Zur Landesentwicklung. In den letzten Jahren hat Hamburg im Bereich der Sportförderung im Titel 8200 im Etat der Innenbehörde kontinuierlich eingespart. Gleichwohl, das will ich bestätigen, hat Hamburg seinen Kofinanzierungsanteil, die Komplementärmittel, in Höhe von 298 000 DM laufend, auch für das Jahr 2001 eingebracht und seinen Anteil an den Gesamtkosten erbracht. Mit diesem Anteil, der allerdings bundesweit vergleichsweise nur Mittelmaß ist, ist das Olympia-Stützpunkt-bezogene finanzielle Soll – wenn man so will – erfolgt. Dieses darf aber grundsätzlich nicht davon ablenken, daß der Leistungssport in anderen Bundesländern auch in der Politik eine deutlich höhere Priorität hat. Andere Länder sind nicht der Auffassung, daß die finanzielle Förderung der A- und B-Kader, um die es im wesentlichen geht, ausschließlich Bundesangelegenheit ist. Darüber muß in Hamburg neu nachgedacht werden.
Zu beklagen ist darüber hinaus – da wird es grundsätzlich schwierig –, daß die Förderung des Sports in Hamburg im Ländervergleich am Ende rangiert. Nach einer Datenüber
sicht des Bundes von 1993 bezahlt Hamburg pro Einwohner und pro Jahr 14 DM und liegt damit noch hinter Berlin mit 25 DM und Bremen und nur ganz knapp vor NordrheinWestfalen mit 12 DM und dem Saarland mit 6 DM.
Ich muß deswegen feststellen – Herr Schmidt, was Sie hier ausgeführt haben, macht dies auch deutlich –, Senat und Koalitionsfraktionen haben die Zusammenhänge zwischen Einrichtung, dem laufenden Betrieb und der Entwicklung eines Olympia-Stützpunkts offensichtlich nicht richtig verstanden. Ursächlich für die aktuelle Entwicklung und die Gefährdung dieses Stützpunkts – das wird latent so bleiben, wenn der Senat für die Rahmenbedingungen nicht rasch andere Prioritäten setzt – sind neben den durch Kürzungen entstandenen finanziellen Engpässen primär strukturelle oder auch konzeptionelle Rahmenbedingungen dieser Stadt, die internationale sportliche Spitzenleistungen in einer anderen Zahl, als wir uns das alle wünschen, nicht erwarten lassen können. Deswegen spricht der DSB in bezug auf Hamburg – das haben Sie leider nicht ausgeführt, Herr Schmidt – im Zusammenhang mit der Frequentierung durch die Athleten von Stützpunkten, die nicht hinreichend von Athleten frequentiert werden.
Die anstehende drohende Schließung hat vorrangig etwas mit anderen Dingen zu tun, nämlich mit einer jahrelangen Geringschätzung des Sports durch den Senat und die ihn tragenden Fraktionen.
Wer erstens konsequent, Herr de Lorent, über Jahre den Schulsport an allgemeinbildenden Schulen aushöhlt, wer zweitens den Berufsschulsport konsequent abgeschafft hat und wem es drittens nicht gelingt, Leistungssport und Wirtschaft mit der Stadt Hamburg zu identifizieren und zu vernetzen und deutliche Akzente zu setzen, der hat sein sportpolitisches Soll verfehlt.
Der darf sich nicht wundern, neben den mittelmäßigen Zuwendungen auch nicht nur als Mittelmaß bezeichnet zu werden.
Herr de Lorent, seien Sie doch ein bißchen zurückhaltender mit Ihren Äußerungen. Sie gehören einer Fraktion an, die den Spitzensport als Luxus bezeichnet, an dem kräftig gespart werden soll.
Diese Debatte gibt Gelegenheit, über solche Bezeichnungen und Ausführungen ernst nachzudenken. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das bei dieser Debatte korrigieren würden.
Der Sport braucht in dieser Stadt einen anderen Stellenwert, und zwar sowohl der Breiten- als auch der Spitzenund Leistungssport, denn sie bedingen sich wechselseitig. Statt auf gutgemeinte, sportbetonte Klassen zu setzen, die wir haben, die wir unterstützen und mit entwickelt haben, die primär von den Verbänden alimentiert werden, braucht Hamburg wie in Berlin, was ein gutes Beispiel ist, gesetzlich verankerte sportbetonte Schulen mit einer sachgerechten Ausstattung. Wir brauchen Leistungskursförde
rung im Fachbereich Sport und entsprechende ausreichende Bereitstellungen von Lehrer-Trainer-Stellen, die Mädchen und Jungen – entsprechend ihren sportlichen Neigungen – konsequent unterstützen und fördern.
Wenn diese innerbehördliche Vernetzung, Sportamt und Schulbehörde mit bestimmten geeigneten Schulen einerseits und dem HSB zusammen mit bestimmten Vereinen und Verbänden andererseits, auf der fachlichen Ebene und die konsequente Förderung nicht erfolgt, dann brauchen wir den Senat mit diesem hohlen Antrag, Herr Schmidt, wie Sie ihn gestellt haben, nicht länger antragsweise aufzufordern, sich für den OSP-Erhalt einzusetzen. Dann erledigt sich dieser Stützpunkt in aller Kürze von ganz alleine. Wer das will, meine Damen und Herren, sollte den CDU-Antrag ablehnen, andererseits zustimmen. – Ich danke Ihnen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es war interessant, wie der Kollege Okun die Kurve von der Flexibilisierung der Stundentafel in den Grundschulen zur Frage der Überprüfung des bestehenden Stützpunktsystems auf Bundes- und Länderebene gekriegt hat. Ich glaube, daß Ihnen Ihr sportpolitischer Zettelkasten ein bißchen durcheinandergeraten ist.
Es sind bei diesem Thema ja nicht alles Experten im Hause. Lassen Sie mich einige Informationen zum Olympia-Stützpunkt in Hamburg geben.
Die meisten von Ihnen werden nicht wissen, daß schwerpunktmäßig die Sportarten Schwimmen und Rudern gefördert werden, daß es um einen Etat für 2001 von ungefähr 1,5 Millionen DM geht, daß im Olympia-Stützpunkt ungefähr 130 bis 170 Athleten gefördert werden – mit steigender Tendenz – und daß jedes Mitglied der A-, B- oder C-Nationalmannschaft Anspruch hat, dort zu trainieren.
Wenn wir die Argumente ein bißchen abchecken, werden wir zu dem Ergebnis kommen, daß der SPD-Antrag unterstützt werden muß. Ein Pro-Argument ist: Bei einer Schließung des Olympia-Stützpunkts wäre der gesamte norddeutsche Raum bis Wolfsburg mit Angeboten dieser Art nicht abgedeckt. Es muß unser gemeinsames Ziel sein, talentierte Sportlerinnen zukünftig in Hamburg zu halten und auch weiter nach Hamburg zu holen. Ohne diese wäre ein Serviceangebot des OSP deutlich gefährdet, denn es ist klar, daß talentierte Nachwuchssportler dort hingehen, wo sie die beste Unterstützung erhalten.
Die Zusammenlegung des Olympia-Stützpunkts Hamburg und Kiel mit Mecklenburg-Vorpommern scheint uns auch nicht sinnvoll zu sein, weil aufgrund der räumlichen Entfernung zusätzliche Kosten entstehen würden. Für uns ist ein wichtiges Argument, daß Leistungssport immer noch wichtige Impulse für den Breiten- und Gesundheitssport gibt. Das kann man an vielen Beispielen sehen. Ein Paar, das in Sydney eine Bronzemedaille gewonnen hat, sind die beiden Hamburger Beach-Volleyballspieler Hager und Ahmann. Ein solcher Impuls geht auch in den Breitensport. Das hat man in den anderen Sportarten ebenfalls erlebt.
Vielleicht noch zwei Kontra-Argumente. Wir sind ja sonst immer dabei, nur positive Argumente zu finden. Wirklich angewiesen sind die Aktiven in ihrer täglichen Trainingsarbeit nicht auf einen Olympia-Stützpunkt. Es gibt zum Teil sehr gute Rahmenbedingungen bei gutsituierten und re
nommierten Sportvereinen, vielleicht mit der Ausnahme des Schwimmsports in Hamburg. Sandra Völker trainiert hier, weil es in Hamburg eine exquisite Gegenstromanlage gibt, die eine gute Voraussetzung für herausragende Leistungen ist. Für Jugendliche ist der Weg nach Dulsberg oftmals zu weit. Jugendliche, die auch noch anders als nur mit Sport beschäftigt sind, trainieren häufig lieber in ihren Heimatvereinen.
Bevor ich zu dem Fazit komme, daß der Olympia-Stützpunkt in Hamburg erhalten bleiben muß, möchte ich noch folgendes feststellen: Herr Okun, ich halte das Prinzip für richtig, die bestehenden Stützpunktsysteme auf Bundesebene, das heißt die Olympia-Stützpunkte und die Bundesleistungszentren, nach bestimmten Kriterien zu überprüfen, um festzustellen, ob wirklich effektiv gearbeitet wird. Das ist legitim. Ich komme allerdings zu dem Ergebnis, daß der Olympia-Stützpunkt in Hamburg diesen Leistungskriterien standhält und von daher auch weiter gefördert werden muß.
Wenn der Präsident mich fragen würde, ob ich eine Zusatzfrage zulassen würde, würde ich dies verneinen. Aber er hat mich noch nicht gefragt.
Herr Abgeordneter, darf ich das dahin gehend deuten, daß Sie auf keinen Fall eine Zwischenfrage des Abgeordneten Okun zulassen wollen?
Nein, möchte ich nicht, weil ich weiß, Herr Okun meldet sich immer noch einmal wieder. Dann kann er im Zusammenhang sagen, was er an dem, was der Kollege Schmidt und ich vorgetragen haben, nicht überzeugend findet.
Erstens: Der Olympia-Stützpunkt muß erhalten bleiben, damit Hamburg im Bereich des Leistungssports nicht weiter ins Hintertreffen gerät.