Das Personal ist eines der drängendsten Probleme bei der künstlichen Intelligenz; denn die vorhandenen KI-Professuren sind nicht besetzt. Dafür, dass sich Hessen als Schwerpunkt der KI-Forschung sieht – das finden wir gut – und sich gerne als das Silicon Valley Europas bezeichnet – das begrüßen wir; denn das wäre auch unser Wunsch bzw. unser Traum –, befasst man sich etwas wenig mit den Professuren, die wir brauchen, weil dahinter Menschen stehen müssen.
22 Professuren, davon 20 neue, wurden im Jahr 2021 in der KI-Forschung für die nächsten fünf Jahren versprochen. Real sind es momentan acht. Es handelt sich natürlich um bundesweit heiß begehrtes Fachpersonal; das ist uns auch klar. Wenn man sich anschaut, wie viele es bundesweit gibt, nämlich 208, ist die Bilanz von acht in Hessen ein bisschen schwach.
Die Lösung ist dabei nicht greifbar und nicht einfach. Wir glauben, dass sie auf vielen verschiedenen Ebenen getroffen werden muss. Man könnte damit anfangen, Englisch als Verwaltungssprache einzuführen. Man könnte aber allgemein erst einmal Verwaltungsverfahren vereinfachen. Man könnte durch Digitalisierung für mehr Geschwindigkeit sorgen. Aber auch Wohnraum ist ein Thema für Menschen, die wir aus dem In- und Ausland zu uns nach Hessen locken wollen. Familienfreundliche Beschäftigung in den Universitäten, an den Hochschulen und an den Forschungseinrichtungen ist ein elementares Thema. Man kann fragen: Wird in Qualifizierungschancen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern genug in Hessen investiert? Wir sagen Nein. Wir haben im Haushaltsverfahren den Vorschlag gemacht, KI-Promotionsstipendien einzuführen. Dieser Vorschlag ist leider auf Ablehnung gestoßen.
Sie sehen also: Es gibt noch viel zu tun in diesem Bereich. Man muss leider sagen: Die Forschung in Hessen ist gut, sie ist sehr gut, sie ist exzellent, aber sie ist trotz und nicht wegen der öffentlichen Hand so gut.
Wenn ich über Personal und künstliche Intelligenz rede, kann ich den MINT-Bereich nicht aussparen. Die MINT
Bildung ist bei uns zu schlecht; das muss man anerkennen. Deswegen fehlen diese Menschen. Wir müssen mehr Leute dafür begeistern. Wir müssen mehr Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch Ausgründungen aufgrund von guten Ideen aus der Forschung und der Wissenschaft möglich sind. Wir brauchen mehr Technologietransfer. Wir brauchen leichteren Zugang zum Kapital; denn auch das gehört zur Forschung dazu. Irgendetwas muss man mit diesen Ergebnissen machen.
Wir brauchen auch eine Reform der Förderrichtlinien. Wir müssen es schaffen, den Hirsch-Faktor für Technologietransfer einzuführen, um so mehr Anreize zu schaffen. – Vielen Dank.
Herr Präsident, sehr verehrte Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren! Die Landesregierung soll natürlich wieder ordentlich gefeiert werden. Dafür gibt es diese Aktuelle Stunde der CDU. Schauen wir uns jetzt die hessische Zukunftsagenda KI etwas näher an. Ich glaube, es lohnt sich.
Zunächst muss ich zugeben, dass wir möglicherweise hier in Hessen wirklich einmal vorne liegen. Die Möglichkeit sehen wir als gegeben an. Vielleicht klappt es sogar mit der Marke „KI made in Hessen“. Frau Ministerin, diese scheint Ihnen besonders am Herzen zu liegen.
Mit dem Begriff Silicon Valley Europas wäre ich ein bisschen zurückhaltend, aber na ja, wir wollen nicht unken.
Werfen wir einen Blick auf die Fakten. Dazu gehört auch, dass die Vorgeschichte 2019 mit der Gründung des Zentrums verantwortungsbewusste Digitalisierung, ZEVEDI, beginnt. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen weitab vom hippen hessian.AI und dem KI-Forschungslabor, aber ich denke, das ist es nicht.
Am Montag dieser Woche hat der Deutsche Ethikrat seine Stellungnahme „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht, also: gutes Timing. Ich gebe es sehr gerne zu: Ich habe die 287 Seiten der Stellungnahme nicht gelesen, aber ich werde das mindestens punktuell nachholen; denn darin werden sehr interessante Themen adressiert, die uns über künstliche Intelligenz hinaus interessieren sollten oder müssten, z. B. die Mensch-Technik-Relationen im Allgemeinen, KI in der Medizin, KI in der Bildung – heute Morgen wurde in einer Schülergruppe gezielt danach gefragt; eine sehr kluge Frage – und, auch das ist schon genannt worden, öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung sowie – das ist für uns ganz besonders relevant – öffentliche Verwaltung. Der Abgeordnete der LINKEN hatte gleich versucht, eine Justiz-Dystopie an die Wand zu malen.
Davon sind wir noch Lichtjahre entfernt – Gott sei Dank. Ich will deutlicher machen, wo eigentlich der Hase im Pfeffer liegt: Bisher sind wir in der IT deterministische
Prozesse und Algorithmen gewohnt. Das ist natürlich bei Systemen mit Eigenintelligenz schlichtweg anders. Wir können zum Teil gar nicht mehr nachvollziehen, wie ein System seine Entscheidungen getroffen hat. Deswegen können Entscheidungen, die aus der Verwaltung heraus Auswirkungen auf Menschen haben werden, auf gar keinen Fall auf dieser Basis getroffen werden.
Aber ich muss Frau Ministerin Sinemus loben, dass sie mit dem Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung vernünftige digitale Ordnungspolitik betrieben und sich von vornherein den Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz gewidmet hat.
Die konkreten Ergebnisse von hessian.AI bisher lassen sich vor allen Dingen anhand des ausgegebenen Geldes bewerten. Laut einem Pressebericht wurden sogar deutlich mehr Landesmittel investiert. Ich habe die Zahl von 38 Millionen € für das Zentrum für künstliche Intelligenz hessian.AI zu lesen bekommen. Es gibt dazu ein Programm zur Förderung von Start-ups sowie KMU, das insgesamt wohl mit 55 Millionen € dotiert ist. Davon sind schon 35 Millionen € in 120 Projekte geflossen. So las ich es zumindest.
Da das Zentrum Green IT Cube schon seit 2016 mit weiteren EU-Mitteln gefördert wurde, dürfen wir davon ausgehen, dass im Großen und Ganzen etwa 100 Millionen € Steuerzahlergeld investiert wurden. Da es sich teilweise um echte Grundlagenforschung handelt, wäre es in der Tat reichlich unfair, sofort nach vermarktungsfähigen Produkten zu fragen. Aber ja, das tue ich, Herr Felstehausen; denn, wenn wir so viel Geld investieren, müssen wenigstens bei einem Teil dieser Projekte am Ende auch Profitabilität und somit auch eine Investitionsrendite für das Land als Ankerinvestor stehen.
Betrachten wir die sonstigen Investitionsvehikel des Landes Hessen, müssen wir leider feststellen, dass oftmals Jahr für Jahr neu aus dem Landeshaushalt nachgeschossen werden muss. Das halten wir in einer Zeit, in der wir uns so viel auf unsere Start-up- und Gründerszene einbilden, für einigermaßen schwer nachvollziehbar.
Ich will aber betont positiv und optimistisch schließen. Künstliche Intelligenz bietet Chancen und Risiken. Das haben wir alle durchgemacht. Das ist dasselbe wie bei jeder anderen disruptiven Technologie. Wichtig ist, das Thema aktiv zu adressieren. Politischer Attentismus wäre hierbei in der Tat fatal.
Als konstruktive Opposition bricht uns auch kein Zacken aus der Krone, wenn wir die Regierung auch mal loben, wenn aus unserer Sicht etwas ausnahmsweise mal gut funktioniert hat.
Ich komme zum Schluss. Hier hat es gut funktioniert. Die Hessische Landesregierung hat frühzeitig Weichen gestellt; jetzt, auf der Höhe des Hypes, steht das Innovationslabor zur Verfügung. Ich gehe stark davon aus, dass das Geld gut investiert ist. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Digitalisierung braucht Rechenpower; ohne gehts nicht. Künstliche Intelligenz braucht ganz besonders viel Rechenpower. Sie ist mit ihren großen Datenmengen besonders ressourcenhungrig.
Das Interesse an KI steigt. Der Bitkom hat erhoben, dass in diesem Jahr jedes zehnte Unternehmen in KI investieren will. Was braucht es dafür? Die Entwicklung und Nutzung von KI hat ganz besondere Anforderungen an Hochleistungsrechner. Anders als bei bisherigen IT-Anwendungen mit großen Datenmengen und damit einer hohen Rechenleistung liegen bei KI die Daten in der Regel unstrukturiert statt strukturiert vor. Deshalb braucht man eine komplett andere Hardware mit anderen Komponenten für Speicherung und Rechenleistung.
Wer künstliche Intelligenz in Forschung und Wirtschaft also voranbringen will, braucht eine neue, KI-spezifische Recheninfrastruktur. Mit dem KI-Innovationslabor von hessian.AI gibt es diese nun in Hessen.
Sie wird dringend benötigt. Ich habe hier gestern schon darüber gesprochen, was für eine internationale Strahlkraft hessian.AI hat. Ich wiederhole das gerne. Mit dem Zusammenschluss von 13 Hochschulen, 22 bestehenden und bereits besetzten Professuren und der Schaffung von 20 neuen Professuren sowie einem interdisziplinären und kooperativen Forschungsansatz entsteht hier mit hessian.AI ein herausragendes Forschungscluster. Für seine Forschungsstärke braucht es eine entsprechende technische Infrastruktur, die das neue Innovationslabor nun bietet. Ohne die neue Recheninfrastruktur hätten die Hochschulen keine Chance, KI-Forscherinnen und KI-Forscher zu gewinnen und zu halten.
Die Komponenten und die Infrastruktur von hessian.AI haben aber nicht nur internationale Strahlkraft, sie haben auch einen ganz konkreten Nutzen für die Wirtschaft in unserer Region; denn das KI-Innovationslabor von hessian.AI steht nicht nur der Wissenschaft, sondern auch Anwenderinnen und Anwendern zur Verfügung. Alle erhalten Betreuung bei der Konzeption und Umsetzung von KIProjekten sowie Zugang zu Infrastruktur. Dieses Angebot stärkt die Attraktivität Hessens als Standort von Start-ups.
Ich möchte auf den Punkt von Herrn Felstehausen eingehen, weil ich ihn für sehr wichtig halte. KI made in Hessen folgt ethischen Leitplanken. Dafür sorgen wir bereits mit ZEVEDI, aber auch mit dem AI Quality and Testing Hub. Dass die Landesregierung hier nichts tut, möchte ich deshalb zurückweisen. In Zeiten globaler Herausforderungen für die Energieversorgung ist es für Hessen besonders erfreulich, dass dieses wichtige Stück hessischer Recheninfrastruktur im Green IT Cube angesiedelt wird. Auch das zeigt, dass wir KI mit gesellschaftlicher Verantwortung voranbringen.
Auf dem Darmstädter Campus der GSI/FAIR setzen Hochleistungsrechner weltweite Maßstäbe beim Energiesparen. Dank eines speziellen Kühlsystems ist er besonders energieeffizient und damit auch günstig. Dies ist möglich durch die Kühlung mit Wasser statt mit Luft. Bei herkömmlicher Kühlung werden für die Kühlung normalerweise 30 bis 100 % der bereits für die Rechenleistung benötigten Energie gebraucht. Am Green IT Cube sind es weniger als 7 %.
Hier wird nicht nur energieeffizient gerechnet, sondern auch energieeffizientes Rechnen erforscht. Deshalb freue ich mich sehr, dass die GSI dem KI-Innovationslabor ein nachhaltiges Zuhause gegeben hat.
Diese Kooperation beweist auch eines: Hessen hat ein starkes Forschungs- und Innovationsökosystem, das Synergien mit sich bringt. Wir können das auch noch nachhaltig. Damit sind wir gut aufgestellt für die Zukunft. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Anwesende! Wir haben es heute schon oft gehört: Am Montag eröffnete das KIInnovationslabor des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz, hessian.AI, am Green IT Cube des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung. Von hier aus noch einmal herzlichen Glückwunsch nach Darmstadt zu diesem neuen shared KI-Superrechner. Heute findet an der TU Darmstadt auch die feierliche Eröffnung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz statt. Wir können leider nicht da sein, Frau Ministerin. Wir müssen hier noch ein bisschen miteinander debattieren, aber wir können uns das vielleicht noch bei anderer Gelegenheit anschauen.
Wir sind uns nämlich sicherlich alle einig, dass wir KI-Forschung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft und in der Wissenschaft fördern müssen. In der Presseerklärung des Digitalministeriums zur Eröffnung des Innovationslabors am Montag konnte ich lesen:
Nachhaltige und modernste KI-Recheninfrastruktur ist eine Voraussetzung für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen.
Es hört sich erst einmal gut an. Der Cube – Kollegin Eisenhardt hat es gerade schon erwähnt – ist in Bezug auf seinen Energieverbrauch eine der nachhaltigsten Rechenzentrumsinfrastrukturen weltweit. Der Cube, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist aber eben nicht die Masse in Hessen. Da erinnere ich gerne an einen Namensbeitrag der Ministerin aus der „FAZ“ vom letzten Dezember. Überschrift: