das fr Konflikte, worunter die Kinder und die Lehrerinnen und Lehrer leiden, und die Schulen mssen es ausbaden.

(Beifall SPD, Freie Demokraten und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Ich sage es noch einmal: Keine einzige dieser Stellen wird besetzt werden k|nnen, sieht man einmal von den 15 Stellen ab, die wieder einmal im Kultusministerium neu geschaffen werden sollen. Im Kultusministerium haben wir wirklich ein Allzeithoch. Und das, glaube ich, ist langsam auch mal gut so.

Meine Damen und Herren, an den Schulen nimmt man den Minister und den Ministerpräsidenten schon nicht mehr ernst. Wenn man in die entsprechenden Foren schaut, dann hei‰t es: ÄLachnummer³, Äpeinlich³. Wer glaubt denn noch, dass man hier eine Stelle irgendwie qualifiziert besetzen kann?

Was wir brauchen, ist endlich mehr Qualifizierung, vor allem mehr Qualifizierung der vielen Menschen, die mit befristeten Verträgen an unseren Schulen arbeiten, die ausgenutzt werden, die Jahr fr Jahr mit Kettenverträgen gegängelt werden, die oft nicht einmal in den Sommerferien bezahlt werden. Auch das muss sich endlich ändern, meine Damen und Herren.

(Beifall SPD und vereinzelt DIE LINKE)

Diese Menschen, die zum Teil oft fnf Jahre an Schulen unterrichten und dann rausgeworfen werden,

(Stephan Grger (SPD): Richtig! Die sind dann weg!)

die sich eingearbeitet haben, die zu gro‰en Teilen ihre Sache gut machen ± das hat eben nichts mit Respekt zu tun. Deswegen drfen wir diese Menschen nicht einfach immer wieder auf die Stra‰e setzen. Wir mssen sie qualifizieren, um ihnen wirkliche Perspektiven zu geben und fr gute Arbeitsbedingungen zu sorgen.

(Beifall SPD und Moritz Promny (Freie Demokra- ten))

Ja, wir mssen auch weiterhin mehr Studienplätze schaffen. Ich wei‰, da wurde auch schon ein bisschen getan. Der Ministerpräsident hat gestern versucht, damit seine Verteidigungslinie aufzuziehen. Er hat gesagt: Wir haben ja schon mehr Studienplätze geschaffen. ± Leider brigens viel zu spät; denn in der Zeit, als er Wissenschaftsminister war, hat man anfangs verschlafen, rechtzeitig zu reagieren.

(Stephan Grger (SPD): So ist es!)

Aber ich will Ihnen einmal sagen, warum auch dieses Argument nicht zählt. Denn, schaut man sich den Haushaltsplan und die Kennzahlen zu den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst an, dann ist da gar keine Steigerung vorgesehen, weil Studierende, die ihre Staatsprfung machen, am Ende berhaupt nicht mehr ins Referendariat kommen. Denn sie brechen entweder ihr Studium ab, oder sie sind mit anderen Dingen beschäftigt. ± Ich sage Ihnen auch, womit. Ich habe am Montagabend mit einem Professor der Goethe-Universität gesprochen, der Lehrerinnen und Lehrer ausbildet. Ich habe ihn gefragt: ÄWie ist denn das? Wie viele deiner Studierenden unterrichten eigentlich an Schulen?³ Er sagte: ÄAb dem sechsten Semester 100 %.³ Da bei‰t sich die Katze in den Schwanz: Sie haben nicht genug Lehrkräfte, Sie wollen mehr ausbilden. Aber weil Sie nicht genug Lehrkräfte haben und die Studierenden an den Schulen unterrichten und da eingesetzt sind, k|nnen sie sich nicht mehr auf ihr Studium konzentrieren. Weil das natrlich attraktive Verträge fr Studierende sind, kommen die am Ende in den Schulen auch nicht an. Deswegen funktioniert Ihre Strategie nicht.

(Beifall SPD und Moritz Promny (Freie Demokra- ten))